Vorab:
Sehr gute Beiträge, allen vielen Dank dafür! Ich versuche auf alle wesentlichen Punkte einzugehen, es ist doch aber sehr viel geworden, wenn ich die Chance haben will, es zeitlich zu schaffen, muss ich straffen. Allen auf jeden Fall Lob für alle Gedanken, auch wenn sie nicht explizit zitiert werden, ich habe sie gelesen und versuche sie zu beherzigen.
Zusätzliche Infos:
- 4 Personen, Familienplanung abgeschlossen
- Altersvorsorge unabhängig von dem Projekt geregelt
- (deutlich) unterdurchschnittliche Ausgaben (wir haben als Familie immer noch eine Sparrate bei dem Einkommen)
- Notfälle u.ä. unabhängig von dem Projekt abgesichert
Ich glaube ein Knackpunkt ist, dass ihr (zurecht) und die Banken von einer “normalen” Finanzierung ausgeht und wir (naiverweise/hoffnungsvoll) von einer für uns “günstigeren” Finanzierung, da die oben genannten Punkte erfüllt sind. Es bleibt aber trotz der emotionalen Aspekte auch eine Anlageentscheidung, sind die Bedingungen schlecht, wird’s nicht gemacht.
Wir hoffen so z.B., dass wir mit der Bank (durch die ganzen erwähnten Umstände) eine Tilgung aushandeln können, die über unseren Einkommensverhältnissen liegt, und so eben nicht mit 1% 40 Jahre abbezahlen müssen.
Zitat von 12345
Würdest Du einen Kredit aufnehmen, um mit dem Geld an die Börse zu gehen?
Kurz: generell schon, ja.
Lang: Wenn ich von meinem Portfolio einen Teil für den Hausbau entnehme, wird es wohl eher nicht (nur) der risikoarme Teil sein. Mag zwar dann Sicherheits”overkill” sein, aber ich glaube nicht, dass man sich so wohl fühlt mit einem Haus und dem restlichen Vermögen komplett in risikoreicheren Anlagen. D.h. das Kapital, welches ich durch den Kredit anderweitig investiert hätte, soll langfristig (z.B. Kreditlaufzeit) natürlich schon über 5% bringen. Dass man nicht in die Zukunft schauen kann, ist klar. Im schlimmsten Fall (außer nachhaltiges Zusammenbrechen der Weltwirtschaft, aber dann haben wir andere Probleme, denke ich) muss man den Endzeitpunkt mit anderen Mitteln überbrücken. Davon abgesehen bin ich ja tatsächlich bisher immer von etwas niedrigeren Zinsen ausgegangen (aus dem Grund, den ich weiter unten noch nennen werde bzgl. des Beitrags von LebenimSueden), da macht ein halber Prozent schon einen Unterschied.
Ich würde als Mensch ohne Kapital nicht mit einem Kredit an die Börse, das stimmt. Es verbleibt selbstverständlich das oben erwähnte (und von dir beschriebene) Restrisiko.
Zu beachten ist, finde ich, auch, dass ich mit meiner Familie in diesem (fiktiven) Kredit, den ich an der Börse anlege, wohnen kann, sicherer, komfortabler und langfristig wahrscheinlich günstiger als in einer Mietwohnung. Nicht nur als emotionaler Aspekt, sondern auch materiell, ist das ein Vorteil ggü. der rein rechnerischen Betrachtung.
Zitat von LebenimSueden
Das ist viel. Wollt ihr so riesig bauen oder sind die Grundstücke bei euch so teuer? Oder läppern sich einfach die Ks (Keller, Kinderbad, Karage, Kamin,...)?
Wegen des geschätzten Aufwands: In einem anderen “Experten”forum wird mit diesen Zahlen hantiert. Bei uns dürften vor allem der Grundstückspreis (leider nicht Bodenrichtwert), die Anforderungen des Grundstücks (“kein Keller” geht nicht) und der Punkt im nächsten Absatz (PV und Co) große Preistreiber sein. Aber wenn es nur 600k werden, umso besser.
Ansonsten gehen wir von ca. 140qm für 4 Personen aus, wenn es mit 130 reicht (kommt auf die Planung des Architekten an), umso besser.
Zitat von LebenimSueden
Plant das Haus erstmal, wie ihr es wollt [...]
Das haben wir vor, wir würden aber, wie man vielleicht an dem Thread sieht, nicht auf Teufel komm raus das Haus bauen. Wenn es keine ansatzweisen attraktiven Konditionen gibt, z.B. keine Förderungen mehr, die die Zinsen drücken, dann wird es halt nicht gemacht. Wir wollen (“wie ihr es wollt”) ohnehin ein effizientes Haus mit PV und Co, irgendetwas sollte davon hoffentlich schon förderfähig sein (und wenn eben nicht, dann wird’s halt ggf. nichts). Wir sind eine vierköpfige Familie, das hängt also auch nicht nur an “Klima”geschichten.
Zitat von Hornie
Wie ist denn das Kapital angelegt, dass Du da nicht sofort dran willst? Stecken da persönliche Emotionen drin, dass Du nicht das sachlich Richtige machen willst?
Persönliche Emotionen nicht wirklich. Ich habe es aber wohl wirklich nicht zu Ende gedacht, daher ja der Thread hier. Ich kann ja nochmal versuchen, zu erklären, wie wir das (ganz naiv) überlegt hatten.
