Beiträge von Klaus L.

    Das schöne ist doch, dass niemand gezwungen wird in etwas zu investieren was er nicht mag, oder?

    Ja ich habe ein Teil meines Geldes in China investiert. Und in Saudi Arabien. Genau so unterstütze ich Rüstungsfirmen in den westlichen Industrienationen. Und natürlich auch die größten Klimaschweine.

    Wer das nicht mag, der muss es ja auch nicht tun. Und ja, in 30 oder 40 Jahren können wir dann darüber sprechen, ob man eine finanziell gute Entscheidung getroffen hat oder nicht.

    BTW: Ich frage mich, ob Die Verfechter der 'freien' Welt hier genau so sprechen würden, wenn die EM in den letzten 5 Jahren den MSCI World ausperformt hätten.:evil:

    Genau. Jeder wie er mag und ich wünsche dir, dass du mit deinen Investments zufrieden sein wirst. Es ist aber wichtig, dass beide Seiten (maximale Diversifikation vs. genug Diversifikation und Berücksichtigung anderer Aspekte) dargestellt werden.

    Mir scheint diese generelle und massive Abneigung einem unterkomplexen eurozentristischen Weltbild zu entspringen.

    Achso. Russland war bis vor kurzem Teil der Emerging markets ETFs. China 30 %. Eindeutig eine kapitalistische Demokratie mit dem Ziel deinen shareholder value zu steigern, deine Eigentumsrechte zu respektieren und nicht auf Kollisionskurs mit militärischen Verbündeten Deutschlands. Saudi-Arabien, 4 %. Ebenso astrein.

    Gibt auch Länder in den EM ETFs, die weniger problematisch sind. Alles existiert auf einem Spektrum.

    Unterkomplex und naiv ist ein Weltbild, in dem wir alle gleich sind.

    Kann man so sehen.

    Da aber niemand weiß, wie sich die Situation in 30 Jahren darstellt, würde ich nicht auf die EM verzichten wollen.

    BTW: Auch Südkorea ist offenbar Deiner Meinung nach ein "underdeveloped markets with a questionable future". Samsung und TSMC (Taiwan) sind mal eben die Nummer 2 und 3 auf dem weltweiten Markt für Halbleiter. Wäre mal interessant zu wissen wie viele Autos Deutschland so bauen würde, wenn man keine Halbleiter von diesen Firmen beziehen würde. ;)

    Südkorea wird von FTSE als developed market geführt. Würde ich auch so sehen. Taiwan bewegt sich politisch auf sehr auf dünnem Eis. Muss mein Geld dann nicht in TSMC investieren.

    Meine Meinung:

    Du hast die perfekte Entscheidung getroffen! Saidi investiert genau wie du. Ich investiere genau wie du. Jetzt einfach die Finger davon lassen. Du kannst es ab jetzt nur schlimmer machen.

    Lass dir nicht einreden, dass du in Faktor-ETFs, small caps, emerging markets, Sektor-ETFs usw. investieren solltest oder müsstest. Ist alles unnötig und am Ende kontraproduktiv. Manchmal ist die einfachste Lösung auch die beste Lösung. Beim Investieren ist es tatsächlich so.

    Vielleicht kannst du die Gelegenheit nutzen, um zu überlegen, ob du einen ETF haben willst, der 30 % deines Geldes in chinesischen (Staats-)Firmen anlegt. Der ACWI ist letztlich auch nur ein MSCI world und ein EM. Nur dass Blackrock für dich eine andere Verpackung draufpackt und du wahrscheinlich etwas mehr an Gebühren zahlen musst.

    Das würde ich so nicht sagen, siehe z.B.:

    EM: 0,08 %

    World: 0,08 %

    Ich denke man muss es über den gleichen Zeitraum messen, damit Steuern, Technik, Wertpapierleihe usw. vergleichbar sind. Deine Zahlen gelten für den MSCI World ab 2010 und für den EM IMI ab 2015. Betrachtest du beide ab 2015 so hat der World -0,07 % und der EM +0,08 %. Das sind keine 0,2 %, aber eben 0,15 %.

