Geschlechtsneutral schreiben gibts nicht bzw. ist sehr schwierig.
Hm, aber das Wachstum eines ETF, die erhältlichen Zinsen eines Tagesgeldkontos und generell die Konditionen sind doch schon einmal völlig geschlechtsneutral. Das meinst du aber wahrscheinlich nicht.
Kann es sein, dass du beispielsweise so etwas wie die 50-30-20-Regel meinst? Jetzt einfach als Beispiel, weil mir das als erstes eingefallen ist. Das ist ja eine sehr grobe, möglichst allgemeingültige Regel, die Orientierung geben soll. Würdest du argumentieren, dass diese Regel – bei aller Allgemeingültigkeit – eher auf Männer ausgelegt ist, weil nur sie dadurch ihre Rentenlücke schließen können? Wenn man von einem gleichen Lebensstandard ausgeht, dann gehe ich da durchas mit (falls du das beispielsweise meinst), ohne es nachgerechnet zu haben, da man natürlich bei weniger Gehalt einen gleich hohen Lebensstandard nur halten kann, wenn man eine kleinere Sparquote hat, was die Rentenlücke eher offen hält. Es kann aber auch sein, dass diese 50-30-20-Regel so allgemein errechnet wurde, dass sie sowohl für Männer als auch für Frauen im Durchschnitt eine gute Orientierung bleibt. Das kann ich so jetzt nicht sagen…
Andererseits … Also für mich persönlich ist diese Regel völliger Quark, ich lebe (bewusst!) einen Lebensstandard, der deutlich unter meinem Einkommen liegt und kann daher etwas mehr als 50% meines Gehalts in den ETF stecken (Notgroschen ist gefüllt mit 3 Nettomonatsgehältern). Für mich wäre also, wenn ich speziell für meinen Lebensstil einen Ratgeber in Buchform möchte, wohl ein Frugalisten-Ratgeber geeigneter. Trotzdem lese ich gerne Kommer, Walz und eben jetzt Saidi (nur er braucht nicht per Nachname genannt zu werden
), weil ich dadurch Grundsätzliches lernen kann, was immer gut ist, weil man mit diesen Grundlagen die eigene finanzielle Situation formen kann.
Um ein Bild zu bemühen (auf das Emil im Podcast noch nicht gekommen ist
) : Es ist besser, wenn ich dir grundlegend beibringe, wie man Gitarre spielt, also welche Spieltechniken es gibt, was das Instrument allgemein so hergibt usw., als wenn ich dir einfach nur ein einziges Lied zeige, meinetwegen in Perfektion. Das eine Lied kann ich dann vielleicht richtig gut, aber ich bin nicht flexibel. Im ersten Fall kann ich dieses spezielle Lied vielleicht nicht so gut, aber habe Möglichkeiten, es immer besser zu spielen und das noch auf meine individuelle, zu mir passende und mir gefallende, sprich für mich perfekte Art.
Ich hab noch nie ein Buch geschrieben, aber wenn ich mal eines schreiben würde, besser gesagt einen Ratgeber, dann wäre meine allererste Frage: "Wer ist meine Zielgruppe?" Meiner Vermutung nach hat Saidi hier nicht "Männer, die einen Einstieg in die Welt der persönlichen Finanzen suchen" ausgesucht, sondern "Menschen, die …". Als Mann, nein als Mensch ist er aber selbstverständlich niemals frei von Vorurteilen, persönlichen Prägungen usw. Das Buch ist keine wissenschaftliche Abhandlung, die strengen Neutralitätskriterien folgt, sondern das Werk eines Menschen, der Finanzbildung betreibt und nun über ein Buch ein weiteres Medium kreiert hat, welches dieser Tätigkeit Ausdruck verleiht. Einfach seine Variante eines Buchs für die gewählte Zielgruppe.
So, viel zu viel Text… 