Kölner Einkaufsstraße
Bild: Oliver Berg / dpa

Dem lokalen Einzelhandel geht es derzeit schlecht. Ein Drittel weniger Umsatz als üblich verzeichneten die Läden in den Innenstädten zum Anfang des zweiten Lockdowns. Weil Restaurants und Cafés zu haben und weil wieder viele im Homeoffice sind, bleiben die Innenstädte leer, fehlt die Laufkundschaft. Aber anders als die Gastronomie kriegen viele Läden keine außerordentliche Wirtschaftshilfe.

Das Weihnachtsgeschäft ist meist entscheidend, schon im Frühjahr könnte vielen die Luft ausgehen. Wenn Dir auch die Läden in Deiner Nachbarschaft wichtig sind, kommen hier unsere acht Tipps, wie Du sie unterstützen kannst. So bleibt Dein Stadtviertel attraktiv.

1. Gehe jetzt hin

Der wichtigste und offensichtlichste Tipp: Gehe jetzt in Deinen Lieblingsladen. Ein Spaziergang tut sowieso gut, bei all der Stubenhockerei in Corona-Zeiten. Und das Infektionsrisiko ist – solange sich alle an die Regeln halten – gering.

2. Kaufe Gutscheine

Falls Du gerade nichts brauchst, kauf vielleicht einen Gutschein. Er bringt Deinem Lieblingshändler etwas Geld in dieser klammen Zeit. Das haben beim ersten Lockdown viele gemacht. Bedenke aber, dass der Gutschein futsch sein könnte, falls der Laden die Krise nicht übersteht. (Manche wollen ihn gar nicht einlösen – eine diskrete Art, dem Händler Geld zu schenken.)

Interessant finden wir die Aktionswoche vom Nachbarschafts-Netzwerk nebenan.de: Dort kannst Du vom 21. bis 28. November einen Gutschein für lokale Geschäfte kaufen und kriegst für Deinen Einkauf noch 20 Prozent obendrauf. Der Händler bekommt ebenfalls 20 Prozent mehr ausgezahlt. Aus 100 Euro werden so 120 Euro für Dich – und der Händler macht sogar 140 Euro Umsatz. Eine Viertelmillion liegt im Bonustopf.

3. Mach den Läden keine Extraarbeit

Im Frühjahr beim ersten Lockdown haben viele Ladenbesitzer und deren Mitarbeiter auch persönlich Waren ausgeliefert. Darum solltest Du jetzt ohne besonderen Grund nicht mehr bitten, denn die Lage ist anders: Die Geschäfte sind ja offen, und die Mitarbeiter haben zu tun.

4. Bestelle vor Ort online

Wenn Du doch lieber online bestellen willst, dann schau nach, ob deine Lieblingsläden vor Ort Onlineshops betreiben. Über Google findest Du die Website der meisten Läden. Oder frag im Laden selbst nach. Ein gutes Beispiel ist Genialokal. Über diese Website wickeln 700 inhabergeführte Buchläden ihren Onlineversand ab. Es muss also nicht Amazon sein.

Und wenn Du schon im Internet bist, dann schreibe doch gleich eine Bewertung bei Google zu Deinem Lieblingsladen – oder bei Facebook. Das kann ebenfalls sehr helfen.

 

Coronavirus - Hannover
Bild: Hauke-Christian Dittrich / dpa

 

5. Füttere keine Monopole

Ende November ist wieder Black Friday – die Gelegenheit des Jahres zur Schnäppchenjagd. Aber es muss ja nicht immer bei Amazon sein.

Knapp die Hälfte des Onlineumsatzes in Deutschland wird über den US-Konzern gemacht. Teils direkt, teils über seinen Marktplatz. Gerade ermitteln die Wettbewerbshüter in der EU und in den USA gegen Amazon. Der Vorwurf: Der Konzern missbrauche seine Marktmacht.

Auch Online hat es etwas für sich, Lieblingsläden zu haben – und nicht immer nur den Riesen zu füttern. Überhaupt: Es ist ein Fehler zu glauben, dass man bei Amazon besonders günstig fährt.

6. Vergiss die Gastronomie nicht

Restaurants und Cafés haben zwar grundsätzlich geschlossen, sie dürfen aber außer Haus anbieten – und auch Lieferservice. Wenn Du direkt beim Restaurant bestellst statt über Lieferando, bleibt mehr Gewinn beim Restaurant. Allein 13 Prozent kostet die Vermittlung, mit Lieferservice sind es rund 30 Prozent.

