Wer als Rentner noch 20% seiner Rente investiert, sollte unbedingt mal auf Konsum umswitchen. "Die with zero" bedeutet aber nicht, dass man sich mit nem dicken Lambo und ner Line Koks mit ner Prostituierten an der nächsten Wand verewigen sollte. Die Menschen sind oft in 2 extremen Lagern unterwegs: Entweder der schwäbische Sparer oder der Lifestyle-Hedonist. Ich halte ein Zwischending für die cleverste Wahl. In dem Buch wird es schön beschrieben. Wenn ich heute z.b. Vollzeit arbeiten gehe, um Geld zu sparen, dass an meinem Lebensende nicht genutzt habe, habe ich Geld mit Lebenszeit erkauft. Das Geld hat dann aber keinen Wert mehr. Ergo: Lebenszeit verschenkt. Das mag sehr einfach und plakativ sein, bringt aber das Kernproblem auf den Grund: Was nützt es, wenn ich spare, wenn ich das Geld nicht irgendwann ausgebe. Man muss sich ja nicht wirklich bis auf "zero" blank machen, aber man sollte mal in sich gehen, was man wann machen möchte.
Als ich mich zum ersten Mal mit dem Thema beschäftigt habe (viel zu spät mit Ende 30), hab ich krass fomo bekommen und versucht jeden Euro zusammen zu kratzen, dass ich so viel wie möglich Geld habe, wenn ich regulär in Pension gehe. Das Konzept habe ich vollkommen über den Haufen geworfen. Ich werde flexibel meine Arbeitszeit reduzieren, wenn mein Depot und Kryptoportfolio es zulässt.
Dafür muss man dann auch nicht verschwenderisch mit Geld umgehen. Man muss eben die Dinge zu schätzen wissen, für die man Geld ausgibt. Das kann auch die Spende an Tierheim oder ein Kinderhospiz sein oder das großzügige Trinkgeld im Restaurant. Das kann aber auch das üppige Startkapital für die Enkel oder die Finanzspritze zum Hauskauf des Kindes sein.
Es kann aber auch das finanzielle Polster sein, dass mein Kind für sein Kind später mehr Zeit hat und mit meinen finanziellen Möglichkeiten vll. nicht Vollzeit arbeiten muss. Ganz zu Beginn hatte ich die Million als Zahl im Kopf, die ich erstreben möchte. Aber warum ausgerechnet die Million? Was ist, wenn es nur 900k sind. Bin ich dann gescheitert? Wohl kaum. Selbst wenn es nur 200k sind. Natürlich ändern sich die Pläne, wenn es 200k statt 900k sind. Aber viel wichtiger ist, dass man das so gut es geht voraus plant und die realistisch zu erwartenden Szenarien abwägt. Und auch heute schon eine gesunde Mischung von investieren und leben hat.
Wer sein ganzes Leben lang gespart hat, wird mit Renteneintritt bei jeder größeren Ausgabe ganz viele schlechte kaum erträgliche Emotionen verspüren. Gibt genug Leute, die mehr als ne Million haben und sich kaum trauen Geld auszugeben.
Und an nem Cashpuffer für sowas wie Pflegekosten wird es letztlich kaum scheitern. Mal ganz davon abgesehen, dass mittlere fünfstellige Beträge "auf einen Schlag" kaum realistisch sind. Und selbst wenn: Solche Beträge werden mit hoher Prio von der Beihilfe bearbeitet. Muss man sich eben zeitnah darum kümmern. Bei der Geschichte sollte man "die with zero" aber eher als Konzept verstehen und nicht wörtlich übersetzen. Dazu sollte man halt das Buch gelesen haben und sich nicht nur an 3 englischen Worten seine Meinung dazu bilden.
Neben psychology of money ist die with zero eines der besten Bücher zu Finanzen. Zumindest wenn man den Zinseszinseffekt verstanden hat und eine solide Investmentbasis hat.