Wunderschöne Suchergebnisse – aber was taugen sie?
Wunderschöne Suchergebnisse – aber was taugen sie? Bild: AndreyPopov/iStock.com und Screenshot tests-staubsauger.de [Montage Finanztip]

Hauptsache „Tests“: Unseriöse Websites wollen Sie zu irgendwelchen Produkten verleiten

Nehmen wir mal an, Sie möchten einen Staubsauger kaufen. Für welches von den Hunderten Modellen entscheiden Sie sich? Wahrscheinlich machen Sie sich erstmal schlau und googeln nach Staubsaugern, schauen sich Preisvergleichsseiten an und lesen den ein oder anderen Testbericht. Und genau hier wird es problematisch.

Auf Hochglanz polierte Websites mit Produkttests sprießen seit einiger Zeit wie Pilze aus dem Boden und stoßen bei Google auf fruchtbare Erde. Leider sind die meisten der Testseiten ungenießbar. Denn dahinter verbirgt sich eine reine Marketingmasche, die zum schnellen Kauf der präsentierten Produkte verleiten soll – was dem Seitenbetreiber eine Vermittlungsprovision bringt.

Zweifelhafte Rankings

Und die Macher wissen: Wer nach einem getesteten, guten Produkt sucht, will es oft auch kaufen. Was das Produkt tatsächlich taugt, ist dabei kaum von Bedeutung, denn richtig getestet haben diese angeblichen Testportale nicht. Sie listen bloß anderer Leute Tests auf, seriöse wie unseriöse, und vermischen sie mit Online-Bewertungen von Käufern zu zweifelhaften Rankings.

Ein Beispiel ist die Seite tests-staubsauger.de, die weit oben bei Google auftaucht, wenn man nach Staubsaugern sucht. Auf den ersten Blick macht das Portal einen professionellen Eindruck: aktuelles Datum, umfangreiche Ratgeber, Sternebewertungen, Tabellen, Checklisten, und sogar die Testsieger der Stiftung Warentest sind irgendwie einbezogen.

Wer auf einen der gut bewerteten Staubsauger klickt, landet meist in einem Online-Shop wie Amazon, Otto oder Media Markt. Voller Überzeugung kauft man dann womöglich ein mittelmäßiges oder gar schlechtes Gerät.

Altes Zeug, statt guter Tests

Eine genauere Analyse der Website zeigt nämlich: Alle Staubsauger sind älter als ein Jahr, und die Ratgeber entpuppen sich als ziemlich inhaltsleer (Infos wie: Staubsauger können Laminat besser reinigen als Teppichböden). Außerdem basieren die Bewertungen weitestgehend auf den Kundenrezensionen bei Amazon, Otto und Media Markt, und die Testsieger der Stiftung Warentest sind zum Teil veraltet.

Vor wenigen Jahren noch traf man nur gelegentlich auf so eine Website. Inzwischen hat sich die Masche zu einer „digitalen Shopping-Seuche“ entwickelt, wie die Verbraucherzentrale NRW verärgert feststellt. Quasi für jedes erdenkliche Produkt gibt es mittlerweile eine eigene „Test“-Seite, von babytragen-test.de über schwimmbrillen-test.org bis hin zu wischsauger.org. Weil die Seiten oftmals genau auf ein Produkt zugeschnitten sind, werden sie auch „Nischenseiten“ genannt. In der Marketingbranche ist diese verbale Hochstapelei eine beliebte Masche, beständig ein paar Euro zu verdienen, ohne viel Aufwand zu haben.

Google liebt die Hochstapler

Seinen Erfolg feiert der Verkaufstrick vor allem dadurch, dass der Google-Algorithmus nicht über den ersten formalen Eindruck hinaus den Inhalt der Seite prüft und die Nischenseiten extra darauf zugeschnitten sind, dem Google-Algorithmus zu gefallen. Kommt auf der Seite nur oft genug das Wort Staubsauger vor, spuckt Google die Seite als Ergebnis aus, wenn man nach Staubsaugern sucht.

