Beiträge von Factfulness

    Sorry, einige meiner überschläglichen Kalkulationen sind unsinn glaube ich. Rechne mal selbst anhand Deiner Daten ein paar Szenarien aus. An meiner Grundaussage ändert das aber nichts. Die PV ist ein ziemlich sicheres Vehikel mit relativ gut planbaren Erträgen und auch ein Strompreisrückgang um 20% haut einen da nicht aus der Bahn. Aber mit den Strompreisänderungen und den Auswirkungen auf die Rendite habe ich mich etwas verhauen, glaube ich.

    Aber wie gesagt: Wenn Deine Angaben korrekt ermittelt sind, dann wäre das für mich ein No Brainer. PV Anlage aufs Dach und Sparplan in Aktien-ETF. Und: Gesamtvermögensallokation einmal ansehen und überdenken. Helfen können die Bücher von Prof. Walz, Gerd Kommer, John Bogle und auch Andreas Beck. Viel Erfolg!

    Es wird von manchen immer gebetsmühlenartig auf die Wiederanlage von Ausschüttungen hingewiesen.

    Ein intelligenter Anleger hat damit keine Probleme und kann das gut managen, wie er selbst möchte.

    Ich tue das aus gutem Grund. Wir sind hier mitunter in einer Bubble und - zumindest im hier und jetzt - managen hier viele ihre Finanzen mit Leidenschaft intensiv. Da draußen und auf lange Zeiträume sieht das ganze etwas anders aus. Auch kommen Verhaltensökonomische Aspekte hinzu. Jetzt hat man vieleicht Lust und Spaß daran die Ausschüttungstermine zu beachten und dann umgehend die Ausschüttungen wieder zu investieren. Bei einigen kommen dann aber irgendwann neue Hobbies, Familie, Beruf in die Quere und ins Depot schaut man nicht mehr. Wenn sich da dann über Jahre die Ausschüttungen unverzinst auf dem Verrechnungskonto anhäufen ist das nicht so gut. Ausschüttungen verleiten auch oft zu mentaler Buchführung und man neigt dazu diese eher mal nicht zu investieren, sondern auszugeben.

    Ich kenne einen Fall, da entschied man sich die Ausschüttungen aus einem 6-stelligen Betrag in Immofonds (Finger weg!) auszugeben ohne, dass dies notwenig gewesen wäre, einfach nur, weil das Geld ja da war. Das ansich ist noch garnicht so schlimm, jedoch merkte man nicht, dass es dort zu Substanzausschüttungen kam, da der Fonds abgewickelt wurde. Man freute sich über die üppigen Zahlungen und verballerte diese ziemlich sinnlos, waren es ja schließlich (vermeindlich) "nur" Erträge. Später dann fiel auf, dass man unbemerkt die Substanz dieses Vermögensanteiles großzügig für Mist ausgegeben hat und es dann fehlte, als es benötigt wurde. Natürlich ist das eigene Doofheit, aber wir Menschen sind keine homo oeconomicus und wir machen Fehler.

    Jeder kann das händeln, wie er möchte. Ich - und auch alle anderen - äußern hier nur ihre Meinungen. Meine Meinung ist halt, dass - bis auf die beiden mir bekannten Ausnahmen - es im zweifelsfall eher ratsam ist einfach auf Thesauerierer zu setzten. Die Vorabpauschale macht das ganze zwar unbequemer, aber unter dem Strich immer noch komfortabler.

    Spannend wir es in der Entnahmephase. Da alle erwarteten Ausschüttungen und deren Ausschüttungszeitpunkte zu berücksichtigen wird schnell zur Sysiphos-Aufgabe. Nehmen wir an Du möchtest 3,5% entnehmen und diese Entnahmen auf alle 12 Monate des Jahres gleich verteilen. Das wird zur Denksportaufgabe, erst recht, wenn man im Alter vieleicht 60/40 fährt und in dem Verhältnis entnehmen möchte und vieleicht auch mehrere ETF mit unterschiedlichen Auszahlungszeitpunkten und Höhen hat. Ja, ein intelligenter Anleger kann das, solange es die geistigen Fähigkeiten noch zulassen. Aber muss das sein? Gerade im Anleiheteil muss man mit Ausschüttungen bzw. Kupons sehr vorsichtig sein, da diese auch schnell zu ungewolltem Substanzverzehr führen können, egal ob ETF oder direkt gehalten. Aktuell bekommst Du eine Bundesanleihe mit 5 Jahren Restlaufzeit und 6,25% Kupon für ca. 119. Wenn Du diesen Kupon dann in Deine Entnahmen integrierst, dann verlierst Du in 5 Jahren 19%, ohne, dass es vieleicht auffällt. Du müsstest halt jetzt 2,75% wieder investieren um auf die 3,5% Entnahme zu kommen. Jetzt hast Du aber 5 oder 10 Anleihen im Portfolio. Jetzt kann man natürlich versuchen Anleihen zu finden, deren Kupon zur gewünschten Entnahmequote oder zur Umlaufrendite passt, aber das ist nicht immer möglich, in ETF hast Du da schlicht keinen Einfluss drauf. Dazu kommt, das bei Anleihe ETF unterschiedliche Anleihen enthalten sind und diese gerollt werden. Da passen die Ausschüttungen nie zur Umlaufrendite, zur gewünschten Entnahmerate zu 99% auch nicht.

    Ich teile hier meine Meinung mit um dazu beizutragen, dass sich jeder seine eigene bildet, so, wie Du halt auch. Dann hat der TE zwei konträre Meinungen - bestenfalls mit Begründung - und kann dann versuchen das beste draus zu machen. Wenn jemand dann eine fundierte Entscheidung trifft ist das doch gut, egal, wie sie ausfällt. Wer aber uninformiert seine gesamte Altersvororge auf ausschütter aufbaut, kann mitunter mit Beginn der Entnahmephase nicht nur auf Grund des Alters graue Haare bekommen. Das dann zu ändern ist mit hohen Steuern verbunden. Daher ist das schon gut sich zu Beginn an mit der Fragestellung auseinander zu setzen und die Vor- und Nachteile zu beleuchten.

    50 Euro in den Scalable Xtrackers All World ACWI AC ETF, in der Hoffnung das er als brandneuer ETF besser als die anderen performen wird

    Auch von mir der Ratschlag sich nochmals intensiv mit solidem Basiswissen bezgl. des Kapitalmarktes zu beschäftigen!!!!

    Hier liegt ein merkwürdiges Verständnis bezüglich ETF vor, finde ich!

    Was ist das für eine Assetallocation? Du hast Deinem Sparplan nun 2,5% Emerging Markets hinzugefügt. Zum Einen ist diese Quote nicht geeignet das Gesamtergebnis signifikant zu verändern, zum Anderen ist es auf Grund höherer Diversifikation nun nicht riskanter, sondern weniger riskant.

    Wenn es um die 0% TER geht, so ist diese nur 1 Jahr gegeben, danach steigt sie auf die Höhe es bereits langfristig existierenden SPDR MSCI ACWI IMI, der bereits einen gewissen Trackrecord besitzt. Am Ende kommt es auf die TD an, die ist bei einem neuen Produkt eher ungewiss. Darüber hinaus ist der hybrid, also teilweise als Dachfonds aufgebaut. Soweit ich das verstehe, kommen daher die Kosten der gehaltenen ETF noch hinzu.

    Riskanter bist Du also nur bezüglich des Vehikels unterwegs. Ein unsystematisches Risiko, das nicht prämiert wird. Bezüglich der Assetklasse Aktien bist Du (minimal) risikoärmer unterwegs.

    Aber Sinn ergibt die Aufteilung des Sparplanes nicht.

    Bitte beschäftige Dich nochmals mit den Basics. Die aktuell - auf ggfls. falschen Annahmen und Schlussfolgerungen - getätigten Aktionen gefährden das Gesamtergebnis sicher nicht signifikant, aber wer weiß zu was diese falschen Ansichten bzw. mangelnden Kenntnisse noch führen???

