Bausparer teilen für Instandhaltungsreserve?

  • Hallo lieber Leser, ich habe eine Frage wegen der Anschlussfinanzierung des Darlehens für unsere Eigentumswohnung.

    Wir sparen neben der Annuität des Darlehens in einen Bausparer, 150.000 EUR Bausparsumme 48% Quote für Zuteilung. Die Zinsbindung fürs Darlehen würde 2034 enden, es wären dann ca. 172.000 EUR offen für eine Anschlussfinanzierung.

    Meine Frage wäre diese: Ich habe mich gefragt, ob es sinnvoll wäre den Bausparer zu teilen und 30.000 EUR nicht für die Anschlussfinanzierung, sondern für eine zukünftige Renovierung vorzuhalten und stattdessen 50.000 EUR (2.000 EUR vernachlässigbar mit Sondertilgung) nochmal normal zu refinanzieren. Die Gerüchte besagen, dass man dann mit einer anderen Bank bei der Anschlussfinanzierung drüber reden kann, ob dann wirklich eine neue Grundschuld mit ihren Gebühren eingetragen werden muss oder nicht, was natürlich einen Wechsel deutlich attraktiver machen kann als wegen so einem Betrag die Bank zu wechseln, selbst wenn der Zinssatz besser wäre. Natürlich erst mal unabhängig vom zukünftigen Zinssatz aus der Glaskugel ;) Vielen Dank für eure Hinweise und Ratschläge hierzu.

  • Bausparverträge sind selten sinnvoll aufgrund von zahlreichen, versteckten Kosten. Du zahlst Zinsen auf Dein Darlehen, obwohl Du Guthaben hast. Standardhypotheken sind meistens billiger.


    Du hast aber bereits einen Bausparvertrag abgeschlossen und die meisten Gebühren sind bereits weg. Den kannst Du jetzt nur noch optimieren für 2034 (z.B. keinen Euro mehr einzahlen, als für eine Zuteilung notwendig).


    Für zukünftige Renovierungen solltest Du 30k€ auf einem Tagesgeldkonto ansparen.


    Ansonsten sehe ich aktuell keine Tätigkeit für Dich. Erst in 2034 musst Du rechnen, ob Du das Bauspardarlehen nutzt oder diesen Bausparvertrag kündigst, Teiltilgung mit dem Guthaben und den Rest über eine Standardhypothek refinanzierst.


    Ebenso kannst Du Dir dann überlegen, ob die fehlenden 22k€ dann mit vorhandenem Guthaben getilgt werden oder über eine Standardhypothek verlängert werden.

  • Wir sparen neben der Annuität des Darlehens [für unsere Eigentumswohnung] in einen Bausparer

    Es ist wirtschaftlich in den meisten Fällen nicht günstig, wenn man einerseits ein Darlehen laufen hat, das Zinsen kostet und andererseits zu unterirdischen Zinsen ein Guthaben aufbaut.


    Meistens ist es günstiger, man steckt das zusätzliche Spargeld per Sondertilung in das Darlehen.

    Ich habe mich gefragt, ob es sinnvoll wäre, den Bausparer zu teilen und 30.000 EUR nicht für die Anschlussfinanzierung, sondern für eine zukünftige Renovierung vorzuhalten und stattdessen 50.000 EUR (2.000 EUR vernachlässigbar mit Sondertilgung) nochmal normal zu refinanzieren.

    Ohne genaue Daten ist das alles Kaffeesatzleserei; genaue Daten wirst Du nicht preisgeben wollen in einem Forum (was verständlich ist), also kannst Du keine wirklich gute Antwort erwarten.


    Es wäre eine Überlegung, den Bausparer zu kündigen. Die Abschlußgebühr ist ohnehin bereits verloren und kommt nicht wieder. Es könnte sein, daß Du mit Sondertilgungen oder anderweitigem Sparen mehr Geld herausholst, als durch das Bauspardarlehen zu erwarten ist.


    Es ist generell nie verkehrt, als Immobilienbesitzer Geld für Unerwartetes in der Hinterhand zu haben.


