Was sind 5000 Euro Honorar, wenn der Berater es nach 20 Gesprächen endlich geschafft hat den älteren Herrn davon zu überzeugen, dass 20 Mio. Euro in Mietwohnungen ein Klumpenrisiko darstellt
"20 Mio. Euro in Mietwohnungen" müssen nicht zwingend ein "Klumpenrisiko" sein - es kann sich abhängig von der Vermögensgröße auch schlicht um einen "definierten Anteil" in der Asset-Allocation handeln oder sogar nur um eine "Beimischung" (Ähnliches gilt für 5 Mio. € in Gold, 10 Mio. € in Kunst, 20 Mio. in Oldtimer usw.). Je nach Vermögensgröße können da auch noch Nullen drangehängt werden.
Dazu kommt: Es gibt Menschen, die ganz bewußt den Weg der Konzentration wählen statt den der Diversifikation. Auch wenn ich seit 50 Jahren ein absoluter Anhänger des zweiten Wegs bin, muß ich zugeben (und neidlos anerkennen), daß nicht wenige damit (Konzentration statt Diversifikation) auch sehr gut gefahren sind. Auch müssen sich nicht alle Klumpenrisiken immer realisieren. Natürlich steigt nichtsdestotrotz die Fragilität der Gesamtkonstruktion. "Mit Absicht sprich vollem Vorsatz finanziell scheitern" will wohl keiner - werden Risiken aber gesehen und wissentlich in Kauf genommen bzw. ist das sogar gewollt ("Überholspur") beispielsweise im Sinne eines "Dolus eventualis also "vorsätzlich" wenn auch nur mit "bedingtem Vorsatz" des "billigend in Kauf nehmen" (als Preis für höhere Chancen) - Why not ?
Und Menschen mit sehr großen Vermögen und viel Erfolg tun sich oft grundsätzlich schwer Beratung anzunehmen, die ihre bisherigen Entscheidungen kritisiert.
Das denke ich in der "Grundsätzlichkeit" nicht unbedingt. Sonst hätten beispielsweise die Family Offices in Deutschland nicht eine derartige Erfolgsstory hingelegt (schon vor etwa 10 Jahren wurde m. W. ein Verband "unabhängiger Family Offices in Deutschland (VuFO) gegründet). Inzwischen soll es fast 500 FOs in Deutschland geben. Es geht da - nach meinem Dafürhalten - weniger um das "kritisieren" sondern um Glaubwürdigkeit und Kompetenzzuschreibung. Und das muß nicht erst bei "sehr großen Vermögen" so sein.
Mir hat sich schon damals (mit 25 herum) und noch "ziemlich überschaubarem Vermögen" mehrfach die Frage aufgedrängt, warum hockt dieser Bank-Mensch, der mir die Finanzwelt erklärt (erklären will), mit 50 Jahren für 5.000 DM brutto noch in dem kleinen Büro - wenn er sich doch vermeintlich mit Finanzen so gut auskennt ?
Aus meiner Sicht ist diese Frage keinesfalls abwegig (auch wenn Menschen unterschiedliche Prioritäten haben und für manche ein sicherer (war damals im Bankbereich noch so) Job als fest Angestellter mit 13 (kleinen) Gehältern plus bAV das Ziel ist).
Ähnliches gilt für mich auch gegenüber Finfluencern, Vermögensverwaltern, Fondsmanagern oder selbst ernannten Super-Rationalisten der Geldanlage. Mit der Frage: Was haben die finanziell selbst auf die Kette gebracht ?
Keine Regel ohne Ausnahme: Eine der kompetentesten Bankmenschen ist mir einmal in einem kleinen Ort im Hunsrück (Volksbank) begegnet. Auf die Frage, warum sie nicht woanders arbeitet zum Beispiel in Frankfurt oder wenigstens in Mainz oder Wiesbaden meinte die Dame: "Mein Mann betreibt hier einen großen Bauernhof auf dem Land meiner Familie"
Für dich und einige andere hier im Forum wäre ein Honorarberater vermutlich kein gutes Investment.
Aber wem das Wissen über die realen Kosten der Finanzprodukte und die schlechte Qualität der Produktverkäufer fehlt, der wird auch selten auf die Idee kommen einen Honorarberater zu engagieren.
Die Motivlagen, warum Menschen auf externe "Beratung" (präziser Bankproduktverkauf), komplette Auslagerung des Thema (VV) oder auch Honorarberatung setzen oder auch nicht setzen, sind sehr unterschiedlich (siehe Nr. 40; Beispiele am Ende).