    Hier noch ein Zitat und interessanter Gedanke von Bill Bernstein. Aus Vereinfachung wieder mit Google übersetzt:


    "Sie wollen Bargeld und kurzlaufende Staatsanleihen nicht nur als Elixier der Gelassenheit, sondern auch, um „Aktien zu kaufen, wenn sie billig sind, um das begehrte Eckgrundstück Ihres überschuldeten Nachbarn zu ergattern oder einfach nur, um Lebensmittel und Miete zu bezahlen, nachdem Sie entlassen wurden. Aktien zu kaufen, wenn ein Bärenmarkt herrscht, ist nie ein gutes Gefühl; es fühlt sich noch schlimmer an, wenn die Anleihen, die Sie verkaufen, um dies zu tun, im Ausverkaufsregal gelandet sind."

    Das ist natürlich richtig. Wenn ich Geld für Investitionsgelegenheiten vorhalte, dann sollte dieses natürlich sicher sein. Aber dann muss ich mit Opportunitätskosten leben. Das ist ja so ein wenig das Beck-Prinzip. Ob sich das ausgeht oder sich nur emotional besser anfühlt, wird die Zeit zeigen. Wenn aber die Opportunität oder Krise dann 5, 10 oder mehr Jahre auf sich warten lässt und man in dieser Zeit 1,5-2% p.a. Rendite liegen gelassen hat, dann ist auch ein Drawdown von 5% vieleicht verkraftbar (so war es bei 1-5 jährigen IG €-Unternehmensanleihen im Covid-Crash). Es fühlt sich wahrscheinlich nicht gut an, sich von Anlagen zu trennen, die gerade Kurseinbußen erlitten haben, aber ob es deshalb die rational bessere Wahl ist hier auf absolute "Sicherheit" zu gehen? Da sind wir dann wieder im Bereich der Verhaltensökonomie. Was da am Ende "richtig" ist?

    Naja, sicher ist die schonmal gar nicht. Es wird genauso über den zukünftigen Strompreis spekuliert wie über Unternehmensbewertungen...

    Sicher ist nichts im Leben, dass stimmt. In der Kapitalmarktanlage erstmal recht nicht. Selbst Leistungen aus einer Rentenversicherungen können bei Schwierigkeiten gesenkt werden und da es sich um nominale Versprechen handelt ist der reale Wert bei Auszahlung absolut ungewiss. Sorry, da war ich zu müde und bin etwas über das Ziel hinaus geschossen.

    Es handelt sich um nach gängigem Risikoverständnis relativ sichere und planbare Cashflows, nicht um absolut sichere. Sicherheit gibt es nirgends.

    Ist der zugrundeliegende Strompreis realistisch geschätzt?

    Ist die Eigenverbrauchsqoute realistisch geschätzt?

    Ich bin davon ausgegangen, dass die Kalkulation und die Zahlen des TE stimmen.

    Aber relativ sicher ist das ganze schon:

    Die Einspeisevergütung (wieviel % der produzierten Menge, wird hier zugrunde gelegt?) ist vertraglich für die Abschreibungsdauer festgeschrieben.

    Der Verbraucherstrompreis schwankt, aber mit Aktien-Vola bzw. Maximum Drawdown und Verlustphasen (bis zu 14 Jahre beim MSCI World) ist das eher nicht vergleichbar, siehe hier Strompreise über die Zeit

    Auf Null wird der Strompreis nicht fallen, ich denke, das wäre unrealistisch. Wenn er sich halbiert (wer glaubt auf 20 Jahre daran?) sinkt die Ersparnis selbst bei 50% Eigenverbrauch um 25% ab diesem Zeitpunkt, also aus 11,6% jährlichem "Cashflow" werden 8,6% p.a. Immer noch ausreichend.

    Bei einem MSCI World liegen die historischen Durchschnitts-Renditen auf 20 Jahre gesehen zwischen ca. 2% und 16% p.a.

    Für mich ist das ein No-Brainer (wenn die Angaben stimmen). Natürlich bleiben Risiken. Zum Beispiel das der Zerstörung der Anlage durch nicht versicherte Ereignisse (Kriege..) oder drastische Strompreissenkungen in der Zukunft. Aber unter landläufiger Definition ist der Cashflow aus der PV ziemlich sicher.

    Ich bin ein Fan von Thesaurierern, in jeder Lebensphase. So hat man Ausschütungen selbst im Griff. Das nicht Ausnutzen des Sparerpauschbetrages ist ein vorübergehendes Phänomen. Wenn Du bereits 25% ausnutzt bleiben noch 75% übrig, diese würdes Du alleine mit 57k in Aktien-ETF durch die Vorabpauschale ausnutzen.

    Ob 100% Aktien für Dich die richtige/passende Quote sind, kannst nur Du beantworten. Mir wäre das too much. Hast Du keine 100% Aktienquote im langfristigen Bereich, so kommt noch Rebalancing hinzu. Den Sparerpauschbetrag wirst Du, sofern Du die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau ausschließlich am Kapitalmarkt vonimmst also über kurz oder lang ohnehin ausschöpfen. Bis dahin kann man das über Teilverkäufe manuell erreichen.

    Kommst Du in eine Phase, wo der Aktienanteil reduziert werden soll und entspechende Summen vorhanden sind, sind die Ausschüttungen nur noch lästig. Ohnehin musst Du Dich ja dann die gesamte Ansparphase um die Wiederanlage kümmern und in der Entnahmephase die automatischen Ausschüttungen prognostizieren und in den Entnahmeplan integrieren.

    Ich finde das sehr unkomfortabel. Es gibt aus meiner Sicht nur zwei Gründe für Ausschütter:

    1.) Man benötigt einen Nachweis laufender unendlicher Einnahmen. Zum Beispiel bei Auswanderung. Da werden Dividenden bzw. Ausschüttung manchmal anerkannt, Selbstentnahmen jedoch nicht oder nur schwer.

    2.) Bei Übertragung der Wertpapiere zu Lebzeiten mit Nießbrauchsrecht.

    Ansonsten finde ich Thesaurierer halt für den Privaten einfacherer.

    Ich denke es geben eher unzufriedene Kunden Internetbewertungen ab, als es zufriedene tun. Auch sehe ich es, wie die Vorredner: Je größer das Leistungsspektrum der Bank, desto höher die Wahrscheinlichkeit unzufriedener Kunden.

    Aber genau um Probleme aller Art zu vermeiden gehe ich strikt nach dem KISS Prinzip vor. Ich konzentriere mich bei der Geldanlage auf die beiden Anlageklassen Aktien und Anleihen. Dabei nehme ich so wenig Verpackung wie möglich und so viel wie nötig. Zwischenstationen, Umverpackung, komplexe ukd kreative Finanzprodukte usw. lasse ich weg. Meine Bank nutze ich zur Abwicklung von giralen Geldverkehr und zur kurzfristigen Geldaufbewahrung. Zur Geldanlage nutze ich ein Depot und den Kapitalmarkt.

    Ich habe schlicht keine Lust, ständig nach Angeboten zu suchen und neue Geschäftsbeziehungen einzugehen. Auf Grund der gesetzlichen Einlagensicherung gibt es kein wirkliches existenzielles Kontrahendenrisiko bei Tagesgeld in Deutschland. Aber die Risiken, dass ich vom neuen Anbieter mit Werbung überhäuft werde, dass ich Klauseln (automatische Wiederanlage oder irgendwas) übersehen habe, ich doch mit dem Service unzufrieden bin, usw. bleibt. Und wofür 6 Monate etwas mehr Zinsen. Auf welchen Betrag? Wieviel mehr? Über welchen absoluten Betrag reden wir?

    Wenn ichs maximal sicher (100% gibt es nie, wie definieren ich Sicherheit?) will dann € Aaa Staatsanleihen mit sehr kurzer Duration. Wenn ich etwas mehr Rendite möchte, dann (zusätzlich) IG € Unternehmensanleihen mit sehr kurzer Duration. Wer die synthetische Abbildung des Produktes nicht scheut kann den vielbeschworenen Xtrackers €Str Etf nehmen. Soll das Geld für länger liegen, kann man die Durationen etwas erhöhen.

    Bei meiner Hausbank liegen nur permanent 6 Monatsbedarfe, davon 5 auf dem Tagesgeld. Da sind mir die Zinsen egal, das Geld ist instant verfügbar und dafür zahle ich gerne etwas mit Minderrendite. Für 100 oder auch 200€ mehr pro Jahr ist mir der Aufwand schlicht zu groß und die sofortige Verfügbarkeit wäre nicht mehr gegeben. Alles, was nicht absolut sofort verfügbar sein muss, kommt eh an den Kapitalmarkt.

