ETF mit Sparplan vs. ETF ohne Sparplan

  • Hallo zusammen,

    Um in ETFs zu investieren kann ich - soweit mein Verständnis - entweder einen Sparplan abschließen oder direkt einen bestimmten ETF Anteil über mein Depot ordern.

    Ich verstehe, dass ich über einen Sparplan kontinuierlich bereits mit kleineren monatlichen Beträgen in ETFs investieren könnte, wohingegen ich für die Order eines ETFs Anteils erst mal einen größeren Betrag aufbringen müßte. Aber was sind darüber hinaus die Vor- und Nachteile des einen vs. des anderen Vorgehens?

    Lieben Dank vorab für Eure Gedanken und kommt gut ins Wochenende.


    Line

  • Hallo Line und willkommen im FT Forum, bei beiden Anlageformen bist du in Aktien investiert. Bei einer Einmalzahlung mit einem höheren Betrag, also bei steigenden Kursen mit höheren Gewinn und umgekehrt. Vor und Nachteile wüsste ich keine, am sinnvollsten ist es mit übrigen Geld anzufangen und dann mit dem Sparplan weiter zu investieren. Ein Punkt wäre noch die Auswahl des Brokers, manche sind bei Einmalanlagen günstiger und manche bei Sparplänen. Mehr fällt mir nicht dazu ein, wichtig ist anfangen und dabei bleiben, Schwankungen aushalten und gut ist.

  • Um in ETFs zu investieren kann ich - soweit mein Verständnis - entweder einen Sparplan abschließen oder direkt einen bestimmten ETF Anteil über mein Depot ordern.


    Ich verstehe, dass ich über einen Sparplan kontinuierlich bereits mit kleineren monatlichen Beträgen in ETFs investieren könnte, wohingegen ich für die Order eines ETFs Anteils erst mal einen größeren Betrag aufbringen müßte.


    Aber was sind darüber hinaus die Vor- und Nachteile des einen vs. des anderen Vorgehens?

    Fang einfach anders herum an zu denken.


    Du möchtest in Aktien oder auch ETFs investieren, also kaufst Du entsprechende Papiere. Das kostet deren Preis und dazu eine Kaufgebühr, die gern ein Fixum ist plus ein Prozentsatz vom Wert des gekauften Papiers. Manche Banken haben auch Mindestgebühren.


    Da sagst Du dann: "Ich habe aber nur 100 € zum Sparen! Da kann ich mir 10 € Spesen nicht leisten! Das wären dann ja 10% meiner Sparrate!"


    Richtig.


    Wenn Du - sagen wir mal - 5000 € hast und davon Papiere kaufst und auch 10 € Spesen dafür bezahlst, machen die gleichen 10 € relativ viel weniger aus.


    Damit Leute, die einerseits sparen wollen, andererseits nicht so hohe Sparraten aufbringen können, auch etwas zurücklegen können, sind Sparpläne allgemein üblich geworden. Dafür verlangt die Bank weniger Spesen (könnte 1 € sein oder 1,50 € oder 2,50 € oder 0 €). Das paßt zu einer Sparrate von 100 € schon besser. Außerdem verkaufen Dir die Banken im Rahmen von Sparraten gebrochene Anteile. Wenn Du nur 100 € sparst und ein Papier kaufen willst, das 120 € kostet, dann geht das nicht. Wenn Du eins kaufen willst, das 73 € kostet, geht das schlecht, denn Du willst ja 100 € sparen und nicht nur 73 €. Also verkauft Deine Bank Dir dann 1,37 Anteile (und im ersten Fall 0,83 Anteile).


    Wenn es Dir in erster Linie um einen Sparplan geht (jeden Monat etwas wegsparen), dann such Dir Deinen Broker nach der Gebühr für den Sparplan aus. Wichtig ist, daß Du anfängst, dann merkst Du auch, wie das geht. Wenn Du mit Deiner Wahl dann nicht zufrieden bist, kannst Du später das Depot auch wechseln oder ein zweites aufmachen. Ich habe im Moment Depots bei drei verschiedenen Banken.


    Wenn Du nicht gerade viel Geld hat, aber doch mehr, als Du Monat für Monat wegsparen kannst oder willst, kannst Du trotzdem einen Sparplan anlegen (oder gar mehrere) und dieselben hochdrehen. Beispiel: Du willst eigentlich 100 € pro Monat sparen, hast aber jetzt 2000 € herumliegen, die Du gern investieren wolltest. Das kannst Du per Einmalkauf machen, aber Du könntest auch 2 Sparpläne zu je 1000 € anlegen (bei manchen Banken kannst Du pro ETF bis zu 10 Sparpläne anlegen). Die beiden Sparpläne läßt Du einmal ausführen und löschst sie hinterher wieder (nicht vergessen!). Damit hast Du quasi den gleichen Effekt wie mit einem Einmalkauf von 2000 €.


    Alles klärchen? Sonst nochmal fragen.

  • Danke ichbins und Achim für die Erklärungen und Infos.

    Ich dachte, dass es vielleicht einen steuerlichen Unterschied oder was auch immer machen würde - aber dem scheint nicht so.

    Ich bin bisher in klassischen Unternehmensaktien unterwegs und möchte nun etwas umschichten. Bisher habe ich immer einen Bogen um Sparpläne jeder Art gemacht und hege da nach wie vor ein gewisses Unbehagen das sich sachlich schwer begründen lässt.

    Als Fazit nehme ich mit, dass wenn ich direkt in einen vollen ETF Anteil (mit einem größeren Betrag) investieren sollte, der Zeitpunkt/Einstiegskurs von entscheidender Bedeutung ist als wenn ich mich für einen ETF Sparplan entscheiden sollte. Richtig?

    Vielen Dank nochmals!

