"fast kein einziges Mal": also doch einige Male?
Als es 2023 die Bankenkrise gab und bei der Credit Suisse die AT1-Anleihen ausfielen wollte ich mal einen ETF auf eben diese Anleihen kaufen. Durch das ganze Chaos waren die Spreads in dieser absoluten Nischenkategorie ziemlich hoch, hab aber tatsächlich letztlich doch bei Scalable über Gettex anstatt Xetra gekauft, weil mit Orderkosten über Xetra es dann auch nicht viel unterschied gewesen wäre. Das waren so Fälle, halte ich für den breiten Privatkundenmarkt aber nicht wirklich für relevant. Und ich sage ja auch bewusst nicht, dass diese Anbieter und PFOF-Börsen das beste System sind und allseits erhaben sind.
Dass Du Dich nicht erinnern kannst, mag daran liegen, dass Börsenkurse schwer vergleichbar sind, da sie sich ständig ändern. Wenige Sekunden können unterschiedliche Preise bedeuten.
Mittlerweile ist Xetra über die App ohne Verzögerung vergleichbar, davor gab es nur Frankfurt realtime. Und vor Transaktionen schaue ich mir die Preise dort schon an. Wenn ich merken würde, der Preis passt nicht und ich lass da massig Geld liegen, dann würde ich dort auch nicht mehr handeln wollen.
Im Übrigen stimmt es nicht, dass Spread-Unterschiede die fixen Orderkosten eines normalen Brokers von zB 10 EUR nicht aufwiegen könnten. Das stimmt allenfalls bei Sparplänen, wo die Anlagebeträge in der Regel sehr klein sind.
Wenn ich eine Aktie für 10.000 EUR kaufe, machen schon 0,1-0,2% Spread einen Unterschied von 10-20 EUR.
Das stimmt, hier hätte ich deutlich definieren sollen was ich als Privatanleger sehe, gerade wenn man die Zielgruppe bzw. die aktuelle Kundenstruktur der Neobroker sieht. Wer regelmäßig Orders von 10.000 € sollte
a) genügend Börsenwissen mitbringen um selbständig und vernünftig abwägen können zwischen den Möglichkeiten bei Brokern und deren Börsenplätzen und
b) bei den Summen auch wirklich nicht unbedingt höchstsensitiv bzgl. Orderkosten sein, da bei diesen Ordersummen die relativen Orderkosten auch bei deutschen Brokern über Xetra im Bereich 0,1-0,15% möglich sind. Da ist es doch ganz einfach zu sagen: Den Anbieter nehmen der für die persönlichen Ansprüche geeignet ist.
Das durchschnittliche Depotvolumen von Trade Republic und Scalable wird irgendwo zwischen 15-25.000 € liegen, da muss man jetzt wirklich nicht den hypothetischen "ich handel aber mit 10k €" Kunden hinaufbeschwören. Dann sind eben diese Anbieter nicht die besten und tollsten für diese Kundengruppe. Deswegen muss man es ja nicht für andere verbieten.
Es gibt im Brokermarkt für fast jede Gruppe mittlerweile Angebote. Wer es professioneller machen will, hat mit Interactive Brokers (und Resellern) oder Tastytrade Möglichkeiten. In DE gibts Flatex, Smartbroker oder Scalable (haben ja auch Xetra). Und ich glaube, es waren ja auch gerade die Neobroker mit Smartbroker und Scalable, die Xetra zum günstigsten Preis in DE als steuereinfacher Broker angefangen haben anzubieten? Bei IB und Konsorten ist das ja anders.
Denn bei einer ING (32,8 €), DKB (17,5 €) oder Consors (31,9 €) kostet eine Order über 10.000 € über Xetra auch nicht ganz wenig. Das ist dann auch nicht viel besser als gleich über Gettex und Co. zu handeln.
Auch die Deutsche Börse AG, Designated Sponsors und sonstige Aktiven dort wollen und müssen auch ihren Schnitt machen und Geld verdienen. Und das soll auch die Baader Bank, L&S, mwb und sonst wer, solange der Preis für den ich handeln kann im Gesamtpaket ausreichend gut ist.