7. Unterstütze lokale Initiativen

Im ersten Lockdown hatten wir über viele Initiativen berichtet. Viele davon werden nicht mehr aktualisiert – auch wenn manchmal die Websites noch weiterlaufen. Andere machen was Neues. Regional Hero zum Beispiel, die Macher von berlin.helfen, die im Frühjahr den Gutscheinkauf für Berliner Läden angefeuert haben, verfolgen jetzt eine neue Idee: Mit Das-B-Card sollen Unternehmen ihren Mitarbeitern Gutscheine für Berliner Lieblingsläden schenken, steuervergünstigt.

Als Portal zur Unterstützung der Gastronomie zum Beispiel ist uns Paynoweatlater aufgefallen. Die waren schon beim ersten Lockdown aktiv – und machen weiter.

Wenn Du auf Initiativen wie diese stößt, dann schau sie Dir – und gib ihnen eine Chance. Sie helfen, Deine Stadt lebenswert zu erhalten.

Zum Schluss unsere Frage:

Wie geht es Dir damit? Wie unterstützt Du Deine Lieblingsgeschäfte? Bitte schreib uns unten in der Kommentarspalte!

Matthias Urbach
Autor

Stand:

Matthias Urbach war von 2014 bis 2022 stellvertretender Chefredakteur von Finanztip. Als Diplomphysiker und Absolvent der Henri-Nannen-Schule kombiniert er analytisches und redaktionelles Know-how. Zuvor war er unter anderem als Verlagsdirektor beim SpringerNature-Wissenschaftsverlag und als Leiter von taz.de tätig.

22 Kommentare

  1. Wir unterstützen unser Lieblingsrestaurant, weil wir auch nach der Kriese gut essen gehen und gut bedient werden möchten. Wir kaufen nur das Nötigste online ein und nur im äußersten Notafall bei Amazon.

  2. Mein Lieblingsrestaurant unterstütze ich, denn ich möchte wieder im Sommer mit Freunden am Rhein sitzen, in lachende Gesichter sehen können und die tolle Atmosphäre genießen.

  3. Ja. Der Verbraucher soll wieder die ganze Verantwortung tragen und bei einem Unternehmen, dass von sich aus einen aufsteigenden Monopol-Anbieter wie Lieferando unterstützt, DIREKT bestellen, also OHNE Lieferando.
    Wenn das Unternehmen wenigstens eine Website mit dem Speisenangebot hat, kein Problem.
    Wenn ein Unternehmer aber nicht mal das hinkriegt oder bisher hingekriegt hat, – sorry, dann bestelle ich bei einem anderen Unternehmer, der von vorne herein kein Absahn-Unternehmen wie Lieferando mit ins Boot nimmt.
    Ich möchte keine Sau unterstützen, die ihren eigenen Metzger füttert, wenn ihr versteht was ich meine.

  4. Ich habe schon vor Corona viel online bestellt und werde es weiterhin tun. Oft wird Online und stationärer Einzelhandel wie Kontrahenten gegenübergestellt. Aber das muss nicht sein. Auch kleine inhabergeführte Läden können online verkaufen; dazu muss nicht mal immer eine große Shopsoftware implementiert sein. Bei „meinem“ Teeladen beispielsweise schicke ich eine normale Mail, welchen Tee ich haben möchte, überweise dann und kriege den Tee zugeschickt.
    Ansonsten ist meine Erfahrung mit „Fachberatung, liebevoller Bedienung und Flair“ eher mäßig. Viele lokale Läden beschäftigen inkompetente, gelangweilte, sich nur an kundnunfreundlichen Vorschriften orientiernde, ahnungslose Mitarbeiter*innen, die lieber nicht von mir gestört werden wollen. Flair heißt entweder werde ich dumm angemacht oder stehe mir die Füße in den Bauch mit Warterei und dann heißt es: „ham wa nich!“ Also dann lieber online.

    1. nun denn inahber geführte laeden koennen sich solche mißstaende beim personal gar nicht leisten! und tee online einzukaufen ist leichter, als sog. halbfertige waren!

      also es ist nicht immer und ueber all so easy!! für den handel.
      stell‘ dir vor es gaebe keine laeden mehr – was ist dann noch in der stadt los?
      nichst! und das kannst du schon seit langem sehen. in den kleinstaedten und auf dem doerfern.

