Umgang mit fondsgebunden Rentenversicherungen

  • Hallo,


    Ich bin gerade dabei mit meiner Frau ihre Finanzen zu betrachten. Wir beide sind seit Ende 2022 aktiv dabei uns mit dem Thema zu befassen und haben uns Gedanken gemacht bzgl. unserer Altersvorsorge. Für uns beide haben wir entschieden, dass wir mit einem ETF Sparplan unsere eigne Altersvorsorge in die Hand nehmen.

    Nun stehen wir davor uns von Altlasten zu trennen bzw. den richtigen Umgang damit zu haben.

    Nr 1)

    Ihre Eltern haben für sie 2006 eine Fondsgebundene RV abgeschlossen. Dabei handelt es sich um die Gothaer VarioRent plus.


    Bespart wird diese seit Sept. 2006 monatlich mit 50€ (eine Beitragsfreistellung von 2 Jahren gab es zwischen 2020 und 2022). Bis 2020 wurde DE0009774794 bespart, danach wurde (durch die "Beratung" ihrer Bankberaterin der Sparkasse) ein Switch & Shift auf DE000DK0ECU8 durchgeführt.


    Leider haben die Eltern nur noch ein Teil der Unterlagen, ich habe Jährliche Mitteilungen ab 2009 (2010 fehlt, ab 2010 dann wieder vollständig) gefunden, ansonsten gibt es keinen Versicherungsschein mehr oder eine Kopie des Originalantrags. Ich habe versucht im Online Portal nach jeglichen Informationen bzgl. Abschlusskosten etc zu suchen, findet dort aber nichts. Bei der langen Laufzeit haben die sich aber wohl auch bereits erledigt. Ansonsten sind mir jegliche Verwaltungskosten etc unbekannt.


    Wir möchten uns von dieser RV trennen, ich habe bereits eine Auskunft des aktuellen Rückkaufwerts angefordert. Laut meinen eignen groben Berechnungen (schwierig, weil Informationen zu Verwaltungskosten fehlen und sonstige Kosten, die dann ab Rentenbeginn anfallen) würden wir mit einem Plus rausgehen von (eventuell fast) 1000€ - Schätzungsweise ist der Rückkaufwert bei ca. 9000€. Eine Überlegung einer Beitragsstilllegung hatten wir schon und auch einen Wechsel auf einen anderen Fond - jedoch ist die Auswahl der Fonds nicht wirklich etwas, was unseren Vorstellungen entspricht.


    Mir ist bewusst, dass ein Abschluss von 2006 zum Widerspruchsjoker in Frage kommen würde, jedoch müsst ich mich erstmal um alle Unterlagen kümmern, dann eine Prüfung zB bei der VZHH beantragen und wir sind nicht rechtsschutzversichert - aktuell ist einfach wenig Zeit und Nerven für solche (vermutlich längeren) Prozesse vorhanden.


    Nr 2)

    Aus Unwissenheit hat sich meine Frau von der selben 'wunderbaren' Beraterin (hust .. Verkäuferin) eine weitere Versicherung andrehen lassen. Die "Rente FlexVario" von der Feuersozietät. Diese wurde 2020 abgeschlossen, monatlich wurde diese mit erst 50, dann 100€ bespart. Es handelt sich da ebenfalls um eine fondsgebunden RV. Diese haben wir jetzt gekündigt (die Kündigung ist noch sehr frisch, daher kenne ich den genauen Rückkaufwert nicht und welchen Verlust wir einfahren) - uns ist bewusst, dass wir da mit einem Verlust rausgehen, aber lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.


    Kommen wir zu meinen ursprünglichen Fragen:

    #1 Wenn wir die Gothaer RV kündigen und dort mit einem Gewinn rausgehen, der die 1000€ übersteigt (meine Frau hat seit kurzem ein Tagesgeld Konto bei der ING für den Notgroschen mit 3%, dort entstehen parallel auch 'Gewinne') muss sie sowie ich es verstehe Kapitalertragssteuer zahlen?

    #2 Wenn die 2. RV (Feuersozietät) bei Rückkauf mit einem Minus einhergeht - kann man den das gegen rechnen als Verlust?