Kapital z.B. 1mio. Nehme ich nun z.B. 50% von 700k = 350k davon und finanziere die andere Hälfte, können meine restlichen 650k sich über die Kreditlaufzeit vermehren. (Ja, ich würde davon ausgehen, dass die Rendite die Zinsen schlägt, zumal die 25% Steuer etwas pessimistisch ist, aber es hängt natürlich auch davon ab, ob es wirklich an die 4% Zinsen werden oder eher Richtung 3%. Auch hier gilt: gibt es keine brauchbaren Konditionen wird es halt nicht gemacht.)
Ist der Kredit abbezahlt (aus laufenden Einnahmen und ggf. einer Entnahme aus dem Restvermögen), verbleibt dann ein signifikantes, wenn auch geschrumpftes, Kapital, was zu diesem Zeitpunkt dann mit den dann auch signifikanten Erträgen z.B. genutzt werden kann, um mehr Ehrenamt machen zu können.
Bezahle ich das Haus in bar, kann das Geld nicht mehr arbeiten die (z.B.) 20 Jahre. Verkauft werden soll das Haus ja dann nicht.
D.h. die Schuldzinsen sparen bedeutet auch sich die Rendite zu sparen. Wenn die Rendite höher ist, ist das doch ein schlechter Deal. Es kommt natürlich, wie immer, auf das Verhältnis von Risiko zu Rendite an.
Auf eine Vermögensaufstellung würde ich im Übrigen an dieser Stelle verzichten wollen.
Zitat von FinanzPanda
[...] einer Realitätsprüfung unterziehen [...]
Genau diese Prüfung, wollen wir hier etwas vertiefen! Deine Gedanken sind darüber hinaus gut und gehen, soweit ich das verstehe, weitgehend in dieselbe Richtung wie die der anderen.
Zitat von DidiRich
Ganz ehrlich, ich bin 2021 zu einem Kreditvermittler (Interhyp) gegangen um die Finanzierung zu machen und war dort auch schon 2020 um die Lage mal unverbindlich zu checken (wieviel Kredit geht zu welchen Konditionen). So würde ich Dir das jetzt auch schon raten.
Danke, den Link werde ich mir dann auch nochmal ansehen. Zum Vermittler/Berater wollten wir auch noch und uns vorher hier “nur” nochmal allen relevanten Gedanken stellen. Dein Gedanke “umso mehr Eigenkapital ihr einbringt”, sollte uns helfen, denn wir würden ja so oder so mehr einbringen als es für gewöhnlich sein dürfte (z.B. 40%).
Der “komische” Gedanke mit den Sicherheiten beruht auf der Annahme, die hier an anderer Stelle wohl bestätigt wurde, dass quasi nur Immobilien hierfür etwas bringen. Wenn sie bei den (willigen) Eltern vorhanden sind und niemand dafür große (d.h. nicht kompensierbare) Risiken eingehen muss, weiß ich nicht, was dagegenspräche.
Zitat von Osnabruecker
Es gibt bestimmt Leute, die näher an aktuellen Zahlen dran sind, aber viel billiger ist derzeit nicht drin.
Oder (= Frage in die Runde)??
KfW liegt derzeit bei 3,4 %.
Und Förderung sollte man nicht einkalkulieren, da nie kalkulierbar. Einfach freuen, wenn es klappt und als Puffer verbuchen.
Achso, danke schön für die Einschätzung. KfW 300 z.B. ist doch aber deutlich niedriger? (Wir könnten ja Laufzeit gering halten und/oder das endfällige Darlehen wählen durch die Kapitalreserven)
Zitat von LebenimSueden
Der Grund ist ganz einfach. Die Bank gibt dir einen Kredit und bekommt das Haus als Sicherheit. Zahlst du nicht, kann sie das versteigern. Und da ist es für die Bank natürlich ein viel geringeres Risiko, wenn der Kredit im Vergleich zum Wert des Hauses eher gering ist, insbesondere unter die bestimmten Schwellen (z.B. 80%) kommt.
Der Grund, den du nennst, sollte uns eher helfen, statt behindern. Wir würden ja an die Hälfte des Wertes selbst einbringen.
Zitat von LebenimSueden
Vermögen das du irgendwo anders hast, egal ob Aktien, weitere Immobilien ohne Grundschuld für diesen Kredit, im Garten vergraben, ist für die Bank irrelevant. Bei dem ist schlicht und einfach nicht garantiert, dass dieses Vermögen im Zweifelsfall für die Bank noch da ist.
Klar, ist das Vermögen dann nicht mehr da, aber ein Job ist ja auch irrelevant für den Fall, dass versteigert werden muss, oder nicht? Er ist relevant für die laufenden Raten, die aber laufend genauso gut aus Dividenden, anderen Gewinnausschüttungen, Mieteinnahmen usw. bezahlt werden können. Ein Job ist “schnell” verloren, ein diversifiziertes Portfolio aus meiner Sicht nicht ganz so. Die besagte zweite Immobilie ist ja weder bei dem besser dotierten Job, noch bei den hohen Gewinnausschüttungen vorhanden. Sehe den Unterschied also diesbezüglich nicht.
Mal insgesamt das Wesentliche zusammengefasst:
- wir werden wohl nicht ca. 50% der Gesamtsumme finanziert bekommen
- es zählt nur das Einkommen aus Erwerbsarbeit
Heißt für uns:
- wir werden eher mit der Erwartung in die weitere Planung gehen, dass wir allenfalls einen kleinen Teil finanziert bekommen.
Nochmals vielen Dank an alle bis hierhin. Insbesondere an @Sovereign mit dem langen, aber hier nicht zitierten Beitrag!