Wird vermutlich Zerow13 nicht unbedingt viel helfen ... zudem bin ich wahrlich kein Experte in Sachen "Schufa" ...
Die Thematik ("Bonität für zukünftigen Kredit aufbauen") finde ich aber generell interessant und spannend - auch im sozusagen persönlich erlebten historischen Verlauf.
Wenn meine Wenigkeit (nicht mehr mittellos und etwas Grundwissen vorhanden zudem längere Erfahrungen) sich - jedenfalls beinahe - in einem Netz aus "Schufa, Regulatorik, EU-WIKR" usw. verfängt - dann könnte es für einen jungen Menschen (erst 30 Jahre jung; mit zudem Trennungsgeschichte und danach Auslandsaufenthalt) noch schwieriger sein ...
Als ich beispielsweise Mitte der 70er meine erste Immobilie (zwecks Eigennutzung) gekauft und finanziert habe (noch als Student; bis auf das angesparte Eigenkapital sowie zwei BSV tendenziell eher mittellos), dauerte das Kreditgespräch keine 30 Minuten. Die erforderliche drei (!) Unterlagen waren mein Personalausweis, Auszug Tagesgeldkonto und die beiden BSV. Meinen ersten Ekst.-Steuerbescheid solle ich "nachreichen". Der Darlehensvertrag war keine 1,5 Seiten lang. Als ich vor einigen Jahren (nach Einführung der EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie (03/2016)) ein ähnliches Gespräch hatte (Umschuldung) dauerte der Termin über zwei Stunden, war zuvor ein Kreditvermittler eingeschaltet worden, die Liste mit Unterlagen sollte > 180 Positionen umfassen (was ich schließlich verweigert hatte), der Darlehensvertrag (Entwurf) umfasste > 70 Seiten etc. pp. Obwohl ich nunmehr nicht mehr mittellos war (> 30 Immobilien, > die Hälfte davon lastenfrei, daneben weiteres achtstelliges freies Vermögen, ein Schufa-Basisscore (was immer das bedeuten mag) von 99,6 % (die 100% gibt es angeblich ohnehin nur in der Theorie ... ?!) usw. Da kann - bei sachlich-nüchterner Betrachtung - doch etwas nicht mehr zusammenpassen ?
Hätte ich früher so auch gesagt. Da bin ich mir aber zunehmend unsicher (damit dürfte nämlich nur noch "Kapitaldienstfähigkeit" gemeint sein). Diese "persönliche Zuverlässigkeit" stand früher (neben Daten natürlich) seitens der Bank im persönlichen Gespräch durchaus im Mittelpunkt einer (Kredit)Prüfung bzw. Kreditentscheidung. Heute sind standardisierte Verfahren mit bestimmten (m. E. teilweise fragwürdigen) Vorgaben allein maßgeblich für eine Kreditentscheidung.
Kann bzw. muß man inzwischen leider so sehen. Selbst wenn das Ganze (die kreditfinanzierten Immobilien betreffend) im Realkreditbereich spielt (Kredit bzw. Restschuld nur bis max. 60% vom Beleihungswert) - oder der Beleihungsauslauf sogar < 30% oder < 20% liegt ...), stellen diese Immobilien nahezu bis praktisch für die Bank keine Sicherheit mehr da (mein Vorschlag, dann könne man logischerweise auf die Eintragung einer Grundschuld verzichten - blieb ohne jede Antwort bzw. wurde "weggelächelt" ...). Zitat: "Grundschuld ist trotzdem zwingend" ...
Man führt stattdessen (zumindest hat man es versucht) eine "Haushaltsrechnung" (wie mit einem Berufseinsteiger) durch, weil es allein auf die "Kapitaldienstfähigkeit" ankomme sprich das Einkommen zwecks Bedienung der Kreditrate (Zitat: "Ihr sonstiges anderweitiges Vermögen ist nach der Regulatorik für uns irrelevant. Wenn sie sich 100 Ferrari kaufen, ist das Geld weg und auf die Autos hätten wir auch eh keinen Zugriff"). Meine Frage, bezüglich der generellen Unsicherheit eines (praktisch jeden) Einkommens (sei es nun als Angestellter oder Selbständiger; Beamte vielleicht mal (jedenfalls teilweise) ausgenommen) blieb ebenfalls ohne Antwort ...
Zitat: "Mit der Haushaltsrechnung schützen wir sie vor dem Verlust ihres Wohneigentums". Mein selbst genutztes Wohneigentum ist seit 45 Jahren schuldenfrei, wie sollte ich das verlieren ? Im Zweifel oder Notfall (halte ich in meinem Fall für ausgeschlossen) würde ich einige Immobilien verkaufen. Zitat: "Das dürfen und können wir bei der Prüfung der Kapitaldienstfähigkeit nicht berücksichtigen" ...
