Das haben wir im Lifestrategy 60/40 Thread ja anhand den Charts festgestellt dass dann in etwa einen 75% Aktien und 25% kurzlaufende deutsche Staatsanleihen entspricht.
Über welche Zeiträume, welchen Perioden.
Daher frage ich mich was Unternehmensanleihen im Portfolio weg diversifizieren sollen ?
Welche Risiken diversifiziert man mit Emerging Markets Aktien oder SmallCaps weg? Zur Reduzierung des Einzelaktienrisikos und auch von Regionenrisiken sind diese beiden Assetklassen nicht unbedingt notwendig. Unternehmensanleihen korrelieren stärker mit Aktien als Staatsanleihen, aber halt auch nicht komplett.
Dennoch trägt jede Assetklasse - mehr oder weniger- zur Diversifikation bei.
Wenn zum Beispiel die Unternehmensgewinne nun stagnieren oder zumindest nicht die hohen Wachstumserwartungen (KGV ACWI deutlich über 20) erfüllen, gehen die Aktienmärkte zurück. Anleihen bringen derweil immer noch ihre Rendite. Dann werden die Zinsen gesenkt um die Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Aktien und Anleihen profitieren. Die Unternehmensgewinne steigen leicht, aber die Gewinnerwartungen und Bewertungen fallen auf ein "normales" Maß zurück, beispielsweise von KGV 21 auf 17, also geht der Aktienmarkt um 19% zurück, Anleihen bringen weiter ihre Rendite...
Soweit halt die Portfoliotherorie. Wenn sich das über einige Zeiten nicht zeigte, ist das für mich kein Beweis, dass die Portfoliotheorie überholt ist. Es zeigte sich - soweit ich das weiß - lediglich dass das effizienteste Portfolio in der Nullzinsphase einen höheren Aktienanteil benötigte, als die Jahrzente zu vor (ca. 80/20 statt 60/40).
Je höher die Zinsen bzw. Kupons umso mehr funktioniert das Wechselspiel.
Das Prinzip verdeutlichen Schaubild 1 und Schaubild 2
Korrelationen ändern sich im Zeitablauf und sind ja keine abstrakte und theoretische Sache, sondern sie hängen an konkreten Ereignissen. Die kontinuierlich und über lange Zeit sinkenden Zinsen führten zu einem Aktienboom und dazu, dass Anleihen zunächst noch Kursgewinne erzielten, aber im Zeitverlauf unantraktiver wurden. Wird sich das fortsetzen bzw. wiederholen? Keine Ahnung.
Zum Norwegischen Staatsfond folgendes Dokument: Staatsfond
Auszug:
"Trotzdem erwirtschafteten die festverzinslichen Anleihen mit ihrem Gesamtanteil (26,5%) am Fondsportfolio einen Ertrag von über 7%. Mehrheitlich besteht die Assetklasse der Anleihen aus festverzinslichen Anleihen, kurzfristigen Wertpapieren sowie Bankeinlagen. Den größten Anteil am Erfolg der Anleihen erzielten die Unternehmensanleihen im Staatsfonds. Diese sorgten alleine für einen Rückfluss von 11,1% und hielten einen Anteil an der gesamten Assetklasse Anleihen über 23%."
Der Fonds hat bereits mehrere Evolutionen durchlebt.
Ich habe einiges gelesen, recherchiert und viele Infos - auch sehr konträre - erhalten. Aber so wirklich wissenschaftlich und zweifelsfrei (ist das die Zukunft betreffend überhaupt möglich) kann ich mein Portfolio nicht begründen. Am Ende ist es das Ergebnis meiner erlangten Überzeugung und eine pragmatische Bauchentscheidung. Es ist darüber hinaus auch ein Kompromiss der Einfachheit, Investierbarkeit, Kosten usw. berücksichtigt. Unternehmensanleihen nehmen gerade einmal 10% des Portfolios ein. Das führt zu 0,15 bis 0,20% p.a. Mehrrendite. Die zusätzliche Vola ist überschaubar und ich tracke sowas auch nicht. Wie effizent das Portfolio ist, stellt sich im Nachhinein heraus. Prof. Weber sagt ja auch, dass die optimale Allokation nicht genau festzulegen ist und seine daher auch auf ein gewisses Maß an Pragmatismus zurück geht. Also auch die "Profis" wissen es halt nicht. Swenson hat auf Unternehmensanleihen verzichtet, weil er in Reits ein besseres Rendite/Risiko Verhältnis sah und es ging nicht auf. Der norwegische Staatsfond tätigte Direktinvestments in Immobilien die ganz gut getimed waren und aufgingen (taten sie das, oder war es nur die geringe Vola, wegen weniger häufiger und nur theoretischen Preisermittlung?).
Genauso, wie beim Aktienarkt lässt sich im Rückspiegel immer feststellen, welche (Teil-)Assetklasse man besser hätte weglassen sollen und welches die effizienteste Assetallokation gewesen ist. Auf Emerging Markets Aktien hätte man eine ganze Weile verzichten können zum Beispiel. Aber in die Zukunft gerichtet?
Auch, wenn es die letzten 10 oder 15 Jahre nicht besonders ertragreich war, investiere ich auch in SmallCaps, Emerging Markets und hakt auch in Unternehmensanleihen. Ob das klug und richtig ist? Keine Ahnung. Die letzten Jahre wäre es besser gewesen alles auf Tesla, NVIDIA oder gar Bitcoin zu setzen.
Vieleicht bin ich da auch zu pragmatisch? Im letzten Jahr gingen Unternehmensanleihen auf (deutlich mehr Rendite als Geldmarkt), aber Aktien wären besser gewesen. Nur US Aktien noch besser... Ich fühle mich einfach mit einer höheren Aktienquote nicht wohl. Anleihemarktrisiken bin ich aber in gewissem Umfang bereit zu tragen. Was soll ich tun?