Hallo Finanztip-Forum,
ich habe zunächst einige Stunden damit
verbracht, die vielen Seiten zu diesem Thema zu lesen (von alt nach
neu). Bin aber noch nicht ganz durch.
Relativ zum Anfang dieser sehr interessanten Diskussion wurde auch
einmal über den "Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield
ETF" diskutiert.
Ich möchte diesen ETF noch einmal
aufgreifen und um euer geschätzte Feedback zu meinem persönlichen
Portfolio bitten:
Kurz zu mir:
Männlich, 46 Jahre alt, seit über 20
Jahren selbständig und wohne in Köln. Ich habe die letzten 20 Jahre
all meine Kraft und Zeit in mein Unternehmen gesteckt, habe auf sehr
viel Freizeit verzichtet, aber mit der Selbständigkeit auch sehr gut
verdient.
Leider musste ich aufgrund von
gesundheitlichen Problemen meine Selbständigkeit beenden und gehe
nun keiner Erwerbstätigkeit mehr nach.
Weil ich die letzten 20 Jahre sehr gut
verdient und mangels der Freizeit sehr viel gespart habe, steht mir
(Stand heute) ein üppiges Depotvermögen zur Verfügung. Da hat es
natürlich auch gut geholfen, wie sich die Börsen in den letzten 15
Jahren entwickelt haben, trotz der aktuellen Korrektur.
Ich habe mein Depot bereits auf
"Entnahme-Phase" umgestellt. Ich werde es hier gleich näher
vorstellen und gehe schon jetzt einmal davon aus, dass es für viele
hier sicherlich ungewöhnlich sein wird, wie ich mein Depot für
meine "Entnahme-Phase" aufgebaut habe, die für mich mit 46
Jahren schon jetzt (seit 2025) begonnen hat. Weitere Einkünfte wie
z.B. Gesetzliche Rente oder Betriebsrente habe ich übrigens nicht.
Feedback, Kritik, Diskussion und
Verbesserungsvorschläge zu meinem Depot sind ausdrücklich erwünscht
und eure geschätzte Meinung wird erbeten.
Grundsätzliches:
Ich verfüge aktuell mit den
Aktien-ETFs über ein Depotvermögen, welches es mir erlauben würde,
mit einer jährlichen Entnahme von 2,5% bis zum Lebensende
(hoffentlich noch 40+ Jahre) gut leben zu können.
Ich kenne meine persönliche
Risikotoleranz sehr gut und habe auch in der Vergangenheit aufgrund
der sehr hohen Aktienquote stärkere Kursrückgänge, ja sogar Crashs
ausgesessen. In meiner Ansparphase hatte ich immer 100% Aktien.
Persönlich halte ich nichts von
Anleihen oder Assets, die mein Depot stabilisieren sollen und mir
deutlich weniger Rendite bringen.
Wenn ich auf die langfristige,
durchschnittliche Rendite des Weltaktienmarktes und auf mein
Nervenkostüm vertraue, dann kann es für mich nur heißen, Aktien so
hoch wie möglich + eine Liquiditätsreserve für unvorhergesehene
Ausgaben oder für Ausgaben in längeren Schwächephasen.
Mir ist auch sehr wohl bewusst, dass
ich mit meiner Situation absolut nicht den durchschnittlichen Anleger
repräsentiere, der vielleicht in ein paar Jahren in den Ruhestand
geht. Ich kann verstehen, dass es für viele da sehr wichtig ist, wie
stark das Depot schwankt und wann ich welches Geld eventuell
benötige.
Das ist bei mir nicht der Fall.
Mein Depot hat grob folgende
Zielvorgaben und Parameter:
- Begonnen habe ich im Januar 2025
mit einem Depotbestand an X Aktien-EFT-Anteilen (ich rechne also
immer in Anteilen). Alle Aktien-ETFs im Depot sind ausschüttende
ETFs. Alle Anteile zusammen sollen mir durch Ausschüttungen
(egal zu welcher
Marktphase) jedes Jahr 2,5% Rendite auszuschütten. Diese 2,5% beziehen sich auf den Depotwert, den alle Anteile im Januar 2025 zum
Beginn der Entnahme-Phase hatten. Ich benötige also jedes Jahr
immer den gleichen Betrag in Euro ausgeschüttet. Zu den
langfristigen Ausschüttungsrenditen meiner gewählten Aktien-ETFs
komme ich noch weiter unten.
- Es werden keine Anteile verkauft.
Es ist nicht geplant das Kapital zu verbrauchen, Abflüsse erfolgen
nur über Ausschüttungen
- Ich möchte auch weiterhin von den
langfristigen Wachstumschancen des Weltaktienmarktes profitieren.