    Wenn du EM und MSCI world seit 2010 vergleichen möchtest, dann könntest du den normalen EM anstatt den EM IMI anschauen. Seit 2010 hat der EM eine tracking difference von +0,66 % und der MSCI world, wie du schon gezeigt hast, von + 0,08 %. Das wäre ein Unterschied von 0,58 % zugunsten des MSCI world.

    einen MSCI World Momentum bekommt man mit einer TER ab 0,25% p.a.

    So richtig teuer ist das nicht.:/

    Die TER ist nur ein Teil der Kosten. Was letztlich für dich als Anleger relevant ist, ist die tracking difference, in der auch die internen Kosten des ETFs berücksichtigt sind. Für den ishares MSCI world betrug sie -0,07 % p.a. und für den ishares MSCI world momentum betrug sie +0,27 % p.a.. Damit hat der Faktor-ETF gegenüber dem langweiligen MSCI world einen Kostennachteil von 0,34 % pro Jahr. Ich würde nicht jedes Jahr 0,34 % meines Geldes verschenken für einen ETF, von dem kein Mensch weiß, wie er in der Zukunft laufen wird.

    Zur erwarteten Rendite:

    Wenn ich psychologische Faktoren und Kosten außen vor lasse, gehe ich nicht davon aus, dass die von mir gewählten Aktien oder ETFs ein besseres Risiko-Chancen-Verhältnis und damit eine bessere zu erwartende Rendite haben, als irgendeine andere Auswahl von Aktien. Warum sollten die anderen Marktteilnehmer dir das Geschenk machen, ein offensichtliches Schnäppchen liegen zu lassen? Haben die alle schon genug Geld?

    Zur historischen Performance:

    Wir können alle nicht in die Vergangenheit reisen, um die richtigen ETFs zum richtigen Zeitpunkt zu kaufen. Fondsgesellschaften schreiben: "Die Wertentwicklung in der Vergangenheit ist kein zuverlässiger Indikator für die aktuelle oder künftige Entwicklung". Das stimmt tatsächlich....

    Ja nee ist klar ^^ weil sich jeder ja grad eine Bude für 500k leisten kann, geschweige denn eine Finanzierung bekommt.

    Aber wenn man sich einen 50€ Sparplan leistet, gehört man zu den reichen 1% :/

    Nein, leider nicht jeder. Genau jetzt ist es besonders schwer.

    Würde auch sagen, dass du dir den Stress mit dem Timing sparen kannst, indem du entweder einen passiven Mischfond dafür kaufst oder, extra sparsam, indem du dir deinen eigenen Mischfond zubereitest. Dazu nimmst du einmal den MSCI world und dann ein Tagesgeld/Festgeld/Girokonto und mischst es dir ganz nach deinem Geschmack. Fertig ist der Mischfond ohne unnötige Gebühren. Hauptsache du wirst diese Gebühren möglichst schnell los.

    Ich würde es so machen:

    1. Stufe: Notgroschen von 5000 - 10 000 Euro

    2. Stufe: Eigenheim

    3. Stufe: Investieren in Wertpapiere

    Wenn es dein Lebensstil irgendwie zulässt, d.h. du nicht zu oft umziehst und dein Einkommen stabil genug ist, um eine Miete zu bezahlen, dann besorge dir eine Eigentumswohnung. Es gibt die Vergleichsrechnungen, die zeigen sollen, ob eine Eigentumswohnung oder der ETF mehr Rendite bringen. Finanztip hat dazu auch Videos gemacht, glaube ich. Es ist aber nachrangig, was theoretisch welche Rendite abwirft. Vorrangig ist, wie wahrscheinlich es ist, dass du die mögliche Rendite überhaupt erreichst. Und ich würde sagen, dass der Großteil sich an der Börse irgendwann verzockt und eben nicht die theoretische Rendite von einem MSCI World einfahren wird. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass du dein Eigenheim irgendwann abzahlst und dass du darauf gut aufpasst. Das Eigenheim ist die offensichtlichste und beste Investition, die den meisten von uns auch offen steht. Aktien bleiben dann für die, die wirklich viel Glück im Leben hatten oder für die, die ständig umziehen wollen oder müssen. Für Letztere würde ich schlicht 50 % Aktien/50 % Tagesgeld empfehlen.

    Warum hast du überhaupt diese exotischen und unnötig teuren ETFs?

