60/40 Portfolio mit mehreren ETFs vs. Vanguard Lifestrategy 60

  • Die Voraussetzung ist, dass man die 60/40 beibehält.

    Wenn man die Assetklassen getrennt hält, ist man natürlich flexibler und könnte das Verhältnis verändern. Ob das aber ein Vor- oder ein Nachteil ist, wäre nochmal eine andere Diskussion (es läuft auf Market Timing raus).


    Jetzt weiß ich was du meinst. Das ist klar. Wenn man bei zwei getrennten Assets immer 60/40 beibehält, genau wie beim LifeStrategy, gibt es keinen Unterschied, weil man im Crash zwar gezielt aus dem Anleihe-Topf entnehmen kann, sich dann allerdings das 60/40 trotz Aktienverluste Richtung 70/30 verändern würde und man wieder am Tiefpunkt Aktien verkaufen muss, um auf 60/40 zu kommen.

    Ich bin davon ausgegangen, dass der Anleger während des 50% Crashs nur aus dem Anleihe-Topf entnimmt und bis zur Erholung (in deinem Beispiel sind es 100 Euro / Aktienanteil) das Portfolio nicht rebalanced. Das ist in der Tat Market Timing, weil man die Aktienquote nach dem Markt ausrichtet.

  • Egal wie der Aktienmarkt und der Anleihenmarkt steht. Ob nun 80 zu 20, 55 zu 45 oder 30 zu 70....es wird immer das ursprüngliche Verhältnis von 60 zu 40 hergestellt. Will ich 100 Euro entnehmen so sind immer 60 Euro Aktien und 40 Anleihen dabei im Verhältnis.

    Schade, dass ich den Blog nicht mehr finde vor gut einer Woche. Da hat ein Amerikaner einen Lebensanalyse mit regelmäßigen Updates gemacht. Der Vanguard Lifestrategy war sein One and Only 1 ETF Product.

    Mega zufrieden aus den bekannten Gründen: steuerfreundliches Rebalancing, kostengünstig, emotionslos, zeitsparend und risikoadjustierte Rendite.

    Nur nach 20 Jahren haben sich die Verhältnisse geändert: Er wollte/musste das Darlehen vorzeitig zurück zahlen. Er war gedrungen Aktien mit zu verkaufen was er so eigentlich nicht wollte. Zinseszinseffekt. Also hatte er sich mit seiner Frau besprochen alles zu verkaufen, das Darlehen zu tilgen und für die Zukunft das restliche Geld wie folgt anzulegen: Aktien ETF und short term US Treasury Anleihen ETF.

    Und so sind wir wieder beim Gerd Kommer Modell: risikoreich und risikoarm im Rahmen der persönlichen Risikotragfähigkeit und Ziel.

    Bin über die Bogleheads aufmerksam geworden von Lars Kroijer einen ehemaligen britischen Hedgefonds Manager. Je mehr ich mir von dem gebe (genialer Kerl) desto mehr bin ich überzeugt, dass mein schlichtes 1 Aktien ETF und kurzlaufende deutsche Staatsanleihen Depot eine wirklich gute vernünftige Strategie ist. Ich war mir zwar vorher schon ziemlich sicher aber man sollte trotzdem nicht blind durch die Welt laufen und sich Meinung anhören und abwägen. Aber was er und auch Bill Bernstein (siehe sein no brainer Portfolio was auch so ähnlich in die Richtung geht) haben mich darin bestärkt von meiner Überlegung den Vanguard Global Aggregate Bond mit aufzunehmen Abstand nehmen lassen. Der risikoarme Anteil muss zwingend so sicher wie nur möglich angelegt sein.

    Auch bin ich nochmals bestärkt kein Factor-Investing zu wählen. Nicht nur wegen der Rückkehr zum Mittelwert sondern weil Indexing ein geschlossenes System ist. Ergo kann Factor-Investing nach meinem Verständnis nicht funktionieren.

    Übrigens habe ich von Lars Kroijer ein Video gefunden aber noch nicht gesehen wo er Stellung nimmt zu einem 60/40 Portfolio und was es bedeutet in Zeiten von Nullzinsen:

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    Was ich gut finde:

    (Wenn auch nicht wirklich was neues aber es verdeutlicht es trotzdem nochmals zur Auffrischung 😅)

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  • Ich bin davon ausgegangen, dass der Anleger während des 50% Crashs nur aus dem Anleihe-Topf entnimmt und bis zur Erholung (in deinem Beispiel sind es 100 Euro / Aktienanteil) das Portfolio nicht rebalanced. Das ist in der Tat Market Timing, weil man die Aktienquote nach dem Markt ausrichtet.

