Die ursprüngliche Frage war: "Ich habe jetzt thesaurierende ETFs. Muß ich die gegen ausschüttende ETFs austauschen, wenn ich im Ruhestand bin und gern eine regelmäßige Zahlung daraus hätte?"
Nein, muß er nicht. Wenn er ausschüttende Papiere hat, nimmt er natürlich deren Ausschüttungen zum Lebensunterhalt. Wenn er aber keine hat, bekommt er seine regelmäßigen Zahlungen aus regelmäßigen Anteilsverkäufen (bei denen er sinnvollerweise auf geringe Spesen achtet).
Ich bin nicht eben ein leidenschaftlicher Steuerzahler. Und doch freue ich mich über eine hohe Steuerzahlung, denn hinter dieser steht ein hoher Ertrag. Lieber mehr Ertrag und mehr Steuern, als kein Ertrag und keine Steuern
Ich schaue mit Wohlgefallen auf mein Depot, das sich besser entwickelt hat, als ich es je erwartet habe. Dabei ist es nicht groß spekulativ, sondern enthält außer ETFs (neueren Erwerbsdatums) eigentlich nur Standardaktien (älteren Erwerbsdatums). Ich baue es langsam um, weg von Einzelaktien, hin zu ETFs, vor allem des Steuervorteils wegen (der aber ja auch halt erst neueren Datums ist - und wer weiß denn schon, wie lang der noch bestehen wird?). Speziell die steuerfreien Aktien fasse ich aber nicht an. Gewinne soll man laufen lassen, heißt es, und ich halte mich daran.
Als ich angefangen habe, mein Geld an die Börse zu tragen, gab es ETFs zwar schon, aber sie waren nicht derart verbreitet wie jetzt. Da habe ich mich - weil ich bewußt konservativ investieren wollte - an große Marken gehalten, etwa Procter & Gamble. Gerade heute haben sie Dividende gezahlt, ich habe schon davon berichtet. Wenn ich sehe, wie Leute ihr Baby mit Pampers wickeln, wie sie Gillette-Klingen kaufen, schmunzle ich und denke bei mir "meine Firma!" Sparen ist eine trockene Angelegenheit. Ein Kontostand ist nichts als eine Zahl. Pampers aber kann man anfassen, der Artikel ist unmittelbar nützlich. EFTs zu kaufen ist effizient, aber es ist langweilig. Ein bißchen Thrill darf schon sein, im Leben allgemein, beim Geldanlegen also auch.
Wenn das einem Anleger Spaß macht, soll er 95% seines Geldes in einen ETF stecken, von dem er erwarten kann, daß er beharrlich und langsam steigt. Ich würde mit den restlichen 5% nicht zocken, aber warum sollte man dafür keine McD, Microsoft, Apple, Google oder Amazon kaufen? Man ist damit schlichtweg näher dran am Börsengeschehen.
3 Aktien Apple kosten keine 500 €. Damit kann man nicht viel kaputtmachen, aber es ist was fürs Herz.
Wenn man über dem Freibetrag ist, spielen amerikanische Quellensteuern keine Rolle. Amerikanische Dividenden sind dadurch sogar ein winziges bißchen steuerlich günstiger als deutsche. Ärgerlich sind verschiedene europäische Länder, etwa Frankreich oder die Schweiz. Eine LVHM oder L'Oreal hätten sich in den letzten Jahren trotzdem rentiert.
Ich habe keine
Ich will hier kein Plädoyer für Einzelaktien halten. Ich habe halt noch welche und reduziere die langsam zugunsten von ETFs. Es ist aber nicht so, daß das einzige Heil dieser Welt in ETFs läge. Wer sich zaghaft an die Börse traut, ist damit gut beraten. Aber es darf nach obigem Muster auch ein kleines bißchen Spaß sein.