Was tun mit den Alt-Anteilen von vor 2009 (Aktien und Fonds)?

  • Hallo Community,


    ich habe eine ähnliche Fragestellung wie Verkauf alter Fonds (vor 2009) / Reinvestition in ETFs sinnvoll?.


    Ich besitze einige Fonds und auch Aktien von vor 2009, die also beim Verkauf steuerfrei sind (Aktien) bzw. bis zum Freibetrag von 100.000€ de facto steuerfrei sind (Fonds).


    Bei ein, zwei Einzelaktien (solide DAX-Unternehmen) habe ich bereits aus einer Laune heraus verkauft, bin dann aber danach ins Grübeln gekommen, ob das so clever war, solange man keine konkrete Alternative oder Strategie hat.


    Einerseits würde ich zwar gerne mein Portfolio etwas ausdünnen (und mich auf bereits besparte ETFs konzentrieren).

    Andererseits würde ich aber bei einem Horizont von 10-20 Jahren doch den Steuervorteil für die möglichen zukünftigen weiteren Kursgewinne der Alt-Aktien und -Fonds "verschenken", wenn ich jetzt verkaufen und umschichten würde.


    Ich tue mich schwer mit einer genauen Modellrechnung. Aber vom Prinzip her müsste ja jede neue Investition bei einem Verkauf in 10-20 J. erst einmal die 25% Abgeltungssteuer des Gewinns erwirtschaftet haben, damit sie gegenüber den steuerfreien Alt-Aktien-/Fonds von Vorteil ist.

    D.h. es wäre doch nur sinnvoll, jetzt die Anteile (steuerfrei) zu verkaufen, von denen man sich eine eher schlechte zukünftige Entwicklung erwartet. Und im Gegenzug alles weitere besser weiterlaufen lassen, um dann irgendwann in der Zukunft den Steuervorteil für die gesamten angesammelten Gewinne zu nutzen.


    Sehe ich das richtig? Oder habe ich da etwas wesentliches übersehen?

    Und hat vielleicht sogar jemand Tipps, wie man das etwas konkreter kalkulieren könnte, ob "behalten oder umschichten" besser wäre?

  • Anmerkung: die neue Investition muss nicht 25 Prozentpunkte mehr Gewinn machen, sondern 25% mehr Gewinn. Bin mir nicht sicher, wie Du das gemeint hast...


    Will sagen, wenn Du bei deinen bestehenden Aktien von 3% Steigerung/Jahr ausgehst, lohnt sich die Umschichtung, wenn Du bei der neuen Anlage von mindestens 4% ausgehst.

    Rechenweg: Wenn Du von 4% Gewinn ein Viertel wegen Steuern nicht behalten darfst, sind das effektiv 3% für Dich.


    Korrigiert mich, wenn das falsch ist.

  • Genau, so hatte ich es auch gemeint.

    Die erwartete/vermutete *Rendite* der Umschichtung müsste als grob ein Viertel höher sein, damit es sich lohnt.

    Wobei bei sehr langer Laufzeit (20 J.) noch der Zinseszinseffekt greifen dürfte zum Vorteil der Umschichtung mit besserer Rendite.

  • Nur macht keine Aktie stur 3% im Jahr Gewinn. In den meisten Fällen ist es ein Auf und Ab.

    Wenn du den Eindruck hast, dass eine Altaktie ihren Höchstpunkt überschritten hat (also auf Talfahrt geht), dann verkaufe sie. Und investiere in eine andere Aktie, von deren bevorstehendem Höhenflug du überzeugt bist.

  • Ich habe eine ähnliche Fragestellung wie Verkauf alter Fonds (vor 2009) / Reinvestition in ETFs sinnvoll?.


    Ich besitze einige Fonds und auch Aktien von vor 2009, die also beim Verkauf steuerfrei sind (Aktien) bzw. bis zum Freibetrag von 100.000€ de facto steuerfrei sind (Fonds).

    Die behält man schlauerweise, es sei denn, sie kommen überhaupt nicht vom Fleck.


    Bei ein, zwei Einzelaktien (solide DAX-Unternehmen) habe ich bereits aus einer Laune heraus verkauft, bin dann aber danach ins Grübeln gekommen, ob das so clever war, solange man keine konkrete Alternative oder Strategie hat.


    Ich hätte das vermutlich nicht gemacht, sondern die Papiere gehalten.


    Einerseits würde ich zwar gerne mein Portfolio etwas ausdünnen (und mich auf bereits besparte ETFs konzentrieren).

    Andererseits würde ich aber bei einem Horizont von 10-20 Jahren doch den Steuervorteil für die möglichen zukünftigen weiteren Kursgewinne der Alt-Aktien und -Fonds "verschenken", wenn ich jetzt verkaufen und umschichten würde.


    Eben.


    Ich tue mich schwer mit einer genauen Modellrechnung.

    D.h. es wäre doch nur sinnvoll, jetzt die Anteile (steuerfrei) zu verkaufen, von denen man sich eine eher schlechte zukünftige Entwicklung erwartet. Und im Gegenzug alles weitere besser weiterlaufen lassen, um dann irgendwann in der Zukunft den Steuervorteil für die gesamten angesammelten Gewinne zu nutzen.


    Klar. Allerdings sind Prognosen halt immer schwierig, speziell dann, wenn sie die Zukunft betreffen. :)


    Sehe ich das richtig? Oder habe ich da etwas Wesentliches übersehen?

    Und hat vielleicht sogar jemand Tipps, wie man das etwas konkreter kalkulieren könnte, ob "behalten oder umschichten" besser wäre?


    Ich glaube, daß Du das schon richtig siehst, die vielgesuchten "Börsentips" gibts aber halte nicht. :)


    Ich stecke neues Anlagegeld in ETFs, aber ich verkaufe keine Steueraltbestände dafür.

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Ich habe für mich daher nun eine Art "Entscheidungsbaum" für die Alt-Anlagen abgeleitet.


    1) Halte ich den Fonds/die Aktie weiterhin für langfristig aussichtsreich?

    NEIN => verkaufen


    2) Habe ich eine Alternative, von der ich mir langfristig eine mehr als ein Viertel höhere Rendite erhoffe (z.B. >4% statt 3%)?

    JA => verkaufen


    3) Will ich den Fonds/die Aktie trotzdem der Überschaubarkeit meines Portfolios halber loswerden? Man wird ja auch nicht jünger und möchte dann im Alter nicht mehr so viele Entscheidungen treffen müssen ;)

    JA => verkaufen


    ansonsten => behalten & Daumen drücken