    Die Frage wäre hier, wie sich das regelbasiert darstellen ließe.

    Würde man dann gar nicht rebalancen, damit man die Anleihenreserve möglichst lange hat, während die Aktien unter Wasser sind? In dem Fall würde man Renditepotential verschenken.

    Im o.g. Beispiel der Entnahme im Crash hätte man trotzdem noch 20% mehr Aktienanteile als vor dem Crash.

    Ginge es danach wieder hoch, stünde man mit Rebalancing besser da.

    Wenn man das konkret durchdenkt, gibt es so viele Eventualitäten, dass man wahrscheinlich auf keine wirklich regelbasierte Strategie kommt, sondern eher nach Gefühl entscheiden müsste.


    Nur nach 20 Jahren haben sich die Verhältnisse geändert: Er wollte/musste das Darlehen vorzeitig zurück zahlen. Er war gedrungen Aktien mit zu verkaufen was er so eigentlich nicht wollte. Zinseszinseffekt. Also hatte er sich mit seiner Frau besprochen alles zu verkaufen, das Darlehen zu tilgen und für die Zukunft das restliche Geld wie folgt anzulegen: Aktien ETF und short term US Treasury Anleihen ETF.

    Die Grundannahme oben war ja, dass ein Investor den GA im Portfolio haben möchte.

    Ich habe noch nicht ganz verstanden, was bei Deinem Beispiel das Problem mit dem Lifestrategy Produkt war. Wieso war es wegen des Zinsenzinseffektes besser alles zu verkaufen, statt nur einen Teil?


    Mein Denkfehler funktioniert genauso bei einem separat gehaltenen 80/20 Portfolio mit kurzlaufenden Bundesanleihen. Wenn man sich für 80/20 entschieden hat und auf Market Timing verzichten will, macht es auch hier keinen Unterschied ob man im Crash nur aus den Bundesanleihen entnimmt oder aus Aktien und Bundesanleihen.

    Anders wäre es, beim Safe-Asset-Floor Modell. Da würde das Portfolio allerdings weiter ins Risiko laufen.

  • Mir kommt gerade noch so ein Gedanke. Vielleicht könnt ihr mich geistig abholen. Ich gebe zu ich habe mich mit der Entnahmephase absolut noch nicht beschäftigt da noch viel zu weit weg (trotzdem gefällt mir der Ansatz von Prof. Ellis).

    Mein Gedanke:

    Unser Forumsbuddy Saarlaender wollte in seinem Depot einen Baustein haben wenn er mal in 5 Jahren Cash benötigt. Und er hat bzw überlegt entsprechende Unternehmensanleihen ETF ins Portfolio aufzunehmen, da er ja mit dem Aktien ETF bereits einen langfristigen Baustein und mit dem Geldmarktfonds einen kurzfristigen Baustein hat.

    Nehmen wir mal an ich würde hier einen Thread aufmachen und schreiben "Jungs und Mädels, ich habe auf dem Tagesgeldkonto 50K liegen und ich muss in 5 Jahren davon 40k an XY zwingend zahlen. Wie kann ich die 40k am besten anlegen, damit es auch sicher ist, dass ich das dann auch die 40k zum zahlen habe ?"

    Was würde das Forum raten ? Euro Unternehmensanleihen mit 5 Jahren Duration? Global Aggregate Bond ETF?

    Oder würde man sagen: "safty first": nimm Tagesgeldkonto, Festgeld, deutsche Staatsanleihen ? Nimm entsprechende Laufzeiten oder bau dir eine Treppe daraus. Denn schließlich willst du ja garantiert haben dass du in 5 Jahren 40k plus eine kleine Rendite zurück bekommst und nicht 30k.

    Warum agiert man denn im Fall vom lieben Saarlaender dann anders ? Man könnte doch genauso sagen: bleib im kurzen Portfolio im Tagesgeld/Geldmarktfonds, langfristig Aktien und mittelfristig sowie gerade oben geschildert und fertig ist der Lack ? Warum denn ein extra Risiko eingehen?

    Wo ist mein Gedankenfehler ?

  • Die Frage wäre hier, wie sich das regelbasiert darstellen ließe.

