Wie stark profitiert ein Bankfinanzberater persönlich von seinem Beratungsgeschick?

  • Was sind 5000 Euro Honorar, wenn der Berater es nach 20 Gesprächen endlich geschafft hat den älteren Herrn davon zu überzeugen, dass 20 Mio. Euro in Mietwohnungen ein Klumpenrisiko darstellt

    "20 Mio. Euro in Mietwohnungen" müssen nicht zwingend ein "Klumpenrisiko" sein - es kann sich abhängig von der Vermögensgröße auch schlicht um einen "definierten Anteil" in der Asset-Allocation handeln oder sogar nur um eine "Beimischung" (Ähnliches gilt für 5 Mio. € in Gold, 10 Mio. € in Kunst, 20 Mio. in Oldtimer usw.). Je nach Vermögensgröße können da auch noch Nullen drangehängt werden.

    Dazu kommt: Es gibt Menschen, die ganz bewußt den Weg der Konzentration wählen statt den der Diversifikation. Auch wenn ich seit 50 Jahren ein absoluter Anhänger des zweiten Wegs bin, muß ich zugeben (und neidlos anerkennen), daß nicht wenige damit (Konzentration statt Diversifikation) auch sehr gut gefahren sind. Auch müssen sich nicht alle Klumpenrisiken immer realisieren. Natürlich steigt nichtsdestotrotz die Fragilität der Gesamtkonstruktion. "Mit Absicht sprich vollem Vorsatz finanziell scheitern" will wohl keiner - werden Risiken aber gesehen und wissentlich in Kauf genommen bzw. ist das sogar gewollt ("Überholspur") beispielsweise im Sinne eines "Dolus eventualis also "vorsätzlich" wenn auch nur mit "bedingtem Vorsatz" des "billigend in Kauf nehmen" (als Preis für höhere Chancen) - Why not ?

    Und Menschen mit sehr großen Vermögen und viel Erfolg tun sich oft grundsätzlich schwer Beratung anzunehmen, die ihre bisherigen Entscheidungen kritisiert.

    Das denke ich in der "Grundsätzlichkeit" nicht unbedingt. Sonst hätten beispielsweise die Family Offices in Deutschland nicht eine derartige Erfolgsstory hingelegt (schon vor etwa 10 Jahren wurde m. W. ein Verband "unabhängiger Family Offices in Deutschland (VuFO) gegründet). Inzwischen soll es fast 500 FOs in Deutschland geben. Es geht da - nach meinem Dafürhalten - weniger um das "kritisieren" sondern um Glaubwürdigkeit und Kompetenzzuschreibung. Und das muß nicht erst bei "sehr großen Vermögen" so sein.

    Mir hat sich schon damals (mit 25 herum) und noch "ziemlich überschaubarem Vermögen" mehrfach die Frage aufgedrängt, warum hockt dieser Bank-Mensch, der mir die Finanzwelt erklärt (erklären will), mit 50 Jahren für 5.000 DM brutto noch in dem kleinen Büro - wenn er sich doch vermeintlich mit Finanzen so gut auskennt ?

    Aus meiner Sicht ist diese Frage keinesfalls abwegig (auch wenn Menschen unterschiedliche Prioritäten haben und für manche ein sicherer (war damals im Bankbereich noch so) Job als fest Angestellter mit 13 (kleinen) Gehältern plus bAV das Ziel ist).

    Ähnliches gilt für mich auch gegenüber Finfluencern, Vermögensverwaltern, Fondsmanagern oder selbst ernannten Super-Rationalisten der Geldanlage. Mit der Frage: Was haben die finanziell selbst auf die Kette gebracht ?

    Keine Regel ohne Ausnahme: Eine der kompetentesten Bankmenschen ist mir einmal in einem kleinen Ort im Hunsrück (Volksbank) begegnet. Auf die Frage, warum sie nicht woanders arbeitet zum Beispiel in Frankfurt oder wenigstens in Mainz oder Wiesbaden meinte die Dame: "Mein Mann betreibt hier einen großen Bauernhof auf dem Land meiner Familie"

    Für dich und einige andere hier im Forum wäre ein Honorarberater vermutlich kein gutes Investment.


    Aber wem das Wissen über die realen Kosten der Finanzprodukte und die schlechte Qualität der Produktverkäufer fehlt, der wird auch selten auf die Idee kommen einen Honorarberater zu engagieren.

    Die Motivlagen, warum Menschen auf externe "Beratung" (präziser Bankproduktverkauf), komplette Auslagerung des Thema (VV) oder auch Honorarberatung setzen oder auch nicht setzen, sind sehr unterschiedlich (siehe Nr. 40; Beispiele am Ende).

