Anpassung €STR an EZB-Leitzins

Liebe Community,
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  • Hallo,


    ich überlege gerade, nach der jüngsten Leitzinserhöhung der EZB von Tagesgeld (3,5% bei der DKB) auf einen Geldmarkt-ETF zu wechseln. Trotz der ganzen Beiträge und Videos von Finanztip habe ich noch nicht verstanden, ob und wenn ja, welchen Automatismus es bei der Anpassung der Euro Short Term Rate (€STR) an den Leitzins der EZB gibt. Kann das jemand genau erklären? Danke im Voraus!

  • Hallo,


    der €STR wird von der EZB veröffentlicht und beinhaltet den gewichteten Durchschnittszinssatz aller Übernacht-Geldaufnahmen des Vortages in EURO von finanziellen Gegenparteien (z.B. Banken).


    Der Leitzins, ist der Zinssatz zu dem sich Banken bei der EZB Geld leihen können. Im speziellen benötigt man hier den Spitzenrefinanzierungszinssatz, der den Zinssatz für einen Overnight-Kredit von Geschäftsbanken bei der EZB anzeigt.


    Sobald sich der Spitzenrefinanzierungszins erhöht, wird es auch im Interbankenmarkt teurer. Banken werden nur einen Kredit bei einer anderen Bank aufnehmen, wenn der angebotene Zins unterhalb des Spitzenzinssatzes ist. Die kreditgebenden Banken möchten natürlich so nah wie möglich an den Spitzenrefinanzierungszinssatz gehen. In der Folge erhöht sich mit der Anhebung der Leitzinsen auch der €STR.

  • Danke, das bringt mich schonmal weiter :)


    Die drei Leitzinssätze der EZB werden mit Wirkung vom 20. September jeweils um 25 Basispunkte erhöht. Der Einlagenzinssatz steigt also von 3,75% auf 4%, der Hauptrefinanzierungssatz von 4,25% auf 4,5% und der Spitzenrefinanzierungssatz von 4,5% auf 4,75%. Der €STR schwankt im Moment zwischen 9 und 10 Basispunkten unter dem Einlagenzinssatz - gestern war er bei 3,653%.


    Warum bieten denn Banken Geld unterhalb des Einlagenzinssatzes der EZB an, der doch weniger Ausfallwahrscheinlichkeit hat und nicht knapp oberhalb dieses Zinssatzes, also irgendwo zwischen dem Einlagen- und Refinanzierungssatz? Und warum liegt der €STR so weit unterhalb des Spitzenrefinanzierungssatzes?

  • Dafür muss noch die Geldmenge betrachtet werden:


    Stellt die Zentralbank den Geschäftsbanken genau die benötigte Geldmenge zur Verfügung, dann wird sich der Zinssatz in der Nähe des Hauptrefinanzierungssatzes einpendeln.


    Stellt sie weniger Geld zur Verfügung, dann müssen sich die Banken die fehlende Liquidität dann über die Spitzenrefinanzierung holen. Dadurch steigt der Zinssatz über den Hauptrefinanzierungssatz an und könnte bis hoch zum Spitzenrefinanzierungssatz gehen.


    Ist die Menge an Zentralbankgeld zu hoch, sinkt der Zinssatz für Tagesgeld unter den Hauptrefinanzierungssatz und kann bis auf den Einlagezinssatz fallen.


    Da der €STR nicht nur die Zinssätze der an die Zentralbanken angeschlossenen Banken darstellt sondern auch anderer finanzieller Gegenparteien ist dieser nicht 1:1 für obiges Beispiel anwendbar. Dazu wäre noch ehern der Vorgänger EONIA geeignet gewesen. Dieser lag 8,5 Basispunkte oberhalb des €STR. Also wäre er bei 3,738% gewesen.