Bin zwar nur Finanz-Laie, habe aber ein klein wenig Erfahrungen mit solchen Themen (war Jahrzehnte Kunde über alle drei Bankengruppen in Deutschland hinweg). Erst Ende der 90er Jahre hatte ich mich von den Banken "getrennt" (so weit man sich von Banken trennen kann; ab da habe ich Banken nur noch als "Abwicklungsplattform" gesehen und auch so verwandt; Kontakte blieben nur noch über die Schiene Aktivgeschäft (Immobiliendarlehen) erhalten). Aus dem "Passivgeschäft" (Einlagen und Anlagen) war ich ab jener Zeit "beratungstechnisch" komplett draußen. Daher erlaube ich mir zu dem Thema einige Anmerkungen.
Zum Strangtitel wurde hier - aus meiner Sicht - schon einiges Zutreffende geschrieben.
Vorab und wie schon mehrfach betont: Aus meiner Sicht handelt es sich bei einem solchen "Special Interest Forum Finanzen" im Internet um eine absolute Nische (Enklave), die mit der Finanz-Lebenswirklichkeit in Deutschland wenig bis fast nix zu tun hat. Und damit auch wenig mit dem "Otto Normalverbraucher" bzw. "Durchschnittsbürger". Aus meiner Sicht daher nicht ansatzweise repräsentativ für die reale Lage zum Thema. Wäre das anders gäbe es (in dieser Breite) Genossenschaftsbanken, Sparkassen, private Geschäftsbanken, die vielen Fondsgesellschaften dieser Banken, die vielen (kleinen und großen) unabhängigen Vermögensverwaltungen (die meisten dieser Protagonisten/Gründer haben die Banken übrigens verlassen, weil sie so, wie da verlangt, nicht mehr arbeiten wollten ... !) etc. pp. gar nicht. Ebenso wenig die ganz bzw. richtig schlimmen Sachen wie die Strukturvertriebe oder die Anreißer für den Grauen Kapitalmarkt.
Ein Fan der Honorarberatung (im Sinne des damals angelsächsischen "Best Advice for the Client") bin ich seit ewigen Zeiten ohnehin. Wobei schon an der Stelle zu erwähnen ist, daß zum einen auch Honorarberatung nur so gut sein kann, wie der Honorarberater fachlich und menschlich gut sprich kompetent ist; und zum anderen wie gut Honorarberater (und dessen Blick und Bild auf das "Grand Design" des Finanzsystems und der Klient zusammenpassen.
Klar wurde mir die typische Haltung (der meisten hierzulande) an diversen Begebenheiten. Etwa als mir mal ein Mensch seine Immobilienfinanzierung (Eigenheim) zwecks Prüfung unter die Nase hielt (Konditionen bestenfalls medioker, Konstruktion desolat). Da ich weder Zeit noch Lust hatte empfahl ich ihm einen mir bekannten kompetenten Berater vor Ort, der dazu damals schon (80er) unabhängig gegen "Gebühr" eine Beratung anbot. Einige Tage später rief mich der Mensch (fast empört) an und meinte: "Der Typ nimmt 120 DM die Stunde und meint schon am Telefon mit 2-3 Stunden müßte ich rechnen. Bei meiner Sparkasse kostet die Beratung nichts" (besagter Mensch war Akademiker und es ging um ein Darlehen von 600.000 DM ...). Etwa als ich einige Jahre später einen ähnlichen Kandidat (m. E. war schon die Idee für das Eigenheim finanziell nicht realisierbar) zu dem wirklich guten Max Herbst schickte (FMH in Frankfurt - der damals auch noch individuelle Beratungen anbot; macht er schon ewig nicht mehr; Tenor: Die Leute wollen dafür nicht adäquat bezahlen ...). Der kam empört zurück und meinte: "Irre, der Typ hat mir glatt vom Kauf abgeraten". Und als ich fragte, was er nun machen wird: "Ich suche mir eine Bank, die das finanziert" ... Die Liste mit solchen Begebenheiten ließe sich leicht verlängern. Nach meinen Dafürhalten wird Honorarberatung hierzulande daher so lange eine absolute Nische bleiben - so lange Menschen nicht bereit sind, dafür ebenso selbstverständlich und adäquat zu bezahlen wie für ihren Steuerberater, ihren Anwalt, ihren Architekt usw. usw.
Zudem habe ich den Zeitenwechsel vom "Bankier alter Schule" (Ehrenkodex, Verantwortung, Ermessensspielraum, Banking als "Face to Face Business" usw.) und der (oftmals) noch vorhandenen Bankberatung samt (oftmals) wirklichen Bankberatern selbst noch live erlebt. Und das gehörte damals auch schon bei "kompakteren" Vermögen oftmals zu den Usancen (ab 0,25 oder 0,5 Mio. DM). Mit einigen Bank-Adresse hatte ich damals ganz gute Erfahrungen gemacht. Keine davon gibt es mehr. Manche sind einfach untergegangen (Bankhaus Hardy) oder auf- bzw. verkauft worden (Sal. Oppenheim/Deutsche Bank) oder verschmolzen worden (Bethmann; nunmehr ABN AMRO).
Mit Friedrich von Metzler (Privatbank Metzler) hier vor Ort ist jüngst einer der letzten (vielleicht der letzte) solcher Bankiers alter Schule (siehe oben) verstorben.
Deutlich spürbar wurde der sukzessive Wandel vom "Bankberater" zum "Bankprodukte-Verkäufer" - aus meiner Sicht - schon Ende der 80er/Anfang der 90er. Danach hat sich das immer weiter beschleunigt (und viele der Banker sind gerade deshalb auch ausgestiegen; der am Thema Interessierte kann über den Verband (VUV) nachschauen, wie viele bankenunabhängige Vermögensverwaltungen heute in Deutschland aktiv sind).
Mal ganz generell:
Der Kenntnisstand zum Thema Finanzen ist hierzulande durchweg und grundsätzlich eher sehr schwach ausgeprägt (Billionen in Nominalwerten, extrem niedrige Aktienquote (17%), letzter Platz in der Eurozone bei der Wohneigentumsquote (Immobilie) mit < 50%).
Neben dem geringen Kenntnisstand zur Materie: Viele haben auch wenig Ahnung zu den Kosten, Gebühren, Margen der Banken usw.
Viele können und/oder wollen sich mit dem Thema generell gar nicht beschäftigen.
Manche sind auf froh, wenn sie sagen können, daß nunmehr ein anderer die Schuld hat (beispielsweise der Banker), wenn es gerade, länger oder dauerhaft schlecht läuft.
Manche geben auch der Bank keine Chance zu einem ganzheitlichen Ansatz, weil sie dort nur einen Bruchteil erzählen und einen Bruchteil der Mittel halten (und noch vier andere Bankverbindungen haben).
Manche sind auch froh und dankbar, wenn ihnen einfach mal jemand zuhört und/oder in (den unvermeidlichen) Krisen "das Händchen hält".
Manche sind auch schlicht froh, wenn sie das Thema (endlich) los sind (aus meiner Sicht kein Wunder, daß hierzulande in dem Bereich der folgende Slogan zu den erfolgreichsten zählt "Leben Sie, wir kümmern uns um die Details" ... ! Könnte von der damaligen Hypovereinsbank stammen).
Zum Realitätsbezug: Die (Finanz)Welt da draußen ist deutlich diverser und bunter als ein solches Forum als Enklave den Anschein erweckt - wäre meine Conclusio.