Geldanlege im Alter

  • Fazit:

    Die Chance ist gut, dass ihr mit den 700.000 Euro hinkommt, sofern ihr das Kapital (teilweise) verzehrt. Auch dann ist es nicht üppig, kann aber klappen gerade mit der Immobilie als Sicherheit im Hintergrund.


    Solltet ihr die Situation noch etwas verbessern können (Zusatzjob, Umzug, Kostendisziplin, Aktienquote 60+) werdet ihr einen Teil des Vermögens erhalten können. Komplett halte ich für ausgeschlossen, sofern ihr nicht frühzeitig sterbt.

  • Auch wenn ich kein Freund von Versicherungen bin, würde ich mir hier zumindest ein paar Angebote zu Sofortversicherungen einholen, um ggf. den Sockelbetrag an sicheren Einkünften zu erhöhen. Das Geld was man dafür ausgibt ist allerdings weg im Prinzip und die Frage ist auch was passiert mit dem Überlebenden.

    Das sollte sehr gut überlegt sein.

    Hartmut Walz hat dazu auch schon etwas in seinen Büchern geschrieben. Die Konditionen von Sofortrenten sind durchweg eher schlecht im Verglich zu einer DIY-Lösung, schreibt er.


    Dazu kommt noch, dass es bei Sofortrenten keinen Provisionsdeckel gibt! Der Bundesverband der Vebaucherzenztralen hat darauf hingewiesen, dass hohe Abschlussprovisionen eher die Regel sind (bis zu 6%).

  • Vor Jahren habe ich auch mal geschaut, was für meine Zeit als Rentner richtig und ausreichend ist, Sofortrenten waren da auf Grund hoher Kosten und schwacher Rendite durchgefallen. Egal wie es bezeichnet wird, ob Pantoffel oder sonst wie, eine selbst gebaute AktienETF, TG/Geldmarkt ETF Anlage ist die günstigste Variante. Mit welchen Prozentzahlen man ran geht, muss jeder für sich entscheiden.

  • Versicherungen sehe ich im Prinzip auch kritisch, weil sie zu viel vom Rahm abschöpfen. Das Grundprinzip einer Sofortversicherung ist gut, weil man das Langlebigkeitsrisiko damit entschärfen kann. Ob man derzeit ein Angebot finden kann mit vertretbaren Kosten, müsste man prüfen. Ich habe mich auch dagegen entschieden und statt dessen die fixen Einnahmen durch freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung erhöht.


    Hier haben wir eine Situation, bei der nur ein kleiner Teil der späteren Ausgaben über Renten abgedeckt werden wird. Wenn beispielsweise zwei Drittel Deines Einkommens oder mehr an der Börse hängen, brauchst Du schon eine Pferdenatur und eine eiserne Disziplin, um das durchzuhalten. Da kann ein höherer Fixbetrag mental helfen. Natürlich sollte man es nicht in Erwägung ziehen, wenn man vermuten kann, dass die eigene Lebenserwartung unter dem Durchschnitt liegen wird.


    Die TO ist jetzt 60 und muss für sich selbst für 40 Jahre planen denke ich. Das ist eine lange Zeit und Entnahmen von 4 % oder mehr halte ich für riskant.


    Ich würde versuchen, meine laufenden Kosten zu reduzieren etwa durch einen Umzug, der zugleich weiteres Geld in den Topf spült. Vielleicht kann er in einem Volkshochschulkurs nicht nur seine Freizeit sinnvoll ausfüllen sondern auch noch etwas Taschengeld erzielen. Dann würde ich eine hohe Aktienquote von vielleicht 90 % anstreben, wobei ich zu dem marktbreiten ETF einen Dividenden ETF beimischen würde zur Erhöhung des Cashflows aus dem Aktienteil. Mit etwas Glück ist das Kursrisiko kleiner bei der Kombi. Der Aktienteil kann auf längere Zeit bei einer Entnahme von 3,5 % einen realen Werterhalt ermöglichen. Diese Entnahmerate ist allerdings angesichts der 40 Jahre schon auf Kante genäht. Das wären ca. 1800 Euro im Monat bei 90 % Aktien zuzüglich der Zinsen für den Rest. Zusammen käme man auf knapp 2000 Euro ohne die Effekte bei einem Umzug. Wenn man mehr entnimmt, steigt die Gefahr, dass das Kapital zu schnell schrumpft. Theoretisch kann es reichen, aber das risikoarm angelegte Geld entwertet sich jedes Jahr durch die Inflation und in schlechten Börsenzeiten muss man seine Entnahme möglicherweise deutlich reduzieren. Wenn man durch den Umzug nicht nur die laufenden Kosten reduziert (150 Euro pro Monat?) sondern auch das Kapital erhöht (200.000 Euro?), kann man sich auch eine niedrigere Aktienquote leisten, was einen ruhigeren Schlaf ermöglicht.