Denn wenn alles gut läuft, dann habe ich ja noch Jahrzehnte
Entnahme-Phase vor mir
- Der sicherlich über die Zeit
stark schwankende Depotwert (nicht die Anzahl der Anteile) ist mir
relativ egal, solange alle meine Anteile jedes Jahr die oben
beschriebenen 2,5% Rendite auf den Anfangsdepotbestand bringen
- 10% des Depotbestandes liegen
nicht im Aktien-Teil, sondern sollen sehr schwankungsarm, sicher und
liquide angelegt werden. Mit diesen 10% können 4 Jahre Entnahme zu
100% finanziert werden, falls ein stärkerer Rückgang bei den
Ausschüttungen auf ETF-Eben von der Fondsgesellschaft beschlossen
werden würde. Oder für deutlich mehr Jahre, die Lücke zu den 2,5%
bei den Ausschüttungen aufstocken
Nachfolgend mein aktuelles Depot für
die Entnahme-Phase:
- 90% Aktien ETF ungleich verteilt
auf:
- "Vanguard FTSE All-World"
Ausschüttend (IE00B3RBWM25). Der "Vanguard FTSE All-World"
soll langfristig für mehr Depotwachstum in Form von Kursgewinnen
sorgen, da hier auch Technologie und ganz allgemein die Trends der
kommenden Jahrzehnte mehr vertreten sind und zukünftig sein
werden. Meine aktuelle, persönliche Dividendenrendite für
das Jahr 2024 lag hier auf die Ausschüttung pro Anteil bei 2,2%.
Die langfristige, durchschnittliche Ausschüttung pro Anteil bei
diesem ETF liegt bei ca. 1,6%, also unter meinen gewünschten 2,5%.
- Sehr lange Daten, z.B. für
Börsencrash 2000 (Dotcom-Blase) und Börsencrash
2007/2008 (Immobilien- und Weltwirtschaftskrise) liegen
mir bei diesen beiden Produkten (All World und All World High Div)
leider nicht vor. Durch Vergleiche zwischen MSCI World
und MSCI World Quality Dividend habe ich für die letzten 20 Jahre
jedoch errechnet, das ein weltweiter Aktien ETF mit Fokus auf eine
Dividendenstrategie im Durchschnitt ca. 1,1% mehr ausschüttet als
der MSCI World Dis (nur hier liegen 20 Jahre Daten vor) und man
somit bei einem weltweiten Aktien ETF mit Fokus auf eine
Dividendenstrategie im Durchschnitt ca. 2,7% Ausschüttungsrendite
erhält. Also auch über Krisen und längere Drawdowns.
- Der "Vanguard FTSE All-World
High Dividend Yield" Ausschüttend (IE00B8GKDB10) ist der
höhere Dividendenlieferant und sorgt dafür, dass die 2,5% jedes
Jahr erreicht werden. Meine aktuelle, persönliche
Dividendenrendite für das Jahr 2024 lag hier auf die Ausschüttung
pro Anteil bei 3,87%.
-
10% im Geldmarktfonds (aktuell "Xtrackers II EUR Overnight Rate
Swap UCITS ETF 1C Acc."). Keine Ausschüttungen, da nur als
Liquiditätsreserve gedacht und nicht zum Erreichen der jährlichen
2,5% da. Evtl. Ergänzung um kurzlaufende deutsche Staatsanleihen
(iShares eb.rexx 0,1 government Bond). Von dieser Liquiditätsreserve könnte ich 4 Jahre zu 100% leben oder deutlich
mehr Jahre, die Lücke zu den 2,5% bei den Ausschüttungen
aufstocken
Warum möchte ich hauptsächlich auf
den "Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield" setzen
und nicht auf einen auszahlenden Anleihe-ETF?
- Sachvermögen
- 30% Teilfreistellung
- Mit über 2.000 Titeln weltweit
breit diversifiziert und nicht so viel USA
- Diversifizierung über Länder,
Branchen und Währungen
- Niedrigere Rendite als
Weltaktienmarkt, aber deutlich höhere als Anleihen
- Teilhabe (teilweise) an der
langjährigen Rendite des Weltaktienmarktes über Kurssteigerungen
- Über die Zeit steigende
Dividenden und steigende persönliche Dividendenrendite, die über
der langfristig im Durchschnitt zu erwartenden Inflation liegen
dürfte (so zumindest bisher)
- TOP 10 Positionen nur 12%
- Technologie nur 7%
- Keiner der TOP 10 aus Vanguard
FTSE All-World enthalten
- Somit für mich nicht nur eine
bessere Alternative zu Anleihen, sondern auch der ideale Partner zum
Vanguard FTSE All-World um Tech-Risiko und USA-Lastigkeit zu senken
So, nun habe ich wirklich viel
geschrieben und bedanke mich bei jedem, der meinen Eintrag liest und
freue mich auf Feedback und Diskussion.
Für mich ist
natürlich insbesondere interessant, ob ich mit diesem Depot auch
langfristig immer 2,5% Ausschüttungsrendite erreichen kann. Habt ihr
Verbesserungsvorschläge?
Danke
Colonia