Beiträge von schnabelselse

    Lektürehinweis: Hartmut Walz - Ihre Finanzen fest im Griff. Kostet schlappe 11,99 €, gibt einen guten Überblick. Besonders wichtig: Walz ist unbedingt Verbraucherschützer, der will Dir nicht an den Geldbeutel, schont andererseits die Finanzindustrie nicht, wie es beispielsweise die Stiftung Warentest in ihren Büchern tut.

    Es gibt viel gutes Material im Internet, etwa gerade von Hartmut Walz, von Finanztip, von Finanzfluß. Ich finde es aber besser, daß Du das Büchlein liest, dort hast Du die Grundlagen alle beieinander.

    Ein Tagesgeldkonto braucht man eigentlich, man macht damit auch nichts falsch. Dennoch: Wovon wir hier schreiben, sind für Dich alles böhmische Dörfer. Wenn Du etwas Zeit hineinsteckst, wirst Du schnell lernen und das hier schnell verstehen. Andererseits laufen Deine Finanzen so, wie sie jetzt laufen, schon lange. Ob Du gleich Hand anlegst oder in vier Wochen, kann keinen entscheidenden Unterschied machen (Es sei denn, Du unterschreibst in dieser Zeit irgenwelche Verträge, die dann 40 Jahre laufen!). In beispielsweise vier Wochen kannst Du Dir aber eine ganze Menge anlesen.

    Mach Dich ans Werk!

    Herzlichen Dank! Das Buch habe ich mir bestellt, bin gespannt, was mich erwartet.

    Aber sobald unser Kind da ist, wird sich das auch wieder ändern. Aber ihr scheint ja daraus gelernt zu haben. Das ist jetzt erst mal das wichtigste, was zählt.

    Wie sieht es mit Kindern aus? Bislang arbeitet ihr sicher mit zwei Vollzeit Stellen, oder?

    Meiner Meinung und Erfahrung nach ist es gar nicht so dramatisch mit Kind. Wir haben auch gedacht, dass es sich finanziell sehr bemerkbar machen wird, aber es hält sich tatsächlich im Rahmen und dabei fehlt es unserem Kind wirklich an nichts (aber alles normalo, keine teuren Markenklamotten etc.). Ich denke, das wird sich dann eher bemerkbar machen, wenn das Kind älter wird und die Ausgaben automatisch höher ausfallen (Schulbücher, Ausflüge etc.).

    Aber ja, meine Frau und ich arbeiten beide Vollzeit. Unser Ziel bzgl. Kind ist es, dass wir ihm so gut wie möglich beim Thema Geld zur Seite stehen werden, soweit es unser Wissen erlaubt. Ich möchte unbedingt vermeiden, dass unser Kind die gleichen Fehler begeht wie wir selbst.

    Führt ihr ein Haushaltsbuch? Habt ihr einen Überblick über eure Fixkosten und sonstigen Lebenshaltungskosten?

    Stichwort „Überschüsse“: Vielleicht wäre es hilfreich, wenn ihr jeden Monat direkt nach Gehaltseingang den „überschüssigen“ Betrag (d.h. alles was nicht für Fixkosten oder Basic-Lebenshaltung benötigt wird) auf ein separates Tagesgeldkonto überweist. Aus den Augen, aus dem Sinn! Genauso bei Gehaltserhöhungen - wenn man die gesamte Erhöhung oder zumindest einen Teil davon direkt per Dauerauftrag in eine Sparrate verwandelt, gewöhnt man sich gar nicht erst daran, das höhere Gehalt auszugeben.

    Ein „wir schauen immer, was am Monatsende übrig ist“ könnte bei eurer Konsumneigung leicht dazu führen, dass irgendwie immer nichts übrig ist und ihr euch in ein paar Jahren fragt, wo das Geld hin ist und was aus eurem Plan mit dem ETF-Depot wurde…

    Herzlichen Dank für die Antwort!

    Ein Haushaltsbuch führen wir nicht direkt, benutzen aber beide die Finanzguru App auf dem Telefon seit ein paar Monaten um überhaupt mal einen Überblick zu bekommen. Muss mich da aber noch mehr mit beschäftigen, wie das alles richtig funktioniert mit der App.

