VL über Oscar beziehen

  • Hallo zusammen,

    meine Frau und ich haben uns dafür entschieden, unsere Bausparer aufzulösen. Die haben wir bisher nur für VL genutzt und demnach sind wir noch weit von der Summe entfernt, um das Guthaben zuteilungsreif zu bekommen.

    Da wir uns aufgrund der aktuellen Marktsituation was Immobilien angeht auch weitestgehend vom Gedanken des Bauens oder Kaufens verabschiedet haben und lieber "unser Leben leben" wollen, möchten wir die VL jetzt lieber anders und vorallem möglichst auch gewinnbringender anlegen. Abgesehen davon, haben wir über Tagesgeld und co. schon relativ viel angespart, was den Bausparer schon fast überflüssig macht..

    Dazu haben wir auch beide bereits ETF Sparpläne bei der Consorsbank angelegt die regelmäßig bespart werden.


    Meine Frage wäre nun folgende:

    Bei Oskar besteht die Möglichkeit eines Auszahlungsplans. Wenn ich das richtig verstehe auch mit Monatlichen Auszahlungen.

    Wäre es also theoretisch möglich hier möglichst defensiv zu besparen und dann monatlich unsere VL direkt wieder aufs reguläre Konto auszahlen zu lassen?

    Dann könnte ich bzw. könnten wir unseren bestehenden ETF Sparplan bei der Consorsbank doch einfach erhöhen und mit unseren VL füttern ohne dass wir einen weiteren und vorallem kostenintensiveren Sparplan bei Finvesto anlegen oder?


    Bin über jede Antwort dankbar!

  • svenja147

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Hallo und Herzlich WIllkommen :)


    Ich kann zu Oskar nicht viel sagen. Ich meine, dass es mal zu den Finanztip-Empfehlungen gehörte, aber inzwischen nicht mehr. Aber zum Thema VL kann ich etwas sagen, da ich mich damit häufiger schon beschäftigt habe.


    Es gibt bei VL aus meiner Sicht, wenn man mal Immobilienkredit/Bauspar-Varianten außen vor lässt, zwei Möglichkeiten, die immer empfohlen werden in zwei bestimmten Konstellationen:


    1. Finvesto: ETF-Depot. Es ist meines Wissens nach das günstigste VL-fähige Depot für 10€/Monat plus 0,2% pro Ausführung. Kann sinnvoll sein in folgenden Fällen:

    - wenn man eine möglichst hohe Summe (40€) Arbeitgeber-VL bekommt und diese direkt in einen (All-) World-ETF als Renditebaustein anlegen möchte.

    - wenn man Anspruch auf die Arbeitnehmersparzulage (ANSZ) hat und zwar sicher mindestens zwei Jahre lang, am besten über die gesamten 6-7 Jahre. In dem Fall und NUR in dem kann eine VL-Ergänzungssumme aus dem Netto sinnvoll sein (bis insgesamt 33,34€ pro Monat im Schnitt).


    2. ING: VL-Banksparplan. Gibt 1,5% feste Zinsen. Kann sinnvoll sein: In allen anderen Fällen. Also wenn du deine Arbeitgeber-VL nur mitnehmen und risikoarm mitnehmen willst und ohnehin keinen Anspruch auf die ANSZ hast.


    Du kannst bei beiden Möglichkeiten vorzeitig das Geld rausnehmen, aber eine ANSZ bekommst du dann natürlich nicht (bei 1.) und zumindest bei 2. ist es so, dass man eine Art Strafzins zahlen muss, wenn man früher als die 7 Jahre raus will.


    Ich hab mich für 2. entschieden, nachdem ich viel zu lange gegrübelt habe, wohin ich meine kleine Arbeitsgeber-VL, auch von einem Bausparvertrag kommend, in Zukunft hinsparen möchte. Das ist eine wichtige Erkenntnis: es geht am Ende nicht um so viel Geld - über das Thema VL sollte man sich nicht ZU viele Gedanken machen. Und gerade deswegen hat dann auch der ING-VL-Banksparplan bei mir gewonnen. Es ist das einfachste Konstrukt und ich hab einfach ein Produkt in dem ich meine paar Euro VL mitnehmen und die dann eben in 7 Jahren ausgezahlt bekomme. Ich sehe das als risikoarmen Mini-Teil meines Portfolios. Was Rendite angeht, spare ich lieber manuell in einem kostenlosen und flexiblen Depot.


    meine Frau und ich haben uns dafür entschieden, unsere Bausparer aufzulösen.