    Diese Frage stelle ich mir auch oft. Im Nachhinein ist es immer einfach. Es ist auch einfach, wenn es 50% nach unten geht. Aber was ist mit ,,nur" 10% oder 20%? Was ist, wenn es 30% fällt und dann wieder auf -15% ,,steigt"? Krise? Oder Krise vorbei?

    Über kurz oder lang mutiert man hier zum Market Timer.

  • Die Frage hatte ich mir auch gestellt. So wie ich es im Blog verstanden hatte hatte er trotzdem komplett verkauft weil er nicht mehr in so eine Situation kommen wollte dass er Aktien mit verkaufen muss nur wenn er eigentlich Anleihen verkaufen möchte (okay dass hätte er vorher wissen müssen)...das Problem bei ihm war anscheinend, dass die Darlehensszinsen höher waren als die Kuponzahlungen auf den Anleihen. So hätte er gerne halt nur diese verkauft um dss Darlehen zu tilgen. Aber er musste die Aktien mit verkaufen und hat somit den Zinseszinseffekt kaputt gemacht. Bei einem zwei etf Depot wäre das leichter oder besser gewesen.

  • Das Thema Risiko und Fristigkeit wird sehr unterschiedlich gesehen. Dr. Beck scheint in dem Bereich ziemlich riskant zu verfahren. Ich verstehe was er meint. Mir wären die Zeiträume allerdings zu kurz. Ab 6 Monaten Anleihen und ab 5 Jahren Aktien!? :/

    https://www.income-one.com/bericht

  • Die Frage hatte ich mir auch gestellt. So wie ich es im Blog verstanden hatte hatte er trotzdem komplett verkauft weil er nicht mehr in so eine Situation kommen wollte dass er Aktien mit verkaufen muss nur wenn er eigentlich Anleihen verkaufen möchte (okay dass hätte er vorher wissen müssen)...das Problem bei ihm war anscheinend, dass die Darlehensszinsen höher waren als die Kuponzahlungen auf den Anleihen. So hätte er gerne halt nur diese verkauft um dss Darlehen zu tilgen. Aber er musste die Aktien mit verkaufen und hat somit den Zinseszinseffekt kaputt gemacht. Bei einem zwei etf Depot wäre das leichter oder besser gewesen.

    D.h. es war jemand gehebelt in einem Mischfonds und hat mentale Buchführung betrieben, indem er nicht das Gesamtportfolio betrachtet hat, sondern nur Kupons (nicht die Rendite?) von Anleihen? Vielleicht war hier der Lifestrategy das kleinste Problem 8o .

    Nehmen wir mal an ich würde hier einen Thread aufmachen und schreiben "Jungs und Mädels, ich habe auf dem Tagesgeldkonto 50K liegen und ich muss in 5 Jahren davon 40k an XY zwingend zahlen. Wie kann ich die 40k am besten anlegen, damit es auch sicher ist, dass ich das dann auch die 40k zum zahlen habe ?"

    Die Frage finde ich auch interessant. Beck hat uns ja erfolgreich den Floh mit der mittleren Frist ins Ohr gesetzt.

    Wenn es sich so verhält, wie von Dir beschrieben, gibt es ja ein konkretes Datum, zu dem eine konkrete Summe benötigt wird. In dem Fall ist Festgeld innerhalb der Einlagensicherung die beste Option. Die Rendite liegt gerade auf dem Niveau von Unternehmensanleihen, es ist aber ähnlich sicher wie Staatsanleihen.
    Da würde ich auch kein iBond Experiment machen.

    Oberhalb der Einlagensicherung bleiben eigentlich nur AA-AAA Anleihen.

    Bei allem anderen gibt es das Risiko, dass etwas anderes als erhofft herauskommt.

  • Nehmen wir mal an ich würde hier einen Thread aufmachen und schreiben "Jungs und Mädels, ich habe auf dem Tagesgeldkonto 50K liegen und ich muss in 5 Jahren davon 40k an XY zwingend zahlen. Wie kann ich die 40k am besten anlegen, damit es auch sicher ist, dass ich das dann auch die 40k zum zahlen habe ?"


    Was würde das Forum raten ? Euro Unternehmensanleihen mit 5 Jahren Duration? Global Aggregate Bond ETF?


