Beiträge von Kapitalist

    Ehrlich gesagt halte ich es für sehr problematisch, eine Geldanlage zu tätigen, ohne die Wünsche der Eigentümerin zu kennen. Genau genommen ist das unmöglich.

    Der Bevollmächtigte hat schon im Sinne der Vollmachtgeberin zu handeln. Die Vollmacht befreit nur Dritte von der Haftung (d.h. die Bank), aber nicht den Bevollmächtigten.

    Wenn nun das Depot ordentlich ins Minus rutscht, dann wird es Miterben geben, die deshalb ein paar Tausend Euro weniger erben. Und da könnte schon mal einer nachhaken, ob diese riskante Anlage von der verblichenen Eigentümerin ausdrücklich so gewünscht war, oder der Bevollmächtigte eigenmächtig gehandelt hat und schadensersatzpflichtig ist. Ich würde keine Renditeoptimierung auf Risiko in Depots betreiben, die mir nicht gehören.

    Da vergleicht du jetzt aber Äpfel mit Birnen.
    Sauber wäre der Vergleich mit dem Stoxx Europe 600 oder dem MSCI Europe.

    Sieht auch nicht anders aus. Der Punkt war ja: Aktienindizes korrelieren auch wenn sie komplett verschiedene Regionen abdecken.

    Für die Resilienz in Krisen/crashes sind besonders die Abstürze interessant, und da sehen emerging markets und small caps schlecht aus:

    Man beachte die schlechten Jahre; ausnahmslos immer wenn der MSCI World abgestürzt ist, hat er die emerging markets noch weiter ins Minus mitgerissen.

    In der Finanzkrise 2008 z.B. verlor der MSCI World -39%; die emerging markets verloren -56%. Dabei kamen die faulen Immobilienkredite doch nur aus den USA.

    Die Ursache mag sein, dass die kleinen (Unternehmen und Länder) empfindlicher auf Krisen sind, weniger Reserven haben. In der Krise gehen viele von den Kleinen Pleite. Wenn die Großen einen Schnupfen haben, liegen die Kleinen schon auf der Intensivstation.

    Summa summarum: Wenn ich mir Sorgen um einen baldigen crash in den USA machte, dann wären emerging markets und small caps so ungefähr das letzte wo ich hin diversifizieren würde; damit wird's ja nur noch riskanter.

    Bei der Diversifikation eines Aktienportfolios über Regionen sollte man sich nicht zu viele Illusionen machen. Wenn man sich z.B. S&P500 (100% USA) und EuroStoxx50 (0% USA) ansieht, zwei Indizes also die nichts gemeinsam haben, kleben die Kursverläufe dennoch stark aneinander:


    Die Realwirtschaft ist weltweit stark verbunden, Investoren agieren weltweit, und somit sind auch die Aktiemärkte stark verbunden. Um Volatilität zu verringern genügt es nicht, einfach nur viele verschiedene Titel zu kaufen; wichtiger ist, dass die assets im Portfolio wenig oder noch besser sogar negativ miteinander korrelieren. Das ist mit Aktien alleine schwer bis unmöglich.

    (...)

    Die aktuelle Sterbetafel weist bereits Zahlen für die fernere Lebenserwartung auf, für 65jährige nämlich 17,71 bzw. 20,91 Jahre. Ein 65jähriger Mann wird durchschnittlich 82,71 Jahre alt, eine 65jährige Frau 85,91 Jahre.

    Wenn man das eigene Geld auf seine vermutete Restlebenszeit verteilt, ist man vermutlich gut beraten, eine Sicherheitsmarge von z.B. 10 Jahren draufzulegen. Nicht, daß man am Ende des Geldes noch kregel ist und ohne Geld dumm aus der Wäsche schaut.


    Der Durchschnitt ist in der Tat zu wenig, älter als 82 wird ja jeder zweite. Mit etwa 5%-iger Wahrscheinlichkeit wird man 95, darauf sollte man bei der Entnahme besser peilen.

