Viele der Kommentare in Threads wie diesem hier kommen aus einer sehr privilegierten Weltsicht.
Ich habe sogar eine sehr privilegierte Weltsicht.
Ich war:
- Jahrelang im ÖD beschäftigt
- Jahrelang selbstständig
- Jahrelang Unternehmensberater in allen Branchen, Größen, Stadt/Land, in Behörden, in Konzernen, im Mittelstand.
Was ich in all den Jahren gelernt habe, ist das ca. 70-80% der Menschen einfach nur unselbstständig sind und es aktiv bleiben wollen. Egal welches Alter, egal welcher Job, egal welche Bildung. Es wird auf das System geschimpft, auf den Staat und wie man alles besser machen könnte. Aber man will selber partout nicht aus der eigenen Komfortzone kommen. Man will lieber im Klein Klein leben, man denkt auch lieber im Klein Klein und man will, das sich andere mit den großen Dingen beschäftigen. Oder konkret, 70-80% der Menschen haben keine Vorstellung von Wertschöpfung und können ihren Job nicht in Relation zum Gehalt setzen. Man redet sich dann lieber den Urlaub, das Klima, die Gesundheit, usw. schön und wie man es ganz doll selbst beeinflussen kann - im Klein Klein natürlich. Man hinterfragt nicht Dinge, sondern arrangiert sich einfach mit jeglicher form von Regulatorik und findet es "richtig", mag es auch noch so bescheuert sein.
Das fiese an der Sache ist, man setzt in Sachen Veränderung auf die Politik und den Staat (Zitat Robert Habeck: "Der Staat macht keine Fehler.") und verstehen nicht, dass dort mittlerweile die selben Leute sitzen wie sie. Also der Strom kommt aus der Steckdose, das Geld von der Bank und die Leistung von anderen.
Ich bilde mir ein, das früher vielleicht nur 40-50% der Leute komplett unselbstständig waren und dass das größte Problem unserer biodeutschen Gesellschaft aktuell ist, dass wir langsam und stetig auf die 90% zu wabern. Mit immer mehr Leuten im Staatsdienst, in Verbänden, in NGOs, hauptsache nicht die böse Wirtschaft.
Und da, wo man früher mal das Kind zum arbeiten geschickt hat, beantragt man jetzt einfach irgendwo.
Was ich damit sagen will: den armen Schlucker hat es damals gegeben, den wird es auch morgen noch geben und wir werden die Menschen nicht ändern. Und wir werden auch durch Umverteilung nicht dieses "Problem" lösen. Der arme Schlucker wird kein armer Schlucker mehr sein, wenn er lernt, aus dem Quark zu kommen. Leider leben wir ihm das nicht mehr vor, sondern geben ihm das Gefühl, dass er alles richtig macht und die Allgemeinheit gerne für ihn aufkommt - er sich also nicht ändern muss.