Quellensteuertopf & Freistellungsauftrag

  • Hallo in die Runde,

    ich habe mich schon etwas eingelesen, bin mir aber noch unsicher, daher erhoffe ich mir auf diesem Wege fundierte Antworten:

    Mein Quellensteuertopf für dieses Kalenderjahr ist nun auf 13 € angewachsen. Da dieser aber am Ende des Jahres verfällt, möchte ich diesen gerne demnächst noch „anzapfen“, sodass weitere Aktiendividenden damit verrechnet werden (der Verlusttopf Sonstige ist schon beinahe auf 0 €). Um dies zu ermöglichen, muss jedoch der verbleibende Freistellungsauftrag bei diesem Broker (justTrade) zunächst aufgebraucht sein, weil ja sonst erst der Freistellungsauftrag „angezapft“ wird. (Ich habe mehrere Banken/Broker und hätte die Möglichkeit den Freistellungsauftrag bei diesen anderen Banken/Brokern zum Ende des Jahres hin zu verbrauchen.)

    Erste Frage: Ist der bisherige Gedankengang soweit korrekt? (Ich weiß, die 13 € sind keine große Summe, aber mir geht es auch um das Verständnis der Vorgänge.)

    Vor der Reduzierung des Freistellungsauftrages bei justTrade bin ich nun auf noch eine Frage gestoßen: Wenn ich den FSA reduzieren möchte, erhalte ich folgende Einblendung:

    FSA anpassen.bmp

    Bei der letzten Dividendenzahlung hatte ich aber folgende Mitteilung bekommen:

    Mitteilung letzte Dividendenzahlung.bmp

    D.h. ich gehe davon aus, dass ich mal 200 € Freistellungsauftrag eingereicht habe (ich weiß, ich hätte mir die erteilten FSA bei den verschiedenen Brokern notieren sollen, habe ich aber nicht, weil ich dachte, dass ich das online einsehen könnte…) und davon aktuell noch 124,15 € übrig sind.

    Zweite Frage: Wenn ich den Freistellungsauftrag nun entsprechend reduzieren möchte, sodass der Quellensteuertopf „angezapft“ wird, passe ich den FSA dann jetzt auf 0 € an? Aber ich habe ja im Laufe des Kalenderjahres schon FSA „verbraucht“, vermutlich 200 – 124,15 = 75,85 €. Eine Anpassung auf 0 € ab 1.1.2023 wäre ja dann nicht korrekt, d.h. müsste ich den FSA dann jetzt auf 75,85 € anpassen?

    Über fachkundige Kommentare wäre ich dankbar.

    (Und ja, man könnte das Ganze vermutlich auch "einfacher" mithilfe der Steuererklärung im Nachhinein verrechnen, aber ich freue mich, wenn ich diese nicht machen muss, sondern mithilfe des FSA bzw. von Verlusttöpfen so wenig wie möglich Steuern zahle, gleichzeitig aber Freibeträge möglichst gut ausschöpfen kann.)

  • Du kannst prinzipiell den Quellensteuertopf leeren, in dem Du den Freistellungsauftrag reduzierst bzw. auf 0 setzt.

    Wenn Du aber insgesamt den Sparerfreibetrag nicht ausnutzt, hilft Dir das nichts.

    Der deutsche Fiskus wird Dir die fremde Quellensteuer zwar ggf. anrechnen (in der Regel bis 15%), aber nicht erstatten, auch nicht im Rahmen der Steuererklärung.

    Angenommen, Du hast keinen weiteren Kapitalertrag als 1000 € US-amerikanische Dividenden. Dann wird der US-Fiskus davon 150 € einbehalten und die Depotbank wird Dir (so Du keinen Freistellungsauftrag eingereicht hast), weitere 100 € Kapitalertragsteuer und 5,50 € SolZ einbehalten (Kirchensteuer nicht berücksichtigt). Wenn Du dann eine Steuererklärung machst, bekommst Du diese 105,50 € komplett erstattet - aber die 150 € nicht, denn die sind gleich in den USA geblieben.

    Hast Du aber 2000 € US-amerikanische Dividenden erhalten, hat der US-Fiskus 300 € einbehalten und die deutsche Bank 211 € Kapitalertragsteuer und SolZ. Für diese Einnahme müßtest Du nach deutschem Recht 263,75 € Steuer zahlen (Sparerfreibetrag berücksichtigt), 300 € könntest Du Dir prinzipiell anrechnen lassen. Das ist mehr, als Du überhaupt an Steuer bezahlt hast. Du hast nämlich nur 211 € deutsche Steuer bezahlt. Die bekommst Du mit der Steuererklärung zurück, aber nicht mehr. Hast Du einen Freistellungsauftrag passender Höhe eingereicht, zahlst Du die ergänzenden 10,55% deutsche Steuer nicht, aber bekommst mit der Steuererklärung auch nichts zurück. Die 300 € bleiben beim US-Fiskus.

    Hast Du 2500 € US-amerikanische Dividenden erhalten, hat der US-Fiskus 375 € einbehalten. Für 2500 € Kapitalertrag diese Einnahme müßtest Du 375 € deutsche Steuer zahlen (Sparerfreibetrag berücksichtigt). Jetzt wird die US-Steuer von 375 € voll angerechnet, keine zustätzliche deutsche Steuer, somit auch kein Solidaritätszuschlag.

    Wenn Du einen Freistellungsantrag eingereicht hast, wird dieser von US-Dividenden nur zu 40% belastet. 1000 € US-Dividenden belasten den Freibetrag mit 400 €; 2000 € mit 800 €. 2500 € US-Dividenden schöpfen den Freibetrag eines Ledigen genau aus.

    Um auf Dein Problem zurückzukommen: Die US-Quellensteuer bekommst Du nie zurück, sie wird lediglich auf die deutsche Steuer angerechnet. Wenn Du genügend deutsche Kapitalertragsteuer zu bezahlen hättest, wird ausländische Quellensteuer im Extremfall voll angerechnet, Du zahlst dann um so viel weniger deutsche Kapitalertragsteuer, wie im Ausland geblieben ist.

    Ich fürchte allerdings, daß das bei Dir nicht der Fall ist, die ausländische Quellensteuer somit ohne Anrechnung auf deutsche Steuer für Dich verloren ist.