    #3 Wie muss ich die KapESt behandeln in der Steuererklärung? Wir sind was solche Dinge angeht noch sehr unerfahren.

    #4 Wir haben noch mind. 30 Jahre bis zur Rente und wollen daher uns von solchen Lasten trennen und sinnvoll in ETFs investieren. Ich bin der Meinung, dass wir durch Kündigung bzw. Verkauf und einem Investment in einen World ETF auf Dauer besser fahren - vor allem bei der langen Zeit von 15+ Jahren (meine Frau bespart wie ich den FTSE All World). Liege ich damit richtig ? (Ich weiß, dass niemand eine Glaskugel hat und ob unsere Altersvorsorge super wird oder nicht, sehen wir ja dann)


    Sorry für den langen Post, ich freue mich auf Tipps und Antworten auf meine Fragen :)


    Cheers

  • Moin ThisIsTheWay ,


    erstmal herzlich willkommen im Forum und super das ihr euch um eure Finanzen selber kümmert.


    Zur Steuersache nur soviel: Ihr habt ja 2000€ Steuerfrei da ihr ja verheiratet seit.


    Ansonsten ist die Entscheidung richtig sich von den alten Zöpfen zu trennen.


    Viel Erfolg beim selber Investieren und mit dem FTSE All World macht ihr mMn nichts falsch.

  • Ich bin der Meinung, dass wir durch Kündigung bzw. Verkauf und einem Investment in einen World ETF auf Dauer besser fahren - vor allem bei der langen Zeit von 15+ Jahren (meine Frau bespart wie ich den FTSE All World). Liege ich damit richtig ? (Ich weiß, dass niemand eine Glaskugel hat und ob unsere Altersvorsorge super wird oder nicht, sehen wir ja dann)

    Niemand von uns kennt die Zukunft.

    Ich bin aber auch der Ansicht, dass Ihr mit einer Lösung auf Basis eines eigenen ETF-Depots (FTSE All World) zumindest besser fahrt als mit einer fondsbasierten Rentenversicherung.

    Die Kosten einer Geldanlage ist so ziemlich der einzige Faktor, den wir Anleger selbst beeinflussen können.

    Das ist dann schon mal der 1. Schritt. Wie hoch die tatsächliche Rendite Euerer Geldanlage dann in 30 Jahre ist, wisst Ihr sicher erst in 30 Jahren. Ein weiterer Vorteil eines ETF-Depots: Ihr könnt auch einen Teil Eures Geldes im Depot belassen, während Ihr bereits in Rente seid. Wohlmöglich habt Ihr nachher einen Teil Eures Geldes gar 50+ Jahre angelegt.;)

  • Volle Zustimmung zu den Vorrednern. Wenn es euch nicht um die Absicherung des Langlebigkeitrisikos geht, lohnt sich eine Versicherung häufig nicht, zumal ihr mit eigenem Depot günstiger und flexibler seid (braucht natürlich mehr Disziplin, und möglichst wenig Umschichtung). Zu den Fragen:

    #1 Da bin ich nicht sicher. Normalerweise wird der Ertrag dann ganz normal per Anlage Kap versteuert (aber da die Versicherung von 2006 und damit vor 2009 ist, wo die Kapitalertragsbesteuerung eingeführt wurde, weiß ich nicht, ob ggfs nur alles ab 2009 zu versteuern ist. Hier soll in Fachmann nochmal kommentieren bzw. ihr recherchieren).

    #2 Ja, der Verlust kann mit anderen Kapitalerträgen (Tagesgeldzinsen, ETF-Dividenden, ...) verrechnet werden. Ihr bekommt eine Verlustbescheinigung der Versicherung und müsst die beim Zusammenstellen der Anlage Kap in der Einkommensteuererklärung berücksichtigen.

    #3 Frag dann nochmal, wenn die Bescheinigungen da sind. Ist ganz einfach: Ihr addiert einfach alle Zahlen der Bescheinigungen der jeweiligen Banken und tragt die dann in die Anlage ein. Wenn ihr z.B. Wiso Steuer benutzt kann man die Banken-Bescheinigungen auch separat erfassen und das Programm addiert.

    #4 Ja.