    Ich kann dieses Tagesgeldhopping nicht verstehen. Manchmal betreiben das Menschen mit gerade einmal 5 oder 10k und für 1 bis 1,5% p.a. mehr und das dann noch befristet für 6 Monate. Da reden wir über 25 bis 75€...

    Dafür wäre mir die Lebenszeit und meine Daten zu schade. Wichtig ist ein solides, passendes und möglichst rationales Gesamtfinanzkonzept für das ganze Vermögen.

    Du darfst die Abschreibung nicht vergessen. Wenn Du auf 20 oder 25 Jahre Abschreibung, sind das 4 oder 5% im Jahr. Schließlich bekommst Du die Investitionskosten nicht zurück. Instandsetzung (also ein neuer Wechselrichter auf die Zeit...) kämen auch dazu. 11,65% CashFlow minus 5% Abschreibung kommst Du auf eine Nettorendite vom 6,65%.

    Ich würde in jedem Fall die PV Anlage bevorzugen (und die Erträge in ETF und auch sonst noch was stecken). Die Erträge der PV sind "sicher" und schwanken nur um den Strompreis (welcher auf lange Sich aber eher nicht signifikant sinken wird).

    Finanzentscheidungen aber immer ganzheitlich treffen. Singuläre Entscheidungen führen meist nicht zum Ziel.

    Wie ist das sonstige Vermögen allokiert? Wie ist die Altersvorsorge aufgebaut usw.

    Aber eine sichere Rendite von über 6% würde ich mir nicht entgehen lassen. Es kann Dir niemand versprechen, dass Du auf 20 Jahre mit einem Weltaktien-ETF da mehr Rendite machen wirst.

    Das Problem an der PV ist, dass Du die Erträge nicht thesaurieren kannst, also wieder in der Anlage anlegen und vom Zinseszins profitieren kannst. Wenn Du diese aber in einen ETF packst (monatlich), dann wäre das auch gelöst. Ich denke, das wäre mein Weg.

    Wenn Du jetzt 20k in den FTSE All World packst und er auf 20 Jahre tatsächlich die vielbeschworenen 7% p.a. bringt hättest Du nach 20 Jahren ca. 71k. Investierst Du die 20k in die PV und machst einen Sparplan in Höhe von 200€ mtl (also die Gesamterträge) auf den FTSE All World und er bringt die 7% p.a. hättest Du nach 20 Jahren über 100k und eine PV die immernoch Strom produziert.

    Leider ist es bei Anleihe ETF mit dem Aussitzen nicht so einfach wie bei Anleihen, die man sich ins Depot geholt hat und dann einfach abwartet, bis es die 100 zurück gibt.

    Das sehe ich etwas anders. Hätte er vor 3 Jahren eine Anleihe mit 7 Jahren Restlaufzeit erworben, würde er in 4 Jahren halt hundert zurück erhalten, hätte dann aber dann auf die gesamten Jahre, also auch auf die verbleibenden 4 Jahre nur die ursprüngliche und damit geringe Rendite erzielt. Stand heute wäre er ebenso im Minus. In 4 Jahren müsste er dann in eine neue Anleihe gehen, deren Umlaufrendite heute nicht bekannt ist. Außerdem ist das der gleiche emotionale Fehler, wie die Betrachtung der persönlichen Dividendenrendite. Es zählt immer das aktuelle Vermögen bzw der aktuelle Wert und die hierauf in die Zukunft gerichtete Anlagestrategie. Und jetzt hätte er halt noch eine Anleihe mit 4 Jahren Restlaufzeit und entsprechendem Kurs.

    Im ETF nimmt er ab sofort die neuen Zinsen mit und hält die Duration konstant. Wenn der Fonds die Anleihen rollt, kauft er ja auch die neuen dann zu den dann gültigen Kursen, also in diesem Fall halt auch günstiger bzw. mit neuer Umlaufrendite.

    Eine einzelne Anleihe ist aus meiner Sicht nur dann vorteilhaft, wenn ich zu einem konkreten Zeitpunkt einen genau definierten Nominalbetrag erreichen muss. In diesem Fall wäre diese Gewissheit dann mit niedrigeren, als aktuell gültigen Zinsen erkauft gewesen. Wenn man aber mittel- oder langfristig die Anleiherenditen vereinnahmen möchte sind Anleihe-Fonds bzw ETF ein passendes Vehikel. Unsicherer sind die dann nicht.

    Ich persönlich glaube, dass dieses "Hauptsache 100% zurück erhalten" eine Scheinsicherheit ist. Ich weiß zwar, dass ich 100 zurück erhalte, aber dafür lasse ich dann ggfls. Rendite liegen und habe Opportunitätskosten. Auch ist ja garnicht klar, zu welchem Kurs und mit welchem Kupon die Anleihen erworben wurden. Vor 3 Jahren handelte eine Bundesanleihe mit 5% Kupon und 7 Jahren Restlaufzeit bei ca. 135%.

    Nehmen wir an Du hättest 2020 eine 10 jährige Bundesanleihe zur Emission zu 100 gekauft. Kupon war 0. Dann bekommst Du 2030 deine 100 zurück. Dann hast Du zwar die versprochene Rendite von 0% auf 10 Jahre bekommen, aber was hast Du davon? Defacto stehst Du heute bei ca. 10% Verlust und einer Rendite in den kommenden ca. 5 Jahren von ca. 2% p.a.

    Dieses Fixieren auf die 100 ist meiner Meinung nach wenig konstruktiv.

    Das Aussitzen sollte daher mit einer Einzelanleihe genau das selbe sein, wie mit einem ETF. Im vorliegenden Fall ist es hakt die Duration, die das etwas erschwert (und das Wechselkursrisiko).

    Die 100 (die auch nicht unbedingt der Kaufkurs sein müssen) bringen einem rein garnichts, wenn man am Ende dann die Rückzahlung wieder investieren muss/möchte.

    Die Frage, die sich dem TE lediglich stellen sollte, ist die, ob er auf diese Weise in den Weltanleihemarkt investieren will. Wenn ja, wäre es zyklisch und grotesk das Ding jetzt, wo es besser verzinst ist, rauszuhauen. Ein Aggregate Bond unterliegt einer gewissen Vola. Wenn man das nicht will bleibt nur Geldmarkt oder sehr kurzfristige Staatsanleihen. Die künftige Wertentwicklung steht aber auch da in den Sternen. Sie wird jedoch geringer sein, als bei Aggregate Bonds. Ob das der eigenen Definition von "Sicherheit" gerecht wird (nominal und real) kann nur jeder für sich beurteilen. Sowohl die Zinsentwicklun, wie auch die Inflation bleiben ungewiss und ein Vermögensendwert zu einem definierten Zeitpunkt ist weder real, noch nominal verlässlich zu prognostizieren.

    Aktuell ist die Zinsstrukturkurve noch recht "anormal" und Laufzeiten werden nicht besonders gut prämiert. Dennoch liegt die Umlaufrendite des Aggregate Bond ca. 1% und damit ca. 38% über dem der kurzlaufenden Bundesanleihen. Natürlich kann man sich auf der Anleihenseite in Market Timing und Zinsspekulationen üben, aber ob das zuverlässig klappt? Prognosefrei wäre es den Markt zu kaufen und laufen zu lassen, also einen Aggregate Bond ETF zu halten/kaufen. Wer keine Schwankungen im Anleihe-/Nominalteil des Portfolios ertragen will, für den ist das natürlich nichts. Dann muss man aber auch mit weniger Rendite rechnen.

    Das Einzelanleihen (im Falle des Aggregate Bond auch Unternehmensanleihen!) "sicherer" sind, dem widerspreche ich. Unternehmensanleihen gehören gestreut, finde ich. Und bei Einzelanleihen habe ich eine fortlaufende Durationsänderung und damit auch eine Veränderung des Risikos.

    Ich finde es merkwürdig, dass hier bezüglich Aktien immer argumentiert wird, dass man den Markt weder schlagen noch timen kann, bei Anleihen aber davon ausgegangen wird, dass man das schon könnte.

    Wäre es dann nicht einfacher und renditeträchtiger ist, wenn man ein für sich passendes Verhältnis festlegt (60/40, 80/20, etc) und entsprechend die größeren Ausgaben daraus entnimmt?