    Walz rät aber auch nicht iBonds zu kaufen.https://hartmutwalz.de/ibonds-etfs/

    Guter Text, aber ich finde er schließt das ein bißchen zu kategorisch aus. Ja, iBonds sind nicht besonders sinnvoll wenn Sie keine bestimmte Endfälligkeit wollen und die iBonds händisch rollieren.

    Für Anleger die das Geld zu einem bestimmten Termin brauchen schlägt Walz Einzelanleihen oder Festgeld als Alternative vor. Da kann ein iBonds aber schon Vorteile haben (höhere Rendite mit Unternehmensanleihen bei Diversifikation des Bonitätsrisikos und Währungssicherung).

    Zeitlich nahe beieinanderliegende Kauf- und Verkaufsorders desselben Wertpapiers können als Gestaltungsmissbrauch nach § 42 AO gedeutet werden, weil Sie hier eine Aktion durchführen, die ohne Berücksichtigung der steuerlichen Effekte keinen Sinn hat. Alex777 : Die Kapitalerträge werden eben nicht abgeltend besteuert weil diese Aktion dazu dient einen Freibetrag auszunutzen der ansonsten verfallen wäre.

    Bei Nachfragen des Finanzamts sollten Sie andere Gründe nennen können, warum Sie das gemacht haben. Das ist einfacher wenn Sie die Kauf- und Verkaufsorders zeitlich etwas weiter auseinanderlegen.

    na wenn ich mir die letzten 3 Jahre ansehe, dann laufen World, ACWI und Kommer doch ziemlich exakt im Gleichtakt Hand in Hand:


    Es kann doch nicht wirklich jemand ernsthaft glauben, dass er einem KI crash im MSCI World entkommen kann indem er in einen der zwei anderen "diversifiziert"?

    Einen Teil im Geldmarkt zu lassen hilft, aber dafür brauch ich keinen Mischfonds mit nochmal Gebühren außenrum; Festgeld kann ich auch selber anlegen.

    Auch durch Wechselkurse, aber nicht v.a. Ab Mitte Feb hat man mal gesehen was passiert, wenn US Big Tech stärker betroffen ist als der Rest. NVIDIA hat im Feb nen Schnupfen gemeldet und die Zolldiskussion kam auf, die va diese großen trifft.

    Die korrelieren deswegen so stark bisher, weil US Big Tech ein so hohes Gewicht in beiden beiden hat und die letzten 15a immer mehr zugenommen hat, dass alles andere fast egal ist. Ein ex USA hilft va gegen das Konzentrationsrisiko in diesem Bereich.

    https://hartmutwalz.de/msci-world-ex-usa/


    Die Idee ist ja nicht prinzipiell abwegig, dass ein MSCI World (70% USA) und ein MSCI ex-USA (0% USA) entkoppelt sein könnten; aber es stimmt halt nur in sehr geringem Maße:

    Der ex-USA folgt dem World mit etwas Abstand (weniger Rendite aber korreliert und mit fast gleicher Volatilität), und das schon seit langem. Mitte Februar bis Mitte März ist der MSCI World zwar stärker eingebrochen als der ex-USA (-6,5% vs. -1,8%), aber anschließend sind beide zugleich um 15% gefallen. Die Verflechtungen und Gemeinsamkeiten sind stärker als die Unterschiede, und das Zollchaos drückt alle runter. Wer solche Vorfälle kurz vor der Rente in seinem Depot nicht will, der braucht keinen ex-USA oder sonstwas (EM, Sektoren, ...) kaufen, sondern muss mehr in Festverzinsliche umschichten.

    Das stimmt nicht ganz was du da schreibst. In sehr kurzen Zeiträumen korrelieren die Märkte stark. Auf lange Sicht (und nur die sind ja relevant) verringert eine breitere Streuung Risiken. Bespiele dafür sind Japan ab 1989 (damals immerhin 44% Anteil im MSCI World vs. 30% bei den USA) und der dot-com-Crash ab März 2020.