Jemand, der als klassischer Eigenheimer (Selbstnutzer) sein Häuschen finanziert, kann doch immer sein Einkommen (= seine "Kapitaldienstfähigkeit") verlieren ?! Sowohl als Angestellter (Kündigung, Firma geht pleite, Arbeitslosigkeit usw.) als auch als Selbständiger (Aufträge brechen weg, veränderte Marktlage, sinkende oder ausfallen Einnahmen usw.). Mir (als Bank) wäre ein Kunde mit "Vermögen" und/oder hoher "persönlicher Zuverlässigkeit" lieber - spielt aber gemäß der regulatorischen Vorgaben praktisch keine Rolle mehr ...
Das wird im worst-case (Stichwort: Zwangsversteigerung) so sein (wobei hier in Deutschland dann der Darlehensnehmer nicht nur mit "seiner" Immobilie haftet (via eingetragener Grundschuld) sondern darüber hinaus (sollte der Erlös in der Zwangsversteigerung nicht ausreichen, um das Darlehen zu decken) mit seinem gesamten sonstigen Vermögen sowie auch seinen zukünftigen Einnahmen (vermutlich bis zur Pfändungsfreigrenze bzw. einer sog. Privatinsolvenz).
Insoweit kann ich den Fragesteller schon ein wenig (jedenfalls vom Ansatz her) verstehen: Sowohl Schufa (Scores, Punkte, Zustandekommen derselben, Veränderungen usw.) als auch das gesamte Procedere rund um die Kreditvergabe (für meinen Teil kann ich da nur über Immobiliendarlehen sprechen) sind teilweise eine Art "Black Box" und auch sehr widersprüchlich (s. o. Abs. 1 "früher relativ einfach selbst als nahezu mittelloser Student" versus inzwischen "extrem aufwändig als nicht mehr ganz unvermögender Bürger mit Top-Schufa-Werten").
Ein Freund bekam bezüglich (erheblicher) Kredite für sein Unternehmen plötzlich - im Kontext mit dem Schufa-Score - Probleme mit seiner Bank (man wollte bei der Prolongation aufgrund des nunmehr schlechteren Schufa-Scores deutlich höhere Zinsen). An seiner tatsächlichen Bonität hatte sich in praxi null geändert (auch das Gesamtvermögen betreffend). Nach Recherchen meinerseits (ein Anwalt war auch eingeschaltet) war (angeblich oder tatsächlich) der schlichte Grund: Sein Umzug vor einiger Zeit (aus rein persönlichen Gründen; eine junge Dame betreffend ...) in eine noch dazu deutlich schlechtere Gegend ...(neben dem Umzug ggf. ein weiterer Grund ?; Stichwort: "geo-referenzierte" Daten ..?). Sowohl das Thema "Umzug" als auch die (Wohn)Gegend hätte den Score gedrückt. Keine Ahnung, ob das als Grund wirklich stimmte ?! Eine Bankerin erklärte mir mal, daß mein langjähriger 1. Wohnsitz (fast 50 Jahre) am immer gleichen Platz (trotz diverser Auslandsaufenthalte hatte ich den nie aufgegeben) bezüglich der Schufa (mit)entscheidend für meinen "tollen" Score wäre ... Also könnte da tatsächlich (meinen Freund betreffend) in Sachen "Umzug" was dran gewesen sein ...? Etwas unheimlich wirkt das Ganze nichtsdestotrotz auf mich.
Bei der diesbezügliche EU-Regulatorik (EU-WIKR) sehe ich (wie hier an anderer Stelle schon ausführlicher dargestellt) nicht mehr den damaligen Ursprungsgedanken "Verbraucherschutz" als Priorität - sondern längst eindeutig die Priorität "makroprudenzielle Maßnahme" (Sorgen bezüglich des Gesamtsystems aufgrund der langjährigen ultra-expansiven Geldpolitik der EZB; gerade auch bezüglich der Themen "Immobilien", "Preisblase", "Kreditvolumina bei den Banken" usw.). Was aus meiner Sicht einer klassischen Interventionsspirale gleichkommt (nach den massiven Eingriffen der EZB erfolgen weitere (regulatorische) Eingriffe wegen den Aus- und Nebenwirkungen der ersten Eingriffe). Das in dem Kontext aber nur am Rande.
Zerow13
Du siehst, selbst ich als alter Esel (sowie auch ein guter Freund) steigen da teilweise nicht mehr durch ...
Wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben (auch privat mehr Fortune) und gutes Gelingen. Eine gewisse Dynamik samt "Ungeduld" kann ja manchmal auch nützlich sein - und Pläne für die Zukunft scheinst Du ja zu haben !