    Ich denke, das lässt sich nicht abschließend allgemeingültig sagen. Es kommt darauf an, wie oft man wieviel entnimmt, wie die Renditereihenfolge und die Entnahmen zusammenpassen. Aber im Endeffekt macht man es in der Entnahmephase ja auch so (Entnahmen aus der Gesamtallokation).

    Ich für mich habe mich für diesen Weg entschieden. Fast alles, was ich benötige kann ich aus den laufenden Einnahmen bestreiten oder binnen kurzer Zeit daraus ansparen. Daneben habe ich meine persönliche Allokation, aus der ich alles andere und auch die Zeit nach dem Erwerbseinkommen bestreite. Größere Anschaffungen oder Ausgaben, wie zum Beispiel ein Haus oder ein Sabatical usw. würde ich dann auch immer ein wenig von meinem zum konkreten Zeitpunkt vorhandenen Vermögen abhängig machen. Wenn da gerade die Börsen am Boden sind, wenn der Wunsch nach einem eigenen Haus aufkommt, dann wird dieser Wunsch halt vieleicht vertagt.

    Die letzte etwas größere Anschaffung war der Zweitwagen für die Frau. Hier habe ich das Geld in der Nullzinsphase aus dem risikoärmern Teil entnommen, quasi als Eigenkredit, und diesen dann peu a peu wieder aufgefüllt. Im Vergleich zu Leasing oder Finanzierung waren das sichere Zinsen in bedeutender Höhe, die ich so sparte/erzielte. Aber dieses Vorgehen könnte auch mental Accounting sein oder eher dem Ansatz der Fristigkeit entsprechen weil ja nicht aus der Gesamtvermögensallokation entnommen, sondern nur aus dem Anleiheteil. Aber die ersparten Zinsen sind 100% sicher und der jeweilige Restwert steht ja auch dagegen. Keine Ahnung, ob das rational richtig ist?

    Aber gerade, weil ich mein Vermögen nicht nur für viel später sehe, bin ich bei der Allokation hakt etwas defensiver unterwegs, als andere, die beabsichtigten da lange, lange nicht ran zu gehen.

    Ich hatte es aber schon einmal geschrieben: Egal ob ein, zwei, drei oder mehr Töpfe. Am Ende steht da stets eine Gesamtvermögensallokation. Ob jetzt 10% Unternehmensanleihen für die mittlere Frist und 80/20 für die lange, oder gleich 70/30 für alles oder wie auch immer. Es gibt am Ende eine Aktienquote und eine Anleihequote. Wie man die beide Teile umsetzt muss dann jeder für sich entscheiden. Bei einigen kommt dann noch Gold und/oder Immobilien dazu und streng genommen auch noch Ansprüche gegenüber der GRV und das Humankapital.

    Verhaltensökonomisch ist es aber meines Erachtens so, dass viele den langfristigen Vermögensaufbau mental und physisch vom sonstigen Ansparen trennen (möchten). Aber auch hierbei sollte man die Gesamtallokation im Auge behalten, sonst hat man schnell 10% im kurzfristigen, 40% im mittleren und 50% im langfristigen Topf. Wenn man da dann auch "nur" 60/40 fährt liegt die Aktienquote ziemlich niedrig (30%). Dann wirds mit Rendite schwierig und mit GRV Ansprüchen ist man da dann schnell zu 90% in Nominalwerten und Zinspapieren unterwegs.

    Für mich ist die 1 Depot und 1 Allokation Lösung am bequemsten. Ich weiß bei Einzahlungen immer, wohin die gehen müssen und Tagesgeldhopping, Festgeldsuche usw. bleiben mir erpart.

    Aber ich habe auch keine absehbaren materiellen Wünsche. Sollte ich auf ein Ferienhaus oder etwas anderes hinsparen wollen, das in 3 bis 5 Jahren verbindlich realisiert werden soll, dann würde ich dafür vielleicht doch einen Fristigkeitstopf aufmachen? Ob das aber klug ist oder nicht, darüber bin ich mir nicht sicher.

    Also als es kaum Zinsen gab, investiertest Du in Zinspapiere und jetzt, wo die Zinsen höher sind, möchtest Du da wieder raus?! Andersherum wäre vieleicht besser gewesen.

    Zu Aggregate Bonds wird aktuell an anderer Stelle hier intensiv diskutiert.

    So, wie ich das sehe handelt es sich bei Deiner Wahl um ungehedgte globale Anleihen. Was war der Grund dieses Investment zu tätigen. Hat sich dieser Grund nun erledigt?

    Aggregate Bond ETF haben für mich persönlich etwas zu lange Duration. Ob man das Währungsrisiko und die Währungschance eines ungehedgten Investments eingehen will, muss man auch selbst entscheiden.

    Wenn sich Deine Anlagestrategie geändert hat und der ETF da nicht reinpasst, dann weg, wenn nicht, dann bestehen lassen. So würde ich das machen. Man würde ja auch einen ACWI IMI nicht veräußern, wenn er eine Zeit lang negativ rentierte, oder?

    Ich habe heute mit folgenden Zahlen beim Eurojackpot für das Spiel am Freitag einen Schein gelöst: 2,6,11,40,41 Eurozahlen 2 und 22.

    Jetzt habe ich aber gerade gesehen, dass die Zahlen 9,15,28,36,39 und die Eurozahlen 6 und 7 ja viel mehr Gewinn brachten! Mist. Werde jetzt schnell noch einen Schein mit diesen Zahlen lösen, will ja nicht wieder leer ausgehen. Warum den Gewinn liegen lassen??

    Wie funktioniert das mit dem Hebel bei heftigen Abstürzen? Minus 40% bei dreifachem Hebel = minus 120%? Muss man da was nachschießen, oder wie kann ich mir das vorstellen?

    Das wird ja auf täglicher Basis festgelegt. Dass es an einem Tag um 33% und mehr (beim 3 Fach gehebelten) runter geht ist eher unwahrscheinlich. Daher aber auch das Problem mit der Pfadabhängikeit.

    Frohe Weihnachten Euch allen!

    Mir gefällt aber auch der Vorschlag von Ellis und Malkiel in Zeiten niedriger Kuponrenditen diese durch einen vanguard ftse all world high dividend zu ersetzen. Natürlich ist ein Unterschied zwischen Anleihen und Aktien. Gar keine Frage. Der Vorteil wäre 30% Teilfreistellung, die Möglichkeit der Dividendenerhöhung auf Jahre, Sachvermögen, weniger Bankenanteil.

    Das wiederum gefällt mir - unabhängig von Entnahme- oder Ansparphase- überhaupt nicht. Dividendenaktien unterlegiegen genau so dem Aktienmarktrisiko, wie der Gesamtmarkt, jedoch darüber hinaus noch weiteren unsystematischen Risiken. Es gibt keinen mir bekannten Hinweis darauf, dass Dividendentitel sich in Krisen grundsätzlich und systematisch besser entwickeln, als der Gesamtmarkt. Jedoch zeigte die Vergangenheit, dass sie ein höheres Risiko und eine schlechtere Rendite aufweisen.

    Auch, wenn Kurse gefallen sind, spielt es garkeine Rolle, ob Entnahmen selbst gesteuert, oder vom Unternehmen festgelegt werden. Ist die Ausschüttung/Entnahme höher, als der Kursgewinn erfolgt bezogen auf das Depot eine Substanzausschüttung. Für mich ergibt so eine Strategie keinen Sinn. Dazu kommen noch systematische Nachteile der Indexkonstruktionen, die zyklisch Unternehmen, die in Krisen Dividenden kürzen oder aussetzen rauswerfen um sie ggfls. Später wieder zu zu kaufen.

    Die Summe der Dividendenaktien besitzen einen Tilt in Richtung Quality und Value. Diese beiden Faktoren können - müssen aber nicht - in Krisen - je nach deren Auslöser- robuster sein. Aber dies durch Dividenden-ETF zu erreichen ist von hinten durch die Brust. Dann lieber eine Übergewichtung von Quality und Value per Faktor-ETF ins Portfolio holen, als die Nachteile von Dividendenaktien in Kauf zu nehmen.

    Was den Aktienmarktanteil des Portfolios angeht ist meine Meinung recht gefestigt. Marktbreit und Prognosearm. Über Equal Weight oder MarketCap und auch über Faktorengewichtung kann man gerne nachdenken, da bin ich absolut offen. Aber unsystematische Risiken einzugehen - vor allem als Krisenvorsorge - davon halte ich rein garnichts.

