Zumindest Georg kommt auf seinem Blog zu einem anderen (Rechen)Ergebnis
Georg setzt chronisch „den Aktienmarkt“ gleich mit dem S&P500. Das ist für Finanzmodellierung dahingehend attraktiv, dass man Zeitreihen über mehr als 100 Jahre easy online verfügbar hat und mit langen historischen Erfahrungen argumentieren kann. Aber macht das in der Sache auch Sinn? Er schreibt beim Vergleich oben ja zurecht, dass Beck einen Gleichgewichtungsansatz bzgl. der Länder fährt, trotzdem rechnet er seinen Vergleich nicht mit dem angerissenen MSCI Equal-Weighted-World, sondern wieder mit seinem S&P500. Das verzerrt die Sache meines Erachtens gerade im Hinblick auf die letzte Dekade, weil da der Marktkapitalisierungsansatz vergleichsweise gut gelaufen ist. Ich mag die Rechenbeispiele und die Fallstudien von Georg und finde es super, dass er (privat) da so viel zu veröffentlicht!
Bei manchen Fragestellungen wirft das Vorgehen bei mir aber massive Fragen auf, schau dir z.B. mal die Fallstudie an:
Folgende Eckdaten hat die betreffenden Person in Punkto Vermögen (Ausgangslage):
ETF: 235.000 Euro
Einzel-Aktien: 1.385.000 Euro
Cash / Geldmarkt: 383.000 Euro
Wie kann man denn da bitte als Näherungslösung für die Berechnung von Ausfallsicherheiten und Pleite-Risiken den S&P500 nehmen? Angenommen die Aktien beschränken sich auf wenige Unternehmen, haben ein starkes Home-Bias oder massives Länderrisiko, dann wäre es doch geradezu fahrlässig, dieses Portfolio in Punkto Risiko/Ausfallsicherheit mit dem S&P500 gleichzusetzen! Lange Datenhistorie hin oder her…
Keine Ahnung wie der Vergleich des GPOne mit einem passenderen Index ausgehen würde. Wahrscheinlich besser, aber ob besser als 100% buy-and-hold, keine Ahnung! Hängt wahrscheinlich dann auch sehr von den Zeiträumen ab, die man betrachtet! Ich finde zu Beginn einer Krise 20% Sicherheitspuffer auch in psychologischer Hinsicht ganz attraktiv. Trennen muss man sich davon dann regelbasiert und gestuft, aber so riesig viel schlechter als mit einem reinen Aktienportfolio dürfte man damit m.E. nicht fahren. Zumal man damit ja auch über die Asset-Klassen besser streut!
Georg hat für mich in den oben beschriebenen Vergleichen ein „Recency-Bias“, da die Marktkapitalisierungsansätze in den letzten 5-10 Jahren vergleichsweise gut gelaufen sind. In den 1-2 Dekaden davor war es umgekehrt. Und in den nächsten 1-2 Dekaden? Ich bin mal gespannt…