    Danke für den Tipp mit dem Tagesgeldkonto. Daran habe ich noch nicht gedacht. Unsere finanzielle Bildung hielt sich bisher in Grenzen, da werden wir sicherlich noch viel daran arbeiten müssen.

    Wenn ihr wirklich 9.000 EUR netto (!!!) als monatliches Haushaltseinkommen habt, dann ist das doch keine "schwierige Situation"?! Ihr habt nach der Rate (!) immer noch 6.000 EUR zum Leben.

    Nachdem wir vor ein paar Monaten etwas zur Besinnung gefunden haben, blutet mir mittlerweile jedes Mal das Herz, wenn ich daran denke, welches EK wir womöglich schon hätten. Wenn man einfach in den Tag nach Lust und Laune hineinlebt, merkt man gar nicht, wie schnell sich die Abwärtsspirale dreht und zack lebt man trotz des Einkommens nur noch von der Hand in den Mund. Dicke Autos, Motorräder, schicke Klamotten, teure Gadgets, viele Verträge und Versicherungen für irgendwelchen Krempel... wir sind nun dran, das nach und nach alles zu "bereinigen". Manche Verbindlichkeiten haben aber noch eine gewisse Laufzeit.

    Zitat

    Glückwunsch zum Hauskauf jedenfalls! Wenn ihr bisher wirklich monatlich 9.000 EUR rausgehauen habt (und dabei noch Schulden angehäuft), seid ihr wohl wirklich so ein klassischer Fall, dem das "Zwangssparen" in Form einer Hausrate gut tut, weil ihr es ohne Zwang nicht hinbekämt.

    Danke dir :) Ich habe echt Respekt vor der Hausrate, Zwangssparen trifft es gut.

    Zitat

    Ihr habt aber immer ganz schön im hier und jetzt gelebt, wenn ich das mal so salopp formulieren darf. Wie kommt ihr zu 9000 € Netto-Haushaltseinkommen? Und was macht ihr mit dem ganzen Geld, wenn ihr nur 3000 € Rate habt? Wollt ihr wirklich 20 Jahre abzahlen?

    Mein Plan war, dass wir erst einmal regulär die Raten nach Plan bezahlen und die Überschüsse in "Töpfe" aufteilen, d.h. Bar-Reserven, ETF-Einlagen, ganz kleiner Anteil für Spekulatives wie Krypto. Je nachdem wie sich die Zinsen für Immobilienkredite entwickeln (nach den 10 Jahren), könnte das vielleicht sinnvoller sein als Sondertilgungen. Und dann eben Teil-/Gesamtablöse der Hypothek.

    Zum Einkommen: Ich bin in der IT und habe noch ein Nebengewerbe und verdiene den Großteil des Einkommens. Meine Frau ist im Vertriebsinnendienst, generiert aber noch Mieteinnahmen von ihrem Elternhaus, welches sie geerbt hat (leider nicht der Standort wo wir leben wollen - Verkauf kommt derzeit nicht infrage, da sie emotional sehr daran hängt. Hab schon oft versucht auf sie einzureden, bringt aber einfach nichts).

    Ich bin derzeit noch mit versch. Versicherungen im Gespräch bzgl. einer passenden RLV, da ich hier auch ein gewisses Risiko sehe.

    Ich bin durch Zufall auf diese Diskussion gestoßen und finde sie sehr interessant. Als Neuling in diesem Forum möchte ich gern etwas dazu beitragen.

    Wohnsituation

    Ich wohne mit meiner Frau und unserem Kleinkind in Thüringen, in einem kleinen Dorf. Wir leben in einer gemieteten Etage eines freistehenden Hauses mit ca. 82 qm Wohnraum. Ich bin in diesem Dorf aufgewachsen, war später anderswo unterwegs, und bin vor ein paar Jahren zurück zu meinen Wurzeln gekommen.

