Inflationsschutz im Sicherheitsbaustein: Amundi EUR Inflation Expectations 2-10Y?

  • Hallo zusammen,


    ich überlege, wie ich im Depot anteilig neben sicheren Staatsanleihe-ETF (mit hohem Rating und niedrigen Restlaufzeiten) am besten eine Inflationsschutzkomponente integriere. Im Rennen für mich war als anteilige Ergänzung (ca. 1/3 des Sicherheitsbausteins) der folgende ETF:


    Amundi Euro Government Inflation-Linked Bond UCITS ETF Acc | LYX0XL | LU1650491282
    Alle wichtigen Informationen und Vergleiche zum Amundi Euro Government Inflation-Linked Bond UCITS ETF Acc (LYX0XL | LU1650491282) ➤ justETF – Das ETF Portal
    www.justetf.com


    Hierbei stören mich aber zwei Dinge, nämlich zum einen die für mich eigentlich deutlich zu lange durchschnittliche Laufzeit bzw. Duration und zum anderen die Auswahl der Emittenten, die sich eben nicht nur auf AA/AAA-Staaten sondern auch auf Staaten mit Ratings im Bereich BBB erstreckt. Konkret Italien hat aktuell sogar ein Gewicht von 28,22% was für mich eigentlich indiskutabel viel ist.


    Daher überlege ich gerade, ob der folgende ETF geeignet sein könnte, ggf. auch mit einem geringeren Anteil als 1/3 des Anleihe- bzw. Sicherheitsbausteins und eben mit dem Zweck, bei relativ hoher Ausfallsicherheit einen Inflationsschutz mit einzubeziehen:


    Amundi Euro Inflation Expectations 2-10Y UCITS ETF Acc | LYX0U6 | LU1390062245
    Alle wichtigen Informationen und Vergleiche zum Amundi Euro Inflation Expectations 2-10Y UCITS ETF Acc (LYX0U6 | LU1390062245) ➤ justETF – Das ETF Portal
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    Interessant finde ich den Aufbau des ETF bei dem eine Long-Position in von Frankreich und Deutschland ausgegebenen inflations-Indexierten Anleihen und eine Short-Position in französischen und deutschen Staatsanleihen mit angrenzenden Fälligkeiten eingegangen werden.


    Meine Fragen:


    Nutzt jemand hier im Forum diesen ETF zu diesem Zweck?


    Wie schätzt ihr den Aufbau des ETF unter Risikogesichtspunkten ein?


    Welche Erfahrungen habt ihr mit diesem ETF in euren Portfolios gemacht?


    Wie seht ihr die Sinnhaftigkeit einer langfristigen Beimischung dieses ETF im Depot an?

  • Ich hatte mich in dem anderen Thread ja auch schon mit ihm ausgetauscht. Da haben wir unsere Diskussion zu den Akten gelegt :)

    Ich weiß. War ja augenzwinkernd gemeint. Nach der theoretischen Debatte geht es nun ans Praktische.

  • Das war ein gutes Produkt bei ansteigenden Inflationserwartungen gegenüber der momentanen Verzinsung - daher ja auch der Name bzw. der im Hintergrund liegende Break-Even-Satz. Umgekehrt bringt das Produkt keinen Beitrag wenn die reale Verzinsung und die Erwartung übereinstimmen.


    So mein Verständnis stimmt würde ich das Produkt nicht als langfristiges Anlageprodukt sehen. Alternativ ggf. deutsche Linker, gibt es bis 2046 https://www.deutsche-finanzage…exierte-bundeswertpapiere

  • Das war ein gutes Produkt bei ansteigenden Inflationserwartungen gegenüber der momentanen Verzinsung - daher ja auch der Name bzw. der im Hintergrund liegende Break-Even-Satz. Umgekehrt bringt das Produkt keinen Beitrag wenn die reale Verzinsung und die Erwartung übereinstimmen.

    Ganz genau. Und ergänzen lässt sich noch, dass bei einer Inflation, die niedriger ausfällt als die allgemeinen Erwartungen, auch die Rendite gegenüber normalen Anleihen geringer sein wird. Solche Inflationslinker-ETFs sind quasi eine Wette auf eine Inflation, die höher ausfällt als gegenwärtig vom Marktdurchschnitt erwartet.

