Beiträge von toto88

    Danke für den Link Ltotheeon und danke fürs Streitabbrechen an Pumphut!

    Nur ganz kurz: Ich werde für meine Schwester eine individuelle Lösung des Problems suchen. Es kann nicht sein, dass ich für den Rest ihres Lebens Prozesse führen muss, damit sie vernünftig ärztlich versorgt ist. Gerichtliches Vorgehen scheint aber der einzige Weg zu sein, um z.B. zu einer vernünftigen Reha zu kommen - das ist schon an sich ein Unding. Ich habe mich mittlerweile auch bei Anwälten schlau gemacht, es scheint wirklich so zu sein. Denn es handelt sich keineswegs um einen Einzelfall - die Sache hat System. Meistens muss man aufwändige Leistungen, wie z.B. eine Reha, über einen Zivilprozess erzwingen. Das ist natürlich ein erheblicher zeitlicher und finanzieller Aufwand und die PKV hofft, dass man deshalb Abstand davon nimmt.

    Ganz abgesehen von der Situation meiner Schwester, denke ich, dass es sinnvoll ist, die Sache strukturell anzugehen und dieses Problem in der Öffentlichkeit bekannter zu machen. Ich halte eine solche Situation, die sicher auch andere betrifft, einfach für einen Skandal.

    Jeder kann mal in eine blöde Situation kommen, fast schon gleichgültig ob mit oder ohne eigenes Verschulden - und in diesen Basistarif rutschen. z.B. einem Selbständigen brechen plötzlich die Aufträge weg, man wird als Privatversicherter arbeitslos, Leute, die im Entwicklungsdienst waren und deren Qualifikationen im Heimatland nicht gefragt sind etc. pp. Gerade, wenn man dann über 55 ist und womöglich noch krank oder sonstwie beeinträchtigt, sieht es schlecht aus.

    Man sollte aber nicht sein ganzes Leben, und dann noch als schwer kranker Mensch, in einer solchen Situation gefangen sein müssen.

    Ich betreue meine schwer erkrankte Schwester. Sie war leider einige Jahre nicht krankenversichert und ist vor einem dreiviertel Jahr sehr schwer erkrankt (Krebs-OP, die einen Schlaganfall auslöste). Meine Schwester kann wegen der massiven Schädigungen des Schlaganfalls nicht mehr flüssig sprechen, sie ist nicht mehr in der Lage zu lesen und zu schreiben. Außerdem ist sie desorientiert und kognitiv eingeschränkt. Sie kann sich nicht mehr selbst helfen.

    Da sie früher einmal privat versichert war, ist es mir nur gelungen, sie in den Basistarif einer privaten KV zu bekommen - das war schwer genug. Sie bezieht ALG II, ist über 55 Jahre alt, ein Wechsel in die GKV war anscheinend nicht mehr möglich.

    Erst einmal klang das auch ganz ok, da es hieß, die Leistungen des Basistarifs entsprächen denen der GKV. In der Realität sieht dies allerdings ganz anders aus. Ich habe mittlerweile verstanden, dass dies ein Armentarif mit nur sehr reduzierter medizinischer Versorgung ist. Ich habe vorher nicht gedacht, dass solche Zustände in einem so wohlhabenden Land wie Deutschland möglich sind.

    Obwohl ich die Ärzte meiner Schwester immer auf die Besonderheiten des Tarifs aufmerksam mache, berechnen fast alle ein wesentlich höheres Honorar als der Basistarif vorsieht. Diese Differenzen muss meine Schwester selbst tragen. Wegen der häufigen Arztbesuche handelt es sich dabei um Summen zwischen 200 und 400 € monatlich. Da sie nur Leistungen nach ALGII bezieht ist ihr dies nicht möglich. Ich bezahle also oft die Differenz, da sie bei der Schwere Ihrer Erkrankung einfach von Fachärzten betreut werden muss. Allerdings bin ich auch nicht gerade vermögend. Es kann ja wohl nicht angehen, dass ich für den Rest meines Lebens die Gesundheitskosten meiner Schwester tragen muss. Ebensowenig geht es, dass ich jedesmal mit den Ärzten um den Preis feilschen muss, nur damit sie behandelt wird. Es gibt zumindest in Berlin, nach meiner Kenntnis, keine/n Neurologen/in, die bereit sind, zu den Sätzen des Basistarifs abzurechnen. Wenn jemand mir da weiterhelfen könnte, wäre auch das eine große Hilfe.

    Wir haben außerdem eine neurologische Reha beantragt, bei so schweren Schädigungen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Die PKV gewährte, lediglich 15 Einheiten ambulanter Physiotherapie. Dies entspricht nicht einmal dem Tropfen auf den heißen Stein sondern ist bei der Diagnose meiner Schwester geradezu abwegig.

    Anträge, wie z.B. der auf eine Pflegestufe, werden nicht abgelehnt sondern verschleppt und einfach nicht beantwortet. Ich nehme an, das dies so ist, weil man gegen eine Ablehnung notfalls auch gerichtlich vorgehen könnte. Gegen ein Nicht-Reagieren kann man leider auch nicht vorgehen.

    Dies sind nur einige wenige Beispiele von vielen Erfahrungen, die ich mit dem Basistarif gemacht habe. Ich gehe davon aus, dass es nicht nur meiner Schwester so geht. Gibt es andere Betroffene? Also, Menschen, die schwer erkrankt sind, durch irgendwelche Umstände in den Basistarif der PKV gerutscht sind und jetzt keine adäquate medizinische Behandlung erhalten?

    Weiß jemand hier im Forum, wo es Organisationen oder Personen (Anwälte, Berater etc.) gibt, die sich mit dem Thema auskennen? Das ist gar nicht so einfach. Dieses Problem ist nämlich weitgehend unbekannt. Es muss aber zumindest einige zehn- bis sogar einige hunderttausend Personen betreffen. Alle einschlägigen Beratungs- und Hilfsorganisationen, die ich bislang angesprochen habe, kennen sich damit nicht aus und können nicht weiterhelfen. Sozialverbände, wie z.B. der VDK, der eigentlich ein guter Ansprechpartner wäre, vertritt keine privat Versicherten.

    Es wäre sicher sinnvoll, wenn sich Betroffene, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, zusammenschließen könnten und versuchen, auch in der Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam zu machen.

    Ich wäre nach den Erfahrungen, die wir mittlerweile mit diesem Thema gemacht haben, durchaus dazu bereit.

    Deshalb bitte ich weitere Betroffene, die Interesse hätten, sich hier zu melden, vielleicht erst einmal im Forum, dann würde ich eine E-Mail-Adresse posten (wenn dies geht), damit man sich kurzschließen kann.