Als ich damals mit dem Geldanlegen angefangen habe, habe ich mir bei verschiedenen Leuten Rat geholt. Derjenige, der mir letztlich am besten weitergeholfen hat, hat mir immer wieder gesagt: "Tips gibt es bei mir nicht!"
Was heißt das?
Er hat mir seine Meinung kundgetan, aber immer dazugesagt: "Was Du daraus machst, ist Deine Sache. Wenn es nicht klappt, mach bitte mir keine Vorwürfe."
Finanzen kannst Du selber, vielleicht macht es Dir sogar Spaß, wenn Du es selber machst.
Nimm Dir die Zeit, lies Dich schlau, in dem Vierteljahr, das Du dafür vielleicht brauchst, brennt nichts an. In der Zeit könntest Du erstmal weitermachen wie bisher. Es wäre kontraproduktiv, wenn ich versuchen würde, Dich zu drängen. Wenn Du was machst, mußt Du es aus Einsicht tun. Das gleiche gilt für Deine Frau, auch sie muß aus Einsicht handeln, und wenn Du sie unziemlich drängst, schlägt das negativ auf die Beziehung.
Ein Buch von Gerd Kommer könnte eine nützliche Lektüre sein. Google schwindelt mich an, vom Buch "Souverän investieren für Einsteiger" gebe es eine Leseprobe von 45/199 Seiten. Das stimmt wohl nicht, sind vielleicht 30, aber einen Eindruck bekommst Du so doch. Das Buch liest sich recht flott; kannst auch den Vorgänger/größeren Bruder nehmen: "Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs"
Ihr seid mit Eurem Einkommen und auch mit dem Vermögen in den obersten paar Prozent der deutschen Bevölkerung. Richtig reich geht zwar nochmal anders, aber die üblichen Ratschläge mit den Sparplänen zu 50 €/m sind für Euch zu klein.
Meines Erachtens hast Du zu viele Immobilien im Portefeuille. Die hast Du jetzt, also scheint es sinnvoll, die zu halten, aber es sollten nicht mehr werden. Man kann als Vermieter sicherlich Geld verdienen, auch heute noch, aber das kostet Zeit, und Du bist beruflich vermutlich schon genügend eingespannt.
Dein eigenes Haus ist entschuldet. Bitte beachte aber: Das selbstbewohnte Haus ist Konsum, nicht Investition. Gerade mit einer energetischen Ertüchtigung kann man geradezu beliebig Geld ins Haus stecken, das sich in Jahrzehnten nicht amortisiert.
Die Darlehen auf den vermieteten Immobilien läßt man aus steuerlichen Gründen sinnvollerweise stehen, eine gut dimensionierte Immobilie sollte sich selber abzahlen. Könnte sein, daß Du bei Deiner besseren Hälfte eine gewisse Aufklärungsarbeit leisten mußt. Zwischen den Zeilen liest es sich so, als ob Deine Frau ziemlich risikoavers wäre, möglicherweise ist sie (wie viele Deutsche) zu risiko- und damit auch chancenavers.
Nach meinem Dafürhalten ist Dein Tagesgeld zu dick. Wenn Du nicht alle halbe Jahre wechselst (und das ist lästig!) bringt das keinen vernünftigen Zins. Ich war die Hopperei vor einiger Zeit mal leid und habe mein Tagesgeld in einen Geldmarktfonds gesteckt, nämlich den da: LU0290358497 . Bitte google mal danach, was das ist und schau Dir den Chart an. Auch Finanztip schreibt darüber, daß ein Geldmarktfonds ein Äquivalent zum Tagesgeld ist. Du würdest Dir damit das Hoppen sparen, der zugehörige Referenzzins liegt momentan bei etwa 3,8%.
Wenn es mein Geld wäre, würde ich 100 T€ vom Tagesgeld in einen passenden Aktien-ETF stecken und das Tagesgeld langfristig kleinhalten, vermutlich noch kleiner als 50 T€. Du schreibst von 2 Konten, vermutlich ist das Deins und das Deiner Ehefrau.
Die unversehens kaputte Waschmaschine, die viele Deutsche in Finanznöte bringt, zahlt Ihr aus Eurem laufenden Einkommen. Für die Fährnisse des Alltags braucht ihr wenig Puffer (obwohl Ihr in aktuell ja in überaus auskömmlicher Weise bereits habt).
Ich persönlich bin davon überzeugt, daß man langfristiges Geld sinnvollerweise in Aktien anlegt. Das ist aber eine in Deutschland noch recht unpopuläre Ansicht, die Deutschen sind nach wie vor Aktienmuffel. Meines Erachtens dürfte Eurem Immobilienportefeuille durchaus ein Aktiendepot von 1 Million gegenüberstehen. Bis aus Euren vergleichsweise schmalen 70 T€ 1 M€ geworden ist, wird es selbst bei Euren Gehältern ein Weilchen dauern.
Aktive Aktienfonds bringen gegenüber Aktien-ETFs in der Regel nichts, sind aber halt teuer. Schau Dir Deine genau an, vermutlich ist es mittelfristig sinnvoll, die umzusetzen. Ok: Bei einem Gesamtvolumen des Depots von 70 T€ ist es nicht ganz so schlimm.
Ach ja: Es scheint ratsam, sich von FPV fernzuhalten, nämlich von Finanzprodukteverkäufern. Der Ausdruck stammt von Hartmut Walz (der einen werbefreien und lesenswerten Blog unterhält). Die Verkäufer behaupten von sich immer, sie würden Dich beraten. Stimmt nicht; es geht ihnen in erster Linie ums Verkaufen.
Mach was draus!