HPC Infrastrukturfonds

  • Hallo Community,

    durch ein Erbe bin ich in den zweifelhaften Besitz von Anteilen an einen Infrastrukturfonds geraten, von dem ich leider überhaupt nichts verstehe. Die Beteiligung läuft seit ca. 16 Jahren. Es gab auch Ausschüttungen, allerdings nicht mehr in den letzten Jahren. Mir ist das steuerliche Konstrukt noch nicht klar. Ich bekomme von der Fondsgesellschaft regelmäßig Mitteilungen über zu versteuernde inländische Kapitalerträge, obwohl ich keine Rendite erhalten habe und muss nun ordentlich an das FA nachzahlen. Wie hängt das zusammen ?

    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen, diese Altlast ist doch sehr nervig.

    Danke !

  • Durch ein Erbe bin ich in den zweifelhaften Besitz von Anteilen an einen Infrastrukturfonds geraten, von dem ich leider überhaupt nichts verstehe.

    Jau. :) Ich habe beim schnellen Googeln nichts Handfestes dazu gefunden, außer, daß es sich um einen sog. "geschlossenen Fonds" handelt. Ich hätte gern das Beteiligungsportfolio eingesehen, das ist aber offensichtlich nicht frei abrufbar.


    Ein "geschlossener Fonds" ist eine unternehmerische Beteiligung. Der Fonds sammelt Geld ein, von dem beispielsweise ein Geschäftshaus gebaut wird. Sobald genügend Geld nach Plan zusammen ist, wird der Fonds geschlossen, also es werden keine weitere Anteile verkauft. Ein Verwalter, der sich regelmäßig fürstlich entlohnen läßt, baut und verwaltet das Objekt, dessen wirtschaftliche Ergebnisse den Anteilseignern dann anteilig zugeordnet werden. Wichtigster Bestandteil ist die steuerliche Verlustzuweisung, die den Steuerspartrieb des gemeinen Deutschen bedient. Vermutlich deswegen hat sich Dein Verwandter die Beteiligung damals auch andrehen lassen. Natürlich hat auch ein Finanzprodukteverkäufer vom Verkauf profitiert.

    Die Beteiligung läuft seit ca. 16 Jahren. Es gab auch Ausschüttungen, allerdings nicht mehr in den letzten Jahren. Mir ist das steuerliche Konstrukt noch nicht klar.

    Die Beteiligung läuft seit Erstauflage. Am Anfang hat sich die Beteiligung gelohnt, danach ist sie vermutlich in Schieflage geraten und schüttet nichts mehr aus. Man kann solche Anteile auch verkaufen, allerdings ist die Liquidität minimal, heißt: Nur sehr selten kommt ein Handel zustande. Bei zweitmarkt.de steht der letzte Kurs von immerhin 2022 bei 22%.

    Mir ist das steuerliche Konstrukt noch nicht klar.

    Das gehört mit zum Prinzip. :)

    Ich bekomme von der Fondsgesellschaft regelmäßig Mitteilungen über zu versteuernde inländische Kapitalerträge, obwohl ich keine Rendite erhalten habe und muss nun ordentlich an das FA nachzahlen. Wie hängt das zusammen?

    Ich würde mich über eine Antwort sehr freuen, diese Altlast ist doch sehr nervig.

    Keine Ahnung, wie das im Detail zusammenhängt. :)


    Die Bilanz einer solchen Gesellschaft (die der Fonds darstellt) ist nichts für Laien. Nur Zauberer (man nennt sie Wirtschaftsprüfer und Steuerberater) können eine solche Bilanz aufstellen. Unter dem Strich kann dabei durchaus ein Gewinn herauskommen, obwohl realiter nichts ausbezahlt wird. Normale Menschen so wie Du und ich können das nicht verstehen. Es bleibt Dir nichts anderes übrig, als das einfach hinzunehmen.


    So richtig ordentlich wird es hoffentlich nicht sein, was Du für keine echten Ausschüttungen ans Finanzamt abdrücken mußt. Aber ärgerlich wären auch kleinere Beträge. Da stimme ich Dir zu. Du kannst eventuell versuchen, den Fonds über zweitmarkt.de zu verkaufen. Leicht wird das aber nicht, die Anteile sind ziemlich illiquide. Der Käufer bekommt den Honig nicht (also die steuerliche Verlustzuweisung), entsprechend wenig wird er Dir bieten. Dennoch könnte es sein, daß Du Dich darauf einläßt, vielleicht einfach nur deswegen, damit Du das Nervding los bist.


    Keine bessere Auskunft. :(

  • Es gab auch Ausschüttungen, allerdings nicht mehr in den letzten Jahren.

    Für die Jahre 2015-2021 wurden insgesamt 62% aus- bzw. zurückgezahlt.

    Mir ist das steuerliche Konstrukt noch nicht klar.

    Der Fonds hat in Zertifikate auf einen Index investiert, der die Wertentwicklung von Infrastruktur-Investitionen abbildet. Steuerlich ist das Kapitalvermögen nach § 20 EStG.

    Bei zweitmarkt.de steht der letzte Kurs von immerhin 2022 bei 22%.

    Aktuell steht dort ein Briefkurs von 14% für 50.000€. Du müsstest also weniger verlangen, wenn Du einen Käufer finden willst.


    Der Fonds befindet sich bereits in Liquidation. Daher bezweifele ich, dass jetzt ein Verkauf noch sinnvoll wäre. Die Liquidation kann sich aber über viele Monate oder gar Jahre hinziehen. Aktuelle Kapitalerträge werden ggf. gesammelt am Schluss ausgezahlt.


    Schaue einfach in die letzten Briefe und Protokolle, die Du von HPC Capital erhalten hast. Dort sollte die Abwicklung beschrieben sein, wie sie von den Anteilseignern beschlossen ist. Wenn Du dann noch Fragen hast, rufe den Fondsbetreuer einfach an. Möglicherweise bekommst Du nach der Endabwicklung noch eine steuerliche Verlustzuschreibung, die Du dann mit anderen Kapitalerträgen verrechnen kannst. Auch Informationen über Zeitpunkt und die Höhe der erwarteten Rückzahlung kannst Du dort nachlesen oder erfragen.

  • Hallo und vielen vielen Dank für die Informationen. Dann werde ich nochmal versuchen, mich intensiver damit zu beschäftigen, ob nun ein Verkauf sinnvoll ist oder nicht. Da es aber ein Erbe ist und somit geschenkt, sollten mich evt. Verluste auch nicht unbedingt um den Schlaf bringen.