    Dividenden sind aus meiner Sicht rechte Tasche, linke Tasche. Daher spielen sie für mich keine Rolle.

    Dieses Jahr liegt die Umlaufrendite bei knapp 4% abzüglich Kosten für Hedge und Verwaltung und die Inflation bei 2-3%. Also maximal 1% im Plus. Vermutlich eher Plus Minus 0.

    Trotzdem ist der Ertrag halt höher, als bei kurzfristigen Bundesanleihen...

    Im Portfoliokontext geht es nicht nur um die reale, sondern auch die nominale Rendite der Anleihen, da diese für die asymetrische Risiko/Rendite Minimierung verantwortlich ist.

    Der LS 60 hat in diesem Jahr weniger als 60% der Performance des FTSE All World. Also selbst mit 40% zinslosem Invest wäre man besser geafahren. Wie kann das sein? Der Aggregate Bond ist halt ziemlich schlecht gelaufen, auch weil wegen der Entwicklung des langen Endes. Er braucht schlicht wegen der Durationen länger um wieder in die Spur zu kommen???

    Nach wie vor, finde ich die LS von Vanguard plausibel und im Sinne von KISS eine gute Sache, die einen ans langfristige Ziel bringen wird. Man kauft schlicht beide Märkte. Ich selbst kann mich dafür aber nicht erwährmen. Ich bleibe vorerst bei kurzen bis mittleren Laufzeiten im Anleiheteil.

    Ich habe nun nochmals mit Curvo gespielt und komme im Backtest 60/40 (mit vorsicht zu genießen und Zeit auch recht kurz) zu dem Ergebnis, dass von März 2009 (ältere Daten finde ich nicht) bis Nov. 2024 es im Hinblick auf die SharpeRatio keinen wirklichen Unterschied machte, ob Aggregate (EUR Aggr. genommen, weil längste Datenhistorie) oder 0-1j € Government Bonds. Die Rendite ist halt höher mit Aggregate, die Vola halt aber auch. Nimmt man nur den Zeitraum bis März 2020, sieht es anders aus. Da ist die Kombi Aggregate/ACWI IMI deutlich besser, als ACWI/€ Government Bond 0-1J. Das beste SharpeRatio gibts aber bei ca. 80/20 und nicht 60/40. 80/20 mit Aggregate hätte bei Einmalanlage eine Sharperatio von 1,27 vs ACWI 0,91 erreicht. € Government Bond 0-1J trugen nicht zu einer besseren risikoadjustierten Rendite im Vergleich zum ACWI IMI bei (gab ja keine Zinsen).

    Ich bleibe dabei: Diversifikation ist Trumpf, wenn es um risikoadjustierte Rendite auf die mittlere oder lange Frist geht. Mein kleiner laienhafter Backtest bestätigt die Annahmen der Portfoliotheorie weiterhin. Ein höherer Aktienanteil zur Erreichung höherer Rendite geht aber halt auch möglich, gerade langfristig. Geringe Schwankungen im Nicht-Aktienteil beruhigen emotional und für den Durchschnittsanleger ist es wichtig überhaupt mit signifikantem Anteil in Aktien zu gehen und die allergrößten Renditehemmnisse sitzen vor dem Depot. Insofern ist der Rat der Aktienfans Kommer, Beck und Walz durchaus richtig. Alles was dann kommt sind Nuancen. Aber auch, wenn in Niedrigzinsphasen 80/20 das neue 60/40 sind, so ist ein Multiassetansatz sicher weiterhin durchaus legitim. Ob die Risikoprämie bei Anleihen einem ausreichen, muss jeder selbst beurteilen. Wer aber das Risiko diversifizieren möchte fährt mit einem Aggregate Bond nicht schlecht. Ob es weltweit und dann gehedged oder gleich nur Euro-Aggregate Bonds sein sollen muss auch jeder für sich entscheiden. Auch kann man sich den Anleiheteil ja nach seinem Gusto selbst stricken und die Zusammensetzung selbst festlegen. Wer ausschließlich auf kurze Staatsanleihen setzt ohne den Aktienteil zu erhöhen lässt Rendite liegen.

    Für die mittlere Frist kann ich immernoch nicht nachvollziehen, wieso man da 1/3 der Rendite liegen lassen und auf kurze Staatsanleihen oder Geldmarkt statt Aggregate oder Unternehmensanleihen mit kurz- bis mittlerer Duration gehen sollte. Da wird über TER Unterschiede der Aktien- ETF von 0,1 diskutiert und Tagesgeldhopping für ein paar zeitlich befristete Basispunkte praktiziert, anstatt in der mittleren Frsit in ein Anleihenportfolio mit passender Duration zu gehen. Aber Private scheuen (Unternehmens-)Anleihen extrem.

    Naja, kann jeder machen, wie er will. Ich schaffe es emotional jedoch nicht mein Vermögen noch stärker dem Aktienmarktrisiko auszusetzen aber das Anleihenmarktrisiko für ein paar Basispunkte bin ich durchaus bereit zu tragen. Langfristig (> 15 Jahre?) denke ich, würde ich mit 70/30 und nur Staatsanleihen im Portfolio jedoch im Bezug auf die Gesamtrendite ziemlich sicher besser fahren, als mit meiner aktuellen Allokation. Mit 80/20 oder sogar 100/0 wahrscheinlich auch (zumindest auf 20+ Jahre ziemlich sicher sogar).

    Schreib sowas nicht! Die Leute hier sind ausgesprochen unsensibel bezüglich Satire. Die merken nicht, wie Du das gemeint hast - nämlich ironisch! Ich habe vorsichtshalber mal das Zitat durchgestrichenm damit Dein Vorredner nicht auf dumme Gedanken kommt.

    Ich schrieb ja auch noch ein wenig mehr... Ich gehe mal davon aus, dass mein gesamtes Posting schon geeignet sein könnte Menschen zum Nachdenken anzuregen.

    Sofern wir es hier nicht - wie zu vermuten ist - mit einem Troll zu tun haben, haben wir es mit einem Mitmenschen zu tun, dem die Marktrendite der in der Vergangenheit reditestärksten Assetklasse nicht reicht, denn diese ermöglicht dem Durchschnittsverdiener schlicht nicht bei erträglicher Sparrate in einem überschaubaren Zeitraum so viel Wohlstand anzuhäufen, dass man das Arbeiten einstellen und die süßen Seiten des Lebens genießen kann. Er ist überzeugt, dass da noch mehr gehen muss. Damit steht er nicht alleine da, erlebte ich es im persönlichen Umfeld mehr als ein Mal. Über Jahre wird Geld nahezu unverzinslich in Bankguthaben angespart und auf die geniale Anlageidee gewartet gegen die Windmühle Inflation gearbeitet und irgendwann- nach hohen Opportunitätskosten - dann der Startschuss gesetzt. Erstmal mit Teilen des angesparten Vermögens in renditeträchtige Trends investiert, dann mit Einzelwerten spekuliert. Hin und Her getradet. Währenddessen tickt die Uhr des Lebens und man hat viele Jahre schlicht liegen gelassen.

    Das Ergebnis lässt sich dann immer wieder in Studien nachlesen. Der Durchschnittsanleger lässt selbst bezogen auf die seiner Meinung nach mickrige Marktrendite 2/3 liegen. 85% erreichen diese schlicht nicht (und das noch nichteinmal mit dem investierten Teil des Vermögens, der oft viel zu klein ist).

    Es ist eine schmerzliche Erkenntnis, dass das Renditepotenzial halt begrenzt ist und, dass für viele Erwerbsarbeit über lange Zeit einen Teil des Lebens ausmachen wird.

    Der Kapitalmarkt ist abstrakt, uns fehlt ein Sinn für Geld und exponentielles Wachstum. Wir treffen Finanzentscheidungen oft sehr emotional und auf Basis eifacherer Heuristiken. Da ist der Mißerfolg garantiert. Dazu kommt noch das unser Risikoverständnis unzulänglich ist. Wir haben Angst vorm Fliegen und nicht vor der Fahrt zu Flughafen. Wir haben Angst vor Schlangen, obwohl Mücken viel gefährlicher sind. Usw. So denkt der TE darüber nach eine eigene Selbstständigkeit zu gründen mit dem Kapital, anstatt in bereits erfolgreiche Unternehmen zu investieren. Dass bereits nach 1 Jahr nur noch ca. 75% der gegründeten Unternehmen noch existieren wird ausgeblendet. Nach 5 Jahren sind 75% gescheitert, von den verbleibenden 35% werden auch nicht alle Gründer reich. Risiko, Wahrscheinlichkeiten etc. sind schlicht zu abstrakt für ihn.