    Was die TO macht, muss am Ende sie selbst entscheiden in Abstimmung mit ihrem Partner. Wir können ihr nur verschiedenen Möglichkeiten aufzeigen.

  • Hier haben wir eine Situation, bei der nur ein kleiner Teil der späteren Ausgaben über Renten abgedeckt werden wird. Wenn beispielsweise zwei Drittel Deines Einkommens oder mehr an der Börse hängen, brauchst Du schon eine Pferdenatur und eine eiserne Disziplin, um das durchzuhalten. Da kann ein höherer Fixbetrag mental helfen.

    Es gibt ja nicht nur die Alternativen "100% in Aktien" oder "Versicherungsprodukt Sofortrente".


    Denkbar wären z.B. auch (eine Kombination aus) Festgeldtreppen, Bundesanleihen (Rendite.pdf), Auszahlpläne... Die kosten in der Regel nichts und bringen zwar keine Wahnsinnsrendite, aber doch zumindest etwas (2-3% im Jahr auf 10 Jahre+), und das ohne, dass die Rendite durch Kosten geschmälert wird und je nach Produkt auch freier verfügbar. Was man in einer "Sofortrente" versenkt, ist weg. Wenn danach ein größerer Geldbedarf aufkommt oder sich abzeichnet, dass die verbleibende Lebenserwartung doch kürzer ist als gedacht, kann man das Geld nicht mehr rausziehen und anders verwenden.

  • Fazit:

    Die Chance ist gut, dass ihr mit den 700.000 Euro hinkommt, sofern ihr das Kapital (teilweise) verzehrt. Auch dann ist es nicht üppig, kann aber klappen gerade mit der Immobilie als Sicherheit im Hintergrund.

    Das sehe ich genauso.


    Ich würde hier an der Stelle der Threadstarterin 09mille12 auch nochmal kritisch hinterfragen, ob denn Kapitalerhalt wirklich erforderlich ist. Klar freuen sich Kinder, wenn sie irgendwann mal was erben, aber die allermeisten sind dann doch in einem Alter, in dem sie sich schon ihr eigenes Leben aufgebaut haben und nicht auf ein Erbe angewiesen sind. Und die meisten Kinder würden auf keinen Fall wollen, dass die Eltern zu Lebzeiten auf Dinge verzichten und sich einschränken, nur um den Kindern was vererben zu können.

  • Ich möchte anmerken, dass ich nicht unbedingt vererben muss! Es wäre schön - aber in 1. Linie ist das Kapital für uns = unsere Rente. Und ich möchte halt damit eine einigermaßen gute Rendite erzeugen, um sorgloser leben zu können. Und klar können wir das Haus auch verkaufen - aber weg wollen wir aus dem Haus zunächst nicht.

  • Haltet es unbedingt einfach:


    Die 700k müssen je nach Risikotragfähigkeit in einen weltweit streuenden Aktien-ETF (MSCI Word, MSCI ACWI, FTSE All World o.ä) und einen sicheren Anteil mit geringer Renditeerwartung angelegt werden.

    Keine Experimente, keine eigenen Vorlieben, keine Prognosen, kein Europa ETF kein Dividendending oder ähnlichen Unsinn.


    Bei einer Aufteilung von 50:50 sollte man nach menschlichen Ermessen 3% p.a. brutto entnehmen können bei jährlichen Inflationsausgleich. Wenn es mehr sein soll muss die Aktienquote entsprechend erhöht werden, und dann wird es irgendwann haarig.


    Es wird also schwer.

    Absolute Sicherheit wird es nicht geben. Es kann einen im Leben etwas passieren. Dann habt Ihr noch Euer Haus und Sozialleistungen.