  • Top geschrieben, kann ich aus der täglichen Praxis in vielen Punkten so bestätigen

  • Top geschrieben

    Vielen Dank.

    kann ich aus der täglichen Praxis in vielen Punkten so bestätigen

    Vielleicht kommst Du aus der Branche ? Und kannst das insoweit dann auch valide beurteilen. Fände ich noch besser, weil Deine Einschätzung dann die eines Insiders und Praktikers mit Erfahrungen wäre.

    In dem Bereich Banking gilt zudem, wie fast überall, immer: "It takes two, to tango" ...


    Was mich zum einen von Tenor und Haltung hierzulande zunehmend stört, daß man nicht verstehen kann oder will, daß auch Banken Geld verdienen müssen. Im Prinzip nicht anders, Du mögest mir den profanen Vergleich verzeihen, wie mit einem Bratwurststand: Wenn sich der Verkauf der Bratwurst mit Brötchen und Senf aufgrund der Rahmenbedingungen nicht mehr trägt - wird es den Bratwurststand samt Angestellten (perspektivisch) eben nicht mehr geben.

    Was mich zum anderen auch oft wundert, ist eine gewisse Asymmetrie bzw. Unwucht in der Herangehensweise. Dazu siehe beispielsweise hier:

    Sich einen distanzierten Blick mit gesunder und kritischer Skepsis auf die eine sozusagen "privat-wirtschaftliche" Seite zu bewahren (wie auf Banken, Versicherungen, Fondsmanager, Vermögensverwalter usw.) bedingt einen ebensolchen auf die andere sozusagen "staatliche" Seite (wie das staatliche Geld, die jeweilige staatliche Währung, die staatliche Notenbank, staatliche System wie die Gesetzliche Rente usw.). Eine schlichte Sachgesetzlichkeit.

    Für meinen Teil pflege ich offen aber mit der immer gebotenen kritischen Sicht und Distanz an beide Seiten heranzutreten, also sowohl an die privatwirtschaftliche als auch an die staatliche.

    Ein großes und zunehmendes Problem sehe ich in der immer mehr um sich greifenden Bürokratie und Regulatorik in dem Bank- bzw. Finanzbereich. Das betrifft sowohl das Passiv- als auch das Aktivgeschäft. Würde hier den Rahmen sprengen.

    Nur so viel und ein einziges Beispiel (zu dem Thema EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie implementiert in deutsches Recht März 2016 und mehrfach nachgebessert z. B. 2018 mit der Immobiliar-Kreditwürdigkeitsprüfungsleitlinie-Verordnung (ImmoKWPLV) hatte ich hier schon mehrfach was geschrieben): Mein erster (70er Jahre) Darlehensvertrag (Immobiliendarlehen) hatte eine Seite, das Kreditgespräch hatte ca. 30 Minuten gedauert und neben der Anmerkung "Kunde persönlich bekannt" waren drei oder vier Nachweise dabei (Personalausweis schon mitgerechnet). Zinssatz war nach meiner Erinnerung übrigens um die 11,5%. Damals war ich Student, habe nebenher etwas Geld verdient war aber eher finanziell schwach auf der Brust ... Heute bin ich nicht mehr ganz mittellos - aber die gleichen Verträge haben 60, 70 oder noch mehr Seiten und überwiegend füllen die erforderlichen Nachweise und Belege Aktenordner. Zum Glück erledigt das jemand für mich. Das müßte von der Logik her (Student vs Multi-Millionär) hgenau umgekehrt sein ... Man kann den Bürger und Kunden auch zu Tode beschützen ...

    Meine Lieblings-Kreditsachbearbeiterin kann man noch als echte Beraterin bezeichnen (Ausnahmen bestätigen die Regel ...) - zu deren Bank im genossenschaftlichen Bereich (Sparda) habe ich inzwischen viele Darlehen verlagert. Die gute Frau ist vor kurzem - weit vor der eigentlichen Zeit - in den Ruhestand gegangen, weil (Zitat) "Bürokratie und Regulatorik überbordend geworden sind und das Ganze und die Arbeit fast nichts mehr mit dem zu tun hat, warum ich mich damals für diesen Bereich (Immobilienfinanzierungen) entschieden hatte" ...


    Dir weiter gute Gedanken und viel Erfolg mit Deinen privaten Finanzen !

  • Na ja, eine ausführliche Beratung bei einem Honorarberater kann schon 1000-1500 Euro kosten.

    Ich habe hier eine Honorartabelle gefunden. Achtung! Die Seite steht auf der Warnliste von Finanztest. Die Warnung klingt für mich plausibel. Ich werbe daher nicht für diese Seite, sondern verlinke sie nur deswegen, weil dort konkrete Zahlen stehen, was eine Beratung kosten kann.