So erkennen Sie die Fake-Tests

Wenn drei oder alle vier der folgenden Merkmale gegeben sind, handelt es sich wahrscheinlich um ein unseriöses Testportal:

1. Es steckt keine bekannte Marke dahinter. Die Website hat einen sehr speziellen Namen, der wie auf das gesuchte Produkt zugeschnitten wirkt. Gerne mit einem „Test“-Zusatz versehen, der Vertrauen erwecken soll.

2. Bei jedem Produkt findet sich ein Button, der zu einer Website weiterleitet, wo man das Produkt kaufen kann. Der Button ist meist zentral und aufdringlich gestaltet.

3. Die Testergebnisse fallen rundheraus äußerst positiv aus. Schließlich wollen die Seiten vor allem zum Kauf animieren. Nur zum Schein wird der ein oder andere belanglose Kritikpunkt aufgelistet.

4. Nirgends sind klare Testkriterien zu finden. Denn wirklich unter die Lupe genommen haben die falschen Tester die Produkte gar nicht. Um eine objektive Testbewertung vorzuspielen, werden oftmals Amazon-Kundenbewertungen herangezogen und zum Testmerkmal erklärt.

Eine echte Hilfe bei der Kaufentscheidung sind die falschen Testseiten also nicht. Vielmehr machen sie es den richtigen Testern etwa von der Stiftung Warentest, Öko-Test oder auch uns bei Finanztip umso schwerer. Denn mittlerweile sehen die unseriösen Tester auf den ersten Blick so professionell aus, dass flüchtige Leser nur schwer zwischen seriös und unseriös unterscheiden können. Damit untergraben sie das Vertrauen in fachlich fundierte Vergleiche.

Wie Finanztip vorgeht

Deshalb noch ein paar Worte zu unserer Arbeit: Wir empfehlen nur verbraucherfreundliche Angebote, welche die Redaktion nach klaren Kriterien untersucht hat. Die Kriterien legen wir immer offen. Oft haben auch wir einen Link zum Anbieter unter unseren Empfehlungen. Darum kümmert sich eine eigene Abteilung, die getrennt von der Redaktion arbeitet.

Nicht jede Empfehlung ist verlinkt, denn es kommt vor, dass der Anbieter keinen Link will. Das ändert aber nichts an der Empfehlung an sich durch die Redaktion. Etwa zwei Drittel der Empfehlungen sind mit dem Anbieter verlinkt.

Umgekehrt können sich schlechte Anbieter nicht bei Finanztip „reinkaufen“ – sie können weder einen Link bekommen noch eine klassische Anzeige schalten. Mehr zu unserer Arbeitsweise finden Sie hier.

Gern hätten wir auch die oben genannten Portale zu Wort kommen lassen, wie sie zu ihren Rankings kommen. Doch leider hat bis Redaktionschluss keines von ihnen auf unsere Presseanfrage reagiert.

Arne Düsterhöft
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20 Kommentare

  1. Abstand halten von solchen Portalen wie 60+ wäre effektiver, ein kennenlernen um die Ecke im Park nebenan oder dem Cafe um die Ecke , dem Spieleabend für Senioren all das kostet kein Geld und ist Von großem Wert bezüglich Gesundheit ….man bewegt sich nach draußen und bekommt soziale Kontakte und ist nicht abhängig von der Wohnung…. meinen Vater hat es auch getroffen und genau das habe ich ihm gesagt, es geht auch ohne Portale dieser Art.

  2. In Ihrem konkreten Fall, aber auch in allen anderen, wird es schwierig etwas zu unternehmen. Dazu müsste man beweisen, dass die Firma unlauter arbeitet. Das wird für den einzelnen Normalbürger so gut wie unmöglich. Hier bedürfte es eines geradezu kriminalistischen Vorgehens und ein erster Schritt wäre wohl eine (Betrugs-)Anzeige bei der Polizei mit anschliessender Zusammenarbeit. Ein erster Schritt wäre dann, an den Inhaber der Handynr. heranzutreten – so man ihn überhaupt ermitteln kann.
    Es erscheint mir wesentlich sinnvoller, vor der genannten Firma zu warnen.

