Schreib sowas nicht! Die Leute hier sind ausgesprochen unsensibel bezüglich Satire. Die merken nicht, wie Du das gemeint hast - nämlich ironisch! Ich habe vorsichtshalber mal das Zitat durchgestrichenm damit Dein Vorredner nicht auf dumme Gedanken kommt.
Ich schrieb ja auch noch ein wenig mehr... Ich gehe mal davon aus, dass mein gesamtes Posting schon geeignet sein könnte Menschen zum Nachdenken anzuregen.
Sofern wir es hier nicht - wie zu vermuten ist - mit einem Troll zu tun haben, haben wir es mit einem Mitmenschen zu tun, dem die Marktrendite der in der Vergangenheit reditestärksten Assetklasse nicht reicht, denn diese ermöglicht dem Durchschnittsverdiener schlicht nicht bei erträglicher Sparrate in einem überschaubaren Zeitraum so viel Wohlstand anzuhäufen, dass man das Arbeiten einstellen und die süßen Seiten des Lebens genießen kann. Er ist überzeugt, dass da noch mehr gehen muss. Damit steht er nicht alleine da, erlebte ich es im persönlichen Umfeld mehr als ein Mal. Über Jahre wird Geld nahezu unverzinslich in Bankguthaben angespart und auf die geniale Anlageidee gewartet gegen die Windmühle Inflation gearbeitet und irgendwann- nach hohen Opportunitätskosten - dann der Startschuss gesetzt. Erstmal mit Teilen des angesparten Vermögens in renditeträchtige Trends investiert, dann mit Einzelwerten spekuliert. Hin und Her getradet. Währenddessen tickt die Uhr des Lebens und man hat viele Jahre schlicht liegen gelassen.
Das Ergebnis lässt sich dann immer wieder in Studien nachlesen. Der Durchschnittsanleger lässt selbst bezogen auf die seiner Meinung nach mickrige Marktrendite 2/3 liegen. 85% erreichen diese schlicht nicht (und das noch nichteinmal mit dem investierten Teil des Vermögens, der oft viel zu klein ist).
Es ist eine schmerzliche Erkenntnis, dass das Renditepotenzial halt begrenzt ist und, dass für viele Erwerbsarbeit über lange Zeit einen Teil des Lebens ausmachen wird.
Der Kapitalmarkt ist abstrakt, uns fehlt ein Sinn für Geld und exponentielles Wachstum. Wir treffen Finanzentscheidungen oft sehr emotional und auf Basis eifacherer Heuristiken. Da ist der Mißerfolg garantiert. Dazu kommt noch das unser Risikoverständnis unzulänglich ist. Wir haben Angst vorm Fliegen und nicht vor der Fahrt zu Flughafen. Wir haben Angst vor Schlangen, obwohl Mücken viel gefährlicher sind. Usw. So denkt der TE darüber nach eine eigene Selbstständigkeit zu gründen mit dem Kapital, anstatt in bereits erfolgreiche Unternehmen zu investieren. Dass bereits nach 1 Jahr nur noch ca. 75% der gegründeten Unternehmen noch existieren wird ausgeblendet. Nach 5 Jahren sind 75% gescheitert, von den verbleibenden 35% werden auch nicht alle Gründer reich. Risiko, Wahrscheinlichkeiten etc. sind schlicht zu abstrakt für ihn.
Mit meinen Fragen wollte ich anregen sich einmal über die grundsätzlichen Zusammenhänge und Funktionsweisen des Kapitalmarkts auseinander zu setzen. Bücher lesen hält der TE für überflüssig, da ja alles logisch ist. Dennoch möchte er von uns die Absolution. Was will man da machen???
Manchmal sind es grundsätzliche und einfache Fragen, die einen in die richtige Richtung bringen können:
- Da draussen gibt es tausende große Investmenthäuser mit den besten Spezialisten, den neusten Tools und viel Geld im Rücken. Selbst deren Fonds bringen meist nicht einmal die Marktrendite. Woran kann das liegen, warum denke ich mit einfachen Heuristiken auf Basis frei verfügbarer Infos besser zu sein, als diese hochprofessionelle Finanzindustrie?
