Lieber Julian,
du kannst dir nicht vorstellen wie sehr ich mich gerade gefreut habe deinen Post zu lesen. Ich befinde mich nämlich in genau der gleichen Situation, außer: ich bin Deutscher, meine Frau ist Amerikanerin. Wir sind seit Dezember verheiratet und beide in unseren 30ern, leben in Deutschland und bleiben auch hier.
Die Ausgangssituation ist aber ziemlich gleich:
- Gemeinschaftskonto für Miete, Haushalt, Ersparnisse. Wir überweisen dorthin von unseren Einzelkonten.
- Wir sparen gemeinsam, und aktuell landet das Geld auf Tagesgeldkonto/Depot
- Ich habe persönlich bereits einen niedrigen sechsstelligen Betrag geerbt, welchen ich über Jahre in ETFs angelegt habe und in Festgeld. Alles läuft auf meinen Namen.
Ich mache mir einige Gedanken und Sorgen, und bin auch bereit Geld für eine Beratung auszugeben, aber wohin geht man mit diesem speziellen Thema? Ggf. wäre meine Frau bereit, die Amerikanische Staatsbürgerschaft aufzugeben, aber das möchte ich eigentlich nur als Notlösung in Betracht ziehen (sie macht jedes Jahr ihre US-Steuererklärung).
Du hast es ja schon gesagt, Gemeinschaftsdepot ist generell nicht möglich. Was ist unser Ziel? Ich möchte ein Setting haben welches für die Zukunft geeignet ist, ohne irgendwann vermeidbare Steuern zahlen zu müssen oder dass andere Komplikationen aufkommen. Ich möchte, dass meine Frau alles erbt, und ich habe mich mit dem ganzen Thema noch nicht auseinandergesetzt. Danke für den Hinweis auf das Berliner Testament.
Durch die "gute" Ausgangssituation des Erbes und gut bezahlte Jobs könnte unser Vermögen schon irgendwann siebenstellig werden. Dadurch würde in vielen Fällen die Freigrenzen (Schenkungssteuer, Erbschaftssteuer, ...) auf jeden Fall überschritten werden.
Fragen, welche ich mir so stelle:
- Ist das aktuelle Setting überhaupt okay und legal? Gibt es steuerliche Effekte welche ich hier nicht beachte? Ich investiere "ihr" Geld, gibt es Effekte für ihre US-Steuererklärung?
- Was passiert im Sterbefall, und was im Scheidungsfall?
- Wenn mir in Zukunft was passiert, wie kommt sie an mein Depot? Reicht da einfach die oben erwähnte Vollmacht?
- Moralisch ist es für uns schon wichtig, ein geteiltes Depot zu haben. Aber das scheint einfach nicht möglich zu sein?
- Wenn wir später von "meinem" ETF-Depot leben möchten, dann werden wir in 30 Jahren bestimmt größere Beträge pro Jahr (50.000-100.000) auszahlen. Alles auf mein oder unser Konto, von meinem Depot, wie verhält sich das dann mit den 500.000€ Schenkung über 10 Jahre? Wird doch "schnell" erreicht?
- Vielleicht möchten wir auch ein Haus kaufen, das steht aber nicht ganz oben auf der Liste. Das würde die Situation bestimmt auch nochmal deutlich komplizierter machen, oder einfacher?
- Gibt meine Frau mit Abgabe der US-Staatsbürgerschaft alle steuerlichen Verpflichtungen ab, für immer?
Das sind ganz schön viele Fragen, und ich erhoffe mir keineswegs auf alle Antworten. Habe nur mal niedergeschrieben was mir so durch den Kopf geht. Bin über jede Antwort erfreut.
Liebe Grüße
Markus