Weniger zahlen durch Umzug: Schlechter Rat?

  • Im Newsletter vom 19. August mit dem Titel "10 Fragen und Antworten zur Gasumlage und Steuersenkung" heißt es unter Punkt 9

    Zitat

    9. Wie muss ich weniger für Gas+Gasumlage zahlen?

    In dem Du so wenig Gas wie möglich verbrauchst. Jedes Grad und jeder Liter warmes Wasser weniger reduzieren Deine Kosten. Denk aber dran, dass die Gaspreise selbst den Großteil ausmachen, und nicht die Gasumlage. Auch ohne sie solltest Du also so viel sparen wie möglich. Mittel- und langfristig solltest Du als Eigentümerin überlegen, Deine Wohnung oder Dein Haus auf erneuerbare Energien umzustellen – kurzfristig fehlt dafür Personal und Material. Als Mieter solltest Du über einen Umzug nachdenken, wenn Deine Wohnung viel teures Gas verbraucht.

    Der letzte Satz erscheint mir ein ausgesprochen schlechter Rat.


    Jeder der schon ein paar Jahre in seiner aktuellen Wohnung wohnt, hat vermutlich eine deutlich günstigere Miete als bei Neuvermietungen. Bei einem Umzug würde für die selbe Wohnung vermutlich schnell mal 10%-20% mehr Miete fällig, wenn nicht mehr. Außerdem bedeutet ein Umzug höchstwahrscheinlich auch den Neuabschluss eines Gasvertrages, wenn die neue Wohnung auch direkt oder indirekt (z.B. über Fernwärme) mit Wärme versorgt wird. Die Neuverträge sind aber deutlich teurer als Bestandsverträge.

    Dazu kommen dann noch die Fixkosten für einen Umzug, (zeitweise doppelte Miete, Umzugsunternehmen, evtl. neue Einrichtung, weil die alte nicht in den neuen Grundriss passt).


    Es fällt mir schwer mir ein Szenario auszumalen in dem ein Umzug tatsächlich kosten spart, es sei den man verkleinert sich stark und dann sind die Mieteinsparungen vermutlich deutlich größer als die Gaseinsparungen. Höchstens wenn die neue Wohnung vllt. schon über eine Wärmepumpe geheizt wird, aber das wird dann vermutlich ein Neubau sein und die Miete deutlich mehr als nur 10%-20% über der alten Miete sein, im Endeffekt also nur für Leute erschwinglich für die die Mehrkosten also sowieso schon nicht problematisch (wenn auch nicht schön) sind.

    Mich würde interessieren, mit welchem Szenario Finanztip gerechnet hat, in dem sich ein Umzug tatsächlich lohnen würde, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Gaspreise für die nächsten 3 Jahre auf einem so hohen Niveau bleiben?

  • Mich würde interessieren, mit welchem Szenario Finanztip gerechnet hat, in dem sich ein Umzug tatsächlich lohnen würde, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Gaspreise für die nächsten 3 Jahre auf einem so hohen Niveau bleiben?

    Sofern das Arbeiten im 'Home Office' (eigentlich 'working from home') möglich ist, kann über einen temporären Umzug nach Marokko nachgedacht werden. Die Lebenshaltungskosten sind dort wesentlich niedriger als hier...

  • Mir ist tatsächlich ein aktueller Fall bekannt, bei dem extrem hohe Heizkosten in einem gemieteten Haus den Ausschlag für den Umzug in ein anderes Objekt gaben.


    Wenn die Wohnung ansonsten perfekt ist, wird man einen solchen Schritt wahrscheinlich lange überlegen.


    Dem Gesamtsystem Wohnungen-Wohnenergieverbrauch täte etwas mehr Bewegung gut, aber unsere Mentalität und auch die Gesetze hemmen das. Wenn ich bei günstiger Miete in einer eigentlich zu großen schlecht gedämmten Wohnung auf dem Land wohne und jeden Tag 50 km in die Stadt zur Arbeit fahre... Dann bleibe ich meist da wohnen.

  • Im Grundsatz ist der Rat sinnvoll. Im Einzelfall muss man es natürlich durchrechnen. Bei den Mietsteigerungen der letzten Jahre dürfte man häufig in der alten Wohnung günstiger bleiben, aber nicht jeder wohnt in München, Stuttgart oder Frankfurt und 5000€ Gasrechnung lassen auch eine Menge Luft für Mietsteigerungen. So ganz nebenbei ist die Abstimmung mit den Füßen auch das einzige was nachhaltig dafür sorgt, dass Mietwohnungen saniert werden.

  • Nicht zu vergessen: Der betreffende letzte Satz lautete:

    "Als Mieter solltest Du über einen Umzug nachdenken, wenn Deine Wohnung viel teures Gas verbraucht."
    Darüber ergebnisoffen nachzudenken kann ja nicht schaden.

    Besuche bereiten immer Freude. Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen.

    Altes portugiesisches Sprichwort, Quelle unbekannt