Wohnriester für Immobiliendarlehen in Anspruch nehmen?

  • Guten Tag,

    seit ein paar Tagen versuche ich mich in das Thema Wohnriester einzulesen. Die nachgelagerte Besteuerung mit dem Wohnförderkonto ist mir also schon ein Begriff. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass sich eine Wohnriester-Entnahme in unserem Fall lohnen würde. Allerdings lese ich soviel negatives und jeder schreibt man soll die Finger davon lassen, jetzt bin ich total verunsichert.

    Folgende Ausgangssituation: Seit 2006 habe ich einen Riestervertrag bei der Union Investment. Stand 12/24: eingezahlte Altersvorsorgebeiträge: 2.579,91 €, erhaltene Grund- u. Kinderzulage: 9.051,82 €, Wertentwicklung seit Vertragsbeginn: 15.026,62 €, Stand: 26.658,35 €. Telefonisch habe ich mir bestätigen lassen, dass eine Wohnriester-Entnahme möglich ist.

    Dieses Jahr läuft unsere 10 jährige Zinsbindungsfrist für unser Immobiliendarlehen aus, wir könnten also kündigen. Unser jetziger Zinssatz ist 3,89 %. Die Restschuld beläuft sich auf 37.000 €. Unser Gedanke ist: 17.000 Euro aus eigenen Mitteln und 20.000 Euro aus dem Riestervertrag zu entnehmen. Im Anschluss daran würden wir direkt monatlich was zur Seite legen, um die nachgelagerte Besteuerung in der Rentenphase aufzufangen.

    Vielleicht kann mir jemand helfen, macht das Sinn in unserem Fall oder übersehe ich hier was Grundlegendes?

    Vielen Dank!

  • Kater.Ka 14. Juli 2025 um 22:07

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Moin Disney1972 , willkommen im Forum.

    Das ist doch mal ein Riester in dem sich das eingesetzte Kapital gelohnt hat.

    Trotzdem sind jetzt 26k€ für eine Altersvorsorge nicht die Welt, aber besser als nichts.

    Anhand der 72 in deinem Nick vermute ich mal das dies dein Geburtsjahr ist. Somit hast du noch 10 Jahre bis du den Wohnriester zurückzahlen könntest bzw. müsstest.

    Die Nachgelagerte Besteuerung ist von eurem zu versteuerndem Einkommen im Rentenalter heute nur abzuschätzen. Erstens weisst du nicht wie hoch deine/eure Einkommen(Renten) in der Rentenphase sind und auch kennst du die Steuergesetzte 2035 noch nicht.

    Solltet ihr 2035 ein Einkommen haben welches nur gering oder gar nicht zu versteuern ist habt ihr mit dem Wohnriester eine gute Option die jetzt hohen Gewinne steuerfrei in eure Rentenphase zu schieben. Bei Ehepaaren sind die Grundfreibeiträge heute schon bei über 24000€ pro Jahr . Solltet ihr mit der Besteuerung des Wohnriesters unter dieser Grenze liegen wäre das für also "steuerfrei" .

    Eine Vorzeitige Rückzahlung drückt die Steuerlast um 30% .

    Besteuerung Wohnriester | Ihre Finanzämter des Landes Nordrhein-Westfalen

    Kannst du nochmals genau nachlesen im Finanztipartikel und wenn du dich für den Newsletter anmeldetest kannst du dir auch Kurzanleitung als PDF zuschicken lassen.

    Wohn-Riester: So nutzt du deine Eigenheimrente optimal


    Anders herum kannst du natürlich den Riestervertrag weiterlaufen lassen solange es die Zulagen mit der geringen Eigenleistung gibt. Einer von euch beiden dürfte wahrscheinlich in Teilzeit arbeiten, da sonst der Eigenanteil höher sein müsste.

    Macht der Unionfonds dann noch bis zur Rentenphase weiter eine gute Rendite könnte trotz der grottigen Rentenfaktoren eine hübsche Rente herauskommen. Allerdings ist oft die förderschädliche Kündigung zum Rentenbeginn und die Selbstanlage des Kapitals dann die besser Lösung.

    Auch könntest du den " Restriester" bis zur Kleinstbetragsrente die zur Zeit bei 37,45€ im Monat liegt weiter ansparen. Mit einem Rentenfaktor von 25 gerechnet dürften dann zum Auszahlungszeitpunkt nicht mehr als 15000€ im Riestervertrag haben.

    Um das wirklich fundamental zu beurteilen müsst ihr eure Gehaltsentwicklung abschätzen, die Zulagen mit einbeziehen und auf eure Rentenansprüche schauen.