    Was zahlst Du für Dein Darlehen an Zins? Wenn es bereits lang genug läuft, könnte es sein, daß der Darlehenszins geringer ist als heutige Guthabenzinsen (ggf. sogar trotz Versteuerung der Guthabenzinsen). Wenn das so wäre, kannst Du getrost Dein Geld in Tagesgeld und meinetwegen Festgeld stecken, dann hast Du die gewünschte Instandhaltungsrücklage und läßt sie bei der Prolongation dann ganz oder teilweise in die Immobilienfinanzierung einfließen.


    Das muß man sich aber genauer anschauen, dabei kommt es auf die Details an.

  • Danke euch für den Rat, es fällt halt schwer umzudenken. Mir hat auch der Blog von Prof. Hartmut Walz geholfen. Ich sehe es mal so: Als ich abgeschlossen habe, war Niedrigzinsphase, ich habe mich doch sehr bestätigt gefühlt, als plötzlich die Bauzinsen hochschossen im Wochentakt, aber jetzt habe ich es ja schwarz auf weiß, dass ich mit einem ausgesuchten Tagesgeld wohl auch länger als 3-Monate-Neukundenbonus über 2% Zinsen machen kann. Da generiere ich ja über Zineszins mit angenommenen 9 Jahren Beträge, welche mehrere Ansparraten entsprechen würden. Selbst jetzt nach der Zinswende haben wir keine >5% Zinsen für Anschlussfinanzierungen in 5 Jahren laut Interhyp und Co, welche dann der Bausparer "schlagen" könnte, wenn man die Abschlussgebühr mental abschreibt. Was die Zukunft bringt weiß niemand, aber es wäre wie ihr sagt, ein Fehler das Geld auf dem Bausparkonto versauern zu lassen, mit ungewisser "Rendite", wenn es jetzt wieder wirtschaftlich arbeiten kann und planmäßige Rendite bringt, zumindest auf absehbare Zeit.

  • Ein Bausparvertrag ist bei Licht besehen ein verhältnismäßig komplexes Konstrukt. Will man dessen Vor- und Nachteile tatsächlich ausrechnen, stellt man fest, daß das ganz schön schwierig ist und von verschiedenen Faktoren abhängig, die man zumindest zum Zeitpunkt des Vertragsschlusses nicht absehen kann.


    Der Bausparvertrag hat aus alter Zeit aber ein unglaublich gutes Image, weswegen auch heute noch die Leute gern Bausparverträge abschließen.


    Ein Bausparvertrag ist ein Doppelvertrag: Es besteht aus einem Sparvertrag (oder Sparplan) und einem Darlehensvertrag. Der Sparvertrag hat bewußt einen Zins unter Marktniveau, dafür hat auch der Darlehensvertrag einen Zins unter Marktniveau. In der Sparphase baut der Sparer durch den zu niedrigen Zins quasi ein implizites Zinsguthaben auf, das er in der Darlehensphase durch den dann auch wieder niedrigen Zins wieder verzehrt. Die Leute sind gern bereit, für den niedrigen Zins in der Darlehensphase in der Sparphase auf Zins zu verzichten, ohne sich das im einzelnen durchzurechnen.


    Viele Bausparverträge wurden und werden "auf Reserve" abgeschlossen, weil das Produkt eben einen so tollen Ruf hat. Man könnte ja irgendwann mal in der Zukunft ein zinsgünstiges Bauspardarlehen brauchen. Das brauchte man dann aber nicht (oder nur später), so daß man die niedrigverzinsliche Sparphase mitgenommen (oder ausgedehnt) hat (Aufbau des Zinsguthabens), die niedrigverzinsliche Darlehensphase aber nicht, also das implizite Zinsguthaben verschenkt oder schlecht ausgenutzt hat. Das ist den meisten Bausparern aber nicht bewußt, weil das implizite Zinsguthaben halt nicht ausdrücklich ausgewiesen hat.


    Man könnte das allenfalls über ein Parallelrechnung ermitteln, indem man einen parallelen Sparplan mit Marktzinsen rechnet. Kleine Fingerübung mit Excel.


    Bausparverträge haben aber noch andere Eigenheiten (positive und negative), die direkte und indirekte Auswirkungen auf die Rendite haben. Hier ist nicht der Platz, das alles aufzuführen. Mein Fazit: Ich würde mit meiner heutigen Kenntnis vermutlich keinen Bausparvertrag abschließen, was mich allerdings nicht daran hindern wird, in der konkreten Situation den spitzen Bleistift auszupacken und nachzurechnen.