    Oder würde man sagen: "safty first": nimm Tagesgeldkonto, Festgeld, deutsche Staatsanleihen ? Nimm entsprechende Laufzeiten oder bau dir eine Treppe daraus. Denn schließlich willst du ja garantiert haben dass du in 5 Jahren 40k plus eine kleine Rendite zurück bekommst und nicht 30k.

    Ich denke, der entscheidende Unterschied ist das Wort "zwingend". Wenn du zu einem bestimmten Datum in der Zukunft einen bestimmten Betrag benötigst ist die Sache recht einfach. Dann kannst du eine Anlage wählen, die genau auf diese Frist ausgelegt ist. Ich hingegen möchte dauerhaft einen latenten/unkonkreten Bedarf abdecken. Und möchte diesen nicht dauerhaft im risikofreien Zins parken. Was ich jedoch nicht gerechnet habe ist, ob es einen Renditeunterschied macht, ob ich diesen Teil des Portfolios A) vollständig in einer Anlage mit mittleren Risiken halte oder B) einen Teil davon in risikoarmen und einen Teil in risikoreichen. Wahrscheinlich ist es eigentlich egal und macht nur einen psychologischen Unterschied.

  • Die Frage finde ich auch interessant. Beck hat uns ja erfolgreich den Floh mit der mittleren Frist ins Ohr gesetzt.

    Wenn es sich so verhält, wie von Dir beschrieben, gibt es ja ein konkretes Datum, zu dem eine konkrete Summe benötigt wird. In dem Fall ist Festgeld innerhalb der Einlagensicherung die beste Option. Die Rendite liegt gerade auf dem Niveau von Unternehmensanleihen, es ist aber ähnlich sicher wie Staatsanleihen.
    Da würde ich auch kein iBond Experiment machen.

    Oberhalb der Einlagensicherung bleiben eigentlich nur AA-AAA Anleihen.

    Bei allem anderen gibt es das Risiko, das etwas anderes als erhofft herauskommt.

    Ich denke, dass wir da manchmal ein nicht ganz korrektes Verständnis der Sachlage haben. Wenn ich eine konkrete nominale Summe zu einem konkreten und definierten Zeitpunkt benötige und kein sonstiges Vermögen besitze, dann ist das sicherste eine Bundesanleihe mit genau passender Fälligkeit zu wählen (am besten mit Nullkupon).

    Die Realität sieht aber meist anders aus. Zum Einen ist sie nicht nominal sondern real. Da kommt dann der Unsicherheitsfaktor Inflation ins Spiel. Zum Anderen ist unser mittelfristiges Sparen nicht auf einen konkreten Tag der Entnahme ausgerichtet, sondern einem diffusen Zeitraum. Da kann es halt schon Sinn ergeben etwas renditeorientierter vorzugehen.

    Wir dürfen auch nicht glauben, dass der Geldmarkt "sicher" ist und die kurzfristigen Zinsen als Maßstab nehmen. Niemand kennt die Rendite im kommenden Jahr und erst recht nicht auf die nächsten 5 Jahre. Investiere ich nun Geld für eine Frist von 5 Jahren im Geldmarkt, wette ich darauf, dass die GM Zinsen stabil bleiben. Auf 5 Jahre bringen Staatsanleihen aktuell so 2,1% und Unternehmensanleihen IG so ca. 1,5% mehr.

    Ich denke man sollte sich vom Garantiegedanken etwas verabschieden. Es gibt schlicht keine. Wir sollten - und das tun wir bei Aktien ja auch - lernen in Wahrscheinlichkeiten und Bandbreiten zu denken und Chancen zu nutzen, auch bei Anleihen.

    Auf lange Sicht werden Unternehmensanleihen ca. 1,5% mehr abwerfen, als Staatsanleihen und auch als Tagesgeld. In der Praxis wird es vorkommen, dass wir über 30 oder mehr Jahre einen mittelfristigen Topf vorhalten, teilweise entsparen und wieder auffüllen, da macht eine entsprechende Mehrrendite einen gewaltigen Unterschied.

    Egal ob Tagesgeld, Geldmarkt oder Anleihen-ETF, ich weiß schlicht nicht, was ich wann haben werde, weder nominal noch real. Aber ich weiß, dass es - wenn der Markt funktioniert- ich mit Unternehmensanleihen mehr haben werde.

