Ich denke es ist klar geworden, dass die Kaufentscheidung bereits gefallen ist. Das es äußerst unklug ist eine Entscheidung vor der Infromation zu fällen und, dass es ohnehin ratsam ist das ganze ganheitlich zu sehen und rational anzugehen ist nun mehrfach genannt worden.
Wer der Drang so stark ist und wir alle hier in diesem Zusammenhang nicht mehr helfen können, dann erlaube ich mir aber wenigsten noch ein paar ernsthafte Tipps um zumindest das größtmögliche Unheil etwas zu begrenzen:
- Steht der Partner 100% hinter genau dieser Entscheidung und diesem Weg?!? Sowas kann das Ende einer Partnerschaft bedeuten.
- Ist Vermögen bei den Eltern da, das über die Erwerbsnebenkosten hinaus geht?
- Zu JEDER Besichtigung einen rationalen Begleiter, bestenfalls mit gewisser Skepsis zum geplanten Vorhaben und vieleicht auch Grundkenntnissen von Immobilien mitnehmen. Wenn ihr mit dem Mindset und Eurem Traum da durch eine Immo lauft, ihr werdet einiges nicht mitbekommen. Da fällt dann weder Straßenlärm, ein pedantischer Nachbar, noch sonst etwas auf. Einen Sparingspartner des Vertrauens brauchts da. Vorher vieleicht mit diesem auch klar festlegten, was die Wünsche sind
- Vor dem Kauf AUF JEDEN FALL einen unabhängigen Gutachter reinschicken. Ganz wichtig! Der kostet Geld, aber für das, was er leistet seeeehr wenig. Und wenn ihr nur den Preis nochmals drücken könnt. Kein Kauf ohne Gutachter.
- Macht Euch klar, ob ihr beide auf den Kinderwunsch verzichten könnt, wenn es nötig ist. Auch das kann die Beziehung beenden.
- Legt ganz klar fest, wer kauft, wer wieviel beispeuert und wie das Verfahren bei Trennung ist. Hier fließen Deine Ersparnisse rein, wenn ich das richtig verstehe, Deine Eltern steuern die NK bei. Auch unter Berücksichtigung von Punkt 1 muss man schauen, ob man das dem Partner zumuten kann und will da auch die Verantwortung zu übernehmen, oder, ob der lieber nur in Form einer Miete etwas beisteuert zur Annuität.
- Sind BEIDE bereit alles zu tun, damit es gut wird? Verzicht auf Urlaub, Konsum oder auch Zweitjobs, wenn es eng wird?
Das alles ersetzt nicht meine vorangegangenen Tipps und Ausführungen. Es dient nur in letzter Instanz der Schadensbegrenzung.
Aus meiner Sicht ist
- das Kapital zu gering
- keine sonstigen Rücklagen für irgendwas vorhanden
- die 1400€ schon die Grenze, daher auch künftig kaum angemessene Rücklagen weder für Immobilie, noch für Auto, Küche, Umzug, Kinder möglich
- Altersvorsorge wird sehr schwierig werden
- das Einkommen nicht üppig genug
- der gesamte Prozess hochgradig emotionsgetrieben und daher äußerst riskant
- Kein ausreichendes Finanz- geschweige denn Immobilienwissen vorhanden
Hier kann aus einem Traum ein Albtraum werden. Die Zutaten dafür sind aus meiner Sicht zum Großteil da.
Ich habe mir gerade mal die Immos in dem Preisrahmen in der Region grob angesehen. So, wie die dastehen würde ich da nicht einziehen wollen. Und so kann man es nicht 30-50 Jahre lassen. Das Ding ist schon am Ende bevor es begonnen hat, ist meine Befürchtung. Wo kommt denn die neue Küche (8k bis 15k) die Renovierungskosten (7-10k) und der Umzug her? Was ist mit Fenstern, Heizung, Dämmung, Bodenbeläge, Bäder??? Ist man wirklich bereit für seinen Traum so zu leben? Was könnt ihr bei 1400€ Annuität zurücklegen? 300,400 oder 500€? Jeden Monat verlässlich? Das sind dann 20 - 33 Monate nur für einen Notgroschen von 10k. Und nochmals so viele für die neue Küche... Da sind dann schon 5 Jahre ins Land gegangen und noch keine Rücklage gebildet, keine Altersvorsorge aufgebaut. Oder dann auch das alles auf Pump zu 6%, oder wie? Ich kann mir das alles nicht vorstellen.
Welche Annahmen, Vorstellungen und Erwartungen liegen einem solchen Traum zugrunde? Als überzeugter Mieter kann ich das wohl nicht begreifen.
Ich meine es nur nett, glaube mir. Das ist alles nicht böse gemeint. Ich bin knapp 20 Jahren im Immobilienbereich tätig (aber eher Gewerbe und Insti), ich kann es immer noch nicht verstehen, was Privatleute an Immobilieneigentum so reizvoll finden, dass sie diese Steine im Zweifel ihr ganzes Leben beeinflussen lassen. Ich will nicht ausschließen, dass ich irgendwann auch mal auf meine Traumimmobilie treffe und dann vieleicht doch kaufe. Wenn, dann aber so rum ("diese Immobilie will ich, daher kaufe ich" und nicht "Ich will eine Immobilie unbedingt kaufen, welche kann es sein") und mit ordentlich oder vollständig aus Eigenmitteln. Reichen diese nicht, bleibt das Traumhaus ein Traumhaus und mein Leben geht weiter.
Ich wünsche Euch beiden von ganzem Herzen, dass ihr eine Entscheidung trefft, mit der Ihr Euch beide wohlfühlt und, dass alles gut geht und Ihr gemeinsam ein glückliches Leben habt. Vieleicht schafft Ihr es ja dennoch vor einem Kauf die Bücher zu lesen (beide?), die ich empfahl? Auf Biegen und Brechen etwas durchzuziehen wird häufig als ehrgeizig und hohes Durchhaltevermögen sehr positiv belegt gesehen, es kann aber im Einzelfall auch einfach dumm sein.
Also viel Glück und Erfolg bei allem, was ihr tut.