    Ich denke man tut gut daran anzunehmen, dass alle Aktien zu ihrem aktuellen Preis die absolut gleiche erwartete Rendite haben. Du kannst ein paar Aktien auswählen oder irgendeinen ETF deiner Wahl nehmen. Die erwartete Rendite ist immer die Gleiche. Wenn du eine höhere erwartete Rendite willst als alle anderen, dann suchst du dir den ETF mit der geringsten tracking difference. Das ist schon alles. Mit deinen ETFs steigerst du nur die Rendite der Fondungernehmen.

    Halte nichts von 70/30. Meine Gründe:

    1. Plötzlich hast du zwei ETFs im Depot. Einer davon wird schlechter laufen und du wirst dir irgendwann sehr plausibel einreden, warum du den Stinker einfach verkaufen solltest. Sobald du verkaufst, wird er wieder ganz toll laufen. Dann wirst du dich fragen, ob du nicht doch wieder einsteigen solltest und so beginnt das buy high, sell low Spielchen.

    2. 30 % Emerging markets ist eine Übergewichtung gegenüber der Marktkapitalisierung. Wenn überhaupt EM, dann vielleicht 85/15.

    3. EM ETFs haben eine schlechtere tracking difference als ein normaler MSCI world. Das kann schon 0.2 % Rendite im Jahr ausmachen.

    4. Politische und ideologische Gründe. Man könnte sagen, die Welt droht sich zu teilen.

    5. Die großen Unternehmen aus dem MSCI world nehmen an dem Bevölkerungswachstum und wirtschaftlichen Aufschwung in den Entwicklungsländern bereits teil. Man muss nicht zusätzlich Aktien an Unternehmen in diesen Ländern halten um an deren Wachstum teilzuhaben.

    6. Die vielen hundert Aktien im MSCI world sind mehr als genug Diversifikation.

    7. Ich glaube das 70/30 Portfolio entstammt der naiven Vorstellung, dass EM riskanter sind, dynamischer wachsen und dass dadurch vermutlich mehr Rendite zu holen wäre. Daher gewichtet man EM über. Wahrscheinlich ist es entstanden in den Jahren als EM ganz toll performt haben. Kann es aber nicht sicher sagen.

    Ich finde das ist ein guter Plan und bin mir sicher, dass du damit zufrieden sein wirst! Man kann an so einem Portfolio lange herumdiskutieren und versuchen es zu "optimieren". Ist aber sinnlos, weil wir alle nicht die Zukunft voraussagen können. Auch nicht die zukünftige Zinsentwicklung.

    Hier meine Meinung zur deiner Situation. Wenn du deine Rente, zumindest zum Teil, aus selbst verwaltetem Vermögen unterstützen möchtest, dann gibt es ein paar wichtige Dinge zu beachten.

    1. Es gibt keine Garantien beim eigenständigen Investieren. Es ist nicht garantiert, dass du eine höhere Rendite einfahren wirst, als es dir die Einzahlung in die GKV gebracht hätte. Es ist nicht garantiert, dass du innerhalb der nächsten Jahrzehnte überhaupt besser abschneiden wirst mit deinem Investments, als du es mit Geld auf dem Girokonto getan hättest. Kein ETF liefert eine garantiert positive Rendite, nominal oder real, nach 15 Jahren. Nur weil es in der Vergangenheit so war, muss es in der Zukunft nicht auch so sein. Es scheint wahrscheinlich, ist aber nicht GARANTIERT. Wer sich einredet, Aktien-ETFs seien auf 15 Jahre oder mehr eine sichere Sache, belügt sich selbst.