    Was kann denn passieren? Die Zinsen bleiben nun 1 Jahr stabil, dann habe ich ca. 103,5%. Im zweiten Jahr sinken die Zinsen um 1%, dann stehe ich bei ca. 111%. Dann steigen die Zinsen im 3. Jahr um wieder um 1% dann stehe ich grob bei 112%. Im 4. Jahr steigen die Risikospreads wegen schlechter Wirtschaftlage um 2%, dann stehe ich bei grob 113%. Im 5. Jahr bleibt alles beim alten. Dann stehe ich bei ca. 115%. Wenns anders kommt halt bei nur 108 oder bei 120%. Das ist nur ein grobes und stark vereinfachtes Beispiel um die Dimensionen aufzuzeigen. Was muss den passieren, dass ich nach 5 Jahren weniger habe als jetzt? Die Zinsen müssten schon nächstes Jahr um 4% steigen. Oder 20% der IG Unternehmen müssten insolvent gehen ohne vorher das IG zu verlieren...

    Ich denke wir übertreiben es in der mittleren Frist mit unserem Sicherheitsdenken. Am Ende wissen wir ja schlicht auch nicht ob das neue Auto 54k oder 58k oder die neue Küche 15k oder 17k kosten wird. Von Inflation ganz zu schweigen.

    Wenn ich in 5 Jahren wirklich verbindlich einen definierten Nominalbetrag von 10k benötigen würde, könnte ich ne Nullkupon Bundesanleihe zu ca. 90% kaufen und die restlichen 1000€ in Aktien investieren. Also sogar ein 90/10 Portfolio geht auf mittlere Frist nahezu ohne Risiko.

    Aktuelles Jahr: GM im Schnitt 3,5%, FIO 5,5%.

    Ich persönlich halte es durchaus für legitim für die mittlere Frist von 3 bis 7 Jahre auf oder auch auf Unternehmensanleihen zu setzen. Allerdings nur, solange die Zinsen nicht wieder gegen Null gehen, da dann der Risikopuffer dahin schmilzt.

    Genau so, wie ich sage, dass ich für die lange Frist signifikant auf Aktien setze, weil die erwartete Rendite dort höher ist, als bei Anleihen, sage ich mir für die mittlere Frist, dass ich da auf Unternehmensanleihen gehe, weil diese halt eine höhere Verzinsung bringen werden. Selbst in den Nullzinszeiten brachten Unternehmensanleihen ca. 1,3 bis 1,5% mehr als Staatsanleihen gleicher Duration. Nur fehlt dann - das haben wir gesehen - der Sicherheitspuffer, den die Kupons gegenüber steigenden Zinsen bieten. Daher war mir das damals zu riskant.

    Ich hoffe Ihr versteht, was ich sagen möchte.

    • Angenommen man hat die Aufteilung 60/40 und 100k investiert. Dann sind 60k in Aktien (sagen wir 600 Anteile), 40k in Anleihen.
    • Es passiert ein 50% Crash bei den Aktien. Der Einfachheit halber passiert den Anleihen nichts. Dann sind 30k (600 Anteile) in Aktien und 40k in Anleihen. Insgesamt 70k.
    • Jetzt wird rebalancet, um die 60/40 stabil zu halten. Dann sind 42k (840 Anteile) in Aktien, 28k in Anleihen – immer noch 70k im Portfolio.
    • Wenn jetzt 10k entnommen werden müssen, sind nur noch 60k im Portfolio. 36k (720 Anteile) in Aktien und 24k in Anleihen. Es macht im Hinblick auf die Anzahl der Aktienanteile keinen Unterschied, ob die nur dem Anleihenteil entnommen worden wären oder dem Gesamtportfolio.

    Die Voraussetzung ist, dass man die 60/40 beibehält.

    Wenn man die Assetklassen getrennt hält, ist man natürlich flexibler und könnte das Verhältnis verändern. Ob das aber ein Vor- oder ein Nachteil ist, wäre nochmal eine andere Diskussion (es läuft auf Market Timing raus).

    Wie läuft das denn ab, wenn man nicht einen Crash in Höhe von 50% von einem Tag auf den anderen Tag annimmt, sondern einen Abwärtstrend über mehrere Tage oder Wochen, der schrittweise auch bei 50% landet?

    Werden dann durch das Rebalancing antizyklisch andauernd Aktien nachgekauft und Anleihen abgestossen, um immer wieder das Verhältnis von 60/40 aufrechtzuerhalten?

  • Ich hoffe Ihr versteht, was ich sagen möchte.