    Im Netz steht etwas von einem Stundensatz zwischen 100 und 250 €. Wie oben schon erwähnt könnte ein Honorarberater etwa das verlangen, was ein Rechtsanwalt verlangt - und da gibt es ja eine große Spanne. Für 08/15-Fälle mag dieser Stundensatz angemessen sein. Ich glaube nicht, daß man einen Nikolaus Braun für diesen Preis bekommt. Muß auch nicht. Wenn große Beträge angelegt werden, ist eine um einen Prozentpunkt höhere Rendite schon eine Menge Geld. Davon darf der Berater schon auch etwas abhaben.

    Die Schwierigkeit für einen Honorarberater ist, daß der Kunde erstmal zu ihm kommen muß, und dann muß er dem Kunden (unter Zeitaufwand) erklären, daß er seine Zeit berechnet, wohingegen der Bank"beamte", zu dem der Kunde ja quasi automatisch geht, es angeblich kostenlos macht.

    Sovereign hat ja einige Fälle geschildert.

    Wer in diesem Forum länger verkehrt, ist Teil einer Positivauswahl. Länger verkehren hier nur Leute, die prinzipiell bereit sind, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern und auch eigene Zeit in dieses Thema stecken.

    Jeder von uns kennt aber auch Neulinge, die hier mit einem enormen Anspruchsdenken hereinschneien und als Antwort nur das lesen wollen, was ihnen gefällt. Jeder von diesen hat eine etablierte Beziehung zu seinem Bank"berater", dessen Sachkompetenz und Kundenorientierung eindeutig am Duft des Kaffees erkennbar ist, den er ausschenkt.

    Wenn so ein Kunde zu einem Honorarberater geht, der sich die Sache anschaut und feststellt, daß die Anlagen des Kunden suboptimal sind (Sagt das der umdeckungsgeile Finanzprodukteverkäufer nicht auch?), und der Kunde dafür auch noch Geld bezahlen soll, kommt eher keine gedeihliche Beziehung zustande.

    - Was sind 200 Euro für ein Gespräch während einer Krise, wenn es den Anleger davon abhält Dummheiten zu machen?

    - Was sind 1000 Euro für eine Planung, wenn selbst kleine Anleger dadurch 10.000-20.000 Euro Verwaltungsgebühren sparen?

    - Was sind 5000 Euro Honorar, wenn der Berater es nach 20 Gesprächen endlich geschafft hat den älteren Herrn davon zu überzeugen, dass 20 Mio. Euro in Mietwohnungen ein Klumpenrisiko darstellt und er vielleicht mal ein paar Tage die ,,Optimierung" seines Vermögens aussetzen und mit seiner Frau in den Urlaub fahren sollte?

    Aber wem das Wissen über die realen Kosten der Finanzprodukte und die schlechte Qualität der Produktverkäufer fehlt, der wird auch selten auf die Idee kommen einen Honorarberater zu engagieren.

    Die genannten Preise sind nicht hoch, aber die genannten Sachverhalte können nur im Rahmen einer etablierten Geschäftsbeziehung besprochen werden, nicht aus dem Stand.

    Ich erinnere mich an einen Fall, bei dem eine Anlegerin @Lilly_m mit einem Vermögen von 1 M€ heillos überfordert war. Im März 2024 hat sie hier gefragt und wir haben keinen Draht zu ihr gefunden. Daher hat sie Ende Oktober nochmal nachgefragt. Sie hatte inzwischen sogar bei der Firma Gerd Kommer vorgesprochen, berichtet aber, daß man sie dort auch nicht abgeholt habe. Zu dieser Kundin müßte man erstmal Vertrauen aufbauen, was für Foristen zugegebenermaßen schwieriger ist als in der Präsenz. Wenn das Vertrauen aber erst einmal aufgebaut ist, fressen solche Kunden dem Berater dann aus der Hand. An dieser Stelle kommt dann das Ethos ins Spiel. Nicht jeder Bankberater wird eine solche Kundin ausnehmen wie eine Weihnachtsgans, nicht jeder Bankangestellte ist skrupellos. Zudem ist Skrupellosigkeit ja keine digitale Kategorie. Wer als Bankangestellter dem Vertriebsdruck nur wenig nachgibt, nimmt die Kundin halt nur zur Hälfte aus und nicht ganz. Da gibt es schon Abstufungen.

    @Lilly_m wird vermutlich nicht mehr hier im Forum vorsprechen, sondern vom Privatbanker mit gutem Kaffee verführt worden sein und ihm zumindest im Lauf der Jahre ein halbes Vermögen an Gebühren bezahlen. Schade eigentlich. Aber zur Kommunikation gehören halt zwei, und es ist nicht ganz einfach, als Online-Forist einer Skeptikerin ihre unbegründete, aber dennoch höchst reale Angst zu nehmen.