  • Kater.Ka / gfusdt5 : Das würde ich beides auch so sehen. Was mich halt interessieren würde, wäre eine dauerhafte Beimischung als Inflationsschutz parallel zu kurzen Laufzeiten der sonstigen Anleihen bzw. Anleihe-ETF im Portfolio. Wenn wir mal im Detail drauf schauen:



    Da wie gesagt ein inflationsindexierter EUR-Staatsanleihe-ETF genauso in Frage kommt, wie der im Betreff genannte: Interessant finde ich den Verlauf von beiden ab 2019. Mit Marktzinsen (fast) im negativen Bereich, schmiert der Inflations-Expectations erwartungsgemäß eher ab, der Fonds mit den "richtigen" inflationsindexierten schafft es, sich durch die höheren Kupons der längeren Laufzeiten besser zu behaupten. Noch interessanter ist dann der historisch in seiner Geschwindigkeit doch eher seltene Zinsanstieg ab 2021/22, der dann die Inflationsindexierung vieler Linker praktisch überkompensiert. Hier zahlt der "Inflations-Expectations" seine Stärken aus. Vom Endergebnis her hätte sich eine Beimischung (vll. 1/3 des Sicherheitsbausteins) über eine Laufzeit von fast 10 Jahren nichts gegeben, beide Lösungen ständen mit gut 10% im Plus und das nach der eher heftigen Inflations- und Zinswende.


    Gold wird ja von vielen auch in Punkto Inflationsschutz gerne zerrissen und kritisiert. Über den besagten Zeitraum war die Performance aber richtig gut und der Inflationsschutz vergleichen mit dem dafür ja eigentlich gedachten "Inflation Expectations 2-10Y" auch. Ich spiele deshalb auch mit dem Gedanken, 10% Gold (dann aber EUWAX II) dauerhaft mit im Portfolio zu lassen. All diese Alternativen sind besser gelaufen als die wirklich sicheren (AA/AAA) Anleihen im Nullzinsumfeld bei dann starkt steigenden Zinsen.


    BS.C: Den Blog kenne ich, was ich dazu auch gut fand, war der Walz: https://hartmutwalz.de/3-gruen…ationsgebundene-anleihen/


    Also mein Fazit bisher: Mittelfristig einen Teil (max. 1/3) des risikoarmen Portfolioanteils auf einen entsprechenden Fonds zu setzen, kann Sinn machen. Da ich kein Market-Timing bzw. keine Inflations-/Zinswetten eingehen möchte, dann aber auch in Form von Buy-and-hold und eben nicht nach dem Motto "Blick in die Glaskugel" oder wäre gut gewesen. Würde man damit in der vermutlich kommenden Phase des Inflations- und Zinsrückgangs nicht sonderlich viel mit verdienen? Ja, aber auf lange Sicht scheint mir eine Beimischung trotzdem ganz attraktiv, gerade wenn die (Energie-) und sonstigen Preise mal wieder unverhofft durch die Decke gehen.


    Bleiben die folgenden Fragen:

    Setzt jemand von euch auf einen der beiden ETF?

    Wie würdet ihr die Sicherheit des ETF im Betreff bewerten?


    Den Aufbau habe ich weitgehend nachvollzogen, "gefühlsmäßig" würde ich aber glaube ich aktuell trotzdem eher auf den "normalen" ETF mit den inflationsindexierten Anleihen setzen als auf die Konstruktion mit Long- / Short-Positionen, die dann ja über Optionen abgewickelt werden, was ich im "Sicherheitsbaustein" nicht unbedingt brauche. Vermutlich werden jetzt viele sagen, dass Optionen ja auch sicher seien. Aber mir steckt vermutlich die letzte Finanzkrise noch zu sehr für so ein (blindes) Vertrauen in den Knochen. Ich hab einige Jahre Erfahrungen im Finanzsektor gesammelt und kann mich noch gut daran erinnern, wie es 2007/2008 war, als der Interbankenmarkt kurzfristig gar nicht mehr funktioniert hat und sich die Banken absolut nicht mehr sicher waren, welcher Kontrahent jetzt ausfällt und welcher nicht...


    Wie seht ihr das? Hat jemand selbst Erfahrungen mit den beiden o.g. ETF oder vergleichbaren Lösungen im eigenen Portfolio?


    Danke und lieben Gruß!

    FinanztipUser