    Übrigens in den meisten Fällen eine gute Entscheidung. Bausparer sind leider meistens für die Kunden nicht sehr sinnvolle Produkte, die einem von einem Verkäufer irgendwann mal angedreht wurden. So auch mir, auch wenn ich mir meinen Fall einigermaßen schön rechnen kann aufgrund der Nullzinsphase.


    Ein Hinweis dazu: überprüft (in euren Bedingungen), ob ihr, wenn ihr auf das Darlehen verzichtet, einen Bonuszins bekommen könnt. Häufig "Treuebonus" oder "-prämie" genannt und bekommt man nachdem man den Darlehensverzicht erklärt hat nach einem einzuhaltenden "Treuejahr". Dann könnt ihr euch ausrechnen, was das Jahr euch an Rendite durch den Bonuszins bringen würde. Häufig werden alle in der Vergangenheit ausgezahlten Zinsen nochmal verdoppelt. Also wenn ihr z.B. 500€ Zinsen bekommen habt über 10 Jahre, dann bekommt ihr nach einem Jahr warten zusätzlich zum jährlichen Zins nochmal 500€ Zinsen drauf. Das KANN sich dann rechnen, besonders wenn es der eher sichere Teil eures Vermögens ist. Wenn in eurem BSV im Beispiel 10.000€ wären, dann müsste man erstmal eine andere Anlageklasse finden, die in einem Jahr 5% risikoarm erwirtschaftet.


    Dass euch der BSV mit Blick in die Vergangenheit vermutlich mehr gekostet als gebracht hat (neben den Abschlusskosten vor allem Opportunitätskosten), spielt an dieser Stelle keine Rolle mehr. Nur für die Zukunft, dass man sich vielleicht überlegt solch ein Produkt nicht mehr abzuschließen.


    Viel Erfolg!


    EDIT: hatte überlesen, dass euer BSV noch nicht zuteilungsreif ist. Dann ist das mit dem Bonuszins vermutlich eher nicht möglich, das muss er nämlich meines Wisens nach sein. Manchmal lassen sich Bausparverträge teilen, also bei einer hohen Summe macht man zwei daraus und der erste wird dann schnell zuteilungsreif oder ist es direkt. Könnt ihr mal überprüfen. Ansonsten würde ich dann auch sagen: raus mit Applaus.

  • Vorab mal vielen Dank für die ausführliche Antwort und die vielen Tipps.

    Die Optionen Finvesto & ING habe ich beide auch mal angesehen und erstmal aus folgenden Gründen zur Seite gelegt:


    Finvesto: Fast schon niederschmetternde Bewertungen an jeder Ecke. Das macht mich doch etwas stutzig dem ganzen gegenüber. Ist da wirklich was dran? Gerade bei TrustedShops denke ich kann man den Bewertungen doch etwas trauen oder? Und die sind alles andere als gut.


    ING: Das Angebot selbst finde ich ganz in Ordnung. Mich "stört" halt etwas der Faktor Zeit. Hier wartet man dann halt auch wirklich die 7 Jahre. Vorab an das Geld kommen ist laut ING bei den neuen Verträgen nicht möglich.


    Oskar hingegen kommt ja ganz gut weg auf diversen Portalen und das Geld von dort kann ich prinzipiell jederzeit auf andere Konten umlagern.


    Zum Thema mit dem Bausparer..

    Hier sind wir wohl wirklich etwas Blauäugig an die Sache ran gegangen. Man hat uns das schönste vom schönen erzählt und wir haben es geglaubt. Einfach weil wir es nicht besser wussten und auch wahrscheinlich einfach zu Faul waren uns alles mal genau an zu sehen.