  • Wenn das Vertrauen aber erst einmal aufgebaut ist,

    Vertrauen ist der Anfang von allem.

    Nur leider wird dieses Vertrauen oft genug Missbraucht. Im Nachbarthreat war es doch auch der Freund der Familie der einen völlig unpassenden Bausparer verkauft hat. Und von diesen Beispielen kennt doch jeder welche. Der Sportkollege der Versicherungen verkauft, die Empfehlung von einem Freund......man könnte fast meinen das die ganze Finanzvertriebsindustrie auf Vertrauensmissbrauch ausgelegt ist.

    Ich vertraue bei den Finanzen meinem ETF Anbieter, meiner Depotbank, der Weltwirtschaft und meiner Frau. In anderen Dingen des Lebens vertrau ich nur meiner Frau.

    Das reimt sich und was sich reimt ist gut hat mal ein berühmter Kobold gesagt. ;)

  • Jetzt ist mir eingefallen woher ich den Satz hab, der sehenswerte Youtube Beitrag von Hartmut Walz fängt so an.

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  • Vertrauen ist der Anfang von allem.

    Das gilt in vielen (allen?) Lebensbereichen.

    Nur leider wird dieses Vertrauen oft genug missbraucht. Im Nachbarthread war es doch auch der Freund der Familie, der einen völlig unpassenden Bausparer verkauft hat. Und von diesen Beispielen kennt doch jeder welche. Der Sportkollege der Versicherungen verkauft, die Empfehlung von einem Freund......man könnte fast meinen, das die ganze Finanzvertriebsindustrie auf Vertrauensmissbrauch ausgelegt ist.

    Das kann man schon so sagen.

    Es gibt das Sprichwort: Trau, schau, wem. In modernem Deutsch heißt das wohl: Hirnkästchen einschalten, bevor man anderen Menschen traut. Noch n Spruch: Cui bono? - Wer profitiert davon?

    Da schwärmt der Freund der Tochter in den höchsten Tönen von Bausparverträgen - warum nur? Man könnte und sollte ins Nachdenken kommen, bevor man unterschreibt. Win-win ist ja in Ordnung. Es kann gern ein anderer etwas abhaben, wenn ich auch etwas davon habe. Aber win-lose ist nicht so toll, wenn ich er zweite bin. Und als erster mache ich das auch nicht (Obwohl ich ja nach Ansicht mancher Mitforisten verderbt bin bis ins Mark). Ich übervorteile meine Mitmenschen nicht, das gehört sich nicht.

    Warum drängelt der tecis-Mann so? Kommt er zu mir oder gehe ich zu ihm? Habe ich ein Bedürfnis oder redet er mir eins ein? Man sollte sich solche Fragen stellen. Vor der Unterschrift, nicht erst danach.

  • Sovereign hat ja einige Fälle geschildert.

    Mir ging es lediglich darum einen Bezug zur (Finanz)Realität im Sinne der Lebenswirklichkeit herzustellen. Solche Special-Interest-Form im Internet sind - nach meinen Erfahrungen - nämlich nicht ansatzweise repräsentativ für die Gesamtbevölkerung bzw. den "Durchschnittsbürger".

    Das gilt nicht nur für das Thema "Finanzen" sondern auch für andere Special-Interest-Themen - oder wie ein Patenkind sagt: "Da schreiben die Freaks und Nerds" - wobei das von ihr nicht despektierlich gemeint ist aber eben die Sonderstellung betont (Sonderstellung ohne jede normative Note (im Sinne von besser oder schlechter) und daher rein quantitativ zu verstehen - als eben die "Ausnahmefälle" ...).

    Wer in diesem Forum länger verkehrt, ist Teil einer Positivauswahl.

    Was das Bewußtsein um die Bedeutung des Themas und das Interesse daran betrifft auf jeden Fall.

    Länger verkehren hier nur Leute, die prinzipiell bereit sind, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern und auch eigene Zeit in dieses Thema stecken.

    (nachträglich gefettet von mir)

    Wird diese genannte Voraussetzung noch hinzugefügt, wird der Kreis der Protagonisten noch (viel) kleiner.

    Kenne nämlich genug Leute, bei denen diese Voraussetzungen (Bewußtsein um die Bedeutung des Themas und auch Interesse daran) vorhanden sind - aber die Bereitschaft sich selbst darum zu kümmern und auch eigene Zeit in das Thema zu stecken gering bis Null ist.

    Wie schon gesagt, es ist kein Wunder, daß dieser Werbespruch oder Slogan einer Bank zu den erfolgreichsten aller Zeiten in Deutschland (Finanzdienstleistungen betreffend) gezählten werden muß:

    "Leben Sie. Wir kümmern uns um die Details"

    Wenn so ein Kunde zu einem Honorarberater geht

    Aus meiner Sicht bleiben vier "Knackpunkte":

    Auch jede unabhängige Honorarberatung kann nur so gut sein, wie der Honorarberater kompetent ist (und auch über soziale Kompetenz verfügt)

    Kunde/Mandant und Honorarberater müssen zueinander passen. Das Ganze lebt zudem als "Face to Face" Business vom (gegenseitigen) Vertrauen

    Die Bereitschaft dafür Geld zu bezahlen - wie beim Anwalt, Steuerberater, Architekt, Unternehmensberater usw. - ist hierzulande (sehr) schwach ausgeprägt (habe zig Fälle erlebt wo den Protagonisten (auch Akademikern) wenige Hundert € Beratungshonorar zu viel waren, obwohl es um sechs- oder siebenstellige Beträge ging (sowohl im Aktiv- (Immobiliendarlehen) als auch im Passivgeschäft (Anlagen)) ... ! Meine Empfehlung sich an eine Honorarberatung zu wenden, ging so ins Leere ("bei meiner Bank kostet das nix extra").

    Last but not least (und zig Mal gesehen): Auch eine nach Beratung finanzielle "lege artis" Aufstellung (Asset-Allocation) kann an der Realität zerschellen sprich in praxi scheitern. Der Hauptgrund war oftmals, daß "theoretisch" in Prozenten durchgespielte MDDs das eine sind - aber "tatsächliche" (zumindest temporäre - wobei temporär auch ziemlich lange sein kann ...) Verluste in €, $ oder CHF usw. gerechnet das andere. Fast das Schlimmste (neben den durch Ausstieg "realisierten" Verlusten) dabei: Nicht wenige dieser Kandidaten sind nie mehr an den Kapitalmarkt zurückgekehrt ...

  • Vertrauen ist der Anfang von allem.

    Es entfaltet einen eigenen Charme, daß es - meines Wissens - ausgerechnet die Deutsche Bank (DB) war, die - nach meiner Erinnerung - ab 1995 mit diesem Sprüchlein für sich warb ...

    Die parallele Aktion der DB mit der "Deutschen Bank 24" (1995 - 1999) samt Umgang mit den dahin verschobenen Kunden (ich hatte anhand einiger davon "Betroffener" und deren absehbarer Reaktionen bestes Anschauungsmaterial in der Realität) war nicht der Anfang von allem - sondern das sukzessive und rechtzeitige Ende meines damaligen Engagements in die DB-Aktie.

    Von einstmals dreistelliger Notierung (1998) auf 6,09 € in 2019 - das muß man als Bank erstmal "hinbekommen" ...

    Vertrauen ist der Anfang von allem.


    Nur leider wird dieses Vertrauen oft genug Missbraucht.

    Wahrscheinlich deshalb (Vertrauen) hatte schon damals ein Strukturvertrieb wie AWD die Strategie sämtlichen AWD-Neulingen zu empfehlen eine Liste mit allen Verwandten, Bekannten, Freunden, Club- und Vereinskameraden, Sport- und Arbeitskollegen usw. anzulegen - und diese zuerst abzuklappern bzw. abzugrasen ...

    Leider gilt auch da: "It takes two, to tango" ...

  • die Frage allein bzw. der Blickwinkel zeigt, was hier falsch läuft...

    Meine Mutter wird 1 Monat nach dem Tod meines Papas von der Bank zu einem Termin gebeten wegen Nachlass. Meine Mutter ist emotional sowieso schon bei "0" nach dem Tod Ihres Mannes mit dem sie >50 Jahre verheiratet war, wirtschaftlich weiß sie noch nicht mal wie es weitergehen soll mit Ihren eigenen paar € Rente (quasi Ihr Leben lang nur Teilzeit als Schneiderin gearbeitet) weil sie nicht weiß, was jetzt an paar € zusätzlicher Witwenrente noch kommt.

    Natürlich ist das was Deiner Mutter und vielen anderen älteren Menschen bei der 'Bankberatung' verkauft wird eine bodenlose Unverschämtheit.

    Wenn ich das obige lese, frage ich ich allerdings, warum Du Deine Mutter offenbar in so einer Ausnahmesituation 'allein' gelassen hast. :/

    Wir waren 2022 mit unserer Mutter in der gleichen Situation. Es ließ sich aber Alles sehr gut regeln (trotz pandemiebedingter Einschränkungen). Meine Mutter stand natürlich in dieser Zeit komplett neben sich.