    Mit meinen Fragen wollte ich anregen sich einmal über die grundsätzlichen Zusammenhänge und Funktionsweisen des Kapitalmarkts auseinander zu setzen. Bücher lesen hält der TE für überflüssig, da ja alles logisch ist. Dennoch möchte er von uns die Absolution. Was will man da machen???

    Manchmal sind es grundsätzliche und einfache Fragen, die einen in die richtige Richtung bringen können:

    - Da draussen gibt es tausende große Investmenthäuser mit den besten Spezialisten, den neusten Tools und viel Geld im Rücken. Selbst deren Fonds bringen meist nicht einmal die Marktrendite. Woran kann das liegen, warum denke ich mit einfachen Heuristiken auf Basis frei verfügbarer Infos besser zu sein, als diese hochprofessionelle Finanzindustrie?

    - Jedem Kauf steht ein Verkauf gegenüber. Glaube ich, dass die konkrete Aktie zum aktuellen Kurs ein enormes Potenzial bietet, muss auf der anderen Seite zwangsläufig genau gegenteiliger Meinung sein. Warum also denke ich, dass ich recht habe und nicht der Verkäufer? Wer ist der Verkäufer? Morgan Stanley vieleicht, weil das 300 köpfige Anlage- und Researche-Team die Aktien für schlecht hält?

    - Die Finanzbranche ist riesig und lebt von Provisionen und Gebühren, die sich auch ander Höhe der angelegten Vermögen und deren Renditen orientieren. Wenn es also eine Möglichkeit gäbe mehr als diese 7% dauerhaft zu erzielen, warum macht es dann kein Fonds? Der hätte Zulauf ohne Ende.

    - Wenn die breite Masse da draußen mit 7 oder 8% Rendite "zufrieden" ist, ist es dann überhaupt möglich dauerhaft mehr zu erzielen? Die Marktpreise sind ja dann auf diesen Erwartungswert ausgerichtet. Wie soll ich dann günstiger kaufen können?

    usw.

    Spätestens bei der Beantwortung der Fragen sollte einem aufgehen, dass man wahrscheinlich deutlich weniger weiß als die Profis und, dass es wenig sinnig ist mit diesen zu wetten. Man sollte erkennen, dass man sich vieleicht mal intensiver mit der Kapitalmarktforschung auseinander setzen sollte. Aber am Ende könnte das bittere Erkenntnisse mit sich bringen. Zum Beispiel:

    - Für langfristig (> 20 oder 25 Jahre) eine hohe Wahrscheinlichkeit auf 7-8% Rendite zu haben muss man schon einiges ertragen (Vola, Crashs...). Das kann schwierig sein.

    - Man selbst hat keinen Einfluss auf die Marktrenditen der einzelnen Assetklassen

    - Das Marktrisiko lässt sich nicht wegdiversifizieren, absichern oder vermeiden

    - Als Anleger bin ich selbst eines der größten Renditehemmnisse und schon ganz natürliche Verhaltensweisen können leicht große Teile des Erfolgs verhageln (Market Timing, falsche/unpassende Assetallokation, in Krisen die Nerven verlieren...)

    - Rendite wird nicht durch die fanciest Produkte, kreativsten und außergewöhnlichesten Strategien erzielt, sondern durch kostengünstiges, langweiliges Anlegen in die jeweiligen Assetklassen. Die Kunst ist dabei die Disziplin, das Durchhaltevermögen, die Füße still zu halten, stoisch zu bleiben und das Ding ins Ziel zu bringen

    Auf der einen Seite ist Kapitalmarktanlage sehr einfach: Level1 Allokation wählen, den Aktienteil über einen FTSE All World abbilden und den Anleiheteil nach eigenem Gusto mit Geldmarkt, Staatsanleihen oder/und Unternehmensanleihen abbilden, fertig. Auf der anderen Seite ist es aber auch verdammt schwer. Keine Einzelaktienspekulationen tätigen, keinem Verkäufer auf den Leim gehen, starten trotz All time high, trotz Schwankungen dabei bleiben, sich nicht von vermeintlichen Erfolgsstories anderer vom Weg abbringen lassen, Finanzp*rnographie ausblenden, keine Immobilieninvest über Influencer ungesehen starten, sich nicht von Untergangspropheten verleitet lassen usw. Kapitalmarktanlage ist so schwer und einfach zugleich.

    Wer das früh erkennt ist der Gewinner. Andere sammeln ihre Erfahrungen bis in hohe Alter und dann ist es schlicht zu spät.

    Wäre der Nasdaq gut im Hinblick auf schnellere Rendite, wie würdet ihr vorgehen?

    Ich persönlich würde davon abraten. Da sind ja auch die ganzen Underperformer mit drin. Wieso nicht einfach ein vernünftiges Unternehmen mit hoher Rendite nehmen. Oder vielleicht 2 oder 3, denn Diversifikation ist ja Trumpf, das weiß man. Das dann bis zur Korrektur durchziehen und dann umschichten in stark unterbewertete Unternehmen mit robustem Geschäftsmodell, hoher Preissetzungsmacht und hervorragender Marge. Vieleicht dazu noch zur Absicherung Bitcoin bevor der auf 1 Mio steigt. Bezüglich Europa bin ich bei Dir. Da würde ich erst zum Tiefpunkt und kurz vor der Erholung einsteigen, das kann aber noch dauern. Emerging Markets kann man weglassen, da ist ja fast garkeine Rendite.

    Alternativ könnte man aber auch hinterfragen, warum Finanztip, Stiftung Warentest, Bogle, Kommer, Beck, Walz usw. eher zu prognosefreiem und marktbreiten Investieren raten und wieso die meisten Fonds langfristig den Markt nicht schlagen. Vieleicht sind das dann auch die Gründe, wieso von erfahrenen Mitgliedern hier im Forum ähnliches geraten wird?

    Man könnte auch mal die Bücher von Walz, Kommer, Bogle lesen und schauen, ob man bezüglich Kapitalmarkt noch etwas lernen kann und, ob das eigene Marktverständnis vieleicht etwas falsch sein könnte.

    Dann könnte man sich noch fragen, warum deutsche Privatanleger nur etwa 3% Rendite p.a. machen und wieso 85% der Privatanleger nicht einmal die Marktrendite einfahren.

    Usw.

    Ich persönlich habe mich gegen den Nasdaq entschieden und bilde den Aktienteil meines Portfolios weltweit inkl. Emerging Markets und SmallCaps ab. Meine Aktienquote im Langfristdepot beträgt aktuell 60%. Persönlicher, langfristiger Erwartungswert meines Portfolios liegt bei 6-7% p.a. . Mache ich alles falsch? Obwohl ich mich für einigermaßen informiert halte?

    Dein Geld, Deine Entscheidung, Deine Verantwortung. Viel Erfolg! Berichte mal, was es geworden ist und wie es läuft.

    Finde ich gut. Welche Produkte nutzt du denn dazu?

    Immer so wenig Verpackung wie möglich und so viel, wie nötig ;)

    Im Ernst:

    Bundesanleihen: direkt

    Unternehmensanleihen: FIO

    Fremdwährungsanleihen: direkt

    Bei Bundesanleihen oder singalesischen Staatsanleihen brauche ich keine Diversifikation, daher halte ich die direkt. Allerdings habe ich dadurch eine schwankende Duration... Überlege daher perspektivisch auf einen Bundesanleihen ETF zu gehen. Mal schauen...

    Ich finde, Deine Gedanken sehr nachvollziehbar. Ich frage mich allerdings, ob sie nicht geeignet sind, den Versuch, eine unbestimmte mittlere Frist mit bestimmten Produkten abzudecken, generell in Frage zu stellen.

    Die Beantwortung dieser Frage ist aus meiner Sicht nicht eindeutig möglich und neben den rationalen Themen spielt hier auch die Verhaltensökonomie eine Rolle.

    Wir alle tun uns schwer den Anlagehorizont eines jeden einzelnen Euros auch nur annähernd genau zu bestimmen. Meist sparen wir auf unbestimmte Zeit. Oft sind es daher Bauchentscheidungen die dem ganzen zu Grunde liegen. Auch möchten wir nicht das ganze Geld gefühlt für lange Zeit wegschließen. Auf der anderes Seite kann sich mental accounting aber auch sehr negativ auf das Gesamtergebnis auswirken.