  5. Da ich keine Maske tragen kann, aber auf viel Aggressivität stoße, wenn ich in den Läden bin hier vor Ort, versuche ich meine Einkäufe sehr zu beschränken. In 1-2 Lebensmittelläden sind die Menschen freundlich (sind aber Franchiseläden). Ich würde gerne öfter in die Innenstadt gehen (wohne am Stadtrand), aber da „herrscht“ Maskenpflicht. Ich bestelle seit April alle 14 Tage eine Ökokiste (Biolebensmittel), dazwischen eine Kochbox (Startup-Unternehmen), das entlastet mich und die Umwelt. Die Ökokiste ist aus der Region. Wer freundlich mit mir umgeht, da komme ich gerne wieder (also vor Ort).
    Mein Amazonkonto habe ich gelöscht, bestelle manche Dinge bei kleineren Unternehmen, wobei ich das vorher schon getan habe.

  6. Ich finde es super, dass auf dieses Thema eingegangen wurde. Was mich interessieren würde wäre, ob es so etwas wie genialokal auch für andere Produkte außer Bücher /Buchläden gibt?

  7. meine gern besuchten Geschäfte liegen alle in MASKENPFLICHT gebieten darum bestelle ich derzeit im Net…….alle Restaurants sind zu

    keine öffentlichen Verkehrsmittel also Euronen sparen schade um die fleissigen klein Unternehmen diese Parteien werden nicht mehr meine Stimme bekommen.

  8. Wir unterstützen unseren Lieblingsitaliener und kaufen zur Zeit jede Woche dort ein Essen-to-go.
    Meist sind wir 2-3 mal pro halbes Jahr dort, gerne auch mit unserem Besuch.
    Unsere Bücher bestellen wir zusätzlich online bei unserer Buchhandlung.

  9. Unter Punkt 4 die Datenkrake Google empfehlen und unter Punkt 5 vor Monopolisten warnen – da passt doch irgendetwas nicht zusammen.

    1. Wir empfehlen ja nicht, die „Datenkrake Google“. Sondern eine Bewertung zugunsten eine netten Shops. Das Problem ist doch: Solange es die Monopolisten gibt, muss man sich mit ihnen arrangieren. Und gleichzeitig nicht noch mehr füttern. Eine Gratwanderung, natürlich.

      Die Welt ist halt weder schwarz, noch weiß – sondern voller Grautöne. 🙂

  10. Ich freue mich, dass auf dieses Thema Stellung gegeben werden kann.
    Ich bin im Verkauf im Modehandel und spreche alle Kunden an.
    Gerne möchten wir unsere Arbeitsplätze erhalten und wenn den Menschen daran gelegen ist, Fachberatung, liebevolle Bedienung und das Flair des stationären Einzelhandel erhalten bleiben soll, ja dann liegt escape der Entscheidung des Herzens, wohin die Reise geht.
    Nächstenliebe und das Erhalten des Handel, diese Entscheidung trifft Ihr bei jedem Click im Online.
    Wiederum möchte ich all den lieben und herzlichen Kunden danken, die mit Freude mir entgegentreten und sagen.
    Schön, dass es euch gibt und das wir gerne den Handel unterstützen.
    Die Entscheidung liegt in eurem Herzen, wo gekauft wird.

  11. Vor Ort gibt es vieles das, zwar auch über Amazon und CO zu bekommen ist. Aber der lokale Handel ist wichtig für uns alle. Und vieles ist dort auch zubekommen. Auch wenn nicht gleich und sofort aber dafür mit einem unschlagbarem Sevice vor Ort. Und viele Einzelhändler sind auch nicht treurer als Amazon und CO!

  12. Meine lokale Buchhandlung hat auch einen Onlineshop. Wenn ich ein Buch kaufen will, bestelle ich es dort vor und hole es dann beim nächsten Stadtbesuch (z. B. wegen Wochenmarkt) ab. Schneller und bequemer geht es nicht.

    1. Und was willst Du damit mitteilen? Im Prinzip fehlt in der Aussage, dass Du Socken trägst und Haare hast. :-p

    2. Ich hab den Kommentar so verstanden:

      ‚Ich unterstütze statt Amazon lieber den lokalen Handel und einheimische Unternehmen wie Otto und Telekom.‘

      Mach ich auch und bin im Mai 20 von Amazon zu Otto gewechselt.

  13. Alle Büromaterialien wie z.b. Briefumschläge, Druckertinte, Druckerpapier et cetera werden im örtlichen Handel gekauft.

  14. Als Alternative zu Amazon kann ich auch Buch 7 – den Buchhandel mit der sozialen Seite empfehlen! Der Online-Buchhandel arbeitet nicht gewinnorientiert und unterstützt soziale Projekte. Die Seite ist nutzerfreundlich. Bestellung kommt innerhalb weniger Tage.

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