    Ja, denke schon. Und das ist genau was ich umzusetzen versuche. Ich vermute, im professionellen Bereich (Pensionsfonds, Versicherungsrücklagen, Treasury Management in Unternehmen, etc.) wird dieses Prinzip noch viel detaillierter angewendet. Und das risikoreich:risikoarm Modell hingegen ist die möglichst simple Variante für Privatanleger in der der Liquiditätsbedarf eben vollständig im risikoarmen Teil liegt.

  • Deswegen war John Bogle himself auch der Meinung, man solle den gesamten Anleihenmarkt kaufen. Denn die sich auf die Zinsen im Geldmarkt ist eben nur die kurzfristige Sicht. Es ist aber die langfristige Sicht die zählt.

    Oft wird ja bei dem global aggregate Bond ETF argumentiert, dass er mit der Duration von 7 Jahren ein entsprechendes Zinsänderungsrisiko hat. Das stimmt schon, aber relativ sich dass nicht, wenn man das mittels eines Sparplans über einen sehr lange Zeitraum (20 Jahre beispielsweise) macht ?

    Der global aggregate Bond ETF ist halt die Wahl wenn der Investor nicht weiß was für Anleihen und welche Duration er kaufen soll.

    Deswegen war ja auch seine Aussage: "Suche nicht nach der Nadel im Heuhaufen. Kaufe den ganzen Heuhaufen".

  • Der global aggregate Bond ETF ist halt die Wahl wenn der Investor nicht weiß was für Anleihen und welche Duration er kaufen soll.

    Ja, am Ende ist man immer wieder am gleichen Punkt. Den Aktienteil haben wir irgendwie mittlerweile alle verstanden. Anleihen hingegen sind komplex. Wenn ich nun als Privatinvestor versuche den risikoreichen Teil mit unterschiedlichen unkorrelierten Assets aus Aktien und Anleihen (oder womöglich noch Rohstoffen) zu gestalten, komme ich schnell an meine Grenzen. Und es ist auf der Anleiheseite viel schwieriger dies mit passiven Indexprodukten abzubilden. Der Global Aggregate Bond ist ein solcher Versuch.

  • Ich hoffe Ihr versteht, was ich sagen möchte.

    Ich finde, Deine Gedanken sehr nachvollziehbar. Ich frage mich allerdings, ob sie nicht geeignet sind, den Versuch, eine unbestimmte mittlere Frist mit bestimmten Produkten abzudecken, generell in Frage zu stellen.

    Wenn man zu einem bestimmten Datum einen bestimmten Betrag braucht, ist es egal, wie viel der real Wert ist. Dann ist FG/Bundesanleihe bis zur Fälligkeit die beste Option. Es würde auch nicht helfen, einen FiO o.ä. zu haben, der vielleicht die Inflation schlagen kann, in dem Moment zusätzlich zu Inflation auch noch im Minus ist.

    Wenn man aber die von dir beschriebene unbestimmte mittlere Frist abdecken möchte, wäre man vielleicht besser mit einer Entnahme aus seinem 80/20, 70/30, 60/40 o.ä. Portfolio bedient. Eine mittlere Frist 20 Jahre lang mitzuschleppen bringt ja auch nichts. Und langfristig helfen gegen Inflation nur Sachwerte.

  • Der global aggregate Bond ETF ist halt die Wahl wenn der Investor nicht weiß was für Anleihen und welche Duration er kaufen soll.

    Ich wage mal die These, dass in dem Fall es für den Anleger besser wäre, gar keine Anleihen zu kaufen, sondern an seinem risikoreich:risikoarm Portfolio festzuhalten.

    GA-Anleihen sind nicht nur komplex, sondern bieten auch nur eine begrenzte Rendite, bei nicht unerheblichem Kursrisiko.

  • Oft wird ja bei dem global aggregate Bond ETF argumentiert, dass er mit der Duration von 7 Jahren ein entsprechendes Zinsänderungsrisiko hat. Das stimmt schon, aber relativ sich dass nicht, wenn man das mittels eines Sparplans über einen sehr lange Zeitraum (20 Jahre beispielsweise) macht ?