    Zinsen von 0,01% kann man sich auch sparen :)

    Das man uns dann gesagt hat, nach 7 Jahren kommen wir definitiv ans Geld, auch wenn wir nur unser VL einzahlen.. Naja. Lüge um uns in den Vertrag zu bekommen würde ich mal sagen.

    Gott sei dank hab ich nur einmal eine etwas größere Zahlung vorgenommen und den Rest ordentlich durch Tagesgeldkonten verzinsen lassen oder halt für Sparpläne genutzt. Da ist mehr hängen geblieben als wenn ich das Geld da geparkt hätte. Die Kündigungen sind auch heute raus. Dann ist das Thema erstmal durch.


    Wie gesagt. Vielen Dank für die wirklich ausführliche Antwort!

    Eventuell findet sich ja noch jemand mit Erfahrungen was Oskar angeht.

    Die Kündigungen bei der LBS sind erst Ende Februar 2025 gültig. Da findet sich doch sicher noch jemand ;)

  • Finvesto: Fast schon niederschmetternde Bewertungen an jeder Ecke. Das macht mich doch etwas stutzig dem ganzen gegenüber. Ist da wirklich was dran? Gerade bei TrustedShops denke ich kann man den Bewertungen doch etwas trauen oder? Und die sind alles andere als gut.

    Mit Rezensionen im Internet und besonders bei „langweiligen“ Banken ist es häufig so: die, die negative Erfahrungen haben, melden sich bzw. bewerten in ihrer „Rage“. Die die zufrieden sind haben wenig Grund sich zu melden. Ich hab keine persönlichen Erfahrungen mit Finvesto. Dass es von Finanztip und Co empfohlen wird reicht mir an dieser Stelle. Und es geht am Ende nur um einen kleinen Baustein, ich hab da ja nicht mein alltägliches Konto und auch nicht mein Hauptdepot. Aber klar, wenn du Bedenken hast: es ist deine Einschätzung und Entscheidung.


    ING: Das Angebot selbst finde ich ganz in Ordnung. Mich "stört" halt etwas der Faktor Zeit. Hier wartet man dann halt auch wirklich die 7 Jahre. Vorab an das Geld kommen ist laut ING bei den neuen Verträgen nicht möglich.

    Ich meine, dass man vorab rankommen kann aber mit einem Strafzins. Aber die Frage ist wofür du das machst? Du hast doch bestimmt mehr als 40€ Sparrate für den langfristigen Vermögensaufbau, an den du mindestens 7 Jahre nicht ran willst? Wofür möchtest du denn an diese 2.880€, die sich in 6 Jahren maximal ansparen, innerhalb der 7 Jahren ran?


    Ich verstehe vollkommen den Wunsch nach Flexibilität. Den habe ich auch sehr ausgeprägt. Dafür habe ich alles was geht in maximal flexiblen Anlagen. Aber bei so einem kleinen Baustein habe ich da kein Problem mit. Würde ich wahrscheinlich, wenn es sich dann rechnet, auch mit einem möglichen Altersvorsorgedepot, das vielleicht kommen soll, nicht haben. Das ist dann eben ein fester Baustein. An meine Rente komme ich ja auch nicht so schnell ran.


    Was man vermeiden sollte aus meiner Sicht sind zu viele kleine und/oder zu riesige feste Bausteine. Ok, abgesehen von der GRV und vom Eigenheim, da geht es eben nicht anders.


    Hier sind wir wohl wirklich etwas Blauäugig an die Sache ran gegangen. Man hat uns das schönste vom schönen erzählt und wir haben es geglaubt. Einfach weil wir es nicht besser wussten und auch wahrscheinlich einfach zu Faul waren uns alles mal genau an zu sehen.

    Nun das ist typisch und da muss man sich nicht zu sehr ärgern. Ich hatte auch einen (kleinen) Bausparvertrag, der noch in die Kategorie „Papa hat gesagt schließ einen ab, das ist solide“ fiel. Jeder macht irgendwelche Fehler beim Thema Finanzen im Leben. Wichtig ist, dass man irgendwann daraus lernt.