Alles anzeigenHallo zusammen,
sie machen es wirklich deutlich. Bringen wir es auf den Punkt und zeigen die Dimension auf - ich versuche es jedenfalls.
Das Zitat von Bertolt Brecht
„Was ist die Gründung einer Bank gegenüber einem Bankraub?“
lässt sich im Kontext der Geldschöpfung und der Funktionsweise von Banken sehr gut verstehen.
Brecht stellt hier die moralische und gesellschaftliche Dimension des Bankwesens in Frage und drückt eine kritische Haltung gegenüber den Mechanismen aus, die im Finanzsystem wirken.
Wenn man es mit dem Konzept der Geldschöpfung durch Kredite verbindet, wird deutlich, dass beide, sowohl die Gründung einer Bank als auch der Bankraub, auf ihre eigene Weise mit dme Umgang von Geld und Macht zu tun haben – jedoch auf sehr unterschiedliche Art und Weise:
Die Gründung einer Bank ist oft eng mit der Möglichkeit verbunden, Geld aus dem Nichts zu schaffen, indem Kredite vergeben werden. Banken sind in der Lage, durch die Schaffung von Buchgeld enorme Gewinne zu erzielen. Die Schaffung von Geld erfolgt dabei nicht durch reale Werte oder Produktionsprozesse, sondern durch
ein System von Vertrauen und Verschuldung.
Man könnte sagen, Banken haben durch ihre Struktur die Fähigkeit, „neues Geld“ zu erschaffen, das nicht durch tatsächliche Werte gedeckt ist. Die Schaffung von Geld wird oft als eine Art von „rechtmäßigem Bankraub“ kritisiert, da sie im Kern auf einem Hebel von Schulden und zukünftigen Rückzahlungen basiert, die letztlich von der gesamten Gesellschaft getragen werden müssen.- Ein Bankraub ist eine illegale Handlung, bei der jemand direkt von einer Bank Vermögenswerte entnimmt, die dort deponiert sind. Im Gegensatz zur Geldschöpfung ist dies ein unmittelbarer, direkter Diebstahl. Aber auch hier könnte man die Frage aufwerfen: Warum ist der „Diebstahl“ durch den Bankraub verwerflicher als die „legale“ Geldschöpfung durch die Bank, bei der im Prinzip ebenfalls „Geld entnommen“ wird, allerdings auf eine weniger greifbare, abstrakte Weise?
Brecht zielt mit diesem Zitat auf die scheinbare Doppelmoral der Gesellschaft und der Wirtschaftssysteme ab: Das System der Geldschöpfung und der Bankengewinne ist auf den ersten Blick legal, aber nicht unbedingt gerecht. Die Frage, die Brecht hier aufwirft, geht über die bloße Unterscheidung zwischen legal und illegal hinaus und beleuchtet die systemische Ungerechtigkeit, die er im Kapitalismus sah.
Es geht ihm darum, den Widerspruch zwischen den „legitimen“ Mitteln, mit denen Banken durch Kredite und Zinserträge Reichtum generieren, und der offen zutage liegenden, gewaltsamen Natur eines Bankraubs hervorzuheben. Beides nutzt das gleiche Prinzip: Die Aneignung von Vermögenswerten, aber auf unterschiedliche, kulturell akzeptierte Weisen.
Kurz gesagt: Brecht wollte damit auf die grundlegende Kritik hinweisen, dass das, was im Finanzsystem als legitim gilt, aus einer ethischen Perspektive nicht unbedingt als gerecht angesehen werden kann. Es geht um die Frage, wie Macht und Geld in einem System umverteilt werden, das weitgehend von den „normalen“ Menschen im System getragen wird, während die Gewinne Gewinne von anderen erzielt werden.
Ich hoffe, dass es nicht zu weit ging.
LG
Es mag off topic sein, aber zum Thema Kapitalismus und Ungerechtigkeit fällt mir folgendes Zitat aus Rousseaus 'Discours sur l'origine et les fondements de l'inégalité parmi les hommes', ( 1755) ein:
'der erste, der ein Stück Land mit einem Zaun umgab und auf den Gedanken kam zu sagen: 'Dies gehört mir' und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der eigentliche Begründer der bürgerlichen Gesellschaft.
Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wieviel Elend und Schrecken wäre dem Menschengeschlecht erspart geblieben, wenn jemand die Pfähle ausgerissen und seinen Mitmenschen zugerufen hätte:'Hütet euch, dem Betrüger Glauben zu schenken; ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass zwar die Früchte allen, aber die Erde niemandem gehört' ."