- Jedem Kauf steht ein Verkauf gegenüber. Glaube ich, dass die konkrete Aktie zum aktuellen Kurs ein enormes Potenzial bietet, muss auf der anderen Seite zwangsläufig genau gegenteiliger Meinung sein. Warum also denke ich, dass ich recht habe und nicht der Verkäufer? Wer ist der Verkäufer? Morgan Stanley vieleicht, weil das 300 köpfige Anlage- und Researche-Team die Aktien für schlecht hält?
- Die Finanzbranche ist riesig und lebt von Provisionen und Gebühren, die sich auch ander Höhe der angelegten Vermögen und deren Renditen orientieren. Wenn es also eine Möglichkeit gäbe mehr als diese 7% dauerhaft zu erzielen, warum macht es dann kein Fonds? Der hätte Zulauf ohne Ende.
- Wenn die breite Masse da draußen mit 7 oder 8% Rendite "zufrieden" ist, ist es dann überhaupt möglich dauerhaft mehr zu erzielen? Die Marktpreise sind ja dann auf diesen Erwartungswert ausgerichtet. Wie soll ich dann günstiger kaufen können?
usw.
Spätestens bei der Beantwortung der Fragen sollte einem aufgehen, dass man wahrscheinlich deutlich weniger weiß als die Profis und, dass es wenig sinnig ist mit diesen zu wetten. Man sollte erkennen, dass man sich vieleicht mal intensiver mit der Kapitalmarktforschung auseinander setzen sollte. Aber am Ende könnte das bittere Erkenntnisse mit sich bringen. Zum Beispiel:
- Für langfristig (> 20 oder 25 Jahre) eine hohe Wahrscheinlichkeit auf 7-8% Rendite zu haben muss man schon einiges ertragen (Vola, Crashs...). Das kann schwierig sein.
- Man selbst hat keinen Einfluss auf die Marktrenditen der einzelnen Assetklassen
- Das Marktrisiko lässt sich nicht wegdiversifizieren, absichern oder vermeiden
- Als Anleger bin ich selbst eines der größten Renditehemmnisse und schon ganz natürliche Verhaltensweisen können leicht große Teile des Erfolgs verhageln (Market Timing, falsche/unpassende Assetallokation, in Krisen die Nerven verlieren...)
- Rendite wird nicht durch die fanciest Produkte, kreativsten und außergewöhnlichesten Strategien erzielt, sondern durch kostengünstiges, langweiliges Anlegen in die jeweiligen Assetklassen. Die Kunst ist dabei die Disziplin, das Durchhaltevermögen, die Füße still zu halten, stoisch zu bleiben und das Ding ins Ziel zu bringen
Auf der einen Seite ist Kapitalmarktanlage sehr einfach: Level1 Allokation wählen, den Aktienteil über einen FTSE All World abbilden und den Anleiheteil nach eigenem Gusto mit Geldmarkt, Staatsanleihen oder/und Unternehmensanleihen abbilden, fertig. Auf der anderen Seite ist es aber auch verdammt schwer. Keine Einzelaktienspekulationen tätigen, keinem Verkäufer auf den Leim gehen, starten trotz All time high, trotz Schwankungen dabei bleiben, sich nicht von vermeintlichen Erfolgsstories anderer vom Weg abbringen lassen, Finanzp*rnographie ausblenden, keine Immobilieninvest über Influencer ungesehen starten, sich nicht von Untergangspropheten verleitet lassen usw. Kapitalmarktanlage ist so schwer und einfach zugleich.
Wer das früh erkennt ist der Gewinner. Andere sammeln ihre Erfahrungen bis in hohe Alter und dann ist es schlicht zu spät.