    Am Ende steht jeder mit einer Gesamtallokation da, egal, ob er in Fristigkeiten denkt oder einfach eine konkrete Allokation fährt.

    Daher habe ich nur zwei Töpfe: kurz, inkl. Notfallliquidität auf Giro und Tagesgeld und alles andere im Depot. Für alles Andere fahre ich einen dynamischen Multi-Asset-Ansatz. 60/40 mit antizyklischer Erhöhung der Aktienquote im Crash-Fall. Mein Anleiheanteil besteht aus drei Komponenten: Bundesanleihen als Sicherheitsanker (kurz), Unternehmensanleihen als Diversifikation und Rendite, sowie Fremdwährungsstaatsanleihen als Versicherung.

    Nur diese zwei Töpfe und keinen mittelfristigen zu haben erfordert aber Disziplin und Überblick. Für einige Menschen ist es einfacherer einen langfristigen Topf ("Altersvorsorge") zu haben an den man sich vornimmt bis zur Rente nicht ranzugehen. Das verhindert den Überblick zu verlieren, zu viel zu entnehmen und sich daran zu gewöhnen aus diesem Topf zu entnehmen. Viele sind es gewohnt für das neue Auto, Urlaube oder ein neues Badezimmer anzusparen. Da bietet sich ein mittlerer Topf an. Auch scheuen viele davor zurück, Geld in einen Topf zu legen, den sie mental für lange Zeit wegschließen wollen. Auch da hilft eine Dreitopfstrategie. Und so weiter. Ich denke, wie gesagt, ein richtig oder falsch gibt es da nicht.

    Wenn man zu einem bestimmten Datum einen bestimmten Betrag braucht, ist es egal, wie viel der real Wert ist. Dann ist FG/Bundesanleihe bis zur Fälligkeit die beste Option. Es würde auch nicht helfen, einen FiO o.ä. zu haben, der vielleicht die Inflation schlagen kann, in dem Moment zusätzlich zu Inflation auch noch im Minus ist.

    Das ist richtig. Aber wie oft kommt das vor? Und ist das nicht mentale Buchführung? Ich könnte das Geld ja auch aus dem Gesamttopf entnehmen, wenn ich es benötige. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass nach 5 oder 7 Jahren der FIO nominal im Minus ist?!? Was soll da passieren, dass es so kommt? Wieviel im Minus könnte der stehen. Rechne mal verschiedene Szenarien. Den FIO gibts ja noch nicht so lange, aber schau mal hier Unternehmensanleihen 1-5J . Trotz des Jahres 2022 (Ereignis einmal in 70 Jahren!) ist der auf 5 Jahre im Plus. Aber nochmals: Wie oft kommt es vor, dass ich nun einen Betrag habe, den ich zu definiertem Zeitpunkt nominal genau so benötige und ich einen möglichen Verlust nicht durch anderes Kapital ausgleichen kann? Wenn der nach 5 Jahren 3% im Minus steht (unwahrscheinlich) dann sind da statt zum Beispiel 10.000 nur 9700€. Am Ende ist es doch am klügsten das zu tun, was langfristig die bessere Lösung ist, auch, wenn ich bei einer Verkettung unglücklicher Umstände zwischenzeitlich mal einen kleinen Verlust realisieren muss, oder nicht. Am Ende zählt das Endergebnis. Sonst dürfte ich ja auch nicht in Aktien gehen, weil ich Scheidung, Jobverlust, Weltuntergang oder sonst was befürchte.

    Wenn man aber die von dir beschriebene unbestimmte mittlere Frist abdecken möchte, wäre man vielleicht besser mit einer Entnahme aus seinem 80/20, 70/30, 60/40 o.ä. Portfolio bedient. Eine mittlere Frist 20 Jahre lang mitzuschleppen bringt ja auch nichts. Und langfristig helfen gegen Inflation nur Sachwerte.

    Ja, rational sicher der bessere Weg. So praktiziere ich das auch. Aber die Praxis vieler Anleger ist halt anders. Da hat man halt einen gewissen Betrag auf unbestimmte mittlere Frist (meist auf Tagesgeld oder Giro). Da geht man dann ran, wenn Küche oder Auto neu muss und füllt das wieder auf. Im Mittel liegen dann da 30, 40 oder 50 Jahre lang 5 stellige Summen schlecht verzinst rum. Eine klare Struktur mit einem mittleren Topf, der etwas mehr Rendite bringt macht da dann schon Sinn.

    Wie gesagt, am Ende ist das immer auch eine Frage der Anlegerpersönlichkeit und nicht allgemeingültig zu sagen. Wenn jemand 15% seines liquiden Gesamtvermögens in der mittleren Frist mit 25% Bundesanleihen/GM und 75% Unternehmensanleihen € IG liegen hat und dafür den Rest für die lange Frist in einem 90/10 oder 80/20 Portfolio, kommt dieser Anleger ja auch unterm Strich auf ein 76,5/33,5 oder 68/32 Gesamtallokation raus. Er könnte schlicht dann auch diese Allokation dauerhaft fahren, aber mental macht es einen Unterschied.

    Wer absolut keine Vola und Risiko erträgt, muss in sehr kurzen Bundesanleihen bleiben. Wer aber mehr Rendite möchte und dafür etwas mehr Vola (FIO bisher glaube ich 2%!) erträgt ist bei Unternehmensanleihen nicht schlecht aufgehoben, wie ich finde. Das Risiko ist sehr überschaubar und wird mit ca. 1,5% langfristiger Mehrrendite belohnt. Ob da nach 5 Jahren 20.000, 21.000 oder nur 19.800€ inkl. Rendite angespart wurden ist für die meisten irrelevant, denke ich. Auf lange Frist wird man aber mit etwas mehr Risiko wirtschaftlich besser dastehen.

    Ich persönlich denke, dass gerade von Privatanlegern in Deutschland das Risiko von Unternehmensanleihen deutlich überschätzt wird. Es handelt sich um eine riesige Assetklasse, warum also sollte ich diese nicht nutzen um mein Portfolio zu diversifizieren und/oder auf die mittlere Frist etwas mehr Rendite einzufahren? Zu berücksichtigen ist jedoch, dass auf Grund der Einlagensicherung bis 100k Bankeinlagen sicherer sind, als sie es eigendlich wären. Daher ist das für den Privatkunden bis 100k durchaus eine Alternative. Aber die Bank will ja mitverdienen und so kommt da leider auf lange Frist nicht so viel bei rum. Eigentlich ist eine Bankeinlage auch nur eine Unternehmensanleihe auf unbestimmte Laufzeit.

    Aber im Portfoliokontext - gerade bei hohen Aktienquoten - ist der Unterschied von Staats- zu Unternehmensanleihen nicht so gravierend. Bei 20% Anleiheanteil sprechen wir von 0,15% p.a. höherem Erwartungswert des Gesamtportfolios, wenn man die Hälfte der Staatsanleihen durch Unternehmensanleihen ersetzt. Geht man dabei noch von der Duration um 2 Jahre hoch sind es vieleicht 0,2% p.a. . Daher ist das ganze wirklich nur eine Nuance und es ist sicher nicht falsch, einfach in Staatsanleihen zu bleiben. Man könnte auch die Aktienquote von 80 auf 82% anheben und hätte den selben Erwartungswert. Ich fahre aber eine geringere Aktienquote und glaube an Diversifikations- und Korrelationseffekte. Da gehört die Assetklasse Unternehmensanleihen einfach mit rein. Auch Immobilien würde ich grundsätzlich mit aufnehmen, wenn da nicht das Losgrößenproblem, die enormen Transaktionskosten und der Aufwand wäre. Geeignete Vehikel für ein breites, kostengünstiges Investment in Immobilien sind noch nicht erfunden. Daher bleibe ich da raus.

    Oft wird ja bei dem global aggregate Bond ETF argumentiert, dass er mit der Duration von 7 Jahren ein entsprechendes Zinsänderungsrisiko hat. Das stimmt schon, aber relativ sich dass nicht, wenn man das mittels eines Sparplans über einen sehr lange Zeitraum (20 Jahre beispielsweise) macht ?