    2. Sei dir bewusst, dass du selbst dein größter Feind beim Investieren bist. Nur weil ein MSCI world, den du in den nächsten 20 Jahren nicht anfasst, vielleicht 2-5 % pro Jahr über der Inflation erwirtschaften wird, heißt das noch lange nicht, dass du als Investor in den MSCI world das schaffen wirst. Es ist sogar wahrscheinlich, dass du "Dummheiten" anstellen wirst. Wenn der MSCI world einstürzt, dann tut er das nicht ohne Grund. Er tut das, weil sehr viele Investoren die REALE Gefahr eines langen oder gar permanenten Verlust ihres Geldes sehen oder weil sie im Rahmen einer Wirtschaftskrise ihr Investment verkaufen MÜSSEN. In diesen Zeiten wird es in allen Foren, in allen Zeitungen von absolut intelligenten, glaubwürdigen und ehrlichen Experten wimmeln, die erklären können, warum eine REALE Gefahr besteht, dass die Aktienmärkte sich in den nächsten Jahrzehnten eben nicht erholen. Du musst dich ehrlich fragen, ob du so kaltblütig bist, dass das alles an dir abprallt und dass du wirtschaftlich so gestellt bist, dass du in einer schweren Wirtschaftskrise nicht befürchten musst, auf deine Reserve zugreifen zu müssen. In der Finanzkrise war es keinesfalls klar, dass die Märkte sich rasch erholen würden. In der Koronakrise Anfang 2020 war es keinesfalls klar, dass die Märkte sich rasch erholen würden. Auch in der nächsten Krise wird es keinesfalls klar sein. Wenn du dann nach einem 40 % Kursverlust deinen ETF verkaufst, weil du ernsthafte und begründete Sorgen um einen noch größeren Verlust deines Investments hast und der Markt sich anschließend rasch ohne dich erholt um die 2-5 % Realrendite über die Jahre einzufahren, dann hast am Ende nicht 2-5 % Realrendite gemacht, sondern vielleicht -40 % "Rendite". Es ist leicht zu sagen, man muss einfach immer Nachkaufen und nie verkaufen. Um in einer schweren Krise nicht zu verkaufen braucht man eine echte, wahre Bereitschaft sein Geld im Zweifel auch zu verlieren. Oder man ist gut darin, sich selbst darüber zu täuschen, dass Aktieninvestments NICHT komplett risikolos über lange Zeiträume sind. Zuletzt bedenke, dass oft besonders informierte und interessierte Anleger die dümmsten Fehler machen. Frage dich, warum du immun sein solltest gegen etwas, wogegen sehr viele Investoren nicht immun sind. Betrachte es zumindest als eine 50/50 Chance.

    3. Wenn du dennoch selbst investieren willst, dann berücksichtige bitte Punkt Nr. 2 indem du nicht dein ganzes Geld in einen Aktien-ETF steckst. Ein Teil in Aktien-ETF, ein Teil angelegt in Festgeld oder Anleihen der Eurozone mit nicht zu langer Laufzeit und Duration. Egal was dann passiert, hast du immer die Gewissheit, keine riesige Dummheit mit deinem Geld angestellt zu haben. Habe wir weiter finanzielle Repression und Inflation, werden die Aktien dir über lange Zeit helfen. Fallen wir in eine tiefe Wirtschaftskrise, wird dir die festverzinsliche Anlage helfen. Wie du es aufteilst, bleibt dir überlassen. Alles zwischen 30/70 bis 70/30 (Aktien/Festverzinlich) ist vernünftig. Ich zum Beispiel teile es 60/40. Wenn du eine Ader zu Misstrauen gegenüber dem Staat oder Finanzsystem hast, dann kann auch etwas Gold hilfreich sein, um dich im Fall von Krisen im Sattel zu halten und vor Dummheiten zu bewahren.

    4. Erfolg beim selbstständigen Investieren hängt ganz überwiegend nicht davon ab, die Anlage mit der THEORETISCH besten Rendite zu wählen (niedrigste Kosten, bester ETF, bester Einstiegszeitpunkt, bester Sektor, höchste Aktienquote im Portfolio etc.), sondern so anzulegen, dass du langfristig investiert bleibst ohne von Weltgeschehnissen so überrascht zu werden, dass du zu einem großen Verlust verkaufen musst. Die Schildkröte besiegt den Hasen. Wer ganz durchschnittliche Renditen, vielleicht sogar unterdurchschnittliche Renditen einfährt durch seine Anlegen, jedoch überdurchschnittlich lange und konstant investiert bleibt, der fährt am Ende doch wieder überdurchschnittliche Renditen ein.

    5. Aktien-ETF-Empfehlung: ishares MSCI World akkum. oder thesaurierend. Hat die niedrigste Tracking Difference (und das zählt bei den Kosten, nicht die TER), hat die niedrigsten Spreads und wird vermutlich nie verschwinden.

    Viel Erfolg beim Investieren.