Hallo Pantoffelheld
wie Uwe Vinke richtig schreibt müssen die Tilgungen im Zeitrahmen „6 Monate vor Antragstellung und 12 Monate nach Auszahlung“ erfolgt sein. Es ist aber nicht festgeschrieben, wann nach der Antragstellung die Auszahlung spätestens erfolgen muss. Der genehmigte Antrag ist erst einmal zeitlich unbegrenzt gültig, d.h. die Auszahlung kann auch erst 10 oder 15 Jahre (!) nach Antragstellung erfolgen (sie sollte natürlich schon vor Beginn der Rentenzeit liegen, aber das können ja durchaus noch einige Jahre sein). Diese Frage, ob das tatsächlich so ist, habe ich ebenfalls bei der ZfA gestellt. Die Dame fand das zwar etwas merkwürdig, sagte aber, dass das durchaus so sei, denn wie gesagt, die Genehmigung des Antrags ist zeitlich unbefristet.
Erst ab der ersten Entnahme tickt die Uhr. Dann hat man 12 Monate Zeit und muss nach 12 Monaten die Verwendung nachweisen (das geschieht dann mit den Darlehenskontoauszügen der kreditgebenden Bank einmalig, eben 12 Monate nach der Entnahme des Gesamtbetrages).
Somit ist der Zeitraum, in dem die Tilgungen liegen müssen, relativ weit dehnbar, und daher kann man durchaus auch die monatlichen Tilgungen des Darlehens dafür verwenden. Voraussetzung dafür ist nur, dass man das Geld halt erst dann entnimmt, wenn sich die entsprechenden Tilgungsraten (die man also quasi erst einmal selbst „vorfinanziert“) zu dem Entnahmebetrag aufaddiert haben. Im Prinzip ist das mMn so ein Weg, sich einem unliebsamen Riestervertrag zu entledigen und an sein Geld zu kommen, bzw. Schadensbegrenzung zu betreiben.
Und daher mein folgender Plan:
Da ich mit meinem Riestervertrag so unzufrieden bin, und ich vermutlich am Ende gerade mal den Wert der Beitragsgarantie erreiche (der Vertrag ist jetzt nach 12 Jahren immer noch mit 8.000€ im Minus – damals war ich leider noch nicht so fit in dem Thema, da habe ich diesen superteuren Vertrag abgeschlossen), meine Frau zudem einen ganz guten Vertrag hat, auf den auch alle Kinder-Zulagen laufen (sie ist nach ähnlicher Laufzeit schon 4.000€ im Plus), möchte ich also am liebsten das angesparte Kapital anderweitig verwenden.
Daher habe ich den Vertrag beitragsfrei gestellt, und vergangenen April den Antrag auf Entnahme gestellt und bewilligt bekommen. Jetzt warte ich, bis meine monatlichen Tilgungsraten ab Dezember 2019 den Wert des Riesterkapitals erreichen (das wird voraussichtlich Ende 2022 der Fall sein), entnehme das gesamte Kapital, gebe es zur Verwendung der dann zurückliegenden Tilgungsraten an und lege es aber faktisch in ETFs auf den MSCI World an.
Ich habe dann noch ca. 20 Jahre bis zur Rente. Unter der Annahme, dass der MSCI World bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren bisher niemals weniger als eine durchschnittliche jährliche Rendite von 3,4% erwirtschaftet hat (siehe verlinktes Renditedreieck des MSCI World unten), gedenke ich trotz der Steuern auf das jährlich um 2% steigende Wohnförderkonto, meinen jetzigen beitragsfreien Riestervertrag trotz des aktuellen Minus beim Endkapital (Beitragsgarantie) zu schlagen, und habe dann zusätzlich auch noch mit 67 die freie Wahl, wie ich das Geld verwenden möchte.
Klar, es wird keine lebenslange Rente daraus, aber nach meinem jetzigen Vertrag müsste ich 85 Jahre werden, um zumindest alle Einzahlungen und Zuzahlungen (also das garantierte Endkapital) als Rente bekommen zu haben. Erst ab dann würde ich tatsächlich die Früchte meiner Einzahlungen erhalten. Bei einer Rentengarantiezeit von 10 Jahren und einer Lebenserwartung von unter 85 Jahren ist es doch wahrscheinlicher, dass sich die Versicherung ins Fäustchen lacht und, neben den ungeheuren Kosten während der Vertragslaufzeit, mein Restkapital nach meinem Tod Anfang 80 auch noch einverleibt.
Darüberhinaus kann ich mit dem ETF Kapital ab Rentenbeginn ja auch noch weiter Rendite erwirtschaften, wenn ich nicht gleich alles zur Altersversorgung brauche....
Was ist Deine/Eure Meinung? Sind meine Gedanken nachvollziehbar?
Sind meine Annahmen
- beitragsfreigestellter Vertrag schafft nur Beitragsgarantie
- durchschnittliche ETF Entwicklung über 20 Jahre mindestens 3,4% jährlich (worst case)
realistisch?
Bin sehr gespannt auf Eure Meinungen.
Hier der Link zu dem Renditedreieck des MSCI World: