FT-Newsletter vom 29.12.20 - Jahresrückblick

  • Moin Freunde des DIY-Finanzmanagements und herzliche Grüße an Saidi sowie an den Rest des FT-Teams!


    Beim ersten Artikel musste ich schmunzeln! Ich erlaube mir den relevanten Abschnitt zu zitieren:


    „Als klar wurde, wie stark uns Corona treffen wird, brachen die Börsen ein. Innerhalb von vier Wochen verlor der Weltindex MSCI World ein Drittel, der Dax gar 39 Prozent. Doch inzwischen haben sich die Börsen erholt, ja sogar neue Höchststände erreicht. Das zeigt: Wer panisch verkauft hat, machte unnötige Verluste.

    Die Börsen haben sich übrigens viel schneller erholt als während früherer globaler Krisen wie der Finanzkrise oder der geplatzten Dotcom-Blase. Was beweist: Es ist nach einem Einbruch immer schwer, den richtigen Moment zum Einstieg zu finden.“


    Wer „panisch verkauft“...


    Also: Am Aktienmarkt zeichnete sich im Feb ab (Anhand der Relation ask/bid und den Volumina ableitbar), dass die Kurse zu fallen begannen. Wer da ohne Panik, sondern mit Bedacht, verkauft hat... und ab den Sommerferien langsam wieder eingestiegen ist, hat trotz fälliger Abgaben fett Gewinne gemacht. Ja, die Kurse haben sich rascher als erwartet erholt, was verschiedenen Ursachen geschuldet ist.


    ich habe mit meinem Portfolio in 2020 knapp einen über 40%-igen Wertzuwachs nach Steuern eingefahren. Bei „buy-and-hold“ wäre das Nervenkostüm in Mitleidenschaft gezogen worden. Autsch, ging das in den Keller. Im Nachhinein hätte „and-hold“ kaum Rendite gebracht, lediglich in den letzten Monaten. Aber die Pünktchen habe ich auch mitnehmen können.


    Weshalb hält sich diese Ansage mit Warnungen vor „Panikverkäufen“ so hartnäckig?

  • Hmmm... das hat doch nix mit schlauer sein als der Markt zu tun, oder?

    Klar ist, dass das nicht funktionieren würde, wenn alle so verfahren! Irgendwer muss diese volatilen Dinger ja kaufen, wenn du verkaufen willst. Aber scheinbar gibt’s immer noch reichlich Leute, die „... and hold“ praktizieren, oder zum „falschen“ Zeitpunkt kaufen.

  • Mein Gedanke war dahingehend, dass es schon möglich ist, dass zwar alle wie der Markt agieren (oder eher der Markt wie alle) können, aber nicht alle ruhigen Blutes agieren können/wollen.

    Gegenüber "Traden mit Belastungspuls" hat "Sparplan einrichten und die nächsten Jahre vergessen" doch gewisse Vorteile, ohne zwingend das Optimum darstellen zu müssen.

  • Jo... langfristig hat sich das Pantoffeldepot ja bewährt! Ich bekomme aber immer Pickel, wenn die Sprüche fallen: „Jetzt bloß keine Panikverkäufe tätigen!“


    Wäre ich eine Bank oder Fondsgesellschaft und würde ich von Gebühren leben, die mit dem Volumen der Anlagen direkt verknüpft sind, wären mir geringere Gebühren (weil das Kursvolumen gefallen ist) lieber, als gar kein Volumen zu betreuen (weil viele Kunden verkauft haben). Verkäufe bieten ja auch immer das Risiko der Fluktuation von Anlagevolumen. Deshalb käme ich schon gezielt mit Warnungen vor Panikverkäufen! Und aus diese Ecke stammen ha auch derartige Empfehlungen.


    Also, abwarten und die Talfahrt abzuwarten hat auch funktioniert... aber nicht immer! Deshalb ist die Aussage „wer panisch verkauft, macht Verluste“, nicht generell richtig! In manchen Situationen macht derjenige Verluste, der nicht verkauft!


    Wenn es um den nächsten Urlaub oder den Kauf eines neuen oder anderen Autos geht, machen sich die Leute tagelang einen Kopf.

    Selbst beim Nudel- oder Klopapierkauf wird Grips investiert. Wieso wird nicht wenigstens die Hälfte dieser Energie beim Investieren investiert? Wieso ist das Volk gerade dabei so fürchterlich passiv, wenn von aktiven Entscheidungen bezüglich des eigenen Geldes fast Gedeih oder Verderb abhängen?

  • Seien wir doch froh, dass "die Deutschen" überhaupt kaufen, dass sie dann nicht verkaufen, verbuchen wir einfach unter "kleineres Übel".


    Der Homo Oeconomicus ist ohnehin so real wie ein Scheinriese auf Lummerland. ;)

  • JDS


    Ich denke, Finanztip zielt auf die Masse der Bevölkerung. Ich zähle mich zu dieser Masse, auch wenn ich in Sachen Finanzen etwas besser informiert bin. Der Corona Einbruch ist ein schönes Beispiel. Vielleicht hätte ich den Ausstieg geschafft. Aber den Wiedereinstieg hätte ich 100% verpasst. Wenn ich mir die Kurve des MSCI World ansehe - phänomenal. Ich hätte mit einem langen Tief und weiteren Einbrüchen gerechnet. Niemals hätte ich mit so einem Verlauf gerechnet.


    "Man" kann vieles machen und Vorteile erlangen. Aber Finanztip will die unteren 90% erreichen. Und die packen Markettiming nicht.


    "Warum gibt es eigentlich Übergewicht auf der Welt? Man muss doch nur 2x pro Woche nen Marathon in 3 Std laufen!!!" - Du weißt was ich meine.

  • Man" kann vieles machen und Vorteile erlangen. Aber Finanztip will die unteren 90% erreichen. Und die packen Markettiming nicht.

    Ja, nee! Die Masse investiert gar nicht. Und für diejenigen, die so schlau sind zu investieren scheint FT die Infos zu erstellen. Vermutlich brauchen die 20% der 20%, die Traden - wenn auch moderat und eher selten - solche Infos nicht so dringend; sie machen eh, was sie wollen.


    Und dennoch sollten sich das FT-Team imho solche Aussagen zum „Aussitzen“ doch besser sparen. Es sei denn, dafür gäbe es haltbare Belege... bin gespannt.


    Wie auch immer... rutscht gut ins 2021 und bleibt gesund.

  • JDS: ich finde deine Sichtweise zu diesem Thema wirklich interessant.

    Das würde ja quasi für ein aktives Fondsmanagement sprechen, da Fondsmanager genau solche Ab- und Aufschwünge "voraussagen" wollen.

    Nur gelingt es in der Praxis (sehr?) häufig nicht...


    Wenn du da anscheinend ein glücklicheres Händchen hast, herzlichen Glückwunsch.

    Würde mich in Zukunft über den ein oder anderen lukrativen Geheimtipp sehr freuen;)


    Den Abschwung mit/wegen Corona hätte ich auch vermuten können, aber die schnelle Erholung hat mich definitiv überrascht.

    Ich vertrete die Meinung, dass wohl 99 Prozent der Privatanleger mit buy and hold vermutlich besser fahren..


    Ebenfalls einen guten Beschluss!

    Ich hoffe weiterhin auf einen netten Austausch in 2021

    Viele Grüße