Tools/Steuerberater für Brutto/Netto Rechnung für Rentner

  • Hallo,


    meine Eltern (verheiratet) sind 59 und 61 Jahre alt und fragen sich, ob sie früher in Rente gehen können und was das finanziell für Sie bedeuten würde. Wir scheitern leider schon daran das Netto vom Brutto zu berechnen:


    Mutter

    Beamtin mit Besoldungsstufe A15

    Anspruch auf Rente der deutschen Rentenversicherung aus einer Angestelltenzeit vor der Verbeamtung (ca. 500€)


    Vater

    BaV Rente von Arbeitgeber A (700€)

    BaV Rente von Arbeitgeber B (40€)

    Rente der deutschen Rentenversicherung (2500€)

    Kapitaleinkünfte (300€ monatlich)


    Ziel ist es, das gesamte Nettoeinkommen jeweils für die nächsten 5 Jahre zu ermitteln, also z.B.

    Wenn beide in 2025 in Rente gehen: 5200€ netto gesamt

    Wenn beide in 2026 in Rente gehen: 5400€ netto gesamt

    Wenn beide in 2027 in Rente gehen: 5600€ netto gesamt

    usw.


    Eine derartige Rechnung begreife ich nicht einmal ansatzweise... deshalb die Frage: wie können wir vorgehen, um diese Zahlen herauszufinden? Gibt es Steuerberater die sowas wissen? Gibt es da einen Schwerpunkt? Wie findet man einen guten Steuerberater? Oder kennt ihre Tools im Internet für sowas?


    Habt Dank!

  • Meine Eltern (verheiratet) sind 59 und 61 Jahre alt und fragen sich, ob sie früher in Rente gehen können und was das finanziell für Sie bedeuten würde. Wir scheitern leider schon daran, das Netto vom Brutto zu berechnen:

    Mutter

    Beamtin mit Besoldungsstufe A15

    Anspruch auf Rente der deutschen Rentenversicherung aus einer Angestelltenzeit vor der Verbeamtung (ca. 500€)

    :)

    Schon etwas kompliziert. Pensionsansprüche sind allgemein ein großes Geheimnis. Deine Mutter sollte mal beim zuständigen Besoldungsamt eine Versorgungsauskunft beantragen. Das ist in verschiedenen Bundesländern möglich, wobei die Bedingungen jeweils subtil anders sind. In einem Fall in meiner Bekanntschaft ist allerdings trotz Nachhake binnen eines Jahres immer noch keine Auskunft da (Die Bekannte hat nicht weiter nachgehakt, ich hätte es an ihrer Stelle getan).


    Es gibt Versorgungsrechner im Netz, die zumindest für eine Peilung gut sind. Typischerweise bekommt ein Beamter für jedes Jahr ruhegehaltfähiger Dienstzeit 1,79375% der ruhegehaltfähigen Dienstbezüge. Das gilt für eine volle Stelle, Teilzeitler anteilig. Die Rente gibt es obendrauf, es sei denn, die Summe beider überschreitet den Höchstversorgungssatz. In diesem Fall würde die Pension entsprechend gekürzt. Den Höchstversorgungssatz erreicht ein Beamter typischerweise in 40 Vollzeit-Dienstjahren.


    Erste Peilung: Dienstjahre ermitteln (in Vollzeitäquivalenten). Den angegebenen Prozentsatz mit den Jahren multiplizieren und dann mit dem aktuellen Bruttoeinkommen. Das Ergebnis kommt zumindest in die Richtung der zu erwarteneden Bruttopension.

    Vater

    bAV Rente von Arbeitgeber A (700€)

    bAV Rente von Arbeitgeber B (40€)

    Rente der deutschen Rentenversicherung (2500€)

    Kapitaleinkünfte (300€ monatlich)

    Wie bAV zählen, kommt immer drauf an. Die gesetzliche Rente wird prozentual nach Zugangsjahr versteuert (Details hatten wir gerade). Es fragt sich, wie die angegebenen Beträge extrapoliert sind, vermutlich mit dem gesetzlichen Rentenalter und unter der Prämisse, daß die Beiträge bis dahin in gleicher Höhe gezahlt werden wie im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre.