  3. Sehr geehrte Damen und Herren, ich weiß nicht, ob meine Anfrage hier Sinn macht. Ich stelle sie trotzdem. Im Tagesspiegel gibt es jeden Samstag eine große Menge an Partneranzeigen der agt60+. Auf Grund einer sehr netten Anzeige rief ich an , wurde in ein Büro gelockt, mit Versprechen auf viele passende Partner verführt – und verließ den Raum mit einem Jahresvertrag beim Freundschaftsclub MIKADO. Die mitgegebene Adresse eines angeblichen Arztes bestand lediglich aus einer Handy-Nummer, der Kandidat auf Anfrage angeblich schon lange vergeben. (Wahrscheinlich gehört er zu der Firma)
    Es gibt eine Unmenge Menschen, die auf diese Firma – mit mehreren Namen und Adressen – hereingefallen sind – und eine Menge Geld los werden!
    Kann Finanztipp dazu vielleicht etwas Warnendes sagen – und was man im gegebenen Fall unternehmen kann?

    1. Danke für den Kommentar. Gelegentlich beschäftigen wir uns in unserem Newsletter durchaus mit ‚der Abzocke der Woche‘ oder ähnliches. Falls wir für einen kommenden Newsletter Ihr Thema aufgreifen, würden wir uns nochmal bei Ihnen melden.

  4. Habe mir schwimmbrillen-test.org und tests-staubsauger.de kurz angeschaut. Beide verwenden Google Analytics, um zu wissen, was auf der Website geschieht. Um das zu erreichen, werden beim Besuch der Webseiten Cookies gesetzt. Im Prinzip ist daran nichts auszusetzen. Nur haben die Website-Betreiber die Cookies nicht anonymisiert, d.h. jeder Nutzer ist aufgrund des Trackens der vollständigen IP-Adresse identifizierbar. Das erfüllt nicht die Anforderungen der Europa-weit geltenden Datenschutzgrundverordnung DSGVO.

      1. @Toni: „… dagegen tun?“
        Website-Betreiber: Gegen die mangelhafte Umsetzung der DSGVO können die Verbraucherschützer abmahnen. Zuständig ist die Datenschutzzentrale des Bundeslandes, in dem der Website-Betreiber seinen Sitz hat.
        User: Egal, welchen Browser Sie nutzen (Chrome, Firefox, Safari etc), laden Sie sich zur Deaktivierung von Google Analytics das Browser-Add-on (Erweiterung) herunter: https://tools.google.com/dlpage/gaoptout?hl=de

    1. Guten Tag,

      offensichtlich verstehen Sie nicht wie der Service von Google funktioniert. Die cookies setzt nicht der Websitebetreiber sondern Google. Das Google sich schon mehtfach nicht an deutsches/europäisches Recht gehalten hat, ist allgemein Bekannt. Der ganze Service Analytics ist nicht mit dem europäischen Datenschutz vereinbar und wird trotzdem Millionenfach eingesetzt. Das ist nun wirklich nichts was man Nischenseiten vorwerfen kann. Google lebt vom erstellen detaillierter Nutzerprofile um Werbung verkaufen zu können.

      1. @Thomas Schäfer: Es geht nicht um die Bewertung von Google Analytics. Die Betreiber der im Artikel oben genannten Websites kennen nicht einmal das 1×1 der DSGVO – gefundenes Fressen für Abmahner!

        1. Guten morgen,

          ja sicher. Darum gibt es ja auch abertausende Seiten dieser Machart. Keine Seite die mit Google Analytics arbeitet, erfüllt die Anforderungen der dsgvo. Wenn das so ein tolles Geschäft wäre wie Sie glauben, investieren Sie doch Ihr eigenes Geld in entsprechende Versuche.
          Meiner Meinung nach helfen nur 2 Dinge.
          Aufklärung wie sie hier betrieben wird und das abdrehen der Geldströme. Da die Verkäufer aber auch von diesen unlauteren Methoden profitieren wird das nicht ohne Druck durch den Gesetzgeber oder die Öffentlichkeit passieren.
          Ich möchte nicht wissen wie viele Leute sich öffentlich Empören und gleichzeitig fleißig bei Amazon und co. einkaufen. Letztendlich gäbe es solche Seiten nicht, wenn die Anbieter der Partnerprogramme entsprechende Regeln erlassen würden und diese auch durchsetzen.

