Immobilienkredit mit Laufzeit unter 10 Jahren?

  • … und ich persönlich für mich würde bei sowas immer einen Mittelweg einschlagen: Geld ausm Depot entnehmen, um es als Eigenkapital zu verwenden - aber gewiss nicht alles. Vielleicht jeweils die Hälfte von Depotwert, oder (wenn beide gleich viel in die Finanzierung einbringen sollen) jeweils irgendwas zwischen 50.000 und 80.000 Euro … das wäre auch schon eine ordentliche Portion Eigenkapital, und man würde beim Depotwert nicht ganz auf Null fallen. Dadurch eröffnet sich auch die Möglichkeit, es so zu gestalten, dass man die jungen Anteile mit weniger Gewinn und weniger Steuerlast verkauft, wenn man das will.

  • Wie schon gesagt, würde es für mich darauf ankommen wofür das Depot überhaupt gedacht ist.

    Wenn ich da einfach nur Geld parke weil ich sonst nichts damit anfangen kann und ich nur der Inflation entgegen wirken will, dann weg damit und ab ins das Haus.


    Ist das Depot meine Altersvorsorge dann würde ich es nicht, oder nicht vollumfänglich anfassen.

    Ein Lifestyle Objekt wie ein Haus hat eben nichts mit der Altersvorsorge zu tun. Will ich mir das trotzdem gönnen sollte das unabhängig von der Altersvorsorge geschehen.

    Denn es dauert Jahre oder Jahrzehnte bis ich wieder 300 k im Depot aufgebaut habe wenn ich "nebenbei" noch ein Haus abbezahlen muss weil selbst das Depot dafür nicht reicht.

    Davon das man bei 0 € wieder anfängt und die nächsten Jahre sich wieder "hochsparen" muss während man 300 K die ganzen Jahre am Markt gehabt hätte fange ich überhaupt nicht erst an.


    Deshalb die Frage: welchen Gewinn erwarte ich dadurch das ich "all-In" in ein mein Lifestyle Objekt Haus gehe ?

    Muss ich für später dennoch vorsorgen?

    Wenn ja, wann wie und wie soll das noch geschehen wenn ich a) kürzer treten will und b) vorher 2500,- € in das Haus stecke ?

    Klar, man könnte nach 10 Jahren, wenn das Haus abbezahlt ist, wieder an das Thema altersvorsorge gehen. Aber wie gesagt, fängt man bei 0,- € mit Mitte vierzig.

    Und du brauchst dann schon Monatlich ca. 600 € um überhaupt bis Mitte sechzig wieder auf deine 300 K zu kommen, 7 % p.A. Rendite vorausgesetzt.

    BTW: wären deine 300 K bei gleichem Verlauf auf 600 K gewachsen und bei 30 Jahren auf 2,3 Mio.

    kleine Theoretische Anmerkung:

    um nach dem Hausbau wieder auf diese (theoretischen) 2,3 Mio bis zur Rente zu kommen, dessen potentielle Möglichkeit du jetzt schon besitzt, benötigst du die letzten 20 Jahre einen Sparplan von 4500,- € mtl. Ich denke da ist nichts mit "kürzer treten ;)


    In meinen Augen ist das ganze also nur verschoben wenn ich an die Altersvorsorge gehe. Das Haus mag bezahlt sein, dafür sind deine ETF-Sparplan Raten aber umso höher um das wieder zu kompensieren.

    Ob das ein "Gewinn" ist muss jeder selbst entscheiden.

  • Wie schon gesagt, würde es für mich darauf ankommen wofür das Depot überhaupt gedacht ist.

    Wenn ich da einfach nur Geld parke weil ich sonst nichts damit anfangen kann und ich nur der Inflation entgegen wirken will, dann weg damit und ab ins das Haus.

    Das Geld im Depot war für beides gedacht. In erster Linie ist es dort geparkt um nicht komplett von der Inflation aufgefressen zu werden. Für den Fall dass wir kein Haus kaufen, wäre es aber auch eine Art Altersvorsorge gewesen.


    Dass ein Eigenheim alleine keine Altersvorsorge ist, sehe ich auch so. Aber ich finde man kann es auch nicht komplett rausrechnen, so als wären alle Ausgaben für das Haus verloren. Wenn man das Haus gut pflegt, behält es auch einen gewissen Wert und schlimmstenfalls kann man es so machen wie unsere Nachbarn: im Alter das viel zu große Haus verkaufen, eine Mietwohnung in der Stadt nehmen und es sich noch ein paar Jahre gut gehen lassen. Oder man vermietet einen Teil des Hauses unter, das wäre bei dem Objekt das wir im Blick haben mit kleineren Umbaumaßnahmen möglich.


    Bei niedrigeren Zinsen hätte ich auch Geld im ETF gelassen, aber jetzt einen höheren Kredit aufzunehmen weil ich mir vom ETF eine Rendite verspreche, die höher ist als die Kreditzinsen, finde ich riskant.

    Ich denke da gern in dem bekannten Umkehrschluss. In dem Beispiel hier also die Aufnahme eines Kredits in Höhe von 300k (abzgl. Steuern) zu einem Zinssatz >= 3,5%, um damit eben jenes Depot aufzubauen.

    Das ist wirklich eine sehr gute Sichtweise, würde ich niemals so machen. Und wenn ich das Depot unangetastet lasse und mir einen höheren Kredit hole, tue ich ja letztendlich genau das.

  • In meinem Bekanntenkreis sind leider so einige Witwen, die sich mit den Nebenkosten und Instandsetzungskosten ihre mittlerweile über 50 Jahre alten Immobilie an der finanziellen Kante bewegen. Die emotionale Bindung [an eine] Immobilie führt leider nicht immer zur besten finanziellen Entscheidung. Die eigene Immobilie macht dir im Alter nicht den Kühlschrank voll.

    Was wäre denn in diesem Fall "die beste finanzielle Entscheidung"?

    Das kenne ich ... aus dem familiären Umfeld. Die [emotionale Bindung] an ihr zu groß gewordenes "klein Häuschen" ist bei Eigenheimischen tendenziell stärker ausgeprägt als bei Mietern.

    Hast Du Zahlen für diese Behauptung? Ich glaube ihr tendenziell nicht. Die Wohnfläche von Eigenheimen ist im allgemeinen größer als die von Mietobjekten. Ziehen die Kinder aus einer Mietwohnung aus, freuen sich die Eltern, daß sie nun mehr Platz für sich haben. Stirbt dann ein Ehepartner, versäuft der andere immer noch nicht in der Wohnfläche. Es gibt auch bei Mietern nicht wenige, die 50 Jahre in der gleichen Wohnung wohnen. Bindung an das Wohnobjekt und auch ans Umfeld dürfte in solchen Fällen auch entstehen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit geringer, daß eine relativ kleine Mietwohnung eine Einzelperson überfordert, als das bei einem größeren Eigenheim der Fall wäre.

    Da ist der leere Kühlschrank zwar beklagenswert, aber viel schlimmer ist allein schon der Gedanke an einen Verkauf und einen Umzug in eine womöglich kleinere Wohnung, egal ob ETW oder zur Miete.

    Das Finanzierungssystem "umgekehrte Hypothek", das es in anderen Ländern gibt, kommt in Deutschland nicht in die Gänge. Auch "Verkauf der Immobilien mit Wohnrecht" nicht. Prinzipiell wäre das eine Lösung für den Fall des leeren Kühlschranks.


    Umziehen ist für alte Leute immer schwierig, egal ob aus dem Eigentum oder aus einer Mietwohnung.


    Ich sehe mich noch nicht als alten Laut, aber freiwillig umziehen möchte ich nicht, in eine kleinere Wohnfläche schon gar nicht. Wenn ich nur an die zuvielen Sachen denke, die sich im Lauf der Jahre angesammelt habe, die ich dann entweder aussortieren und wegschmeißen oder einpacken und mitnehmen müßte! Dabei bin ich mir im klaren, daß meine Sachen dann, wenn ich dereinst mal nicht mehr bin, sämtlich im Container landen werden (wie das bei Haushaltsauflösungen allgemein so ist).

    Aber in zumindest zwei Fällen haben Verwandte von mir diesen Absprung geschafft und ihn bisher (nach 5 bzw. nach 2 Jahren) auch nicht bereut, per saldo jedenfalls.

    Die letzte Wohnung für jeden von uns hat einen Deckel. Fragt sich halt, in welchen Schritten man sich dieser Wohnfläche annähert. Fläche - auch Wohnfläche - ist halt Freiheit. Wer sich verkleinert, gibt von dieser Freiheit ab.


    Neulich stand im Zeit-Magazin ein Interview mit einem bekannten Kolumnisten. 80, definitiv Nonkonformist, noch immer aktiv, also berufstätig, noch immer gefragt. Er lebt allein in einer 240 qm großen Altbauwohnung in Berlin, sehr duftig möbliert, Kunst an den Wänden.


    "Braucht" der das? Nein, natürlich nicht. In der Wohnungsmangelsituation nach dem letzten

    Krieg hätte man in diese Wohnung eine 5köpfige Familie pro Zimmer einquartiert. Heute sind aber andere Verhältnisse. In einer pluralistischen und kapitalistischen Gesellschaft kann ihm keiner diese Wohnung verwehren.