Von daher bin ich auch der Ansicht, dass das "Elternhaus" eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielt.
Deine Ansicht triggert mich etwas.
Das "Elternhaus" sieht bei uns so aus:
Meine Frau hat nach der mittleren Reife direkt ihre Ausbildung begonnen.
Ich habe einige Monate vor dem Abitur die Bundeswehr förmlich angebettelt, dass sie mich schon zum 1. Juli und nicht erst zum 1. Oktober zum Wehrdienst einziehen mögen, was auch geklappt hat. Ich wollte nicht bis 31.12. des Folgejahres meinen Wehrdienst leisten sondern nur bis 30.09., damit ich evtl. im Herbst eine Ausbildung beginnen kann. Urlaub habe ich während meines Wehrdienstes bewusst nicht genommen und ich habe dann schon zum 01.08. einen Ausbildungsplatz bekommen. Ich hatte mich zum 01.02. des Folgejahres beworben und im Vorstellungsgespräch wohl einen guten Eindruck gemacht, so dass man mich schon zum 01.08. einstellen wollte.
Ich hatte also nach dem Abitur quasi keine Sommerferien und auch während meines dann 13monatigen Wehrdienstes keinen Urlaub.
37 Jahre später musste ich meine Tochter, die ihr Abi im zweiten Anlauf gemacht hat, quasi mit komplettem (Taschen-)Geldentzug dazu zwingen, dass sie zum 01.09. zumindest ein FSJ beginnt.
Hätte ich es laufen gelassen, hätte sie sich vermutlich noch ein einjähriges "Sabbatical" gegönnt. Und bei allem Respekt: das Abiturjahr ist ja quasi schon ein "Sabbatical" - eines, das meine Tochter zweimal erleben durfte. Wenn ich das aber im Gespräch erwähne, wird die Gesprächstemperatur gleich mal 10 Grad kälter.
Was ich damit schreiben will: die heutige Generation ist einfach viel "chilliger" unterwegs. Unser größter Fehler war, dass wir unsere Tochter zu "satt" gemacht haben. Könnte man die Zeit um 5 Jahre zurückdrehen, würden wir es komplett anders machen. Weil es bei unserer Tochter eben nicht gereicht hat, "Werte" vorzuleben.
Bei unserem Sohn hat es gereicht.
Abi im ersten Anlauf, sofort Ausbildung begonnen und ein Jahr gemacht, dann aber die Ausbildung gewechselt. Bei der "alten" Ausbildung ein besonderes Kompliment bekommen, weil er bis zum letzten Tag Vollgas gegeben hat. Die zweite Ausbildung dann beendet. Jetzt arbeitet er halbtags in dem gelernten Job und studiert parallel in Vollzeit.
Also die gleichen Gene reingegeben (bilde ich mir jedenfalls ein; vielleicht war es bei unserer Tochter aber auch der arbeitsscheue Latinolover mit viel Tagesfreizeit), aber komplett unterschiedliche Resultate bekommen.
Ich befürchte, dass da Social Media viel an der Misere ihren Anteil hat. Da hat sich die eine (mit dem eigenen Fernseher in ihrem Zimmer) ablenken und negativ beeinflussen lassen und der andere (der auf den eigenen Fernseher verzichtet hat) ist von diesen Ablenkungen und Beeinflussungen verschont geblieben.
Nach meiner Einschätzung sind Tiktok und Twitch Mittel hybrider Kriegsführung, die unseren Kindern die Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft rauben sollen. Mit Erfolg.