Beiträge von chaosquante

    Um Rentenpunkte zu „kaufen“ hast du meines Wissens zwei Möglichkeiten. Entweder zum Ausgleich des vorzeitigen Renteneintritts oder als freiwillig Versicherter. Um den vorzeitigen Renteneintritt auszugleichen brauchst du zum Formular V0210 ein Schreiben deines Arbeitgebers wie viel du in der Zeit von 63-67 verdient hättest. Denn du kannst nur die Anzahl an Rentenpunkten kaufen, die du voraussichtlich nicht erarbeitest, plus etwas für den 14,4% Abschlag. Als Gutverdiener oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze sind es ca. 2 pro Jahr + 1-1.5. Ich weiß nicht ob dein derzeitiger Arbeitgeber, angesichts der Kündigung, ein solches Schreiben noch erstellt. Ob du angesichts anderer Zahlungen (Arbeitsamt) auch noch zusätzlich freiwillig versichert sein kannst weiß ich nicht.

    Die freiwilligen Einzahlungen in die Rentenversicherung sind nur bis zu ca. 29T€ steuerbegünstigt. Bei Paaren entsprechend mehr. Davon sind allerdings die Rentenbeiträge, Riesterrente, private Rentenversicherung.. abzuziehen. Es macht also Sinn Rentenpunkte über mehrere Jahre gestreckt zu kaufen. Der Preis eines Rentenpunkte steigt regelmäßig an. Es sind wahrscheinlich ca. 1.5 Rentenpunkte pro Jahr die aus steuerlicher Sicht für einen Gutverdiener optimal sind.

    Ich habe mich entschieden ein paar Rentenpunkte zu kaufen. Meine Gründe: Niedriger Nettopreis aufgrund hoher Steuererstattung, steuerfreier Zuschuss zur PKV macht jeden Rentenpunkt noch wertvoller, Risikostreuung. Als alleinige Altersvorsorge würde ich das ehr nicht tun. Da aber ansonsten gut vorgesorgt ist, ist es für mich eine Geldanlage in eine andere Assetklasse. Diese ist auch nicht risikofrei ist, aber hat andere Risiken hat als z.B. ein ETFs.

    Das Nachdenken in einem Stufenmodell könnte hilfreich sein. Die sinnvollsten Aktivitäten in der einen Stufe des Vermögens sind auf anderen Stufen nicht unbedingt die richtigen oder gar nicht möglich. Eine Stufe überspringen ist nur mit Glücksspiel, ob an der Börse oder beim Lotto, aber kaum aus eigener Kraft möglich.

    In den unteren Stufen heißt es mehr (z.B. Nebenjob) und besser bezahlt (z.b. Fortbildung) zu arbeiten und eine Notfallkasse anzulegen. Wenn man das, z.B. aus gesundheitlichen Gründen, nicht kann wird es sehr schwierig. Bessere Finanzbildung hilft hier vor allem verschleierte Glücksspiele oder Schneeballsysteme als solche zu erkennen und zu vermeiden damit Geld zu verlieren.

    Vielleicht ist ein guter Riestervertrag in deinem Fall sinnvoll. Musst du nur den Mindestbeitrag von 60€ pro Jahr einzahlen, hast du nur durch die eigene Zulage von 175€ pro Jahr nach 25 Jahren garantiert ca. 5900€. Legst du die 60€ an der Börse an, müssten dafür schon 10% pro Jahr nach Kosten und Steuern herauskommen. Das ist über einen so langen Zeitraum nicht einfach. Mit Kindern sieht Riestern noch viel besser aus. Das Vermögen ist außerdem vor Insolvenz oder Anrechnung beim Bürgergeld geschützt. Mit einem Fondssparvertrag kann man sogar erste Börsenerfahrungen sammeln. Das letztlich deutlich mehr herauskommt als das selber eingezahlte Geld und die Zulagen, sollte man allerdings nicht erwarten. Läuft es irgendwann gesundheitlich, beruflich und finanziell wieder besser und die Riesterrechnung geht nicht mehr auf, kann man den Vertrag z.B. stilllegen.

    Die meisten Menschen wenige Jahre vor der Rente fragen sich doch, wie lange muss ich noch arbeiten, bis es für einen ausreichend abgesicherten Ruhestand reicht? Lässt mich mein Arbeitgeber überhaupt so lange arbeiten, oder werde ich vorher aussortiert? Diejenigen die nach Renteneintritt weiterarbeiten, tun das meist aus finanziellem Druck und nur sehr selten in ihrem Job und beim Arbeitgeber den sie vor Renteneintritt hatten. Wie viele Rentner über die sonst nicht weitergearbeitet hätten, lassen sich von einem solchen Steueranreiz motivieren ihre knapper werdende Zeit gegen Geld zu tauschen? Wir reden hier, meiner Ansicht nach, über einen Anreiz für ein paar Exoten und Mitnahmeeffekte. Eine spürbare Entlastung der Rentenkasse oder einen messbaren Einfluss auf den Arbeitsmarkt durch die Aktivrente halte ich für unwahrscheinlich. Lohnt es sich wirklich daran eine Diskussion über Generationengerechtigkeit aufzuhängen? Ich denke da gibt es wichtigere Stellschrauben, insbesondere das Renteneintrittsalter.

    Mit 1 Mio€ könnten meine Frau und ich in den Vorruhestand gehen ohne irgendwelche finanziellen Nachteile bis zum Renteneintritt und auch danach in Kauf nehmen zu müssen. Vielleicht reicht es auch noch für einen Traum der ansonsten wahrscheinlich nicht erfüllt würde. Eine eigene Ferienwohnung an der Nordsee oder ein 911 Cabrio.

    Wäre ich noch zu jung um mit dem Betrag in den Vorruhestand gehen zu können und hätte ein Einkommen von 3k, würde ich zunächst alle Schulden tilgen (wenn ich welche hätte). Als nächstes eine Immobilie für meine Familie kaufen, wenn ich noch keine habe (keine Investition sondern eine Lifestyle Entscheidung!). Den Rest würde ich in einen breit gestreuten ETF anlegen und mir einen konservativen Entnahmeplan überlegen um mein monatliches Einkommen aufzubessern. Wahrscheinlich würde ich davon wieder etwas in einen Sparplan packen, aber der große Betrag muss aus dem Kopf.