    Beerdigung organisiert, Sterbegeld beantragt, große Witwenrente beantragt. Witwenrente war (überraschenderweise) ein totales Kinderspiel, da meine Eltern ja bereits lange Rentner waren. Lief Alles Online und war in 1 Stunde erledigt.

    Auch den Banktermin wegen der Kontoumstellung auf meine Mutter habe ich gemeinsam mit meiner Mutter wahrgenommen (Vor-Ort).

    Die Bankmitarbeiterin hat nicht mal versucht meiner Mutter etwas zu verkaufen.

    Und ja, ich weiß wie ältere Menschen zuweilen sind. Ich sage meiner Mutter immer wieder, dass Sie mich wegen jedem Pups anrufen kann und soll. Macht Sie natürlich nicht, weil Sie uns/mir nicht zur Last fallen will. :rolleyes:

    Aber dann muss ich auch sagen: Wenn man sich nicht helfen lassen will, kann man auch nichts machen!

    Alle Vollmachten habe ich natürlich eh schon etwas länger für meine Eltern.

    Ich frage mich nur, wie es irgendwann mal bei mir laufen wird, wenn langsam der Honig im Kopf fließt. :/

  • Vorab: Es ist keine Frage, was (teilweise) in dem Bereich mit älteren Menschen, Senioren, nach Trauerfällen usw. geschieht ist nicht selten übel und wirklich schlimm (und manchmal an der justiziablen Demarkationslinie - so denn nachweis- sprich rechtssicher belegbar).

    Meine Mutter wird 1 Monat nach dem Tod meines Papas von der Bank zu einem Termin gebeten wegen Nachlass.

    Gehört durchaus zu den Usancen - jedenfalls kein ganz unübliches Verhalten.

    Immerhin hat man sie "gebeten" - mich hat ein Ahnungsloser und Leiter der Kreditabteilung mal wörtlich "einbestellt" (bis dahin dachte ich, dies ginge nur bei Botschaftern ...). Dürfte er in der Retrospektive bereut haben - wäre ein anderes Thema.

    Ein auch nur halbwegs anständiger Bank"berater" hätte gesagt ...

    Nur der guten Ordnung halber: Es gibt auch halbwegs oder sogar vollumfänglich "anständige" Bank"berater" - es gibt aber keinesfalls ausnahmslos solche Bank"berater" !

    Statt dessen wird Ihr sofort ein offener Immofond angedreht und 2 Jahre später kommt der nächste "Berater" und verkauft noch eine Unfallversicherung.

    Keine Frage: "Skandal im Sperrbezirk" sozusagen

    Um nur ein Beispiel aus vielen zu nennen: Hier hatte die größte Sparkasse (mithin also eine öffentlich-rechtliche Bank (!)) vor Ort mit Verve damals Lehman Brothers Zertifikate an den Mann bzw. die Frau gebracht. Oftmals an Leute mit Depotvolumen < 100.000 € oder sogar < 50.000 € und oftmals kannten oder verstanden diese schon die Begrifflichkeit "Emittentenrisiko" nicht einmal ansatzweise ...

    Wie immer gilt aber (leider) und bei Realitätsbezug: "It takes two, to tango"

    Die Unwucht bzw. Asymmetrie im Wissen und Kenntnisstand im Verhältnis Bank/Kunde führt in dem Bereich oftmals zu (in der Regel für den Kunden) unerfreulichen Ergebnissen. Um einen knallharten aber ehrlichen Bereichsvorstand zu zitieren: "Warum monieren Sie dies Herr XXXXXX, das ist die Basis unsere Geschäftsmodells. Ihr Anwalt oder Arzt weiß ja auch mehr zum Thema als Sie selbst und verdient damit auch sein Geld" ...

    Und sie verlässt sich blind auf die "Berater", weil die sind ja von der Bank wo sie schon immer waren.

    Auch das gehört bei vielen Älteren zu den Usancen (eine meiner Tanten beispielsweise sprach von ihrem Bank-"Beamten" ...). Die lange Geschäftsbeziehung (nicht selten Jahrzehnte) tut ein Übriges.

    Um einen andere Insider (an der "Front") zu zitieren (ebenso offen und knallhart wie der oben genannte Bereichsvorstand "Privatkundengeschäft"): "Intern läuft das unter A und D also Alt und Doof. Noch besser ist ADW sprich Alt, Doof und Wohlhabend"

    Prof. Walz arbeitet meines Wissens mit dem Begriff LeO, dem leicht erreichbaren Opfer ...

    Wenn ich das obige lese, frage ich ich allerdings, warum Du Deine Mutter offenbar in so einer Ausnahmesituation 'allein' gelassen hast.