    Kapitaleinkünfte dürften bei den Einkünften Deiner Eltern mit der Abgeltungsteuer versteuert werden, Sparerfreibetrag abgezogen.


    Unabhängig davon, ob man tatsächlich zu arbeiten aufhören möchte, lohnt es sich, die Auszahlung der gesetzlichen Rente maximal vorzuziehen, selbst wenn das Abzüge kostet.

    Ziel ist es, das gesamte Nettoeinkommen jeweils für die nächsten 5 Jahre zu ermitteln, also z.B.

    Wenn beide in 2025 in Rente gehen: 5200€ netto gesamt

    Wenn beide in 2026 in Rente gehen: 5400€ netto gesamt

    Wenn beide in 2027 in Rente gehen: 5600€ netto gesamt

    usw.

    Deine Aufgabe ist prinzipiell nicht lösbar, und zwar deswegen nicht, weil die Steuerformeln für die Jahre 2025, 2026 und 2027 noch nicht feststehen, die Steuerformeln für usw. schon gleich garnicht. Eine realistische Peilung ist das Maximum dessen, was Du erreichen kannst.

    Eine derartige Rechnung begreife ich nicht einmal ansatzweise. Deshalb die Frage: wie können wir vorgehen, um diese Zahlen herauszufinden? Gibt es Steuerberater, die sowas wissen? Gibt es da einen Schwerpunkt? Wie findet man einen guten Steuerberater? Oder kennt ihre Tools im Internet für sowas?

    Die gesetzliche Rente läßt sich unproblematisch bis zum 63. Lebensjahr vorziehen (erste Rentenzahlung am Ende des Monats, der der Vollendung des 63. Lebensjahres folgt. Wieviel Rente das ist, läßt sich nicht ausrechnen (weil nämlich der Punktwert in mehreren Jahren nicht klar ist, aber peilen. Angenommen, es ist Dein Vater, der aktuell 61 ist, kann er normalerweise frühestens in 2 Jahre in Rente gehen (Den Geburtsmonat nennst Du nicht, Du brauchst ihn aber für die Kalkulation).


    Was mit den bAV ist, hängt davon ab. Besorg Dir mal die entsprechenden Unterlagen und lies nach, ab wann die zahlen und wie die zahlen. Vermutlich leistet die bAV ab dem 65. Lebensjahr. Wenn Dein Vater mit 63 in Rente geht, stellt er die Verträge entweder beitragsfrei oder zahlt selber weiter. Das muß man sich im einzelnen anschauen.


    Vermutlich läßt sich auch die steuerliche Bewertung der vAB aus den Verträgen herausbekommen. Wenn die Beiträge von der Steuer abgesetzt worden sind und ggf. auch sozialversicherungsfrei waren, werden die Renten versteuert und es sind ggf. nach einem recht komplizierten Verfahren Krankenversicherungsbeiträge zu leisten.


    Schwieriger ist es bei Deiner Mutter (die vermutlich erst 59 ist). Bei ihr ist mit dem Dienstherrn zu klären, wann er sie frühestens laufen läßt. In NRW beispielsweise gilt eine ähnliche Regelung wie bei Rentnern: NRW-Beamte können sich mit 63/0 pensionieren lassen und bekommen dann eine Pension mit 0,3% Abschlag pro Monat früherer Inanspruchnahme.


    Soviel für jetzt.


    Du hast erstmal eine Menge Hausaufgaben. Egal, wer später mal für Deine Eltern peilt, braucht er in jedem Fall diese Zahlen. Du brauchst sie auch, wenn Du es selbst machst. Bitte trage sie zusammen. Wenn das geschehen ist, kannst Du Dich ja nochmal melden.

  • Hi.

