Alles anzeigenGrundsätzlich ist es so, dass du das Depot zunächst nicht kündigen solltest - denn eine Kündigung führt, wie du schon richtig sagst, letztendlich zum Verkauf der Wertpapiere. Vor der Kündigung steht die Depotübertragung, die üblicherweise von der empfangenden Bank (in deinem Fall also Finanzen.net zero) angestoßen wird. Finanzen.net zero (bzw. vielmehr die Baader Bank) und WeltSparen (bzw. vielmehr DAB BNP Paribas) klären das eigentliche Prozedere der Übertragung dann untereinander.
Da gibt es jetzt aber ein paar Probleme:
- Allgemeines Problem Bruchstücke: Du hast in deinem Depot mit eigentlich absoluter Sicherheit Bruchstücke (die Nachkommastellen hinter den Stücken). Diese können nicht übertragen werden und würden im Depot verbleiben, wodurch das Depot dann auch nicht gekündigt werden könnte.
- Spezielles Problem Small-Cap ETF: Richtig, den Small-Cap ETF dürftest du bei keinem Neobroker finden, sondern nur bei größeren Anbietern - z.B. bei der DKB, da werde ich meine ETFs hin übertragen. Eine vollständige Depotübertragung wird scheitern wenn im alten Depot Wertpapiere liegen die der neue Anbieter nicht handelt. Zwar ist es möglich im Formular nur einzelne Wertpapiere zu übertragen (Teilübertragung), das führt aber dazu, dass die übrigen Wertpapiere im alten Depot verbleiben, wodurch analog wieder keine Kündigung möglich ist.
- Allgemeines Problem Verlustverrechnungstöpfe: Zum Depot gehören nicht nur die Wertpapiere, sondern auch steuerliche Verlustverrechnungstöpfe. Sofern du nicht enorm ungünstig gekauft hast dürften diese vor dem Hintergrund der aktuellen Wertentwicklung des ETF Portfolio zwar leer sein, es muss aber trotzdem geklärt sein was mit ihnen passiert. Der einfachste Weg ist ein vollständiger Depotübertrag (was nur geht wenn das Depot danach leer ist - siehe Nr. 1+2): dann können die Verlustverrechnungstöpfe nämlich einfach mit übertragen werden.
- Spezielles Problem ETF Robo: WeltSparen verkauft dir nur ein Produkt, das eigentliche Depot wird von der DAB BNP Paribas geführt - und das nicht etwa in einem regulären Depot, sondern in einem an dieses Produkt gebundenen Depot. Vermutlich möchten daher sowohl WeltSparen als auch DAB BNP Paribas, dass das Depot gekündigt wird. Ist das nicht direkt möglich (weil du den Small-Cap ETF nicht überträgst oder noch Bruchstücke übrig sind) könnte das zu Problemen beim Depotübertrag führen, was dann die Übertragung entweder komplett scheitern oder sehr lange verzögern wird.
Letztendlich heißt das, dass bevor der Depotübertrag angestoßen wird, der Small-Cap ETF und die Bruchstücke verkauft sein sollten - dann ist nämlich ein vollständiger Depotübertrag inkl. Verlustverrechnungstöpfe möglich und das dann leere Depot kann problemlos direkt gekündigt werden.
Ich würde dir daher (ich persönlich werde das auch definitiv tun) raten erst mal den WeltSparen Kundenservice zu kontaktieren und dort nachzufragen wie die das gehandhabt haben wollen. Ich vermute, dass du erst mal per Formular den Verkauf des Small-Cap ETF und der Bruchstücke veranlassen sollst, anschließend den Depotübertrag und erst danach die Kündigung. Würde mich freuen wenn du die Antwort vom Kundenservice dann auch hier kurz teilen könntest, dann wissen wir auch Bescheid; ich werde meinen Depotübertrag auch erst in einigen Wochen angehen. Danke!
Allgemein: Denke ans Rebalancing der alten ETF - ansonsten läuft deren Wertentwicklung auseinander und die Gewichtung der ETFs verschiebt sich. Kleinere Abweichungen kannst du im Zweifel ignorieren, auch wenn in den alten ETFs im Vergleich zum FTSE All-World nicht so viel Geld steckt kannst du getrost seltener rebalancen, häufiger als 1x jährlich ist eigentlich nie notwendig - aber im Hinterkopf behalten solltest du es. Wie das Rebalancing erfolgt (nachkaufen, verkaufen, umschichten) ist letztendlich egal. Wenn dir das auf Dauer zu viel Arbeit ist kannst du auch darüber nachzudenken das Geld in deinen FTSE All-World umzuschichten (also den ETF Robo komplett zu verkaufen und einmalig die Steuern in Kauf zu nehmen; das kann sich langfristig sogar lohnen weil es ausschüttende ETF sind, siehe Option 4 in meinem Beitrag, dort ist auch das Excel zum selbst rechnen; alternativ Download hier).
Vielen Dank erst mal für die ausführliche Antwort.
Leider wie ich befürchtet hatte kein einfacher ETF Umzug. Das mit den Bruchstücken war mir schon bewusst. Aber genau wie mit den Small Caps hatte ich gehofft dass ich den übertragbaren Teil einfach vorher übertragen und der Rest der stehen bleibt, dann verkaufen könnte.
Muss ich die ETF Anteile tatsächlich rebalancen wenn ich sie ohnehin nicht mehr bespare? Wenn dann wäre mir das definitiv zu aufwendig.
Jetzt denke ich doch wieder darüber nach einfach alles zu kündigen und das frei werdende Kapital in den All World zu stecken. Leider macht das bei mir über 3200 € an Steuer inklusive Kirchensteuer aus. Ich habe damals eine größere Summe als Einmalanlage in den Robo gesteckt, so dass dort, trotz inzwischen höherer Sparrate beim Finanzen.net zero Depot, mehr Geld drinnen steckt. Ich hatte deshalb gehofft die ETFs einfach behalten zu können und erst zur Rente zu verkaufen. Allein wegen der Übersichtlichkeit ist es aber vielleicht doch besser reinen Tisch zu machen. Immerhin kann das Kapital ja auch noch über 25 Jahre arbeiten bis zu meiner Rente. Ich werde nochmal intensiv über mein Vorgehen nachdenken und dann berichten.