    Das frage ich mich allerdings auch ... !?

    Habe mehrfach solche Gespräche begleitet. Normalerweise weiß der oder die Banker als Gegenüber nach ganz wenigen Minuten, wer ihnen gegenübersitzt bzw. mit wem man es zu tun hat. Wenn man dann vorab noch eine (am besten notariell beglaubigte) Vollmacht reinreicht oder wenigstens im Termin dabei hat, kann und wird das gut laufen. Oder eben bei der Bank nix mehr laufen, was im Zweifel konkludent angedeutet werden kann.

    Habe vergleichbare Fälle erlebt (Tod des Partners insbesondere des Ehemanns), wo bankseitig der Versuch unternommen wurde Kosten von > 10% (bezogen auf das Gesamtvermögen (!)) allein im ersten Jahr zu generieren (Ausgabeaufschläge, laufendes Management-Fee, geschlossene Spezialfonds usw.).

    Also um auf die Frage zurückzukommen was das richtige Produkt gewesen wäre: gar keins, einfach gar keins...

    Wie wahrscheinlich und auch realistisch ist es, wenn ich im Autohaus im Gespräch mit den Verkäufer sitze, daß dieser zu mir sagt: Das richtige Auto für Sie ist gar keins, einfach gar kein (Auto) ... ?


    Deiner Mutter wünsche ich das Allerbeste und zum Glück hat sie in Dir wohl jemand, der sie zum einen unterstützen will und dies wohl auch kann, da nicht ganz mittellos. Gutes Gelingen dabei !

  • Wenn ich das obige lese, frage ich ich allerdings, warum Du Deine Mutter offenbar in so einer Ausnahmesituation 'allein' gelassen hast. :/

    Ich wusste davon schlicht nichts. Erst seit einem halben Jahr habe ich eine Kontovollmacht und kümmere mich um die finanziellen Dinge und in dem Kontext kam das eben hoch was da für monatliche Zahlungen laufen. Meine Mama kommt aus der Generation „über Geld spricht man nicht“ und „die von der Bank wissen doch was sie tun“ . 100% blindes Vertrauen… die hätten Ihr alles, wirklich alles verkaufen können.

    Erst letzte Woche habe ich erfahren, dass 50g Gold, die sie mal vor 30 Jahren geschenkt bekommen hat, in Ihrem Nachtkästchen liegen 🫣

  • Wie wahrscheinlich und auch realistisch ist es, wenn ich im Autohaus im Gespräch mit den Verkäufer sitze, daß dieser zu mir sagt: Das richtige Auto für Sie ist gar keins, einfach gar kein (Auto) ... ?

    der Unterschied ist: wenn die Stadtsparkasse meine Mama zum Gespräch bat, dann ist das so wie wenn die Polizei anruft und zum Gespräch bittet. Und die wissen doch dann genau was richtig und falsch ist und daran hält man sich. Zum Autoverkäufer geht man nur, wenn man selber ein Auto will, da kann ich nicht erwarten dass mir der das ausredet.

    Wobei: ich war mit Ihr kürzlich bei einem Laden/Verkäufer für Seniorenmobile um das mal auszuprobieren...offiziell heißen die "Krankenfahrstuhl", also E-Rollstuhl mit Motor und Lenker, weil sie sich auf dem Fahrrad nicht mehr so sicher fühlt. Der hat doch tatsächlich zu Ihr gesagt, dass sie noch so lange Radfahren soll wie es geht dass sie fit bleibt und dann wiederkommen soll....aber vielleicht war das auch der Bruder von dem Bank"berater" der Ihr die Unfallversicherung verkauft hat? :/

    Scherz beiseite...Wenn es wirklich soweit ist und meine Mama so ein Gefährt braucht, dann müssen wir das bei dem kaufen, soviel ist sicher...ich finde das weitsichtig von dem guten Mann und langfristig eine super Mund zu Mund Werbung...

  • der Unterschied ist: wenn die Stadtsparkasse meine Mama zum Gespräch bat, dann ist das so wie wenn die Polizei anruft und zum Gespräch bittet.

    Aus Sicht Deiner Mutter mag das sein. Womit man wieder bei "It takes two, to tango" wäre.

    Und die wissen doch dann genau was richtig und falsch ist und daran hält man sich.

    Deine Behauptung (sollte damit das Fachliche gemeint sein), daß Banker doch "genau wissen, was richtig und falsch ist" widerspricht (in gewissen bis relevanten Anteilen) meinen Lebenserfahrungen in dem Bereich. Auch wenn ich schon (ganz) anderes erlebt habe (Ausnahmen bestätigen die Regel).