    Wer ist Versorgungsdienststelle? Ggf. wollen die etwas zur Höhe der Versorgung sagen bzw. stellen ein Tool zur Verfügung.

    Es wäre ja auch zu beachten, ob (und ggf. in welchem Umfang) eine Anrechnung der Rente erfolgt.


    Wenn Ihr die Zahlen in ein 25-Euro-Steuerprogramm hackt, dann sollten halbwegs brauchbare Zahlen dabei herauskommen.

  • Hallo,

    Achim Weiss vielen Dank für deinen umfangreichen Input. Eine Versorgungsauskunft ist beantragt - ich melde mich wenn ich meine Hausaufgaben gemacht habe.


    Referat Janders die Versorgungsdienststelle ist Hessen. Und Programm wie "Wiso Steuer 2024" können mir hier echt helfen, ein Netto zu berechnen?


    Saarlaender vielen Dank, da kann man ja schon sehr viel von dem Eintragen, was wir benötigen"


    VG und bitte entschuldigt die späte Rückmeldung

  • Und Programm wie "Wiso Steuer 2024" können mir hier echt helfen, ein Netto zu berechnen?

    Wir hatten das gerade: Man kann die Zukunft nicht berechnen. Du kannst also die Aufgabe, die Du Dir gestellt hast, somit nicht lösen.


    Was Du kannst, ist mit Verstand peilen. Diese Peilung wird aber unsicherer, je weiter sie in die Zukunft geht. Wenn Du peilen möchtest, was Du selbst im Jahr 2025 netto verdienst, dann kannst Du Deine aktuellen Daten in ein Steuerprogramm 2024 eingeben (das Dir die Steuer für das Jahr 2023 berechnet). Dabei kommt vermutlich ein niedrigeres Nettoeinkommen heraus, als Du im Jahr 2025 tatsächlich bekommen wirst. Du kannst die Peilung verbessern, indem Du etwa bei der Steuer den erhöhten Grundbetrag berücksichtigst und dabei etwa annimmst, daß die Steigerung von 2023 auf 2024 in gleicher Höhe auch für 2025 gilt. Du könntest annehmen, daß die Tarifsteigerung von 2023 auf 2024 im Jahr 2025 in gleicher Höhe erreicht werden wird. Dito könntest Du die Veränderung der Sozialbeiträge weiter fortschreiben.


    All das sind natürlich Annahmen. Wissen kann das keiner. Je mehr Info Du aber hast, je besser Du die Verläufe der Vergangenheit kennst, desto besser dürften Deine Annahmen mit der zukünftigen Wirklichkeit übereinstimmen.


    Ein nennenswerter Unsicherheitsfaktor bei Deinen Eltern ist der Krankenversicherungsbeitrag Deiner Mutter. Er handelt sich dabei um einen Posten von einigen hundert Euro im Monat, also um einen großen Posten. Bei Deinem Vater, der gesetzlicher Rentner sein wird, läßt sich der Krankenversicherungsbeitrag noch gut peilen, weil der Hebesatz gut abzuschätzen ist. Mich würde interessieren, ob und wie sich der Krankenversicherungsbeitrag eines Beamten mit der Pensionierung ändert. Regelmäßig ändert sich ja mit der Pensionierung der Prozentsatz der Beihilfe von 50% auf 70%, so daß der Versicherte statt früher 50% nun nur noch 30% der Kosten zu versichern hat. Das muß aber noch lange nicht heißen, daß die Prämie der Krankenversicherung entsprechend fällt. Fallen dürfte der Beitrag vermutlich, aber möglicherweise eben nicht um die arithmetisch zu ermittelnden 40%.


    Excel hilft bei der Entwicklung einer realistischen Annahme. Sinnvollerweise führst Du die Kalkulation mehrfach durch, einmal mit mittleren Annahmen, einmal mit besonders ungünstigen und einmal mit besonders günstigen Annahmen. Insgesamt sollten Deine Eltern im Ruhestand wohlsituiert sein, besser als die meisten Ruheständler.