    10yr Volatilität: MSCI World 14.90%. MSCI World ACWI: 14.66%.

    Sharpe Ratio 1988 - 2025: MSCI World: 0,42. MSCI World ACWI: 0,41

    Da ist nichts. Die viel größere Anzahl von Unternehmen im ACWI (2500 statt 1300) hat fast null Effekt auf das Risiko im Vergleich zum World, weil sie alle auch auf lange Sicht viel zu stark korrelieren.

    Man kann ja auf justetf.com die Charts des MSCI ex-USA mit dem MSCI World übereinander legen, und Überraschung: sie korrelieren deutlich. Als Anfang April 2025 der MSCI World in die Knie ging hat er den ex-USA mitgerissen und der lag sogar noch weiter im Minus.

    Small caps und die meisten Regionen korrelieren zu stark mit den großen um als Diversifikation zu wirken. Der ACWI und ACWI IMI enthalten zwar Aktien von deutlich mehr Unternehmen als der MSCI World und da vermutet man doch, dass die breitere Streuung geringere Volatilität bewirken sollte, aber: Fehlanzeige. Das ist eine aktuelle Illusion, man könnte dem KI crash Risiko im ACWI entgehen.

    Risiko bekommt man per Diversifikation nur weg indem man schwach oder negativ korrelierte assets mischt. Gold korreliert negativ mit Aktien, Rentenpapiere ebenfalls. Mit manchen Sektoren sieht's ein bißchen besser aus als mit small caps und EM: der MSCI World Utilities korreliert nur wenig mit dem US IT Sektor. Südamerika, Türkei. Aber die performen halt historisch schlecht, das kostet Rendite, dann besser gleich Geldmarkt. Ein kompliziertes Portfolio macht später das Entsparen auch nicht einfacher.

    Wenn ich in 5 Jahren in Rente gehen und mir deshalb zu Recht um einen baldigen crash am Aktienmarkt Sorgen machen würde, dann würde ich ganz klassisch deutlich in Bonds ETF umschichten, weniger Aktien ETF (World oder ACWI egal), ganz bisschen Gold.

    Investiert man in lange Renten, also etwa 10jährige, bekommt man aktuell um die 2,5% dafür. Der Geldmarktfonds bringt momentan knapp 2%. Das heißt: Wer die Liquiditätsreserve zu hoch wählt auf Kosten langfristiger Renten, legt pro Jahr etwa 0,5% drauf. Das ist überschaubar. Man läßt also nur wenig Geld liegen, wenn man "zuviel" Liquidität vorhält und "zuwenig" langfristig in Renten anlegt.


    Stimme allem zu, 2 Anmerkungen:

    (1) Man muss dazusagen: lange Renten haben hohes Zinsänderungsrisiko. Wenn die EZB den Zinssatz leicht anhebt wundert sich der Laie warum sein "Sicherheitsbaustein" Renten-ETF mit langjährigen Staatsanleihen bester Bonität ganz unerwartete 10% minus macht.

    (2) Der zeitliche Anlagehorizont kommt mir im ganzen thread zu wenig beleuchtet vor. Welcher Aktienanteil welches Verlustrisiko bedeutet hängt im wesentlichen davon ab, ob sie das Geld nächstes Jahr für ein neues Auto braucht, oder in 30 Jahren für die Rente. Auch das wissen Laien i.d.R. nicht. Es ist nicht so hilfreich, Anleger in subjektiv psychologisch risikoavers oder risikofreudig einzuteilen, und nur daraus den Aktienanteil zu empfehlen, ohne über den Zweck und die Dauer der Anlage zu reden. Einfacher sind Klumpenrisiken in Einzelaktien und Fonds mit hohen Gebühren: das ist nie gut und leicht zu korrigieren.