    Die Tochter eines Freundes hatte vor einiger Zeit einen Anruf ihre Bank bzw. ihrer Bank"beraterin" auf der Mailbox. Wörtlich: Sie solle unbedingt zu einem persönlichen Gespräch in die Bank kommen. Auf meinen Vorschlag hin schrieb die Tochter eine Mail mit dem Betreff "Was ist Ihr Begehr ?" und der Bitte, "man möge den Grund des Gesprächs nennen, damit sie sich darauf vorbereiten könne". Ein Rückmeldung sowie ein weiterer Kontaktaufnahmeversuch der "Spaßkatze" blieb aus ...

  • Deine Behauptung (sollte damit das Fachliche gemeint sein), daß Banker doch "genau wissen, was richtig und falsch ist" widerspricht (in gewissen bis relevanten Anteilen) meinen Lebenserfahrungen in dem Bereich

    Ok, ich hätte es als Ironie kennzeichnen sollen. Das ist aus Sicht meiner Mutter geschrieben…mir ist das klar dass die vor allem wissen, was richtig und falsch für die Bank ist und nicht für meine Mama.😉

  • Hallo zusammen,

    in Banken, Sparkassen usw. gibt es nur Verkäufer.

    Bezahlen wollen viele in Sachen Vermögen nicht.

    Das ist auch nicht erforderlich.

    Geld kam man selbst.

    Sobald ich das Thema nicht selbst bearbeite verdienen immer die Anderen.

    (Wie extrem hoch die tatsächlich Kosten sind, wird extrem verschleiert und es kostet hohen eigenen Aufwand sie wirklich absolut zu ermitteln).

    Außer das Forum und den Newsletter oder in einem Wort:

    Finanztip

    braucht es „nichts“.

    Es ist zu einfach.

    Die Herausforderung ist es, langweilig, also passiv, zu leben.

    LG

  • In vielen Fällen kannst Du das selbst überschlagen, wenn Du Dir die Kosten der vorgeschlagenen Produkte näher ansiehst:

    - z.B. Ausgabeaufschlag bei Fonds (häufig bis zu 5%) ist ein anderes Wort für die Vertriebsprovision.

    - z.B. laufende Verwaltungsgebühren bei Fonds (häufig über 1% p.a.) enthalten in der Regel auch hohe sog. Vertriebsfolgeprovisionen, d.h. der Verkäufer verdient weiter.

    Bei Versicherungsprodukten ist es ähnlich: häufig mehrere Monatsprämien als Sofortprovision (= "Abschlusskosten") plus zusätzlich laufende jährliche Folgeprovisionen aus den Beiträgen (= Anteil an den sog. Verwaltungskosten).

    Ich finde es immer wieder erschreckend, dass sowas weiterhin erlaubt ist.
    In meinen Augen ist das schlicht und ergreifend legaler Betrug.

    In dem Bereich wird gezielt das Informationsdefizit des durchschnittlichen Kunden ausgenutzt.

  • Das ist auch nicht erforderlich.

    Geld kam man selbst.


    Da es hier im Thread um ältere Menschen geht, kann es durchaus eine Herausforderung für diese Menschen sein, das Geld und die Anlagen im Internet zu verwalten.

    Und wenn der Computer nur oder fast nur für das Verwalten des Gelds verwendet wird, ist das ein relevanter monatlicher Kostenfaktor, da es ja auch keine Telekommunikationsberater sondern nur -verkäufer gibt und man so einen weiteren Bereich mit gewissen Risiken zwischen Verkaufsbedürfnis auf der einen und tatsächlichem Bedarf auf der anderen Seite hat :)

    (Nur am Rande - in der Wohnanlage meiner Mutter, weitgehend Eigentumswohnungen, ist über das Nebenkostenprivileg das Kabelradio entfallen. Kabelfernsehen hat sie nicht genutzt. Parallel dazu hat Vodafone von analoger auf digitale Einspeisung umgestellt. Von heute auf morgen war also der Radioempfang weg. Im "Radio" lief eine Dauerschleife "Vodafone hat von X auf Y umgestellt.". Sie ist dann in den Vodafone-Shop gegangen und hat nachgefragt. Ernsthafter Vorschlag (auf einem Ausdruck dokumentiert) - sie möge ein digitales Empfangsgerät für 100 € kaufen. Dass sie dazu noch einen monatlichen Betrag für den Weiterbetrieb des Kabelanschlusses zahlen müsste, wurde ihr verschwiegen. Am Ende habe ich eine Wurfantenne für 5 € bestellt und sie empfängt ihre Radiosender auf sehr traditionellem Weg. Dass ich mich maßlos über diesen Verkäufer geärgert habe, konnte sie nicht wirklich nachvollziehen.)