Ich kann das nur in einem sehr eingeschränkten Kreis beurteilen, da das Thema Geld doch oftmals gemieden wird.
Meine Eltern sind mit ü70 recht offen gegenüber Fonds, aber schon ewig Sparkassenkunden und daher auch mit zweifelhaften Positionen im Depot (Stichwort off. Immofonds). Der Erfolg ist über die Jahre daher bei weitem nicht so groß, wie er sein könnte. Inzwischen aber nur noch kleiner Bestand, wird abmoderiert...
Dann habe ich zwei Bekannte (beide u30), die fünfstellige Cashsummen ohne konkretes Ziel horten. Beide auch eher genügsame Menschen, die nicht über ihren Verhältnissen leben.
Der eine hat mich schonmal wegen Anlage gefragt. Als ich erwähnt habe, dass bei einer -sinnvollen- Anlage an der Börse auch Phasen mit Verlusten zu verkraften sein müssen, hat das eine spürbare Abwehrreaktion produziert. Auch das Angebot, einfach mal mit einem kleinen Sparplan bei einem Neobroker zum Probieren/Kennenlernen zu starten, wurde mit dem Argument "ich weiß nicht, wo ich eine Pin zum Perso habe" und "ich komme nicht dazu, auf der Behörde eine neue Pin zu beantragen" quasi stillgelegt. Seit mehreren Monaten. Ich dränge mich da aber auch nicht weiter auf, obwohl es wirklich schmerzt, einen stattlichen Betrag auf einem unverzinsten Girokonto rumgammeln zu wissen...
Die andere hat zwar ein kostenloses Girokonto und sich bei Trader Republic ein Depot eröffnet, aber auch da liegt das Geld nur auf dem Verrechnungskonto rum, das Depot ist leer. Reicht ihr, nach ihrer Aussage. Schade, aber auch da kann man natürlich niemanden drängen.
Als letztes noch eine gut verdienende Familie (Eltern + 2 Kinder), wo der leider recht bildungsferne Ehemann/Vater der Kinder alles vorzugeben müssen denkt und für alles "nen Kumpel hat, der sich da auskennt". Naja, viele dieser Spezialisten haben sich irgendwann als Luftnummern herausgestellt, bei manchen wird er das wohl nie erkennen. 🤷🏻♂️ Die Ehefrau hat es aufgegeben, gegen ihn zu argumentieren und da er scheinbar keinen Kumpel hat, der ihn in Richtung Aktien berät, wird teils wirklich sinnbefreit in die eigene Immobilie investiert und jedes Jahr maximal sondergetilgt. Depots dürften hier auch nicht vorhanden sein, eher Bausparverträge...
Insgesamt fällt es mir schwer, hier den einen konkreten Punkt zu finden, der für diese Scheu vor der Börse trifft. Jeder hat wohl seine Geschichte, seine Gründe... als gelernter Bankkaufmann ist mir das Thema Börse schon länger geläufig, aber auch bei mir hat es einige Jahre gebraucht, bis mir klar wurde, dass der eigene Arbeitgeber auch für seine Angestellten nicht Vermögensaufbau oder maximalen Wissensaufbau zum Ziel hat.