    Wohnriester ist halt maximal unflexibel und ihr legt euch auf eure Immobilie fest. Das muss kein Problem sein wenn alles so läuft wie man sich das wünscht, aber leider ist das Leben doch nicht immer so gradlinig und unverhofft kommt oft.

    Ich finde es halt immer Gut wenn Finanzen einfach sind, da der Rest des Lebens schon genug Fallstricke bereit hält.

    Rechne noch ein bisschen herum und schätze ab und dann mache das womit ihr euch am besten fühlt. Die Emotionale Rendite und der eigene Herr über seine Geldanlagen zu sein fühlt sich gut an und gibt Sicherheit die in keinem Riesterprodukt dieser Welt stecken kann.

    Viel Erfolg mit euren Finanzentscheidungen.

  • Vielen Dank für Deine ausführliche Einschätzung!

    Ja, 1972 ist meine Geburtsjahr. Ich arbeite in Teilzeit und habe 2 Kinder (geb. vor 2008) .

    Wenn ich also davon ausgehe, dass ich z.B. in 10 Jahren meinen Riesterrente in Anspruch nehmen möchte und jetzt 20.000 Euro entnehme, muss ich in 10 Jahren knapp 24.000 Euro ( inkl. 2% auf dem Wohnförderkonto) zu unserem zu versteuerndem Einkommen hinzurechnen oder anteilig mtl. bis zum 85. Lebensjahr versteuern.

    Natürlich wissen wir nicht wie unsere Einkommenssituation bis dahin aussieht ( mein Mann geht 4 Jahre vor mir in Rente), aber der Gedanke jetzt aus unserem Immobiliendarlehen rauszukommen, ist schon sehr verlockend.

    Des Weiteren habe ich auch gelesen, dass die Riesterrente ja auch eine sogenannte "Wette gegen die Zeit" ist. Bis sich die Riesterrente rechnet muss man sehr alt werden.

    Also meine Bauchgefühl sagt mir, dass in unserem Falle die Vorteile überwiegen.

    Wir werden es jetzt wohl wagen :)

  • Seit ein paar Tagen versuche ich mich in das Thema Wohnriester einzulesen. Die nachgelagerte Besteuerung mit dem Wohnförderkonto ist mir also schon ein Begriff.

    Die Angelegenheit ist komplex. :)

    Du hast einen Riestervertrag. Wir nehmen an, daß Du diesen bis zur Rente besparst, zumindest so lange, wie Du die verhältnismäßig dicken Kinderzulagen bekommst. Ab z.B. 65 bekommst Du eine Rente daraus, die nachgelagert besteuert wird (und aufgrund staatlicher Überregulation verhältnismäßig niedrig sein wird).

    Du kannst jetzt sagen: Ich nehme das Geld aus dem Riestervertrag heraus und stecke es in das Immobiliendarlehen. Dann bekommst Du für den Riestervertrag keine Rendite mehr (was bei vielen Riestersparern gut ist, für Dich vermutlich aber schlecht) und zahlst für den fraglichen Betrag keine Immobilienzinsen mehr (Das ist oftmals erfreulich - bei Dir könnte es aber nachteilig sein). Damit der Staat trotzdem auf seine nachgelagerte Besteuerung kommt, gibt es die Konstruktion mit dem fiktiven Wohnförderkonto, das mit lediglich 2% "verzinst" wird (was unter den üblichen Immozinsen liegt, somit für den Anleger von Vorteil ist).

    Die allermeisten Riesterverträge sind von unterirdischer Rendite (wenn überhaupt), so daß die obige Option für den Anleger ein wunderbarer Ausweg aus der Riesterhölle ist.

    Bei Dir könnte das aber anders sein, und zwar deswegen, weil Dein Riestervertrag offensichtlich eine ganz ordentliche Rendite hat (Uniprofi-Rente?). Wie es mit den Renditen am Aktienmarkt weitergeht, steht natürlich in den Sternen.

    Ich würde mir an Deiner Stelle eine Zahlungsflußrechnung aufstellen (besser gesagt: deren zwei, eine mit Wohnriester, eine ohne). Es könnte sein, daß es bei Dir günstiger wäre, die Uniprofirente weiterzubesparen, weil die Börsenrendite höher sein könnte als der Darlehenszins.

    Wenn nur die überschaubare Grundzulage im Spiel wäre, würde ich die von Horst Talski angedeutete Möglichkeit zumindest überlegen, nämlich den Riestervertrag kurz vor der Auszahlung förderschädlich zu schlachten. Du mußt dann zwar die Zulagen zurückzahlen, der Kapitalertrag der Zulangen über viele Jahre bleibt Dir aber erhalten.

    Deine Idee mit dem Wohnriester hat allerdings den Charme der Einfachkeit.

    Man muß es sich (wie so oft) durchrechnen.