Ich bin froh über dieses Thema und sehe es wie Henning und Nordlicht.
Die Maßnahmen zur Regulierung der Finanzberatung und zur Förderung der Honorarberatung in Deutschland begrüße ich sehr, allerdings ist die Sichtweise auch etwas einseitig, wenn die Honorarberatung häufig als einziger Zugangsweg zu einer objektiven, produktunabhängigen Beratung dargestellt wird. Das ist aus meiner Sicht aus folgenden Gründen nicht ganz zutreffend:
1. Bei der Bewertung der Honorarberatung sollte nicht nur auf die Vergütung geschaut werden, sondern auch auf die Lagerzugehörigkeit und die daraus resultierenden Pflichten: Sowohl Versicherungsberater als auch Versicherungsmakler stehen als „Sachwalter des Kunden“ im gleichen Lager. Ein Sachwalter bewertet die Angebote des Marktes und spricht unter Berücksichtigung des Anforderungsprofils des Kunden eine Empfehlung aus.
2. Die Vergütung sagt nichts aus über die Qualität der Beratung. Deshalb sollte man den Berater die Fragen stellen, die Henning genannt hat.
Übrigens kann auch ein Versicherungsmakler mit seinem Kunden vereinbaren, dass dieser ihn bezahlt. Dann gibt es keinen Unterschied mehr zwischen einem Honorarberater und einem Versicherungsmakler. Auch wenn ich will, dass jemand meine Versicherungen "im Blick" hat und mich z.B. im Schadensfall unterstützt und meine Interessen gegenüber der Versicherung vertritt, ist ein Versicherungsmakler geeignet.
3. Es gibt Beratungsthemen, für die sich aus Verbrauchersicht die Honorarberatung finanziell nicht lohnt. Das gilt insbesondere für private Versicherungen wie Hausrat-, Haftpflichtversicherungen usw. und Anlagethemen, in denen kleine Beträge (z.B. vermögenswirksame Leistungen) angelegt werden sollen. Hier liegt der Vorteil von Beratern/ Vermittlern, die auf Provisionsbasis beraten: Sie ermöglichen auch den Menschen, die sich einen Stundensatz von 150 EUR aufwärts nicht leisten können, Zugang zu passenden Produkten. Im Versicherungsbereich sind das die oben erwähnten Versicherungsmakler, im Anlagebereich sind es Finanzanlagenberater.
Das wesentliche Kriterium sollte nicht die Frage: "Honorar oder Provision?" sein, sondern auch deren Höhe für die erbrachte Leistung. Wo ist das Problem an der Provision, wenn ein Versicherungsmakler für eine 2-stündige Beratung zur Unfallversicherung 30 EUR Provision bekommt? Will der durchschnittliche Kunde für eine solche Beratung wirklich zu einem Honorarberater gehen und 300 EUR Honorar zahlen oder mit dem Makler vereinbaren, dass er ihn für seine Beratung direkt bezahlt?
Entscheidend ist doch, dass der Berater dem Kunden gegenüber offenlegt, durch wen und in welcher Höhe er bezahlt wird. Und das gehört nicht nur zum Berufsethos eines guten Beraters (neben den von Henning genannten Kodices gibt es einige andere), sondern gilt inzwischen für alle Finanzberater (im Anlagebereich). Versicherungsmakler, die das nicht von sich aus tun, kann man direkt danach fragen. Im übrigen kann auch ein Finanzanlageberater, der üblicherweise auf Provisionsbasis bezahlt wird, mit seinem Kunden vereinbaren, dass dieser die Beratung bezahlt und im Gegenzug provisionsfreie Produkte bekommt.
Was die konkrete Empfehlung angeht, habe ich die Tipps:
1. sich Zeit nehmen
2. Überlegen, was man will (und was man bereit ist, dafür auszugeben)
3. Konkret verschiedene Berater ansehen und dann entscheiden, mit wem man kann und will
Ich kenne es auch so, dass das erste Kontaktgespräch kostenlos ist und man erst dann bezahlt, wenn man sich für einen Berater entschieden hat und eine Beratungsleistung bekommt.
Zur Empfehlungsplattform whofinance: Nach Aussage von whofinance wird jede Bewertung vor Veröffentlichung geprüft: Nach der Bewertungsabgabe muss man sich selbst als reale Person und seine E-Mail-Adresse bestätigen (per Aktivierungslink) und erst dann beginnt die Qualitätsprüfung durch whofinance, u.U. mit Rückfragen an den Bewerter z.B. zur konkreten Beratungssituation.
Um einen ersten Eindruck darüber zu bekommen, welche Berater es in der Nähe gibt und was Andere über ihn sagen, ist die Seite ganz gut geeignet. Die Entscheidung, ob man das glaubt und bei ihm bleiben will, kann man nach einem persönlichen Kontakt immer noch treffen.