    Er hat halt eine deutlich höhere Vola, aber auf die lange Frist ist Vola ja eher ein kleineres Risiko. Ich finde es nachvollziehbar den Heuhaufen zu kaufen, tue es jedoch selbst nicht. Laufzeiten werden aus meiner Sicht nicht ausreichend prämiert, dafür hat man im Portfoliokontext eine bessere Diversifikation und deutlichere Korrelationseffekte. Am Ende kommt man so oder so ans Ziel. Der Markt wirds richten. Ich bleibe bei 1-2 jährigen Bundesanleihen, weil kaum Vola und sehr sicher, sowie Unternehmensanleihen von 3,x Jahren, weil Diversifikation und Rendite bei geringer Vola.

    Ich denke es gibt in diesen Nuancen kein richtig oder falsch. Swenson wollte unbedingt das Risiko von Unternehmensanleihen vermeiden und holte sich dann durch Reits ein noch höheres Risiko rein und performte seine Benmarkt unter. Deswegen KISS und nicht zu viele Gedanken im Kleinklein machen.

    Als "passiver" Investor ist Life Strategy mit Aggregate Bond wohl das passivste was es gibt. Man kauft den Markt. Natürlich kann man meinen, dass die MarketCap des Aktienanteils die Blasen und Übertreibungen voll mitnimmt und, dass der Aggregate von den Instis dominiert wird, die die langen Durationen brauchen für ihre Risikobudgets. Aber das ist halt der Markt... Am Ende wird es auf lange Sicht gesehen funktionieren. Wenn man stattdessen die Gewichtungen bei Aktien durch EW oder BIP oder einer Kombi ändert und sich auf Bundesanleihen oder GM im Anleihebereich beschränkt, wird auch das funktionieren. Wer besser fährt, das wissen wir in 30 Jahren zumindest für die dann zurückliegende Zeit.

    Wenn wir die gröbsten Fehler vermeiden ist alles gut. Diese wären:

    Nicht investieren

    Nur nominal anzulegen

    Einzelwetten, unsystematische Risiken

    Zyklisch handeln

    In Krisen abspringen

    ...

    Kommer hat mal dargelegt, dass Fonds-Anleger deutlich über 1% p.a. liegen lassen, weil sie dazu tendieren in guten Börsenphasen mutiger zu werden und mehr zu investieren, als in schlechten. Wenn man dazu dann noch zyklisch an der Allokation dreht wirds heftig. Davor schützt in gewissem Maße KISS und LifeStrategy. Ob da nun die Duration 7 oder 5 Jahre ist, spielt eine sehr untergeordnete Rolle, denke ich.

    Die Frage finde ich auch interessant. Beck hat uns ja erfolgreich den Floh mit der mittleren Frist ins Ohr gesetzt.

    Wenn es sich so verhält, wie von Dir beschrieben, gibt es ja ein konkretes Datum, zu dem eine konkrete Summe benötigt wird. In dem Fall ist Festgeld innerhalb der Einlagensicherung die beste Option. Die Rendite liegt gerade auf dem Niveau von Unternehmensanleihen, es ist aber ähnlich sicher wie Staatsanleihen.
    Da würde ich auch kein iBond Experiment machen.

    Oberhalb der Einlagensicherung bleiben eigentlich nur AA-AAA Anleihen.

    Bei allem anderen gibt es das Risiko, das etwas anderes als erhofft herauskommt.

    Ich denke, dass wir da manchmal ein nicht ganz korrektes Verständnis der Sachlage haben. Wenn ich eine konkrete nominale Summe zu einem konkreten und definierten Zeitpunkt benötige und kein sonstiges Vermögen besitze, dann ist das sicherste eine Bundesanleihe mit genau passender Fälligkeit zu wählen (am besten mit Nullkupon).

    Die Realität sieht aber meist anders aus. Zum Einen ist sie nicht nominal sondern real. Da kommt dann der Unsicherheitsfaktor Inflation ins Spiel. Zum Anderen ist unser mittelfristiges Sparen nicht auf einen konkreten Tag der Entnahme ausgerichtet, sondern einem diffusen Zeitraum. Da kann es halt schon Sinn ergeben etwas renditeorientierter vorzugehen.

    Wir dürfen auch nicht glauben, dass der Geldmarkt "sicher" ist und die kurzfristigen Zinsen als Maßstab nehmen. Niemand kennt die Rendite im kommenden Jahr und erst recht nicht auf die nächsten 5 Jahre. Investiere ich nun Geld für eine Frist von 5 Jahren im Geldmarkt, wette ich darauf, dass die GM Zinsen stabil bleiben. Auf 5 Jahre bringen Staatsanleihen aktuell so 2,1% und Unternehmensanleihen IG so ca. 1,5% mehr.

    Ich denke man sollte sich vom Garantiegedanken etwas verabschieden. Es gibt schlicht keine. Wir sollten - und das tun wir bei Aktien ja auch - lernen in Wahrscheinlichkeiten und Bandbreiten zu denken und Chancen zu nutzen, auch bei Anleihen.

    Auf lange Sicht werden Unternehmensanleihen ca. 1,5% mehr abwerfen, als Staatsanleihen und auch als Tagesgeld. In der Praxis wird es vorkommen, dass wir über 30 oder mehr Jahre einen mittelfristigen Topf vorhalten, teilweise entsparen und wieder auffüllen, da macht eine entsprechende Mehrrendite einen gewaltigen Unterschied.

    Egal ob Tagesgeld, Geldmarkt oder Anleihen-ETF, ich weiß schlicht nicht, was ich wann haben werde, weder nominal noch real. Aber ich weiß, dass es - wenn der Markt funktioniert- ich mit Unternehmensanleihen mehr haben werde.

    Was kann denn passieren? Die Zinsen bleiben nun 1 Jahr stabil, dann habe ich ca. 103,5%. Im zweiten Jahr sinken die Zinsen um 1%, dann stehe ich bei ca. 111%. Dann steigen die Zinsen im 3. Jahr um wieder um 1% dann stehe ich grob bei 112%. Im 4. Jahr steigen die Risikospreads wegen schlechter Wirtschaftlage um 2%, dann stehe ich bei grob 113%. Im 5. Jahr bleibt alles beim alten. Dann stehe ich bei ca. 115%. Wenns anders kommt halt bei nur 108 oder bei 120%. Das ist nur ein grobes und stark vereinfachtes Beispiel um die Dimensionen aufzuzeigen. Was muss den passieren, dass ich nach 5 Jahren weniger habe als jetzt? Die Zinsen müssten schon nächstes Jahr um 4% steigen. Oder 20% der IG Unternehmen müssten insolvent gehen ohne vorher das IG zu verlieren...

    Ich denke wir übertreiben es in der mittleren Frist mit unserem Sicherheitsdenken. Am Ende wissen wir ja schlicht auch nicht ob das neue Auto 54k oder 58k oder die neue Küche 15k oder 17k kosten wird. Von Inflation ganz zu schweigen.

    Wenn ich in 5 Jahren wirklich verbindlich einen definierten Nominalbetrag von 10k benötigen würde, könnte ich ne Nullkupon Bundesanleihe zu ca. 90% kaufen und die restlichen 1000€ in Aktien investieren. Also sogar ein 90/10 Portfolio geht auf mittlere Frist nahezu ohne Risiko.

    Aktuelles Jahr: GM im Schnitt 3,5%, FIO 5,5%.

    Ich persönlich halte es durchaus für legitim für die mittlere Frist von 3 bis 7 Jahre auf oder auch auf Unternehmensanleihen zu setzen. Allerdings nur, solange die Zinsen nicht wieder gegen Null gehen, da dann der Risikopuffer dahin schmilzt.

    Genau so, wie ich sage, dass ich für die lange Frist signifikant auf Aktien setze, weil die erwartete Rendite dort höher ist, als bei Anleihen, sage ich mir für die mittlere Frist, dass ich da auf Unternehmensanleihen gehe, weil diese halt eine höhere Verzinsung bringen werden. Selbst in den Nullzinszeiten brachten Unternehmensanleihen ca. 1,3 bis 1,5% mehr als Staatsanleihen gleicher Duration. Nur fehlt dann - das haben wir gesehen - der Sicherheitspuffer, den die Kupons gegenüber steigenden Zinsen bieten. Daher war mir das damals zu riskant.

    Ich hoffe Ihr versteht, was ich sagen möchte.