    Er hat halt eine deutlich höhere Vola, aber auf die lange Frist ist Vola ja eher ein kleineres Risiko. Ich finde es nachvollziehbar den Heuhaufen zu kaufen, tue es jedoch selbst nicht. Laufzeiten werden aus meiner Sicht nicht ausreichend prämiert, dafür hat man im Portfoliokontext eine bessere Diversifikation und deutlichere Korrelationseffekte. Am Ende kommt man so oder so ans Ziel. Der Markt wirds richten. Ich bleibe bei 1-2 jährigen Bundesanleihen, weil kaum Vola und sehr sicher, sowie Unternehmensanleihen von 3,x Jahren, weil Diversifikation und Rendite bei geringer Vola.

    Ich denke es gibt in diesen Nuancen kein richtig oder falsch. Swenson wollte unbedingt das Risiko von Unternehmensanleihen vermeiden und holte sich dann durch Reits ein noch höheres Risiko rein und performte seine Benmarkt unter. Deswegen KISS und nicht zu viele Gedanken im Kleinklein machen.

    Als "passiver" Investor ist Life Strategy mit Aggregate Bond wohl das passivste was es gibt. Man kauft den Markt. Natürlich kann man meinen, dass die MarketCap des Aktienanteils die Blasen und Übertreibungen voll mitnimmt und, dass der Aggregate von den Instis dominiert wird, die die langen Durationen brauchen für ihre Risikobudgets. Aber das ist halt der Markt... Am Ende wird es auf lange Sicht gesehen funktionieren. Wenn man stattdessen die Gewichtungen bei Aktien durch EW oder BIP oder einer Kombi ändert und sich auf Bundesanleihen oder GM im Anleihebereich beschränkt, wird auch das funktionieren. Wer besser fährt, das wissen wir in 30 Jahren zumindest für die dann zurückliegende Zeit.

    Wenn wir die gröbsten Fehler vermeiden ist alles gut. Diese wären:

    Nicht investieren

    Nur nominal anzulegen

    Einzelwetten, unsystematische Risiken

    Zyklisch handeln

    In Krisen abspringen

    ...

    Kommer hat mal dargelegt, dass Fonds-Anleger deutlich über 1% p.a. liegen lassen, weil sie dazu tendieren in guten Börsenphasen mutiger zu werden und mehr zu investieren, als in schlechten. Wenn man dazu dann noch zyklisch an der Allokation dreht wirds heftig. Davor schützt in gewissem Maße KISS und LifeStrategy. Ob da nun die Duration 7 oder 5 Jahre ist, spielt eine sehr untergeordnete Rolle, denke ich.

  • Wie lange dauert es von AAA Rating bis zum Staatsbankrott? Gibt's da Daten aus der Historie?

    Würde ein aggregate bond etf vor einem Euro Crash überhaupt (teilweise) schützen oder ist man da bei der Aussage von Prof. Walz: Gold als Urgeld?

  • Ich wage mal die These, dass in dem Fall es für den Anleger besser wäre, gar keine Anleihen zu kaufen, sondern an seinem risikoreich:risikoarm Portfolio festzuhalten.

    GA-Anleihen sind nicht nur komplex, sondern bieten auch nur eine begrenzte Rendite, bei nicht unerheblichem Kursrisiko.

    Was ist dann die Alternative? Tagesgelder bringen nochmal deutlich weniger Rendite. Aktuell geht es ja schon wieder fleißig nach unten und viele Banken haben sich gar nicht erst die Mühe gemacht, den Zins auf relevante Werte zu erhöhen. Festgelder binden das Geld für einen gewissen Zeitraum. Und Geldmarktfonds sind aktuell natürlich beliebt, bei normaler Zinskurve sind die aber als Langfristanlage auch nicht mehr attraktiv.

    Dazu kommt noch die Schwierigkeit, dass wir bei der Altersvorsorge und z.B. 60/40 auch ganz schnell von Summen reden, die nicht unerheblich sind. Die 100k Einlagensicherung reißt man locker und selbst 200k werden häufig erreicht. Reden wir also von 3 Banken, auf die man das verteilen muss...

  • Würde ein aggregate bond etf vor einem Euro Crash überhaupt (teilweise) schützen oder ist man da bei der Aussage von Prof. Walz: Gold als Urgeld?

    Der GAB hat rund 30% Europa, von denen nicht alle im Euro sind. Insofern ist bei einer starken Abwertung des Euro ein großer Teil "sicher".

    Aber das ist natürlich ein guter Punkt, den ich auch der Diskussion um Alternativen zu Anleihen hinzufügen möchte. Ohne Anleihen kommt man als Kleinanleger eigentlich nur an Zinsanlagen in Euro ran und klumpt damit weiter seine Heimatwährung