  5. Es gibt auch oberflächliche Nischenseiten über gesundheitliche Themen und Krankheiten, die man mit passenden Produkten von Amazon verknüpfen kann. Z.B. Nischenseiten über Haarausfall und andere Beschwerden, die man mit Werbung für Nahrungsergänzungsmittel verknüpfen kann.

    Auf manchen derartigen Seiten steht das Impressum gar nicht als normaler Text im Internet, sondern nur als Grafik (also Screenshot eines in Word getippten Impressums), um nicht per Google auffindbar zu sein. So findet man nicht auf Anhieb raus, wie viele verschiedene Nischenseiten der angebliche Experte am Start hat.

  6. Hallo allerseits,

    vor Jahren habe ich einen Kurs besucht um das erstellen von Nischenseiten zu erlernen. Zum damaligen Zeitpunkt ging es lediglich darum sich einen kleinen Nebenerwerb zu schaffen. Es wurde wert auf Seriosität und einen sog. Unic selling Point, sprich einen einzigartigen Zusatznutzen für den Kunden gelegt. Es wurde dazu geraten sich einem Thema zu widmen, mit welchem man sich bestens auskennt um so sein Expertenwissen zu Geld machen zu können. Alles vollkommen seriös.
    Es ist aber wie mit allem im Internet. Wird eine kritische Maße erreicht und es spricht sich rum das Geld zu verdienen ist, kommen die Betrüger aus Ihren Löchern und skalieren das Konzept ins Bodenlose um in kürzester Zeit den maximalen Gewinn abzuschöpfen, bevor auch der letzte verstanden hat das es nur noch um reine Abzocke geht.

    1. Sorry, aber auch, wenn es schnell gehen soll, kann man/frau (nicht, dass sich R. S. beschwert) auf die korrekte Rechtschreibung achten:
      …. Kurs besucht, (Komma} um … zu erlernen
      … lediglich darum, {Komma} sich … zu verschaffen.
      etc.
      …kritische Masse…
      … es spricht sich (he)rum, {Komma} das>sLs< es nur noch…

      Ein bisschen viel.

  7. Die meisten Betreiber/innen solcher Webseiten moderieren die Bewertungen. .. Das bedeutet, daß nur die Bewertungen frei geschaltet werden, die gut fürs Geschäft sind… Also werden mit Sicherheit keine Negativ-Bewertungen vom Webseitenbetreiber/innen von den Firmen veröffentlicht, bei denen er/sie die höchst mögliche Provision kassiert… Das wiederum bedeutet, daß es diesen Webseitenbetreiber /innen nur um den eigenen Provit geht und auf keinen Fall um die Belange des Konsumenten.

      1. Provisionen sind keine Personen sondern es ist ein Sachwort. Und Ihr Kommentar ist einfach nur albern und sinnlos

    1. Ach ja, und unbegreiflicherweise wurden hier die Konsumentinnen ganz vergessen. Sorry, aber das geht nun wirklich nicht.
      Ansonsten aber ein sehr guter, lesenswerter Beitrag.

  8. Gerade habe ich so eine Seite gefunden. Es wurden Rasensprenger getestet. Witzig: Laut Impressum wird die Seite von einem deutschen Aussteiger auf einer kleinen Insel in Indonesien betrieben. Er hat bestimmt seit Jahren keinen deutschen Rasensprenger mehr gesehen.

    1. Schönes Beispiel! Der Blick in das Impressum ist natürlich auch ein super Tip. Eine kurze Google-Suche des Verantwortlichen zeigt häufig den Marketingbezug der Person auf. Denn Viele Werbetreibenden sehen in den Nischenseiten einen durchaus legitimen Nebenverdienst.

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