    Finanzielle Situation

    Unser Haushaltsnettoeinkommen beträgt ca. 9000 Euro pro Monat, Tendenz steigend. Wir haben bisher sehr gut gelebt und auch viel Schnickschnack angeschafft, den man eigentlich nicht braucht. Das klassische Beispiel: hohes Einkommen führt zu hohen (selbstgeschaffenen) Belastungen. Unser Eigenkapital beläuft sich auf einen geringen Betrag. Zusätzlich haben wir Schulden, die schon längst abbezahlt wären, hätten wir nicht auf so großem Fuß gelebt. Seit ein paar Monaten haben wir jedoch aktiv an der Schuldentilgung gearbeitet und nur wenig Eigenkapital gespart.

    Planung und Ziele

    Unser Ziel war immer, ein eigenes Haus zu besitzen, da wir beide so aufgewachsen sind. Unser Plan war, noch ein paar Jahre zu warten, bis wir genug Eigenkapital angespart haben, und gleichzeitig die Entwicklung der Immobilienpreise und Zinsen abzuwarten. Unser Traum war es, ein neues Haus auf meinem Grundstück zu bauen. Das Grundstück umfasst ca. 700 qm und ist Teil des Grundstücks, auf dem mein Bruder mit seiner Familie und meine Mutter in einer Doppelhaushälfte wohnen.

    Veränderte Umstände

    Vor kurzem ergab sich jedoch eine einmalige Gelegenheit: Ein Haus, ca. 50 Meter von meinem Grundstück entfernt, wurde zum Verkauf angeboten. Es handelt sich um einen alten DDR-Bau aus den 90er Jahren mit einem großzügigen Grundstück. Einige Renovierungen wurden bereits durchgeführt. Der Preis lag unter 200.000 Euro. Wir haben zugeschlagen und inklusive zukünftiger Modernisierungen insgesamt ca. 450.000 Euro Kredit aufgenommen, fast vollfinanziert inklusive Auslöse der bestehenden Schulden. Die monatliche Rate beträgt ca. 3000 Euro.

    Entscheidung

    Für mich war das erschreckend, da ich nie eine so hohe Belastung auf einer Position haben wollte. Mir ist bewusst, dass wir uns selbst in diese schwierige Situation gebracht haben. Hätten wir uns zusammengerissen, wäre jetzt sicherlich mehr Eigenkapital da. Aber das Leben ist so, wie es ist, und man kann nur aus der Vergangenheit lernen.

    Warum haben wir dann trotzdem den Schritt gemacht und diese Hypothek mit einem Zins von über 4 % aufgenommen? Letztes Jahr starb mein Vater im Alter von 59 Jahren plötzlich an Krebs und hinterließ ein großes Loch. Er hatte viele Pläne und Wünsche, die er sich nie erfüllt hat. Jetzt ist es zu spät. Meine Mutter sitzt nun allein da, hat Geld beiseitegelegt, aber keinen Mann mehr.

    Als das Haus zum Verkauf stand, überwältigten uns die Emotionen. Ich fragte mich, ob ich noch 5-10 Jahre sparen will, um dann ein neues Haus zu bauen. Was passiert bis dahin? Wie lange können wir das als Familie noch erleben? Könnte mich dasselbe Schicksal treffen?

    Fazit

    Für mich war klar: Diese Gelegenheit lasse ich nicht verstreichen. Lieber jetzt die Chance ergreifen, als später zu bereuen, es nicht versucht zu haben. Auch wenn der ursprüngliche Traum nicht in Erfüllung geht, mache ich das Beste daraus und schaffe eine Basis für meine Familie, auf die ich stolz sein kann.

    Ich hoffe, dass ich meiner Familie und mir ein gutes Leben ermöglichen kann, ohne im Nachhinein etwas zu bereuen.

    Was ich mit meinem Grundstück anstelle, weiß ich noch nicht genau. Vielleicht schenke ich es einmal meiner Tochter, falls sie Interesse hat oder ich verkaufe es einmal bei Gelegenheit, wer weiß.

    Vielleicht hilft meine Geschichte dem einen oder anderen, der sich in einer ähnlichen Situation befindet. Manchmal müssen wir Entscheidungen treffen, die nicht nur finanziell, sondern auch emotional sinnvoll sind. Das Leben ist kurz und unvorhersehbar. Manchmal ist es wichtiger, im Hier und Jetzt zu leben und Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten.