Liebe Community,
ich stehe gerade vor der Wahl, ob ich in eine betriebliche Altersvorsorge einsteigen soll oder nicht. Ich bin mir selbst nicht so ganz sicher und hoffe, dass der ein oder andere mir einen Denkanstoß geben kann.
Ein paar Eckpunkte:
- Mein Gehalt liegt weit über der Beitragsbemessungsgrenzen für die Renten- und Krankenversicherung. Ich bin erst Mitte 30, habe also noch viel Zeit bis zur Rente. Ich bin in der GKV.
- Im Gehalt ist aktuell eine betriebliche Altersvorsorge enthalten i.H.v. ~ 8k pro Jahr. Ich könnte mir diese alternativ auch zu 80% als normales Gehalt auszahlen lassen. Die betriebliche Altersvorsorge wird in den folgenden Fonds eingezahlt:
- https://www.deraktionaer.de/ak…ndexeur-de000sla7n92.html
- Der Fonds ist anscheinend zu 60% in Equities und 40% in alternative Assets investiert. Im Prospekt sieht es nach Backtesting so aus, als gäbe es für den Zeitraum 2000-2020 eine Outperformance gegenüber dem MSCI World, wenn man sich Mal nur die Zeit seit 2019 anschaut war die Rendite aber wesentlich schlechter. Am liebsten würde ich die bAV in einen MSCI World ETF anlegen, aber das geht leider nicht
- Es gibt eine Garantie, dass alle drei Jahre 90% des Betrags "festgeschrieben" wird, d.h. größere Verluste sind nicht möglich. Trotzdem bleiben mindestens 90% vom Fonds in Assets investiert
- Gebühren des Fonds werden vollständig vom Arbeitgeber übernommen
- Mit steigendem Gehalt - z.B. mit Tarifanpassungen - würde sich der Beitrag in die bAV erhöhen, bei Entgeltumwandlung bleibt der Betrag allerdings für immer bei 80% des jetzigen Betrags eingefroren
Ich habe selbst Mal versucht, anhand von einem Excel zu simulieren, wie der Fond im Vergleich zur Anlage der Auszahlung in einen ETF performen würde. Dabei habe ich 3,2% Rendite p.a. für die bAV angenommen, 3,6% Gehaltssteigerung pro Jahr, Besteuerung erst am Ende aber inkl. Sozialversicherung. Die Alternative wäre eine Auszahlung mit sofortiger Versteuerung und Anlage in einen ETF mit 8% Rendite p.a., später dafür nur die Besteuerung der Rendite mit 25%.
Die bAV würde sich unter diesen Annahmen lohnen, wenn ich bis 60 im Unternehmen bleibe. Bei vorzeitigem Ausstieg wäre der Endwert bei Auszahlung und Anlage in einen ETF aber deutlich höher. Ich bin davon ausgegangen, dass bei einem Arbeitgeberwechsel der Vertrag einfach bis zum Alter von 62 Jahren mit der angenommenen Rendite ruht, da man vorher nicht auszahlen lassen kann. Die Endbeträge sind jeweils mit 2% für 27 Jahre diskontiert damit ich ein Gefühl für den Wert nach Inflation habe.
| Arbeitgeberwechsel im Alter von ... Jahren | Endwert im Alter von 62 Jahren bAV | Endwert im Alter von 62 Jahren Auszahlung und Anlage in ETF |
| 40 | 37.016 | 67.936 |
| 45 | 68.526 | 105.849 |
| 50 | 100.651 | 132.515 |
| 55 | 133.404 | 151.527 |
| 60 | 166.796 | 165.330 |
Für die Auszahlung würde für mich noch sprechen:
- Höhere Flexibilität, ich würde ständig an mein Geld kommen
- Wer weiß, wie die Welt in 27 Jahren aussieht, wie die künftige Steuerbelastung usw... aussieht, ob die bAV überhaupt noch honoriert wird oder die Politik irgendwie darauf zugreift. Bei eigener Anlage bin ich flexibler und es wird ja niemand gezwungen, hier zu bleiben
- Finanziell möglicherweise die bessere Entscheidung, falls die Rendite der bAV tatsächlich so schlecht wie die letzten paar Jahre wäre
Für die bAV würde noch sprechen
- Ich spare sowieso schon in einen ETF, wäre eine Diversifikation. Zusätzlich Garantie auf 90% des Einzahlungsbetrags.
- Bei Arbeitslosigkeit Hartz4-sicher - davon gehe ich aber nicht aus
- Steigt mit Gehalt, bei hoher Inflation wahrscheinlich von Vorteil da auch die Tarifabschlüsse steigen würden
- Zu versteuerndes Einkommen würde sich reduzieren, möglicherweise könnte ich dann später unter die Grenze für Elterngeld kommen
Gerade der letzte Punkt ist nicht unwichtig da es bei uns knapp wird. Ich könnte auch von Arbeitnehmerseite aus noch mehr in die bAV einzahlen, könnte ich dadurch mein zu versteuerndes Einkommen zumindest für eine Zeit noch weiter reduzieren oder geht das nicht, da der Arbeitgeber schon relativ viel einzahlt?
Ich würde mich über jeglichen Input freuen! Gibt es Punkte, die ich in meiner Betrachtung vergessen habe? Was würdet ihr an meiner Stelle tun?