  • Ich dachte, dass es vielleicht einen steuerlichen Unterschied oder was auch immer machen würde - aber dem scheint nicht so.

    Mir ist nicht ganz klar, was Du überhaupt für ein Problem hast.

    Ich bin bisher in klassischen Unternehmensaktien unterwegs und möchte nun etwas umschichten. Bisher habe ich immer einen Bogen um Sparpläne jeder Art gemacht und hege da nach wie vor ein gewisses Unbehagen, das sich sachlich schwer begründen lässt.

    Man hat früher immer gesagt: Wenn Du Aktien kaufen willst, warte, bis Du irgendwas Vierstelliges zusammen hast, sonst fressen Dich die Spesen auf!


    Die Spesen sind allgemein zurückgekommen, aber im Prinzip gilt der obige Satz immer noch. Jetzt wollen (und sollen) auch Leute sparen, die weniger Geld haben - und die Banken wollen diese als Kunden haben. Also braucht man ein Vehikel, mit dem man diesen Wunsch umsetzt. Dafür gibt es seit einiger Zeit Sparpläne. Der Kunde legt einen geringen Betrag fest (manche Anbieter werben damit, daß man einen Sparplan ab 1 € einrichten könne), für den der Kunde im Sinne eines Dauerauftrags Wertpapiere kauft. Gedacht ist, daß er das jeden Monat tut, aber der Kunde ist diesbezüglich ziemlich frei.


    Ich habe das nie gemacht, sondern bin beim obigen Verfahren geblieben. Wenn ich meine, daß ich was kaufen will, nehme ich dafür meine Liquiditätsreserve (die hinterher dann einigermaßen leer ist), Dividenden und Ausschüttungen sowie übriges Geld vom Girokonto füllen die dann im Lauf der Zeit wieder auf. Das ist meine Methode, andere Leute lassen monatlich ihren Sparplan laufen. Jedem Tierchen sein Plaisierchen.


    Der Vorteil eines Sparplans ist halt, daß er automatisch geht, der Anleger sich also vom Sparplan zum Sparen nudgen läßt, wohingegen ich (und vielleicht Du) uns explizit zum Wertpapierkauf entschließen müssen. Ich bekomme das ohne Rückenwind hin, Du vielleicht auch, andere Leute werden es schätzen, wenn sie der Automat am Händchen nimmt.

    Als Fazit nehme ich mit, dass wenn ich direkt in einen vollen ETF Anteil (mit einem größeren Betrag) investieren sollte, der Zeitpunkt/Einstiegskurs von entscheidender Bedeutung ist als wenn ich mich für einen ETF Sparplan entscheiden sollte. Richtig?

    Das stimmt so nicht. Market timing funktioniert nicht. Wenn Du zu einem von Dir frei gewählten Zeitpunkt kaufst oder verkaufst, hast Du entweder Glück oder Pech. Freilich: Wenn der Sparplan läuft, wird einfach zu bestimmten Zeitpunkten stumpf gekauft. Auch der Sparplan kann einen guten oder einen schlechten Zeitpunkt erwischen. Wenn Du nicht eingreifst (Sparpläne kann man ändern/aussetzen/löschen) läuft das einfach ab wie ein Uhrwerk.


    Ich treibe kein market timing, sondern ich merke irgendwann, daß ich für mein Empfinden zu viel Liquidität herumliegen habe, dann kaufe ich. Vielleicht nicht gerade im März 2020, wenn die Börse fällt wie ein Stein, aber ansonsten mache ich den aktuellen Kursstand nicht zum Entscheidungskriterium.


    Ich weiß nichts von Dir (muß ich auch nicht), weiß nicht, was Du für ein Anleger bist und welche Beträge Du üblicherweise handelst. Wenn Du beim Vermögensaufbau bist und regelmäßig sparen willst, halte ich einen Sparplan grundsätzlich mal für keine schlechte Idee. Vorbehalte dagegen halte ich für unangebracht. Du hast ja die volle Entscheidungsgewalt darüber: Du richtest das Ding ein (wie einen Dauerauftrag), änderst ihn nach Deinem Gusto und löschst ihn wieder, wenn er Dir nicht mehr gefällt.

  • Der Sparplan ist sehr gut geeignet für den Vermögensaufbau mit regelmäßigen, in der Regel aber kleineren Beträgen nach dem Durchschnittskostenprinzip.

    Kennzeichnend für den Aktienmarkt ist ein stetiges Wachstum hin zu immer neuen Höchstständen, Rücksetzer inbegriffen. Unter der Prämisse eines stetigen Wachstums, verspricht eine Einmalinvestition die höchste Rendite!

    Allerdings tut es dem Nervenkostüm gut, für den Fall eines Rücksetzer am Aktienmarkt eine Liquiditätsreserve zu halten. Daher wäre die Aufteilung einer Investition, je nach Gusto, auf zwei oder mehre Tranchen eine Option.

    Fällt der Kurs des Wertpapiers, kann mit einer zweiten Tranche der durchschnittliche Einstandspreis signifikant gesengt werden; das Wertpapier wird sich bei neuerlichem Kursanstieg frühzeitig von den erlittenen Verlusten erholen.

    Steigt der Kurs jedoch kontinuierlich an, kann mit einer zweite Tranche durch Kauf am oberen Ende ein Sicherheitspuffer eingerichtet werden. D.h., der neue durchschnittliche Einstandspreis der Investition liegt noch deutlich unter dem aktuellen Wertpapierkurs. Fällt der Kurs nachfolgend, kann mit einem stop-loss die Position ohne nominellen Verlust ggf. liquidiert werden.

  • Super - vielen Dank Achim und Volker für Eure weiteren Tips und Informationen. DAs hilft mir jetzt sehr weiter. Habt noch ein schönes Wochenende.

    Line