Ich würde ja auch wirklich gerne eine liquide und günstige Börse wie Xetra haben, wo man eben auch für 1.500 € Orders keine 5, 6 € an Kaufkosten habe, die ich bei einem ETF der mit einem Spread von 0,2% wird, halt auch nicht bei Xetra mit ins Limit stellen günstiger kaufen kann. Wenn Unternehmen wie die Deutsche Börse AG (Nettogewinn 1,9 Mrd. € 2024), die ja übrigens selbst an der PFOF-Börse Tradegate beteiligt sind, also heilige sind die auch nicht
, oder Euronext (Nettogewinn 585 Mil. € 2024) eine günstige und liquide Börse nicht anbieten können, wollen oder regulatorisch gehindert sind und Broker bis vor ein paar Jahren wohl auch nicht wirklich Interesse daran hatten, dann bin ich froh über neue Anbieter. Und bei den alten Brokern waren Tradegate, Gettex und Co. ja genauso dabei.
Mit Xetraplus gibt es da ja schon mal was in die Richtung.
Daher bin ich froh, dass diese intransparente Art, sich auf Kosten von Verbrauchern mit "kickbacks" zu bereichern (nichts anderes ist PFOF), demnächst eingestellt wird. Kosten sollten transparent und möglichst vergleichbar sein.
Die Hinweise auf Interessenkonflikte und deren Schäden für Anleger werden oft genannt und sind auch für mich absolut nachvollziehbar, leider gab (bzw. ich habe nie sowas gesehen) nie so richtige Beispielrechnungen, die hier eine tatsächliche Schadenssumme für einen Beispielkunden bei TR oder Scalable, der halt 25 oder 30 Orders im Jahr hat und von mir aus auch mal illiquidere Papiere handelt, aufzeigt. Im Vergleich zur Order an z. B. Xetra. Inkl. aller Kosten. Von welchen Schadenssummen, dass die EU als Retter einspringen muss, reden wir dann da?
Die EU kann uns zwar vorrechnen, dass mit einer neuen Netzteilverordnung für Kleingeräte folgende Ersparnisse möglich seien: "Zusätzlich sollen damit die Treibhausgasemissionen um 9 Prozent und Schadstoffemissionen um etwa 13 Prozent sinken. Weiter rechnet die EU vor, dass Verbraucherausgaben bis 2035 um rund 100 Millionen Euro pro Jahr sinken könnten." Aber was ich mir als jetzt toll geschützter Privatanleger spare, ja da gibt es dann nichts.
Die Bafinstudie inkl. der Kosten des Handelsplatzes kam zu folgendem Ergebnis:
Die niederländische Studie kam bei zwei, nicht namentlich genannten, PFOF-Handelsplätzen zu negativen Abweichungen von 4,8 bei dem einen und 11,5 Basispunkten bei dem anderen.
Mal ganz simpel mit einem Handelsvolumen von 20.000 € für ein Jahr gerechnet, und das wäre schon wohl schon ziemlich hoch für TR oder Scalable-Kunden, und man immer konstant eine Abweichung von sogar 20 Basispunkten hat, dann sind das im ganzen Jahr ein Schaden von 40 €.
Für mich fühlt sich diese Diskussion immer so an, als ginge es hier um abartige Summen, die mir als Kleinanleger da hintenrum und versteckt aus der Tasche gezogen werden, aber vieles bleibt nebulös und eher im Konjunktiv (kann nachteilig sein, kann dir Geld kosten) und die Studien, die es gibt, zeigen dann Summen auf, die als Privatanleger doch so nicht ausschlaggebend sind.
Und anderenorts sind dann noch 5% Ausgabeaufschläge erlaubt, welche bei 20.000 € dann direkt mal 1.000 € sind. Gibt's halt keine Lobby dafür, um das abzuschaffen oder zu reduzieren...