Kinderdepot - thesaurierender vs ausschüttender ETF

  • Hallo zusammen.

    Ich habe eine Frage zum Umgang mit einem Junior Depot.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, sind thesauriernde ETF's ungeeignet für ein Kinderdepot, wenn man einen größeren Anfangsbetrag für das Kind anlegen will.

    Hintergrund:

    Weil durch die automatische Auszahlung man keine Handhabe darüber hat, wieviel Gewinne steuerfrei realisiert werden. Bei einem guten Jahr könnte die Realisierung der Gewinne die Grenzen für die kostenlose Mitversicherung des Kindes in der gesetzlichen Krankenkasse der Eltern übersteigen, sodass man das Kind zusätzlich versichern muss.

    Das stellt ja ein gewisses Dilemma dar, weil man einerseits die hohen steuerfreien Gewinne der Kinder realisieren möchte, auf der anderen Seite die Grenze für die gesetzlich kostenfreie Mitversicherung nicht überschreiten möchte.

    Habt ihr sowas mal erlebt, wie teuer ist dann die Pflichtversicherung vom Kind in der gesetzlichen Krankenkasse bzw. wie stimmt ihr den Verkauf ab, sodass er im Rahmen bleibt. Eure Erfahrungen/Tipps würden mit interessieren!

    Vielen Dank :)

  • Elena H. 29. Oktober 2024 um 07:56

    Hat das Thema freigeschaltet.
  • Wenn ich das richtig verstanden habe, sind thesauriernde ETF's ungeeignet für ein Kinderdepot, wenn man einen größeren Anfangsbetrag für das Kind anlegen will.

    Das hast Du möglicherweise falsch verstanden.

    Weil durch die automatische Auszahlung man keine Handhabe darüber hat, wieviel Gewinne steuerfrei realisiert werden. Bei einem guten Jahr könnte die Realisierung der Gewinne die Grenzen für die kostenlose Mitversicherung des Kindes in der gesetzlichen Krankenkasse der Eltern übersteigen, sodass man das Kind zusätzlich versichern muss.

    Bei einem thesaurierenden ETF wird nichts ausgeschüttet, eben das besagt Thesaurierung ja.

    Die Grenze für die Familienversicherung liegt bei etwa 7 T€ zu versteuernden Einkünften des Kindes. Bei Anlage in Aktien-ETFs kommt eine Teilfreistellung in Höhe von 30% zum Tragen, so daß das Kind für 7 T€ anrechenbare Einkünfte 10 T€ realisierte (!) ETF-Gewinne haben könnte.

    Ich möchte anregen, daß Du für Dein Kind erstmal so viel zusammensparst. Wenn Du in die genannte Gegend kommst, können wir über die Details der Vorgehensweise nochmal sprechen.

    PS: Den verhältnismäßig kleinen Betrag der Vorabpauschale unterschlage ich an dieser Stelle mal. Bevor der zum Hindernis bezüglich der Familienversicherung wird, darf das Kind ein Depotvolumen von etlichen hunderttausend Euro haben.

  • Hallo Achim Weiss.

    Danke für die Korrektur. Ich habe ausschüttende ETF's gemeint.

    Insofern nochmal der Punkt:

    Wenn ich zum Beispiel 15 000 Euro zur Geburt anlege und sich das Vermögen nach 15 Jahren auf etwa 30 000 Euro bei 5 % durchschnittlicher Verzinsung erhöht hat, dann wäre ein gutes Aktienjahr (30 % Gewinn) ausreichend um über die 10k zu kommen, die du erwähnt hast.

    Wäre es dann besser frühzeitig in thesauriernde ETF's umzuschichten um die Ausschüttungen in den eigenen Händen zu haben oder sollte man von Anfang an auf thesauriernde ETF's setzen?

    Das war meine eigentliche Frage.

    Danke!

  • Wenn ich zum Beispiel 15 000 Euro zur Geburt anlege und sich das Vermögen nach 15 Jahren auf etwa 30 000 Euro bei 5 % durchschnittlicher Verzinsung erhöht hat, dann wäre ein gutes Aktienjahr (30 % Gewinn) ausreichend um über die 10k zu kommen, die du erwähnt hast.

    Aber du versteuerst doch nur realisierte Kursgewinne. Wenn das Depot von 15.000 auf 30.000 steigt, du aber nichts verkaufst, dann fallen gar keine Steuern an. Erst wenn du den ETF verkaufst, dann musst du die 15.000 Euro Gewinn versteuern.

    Edit:

    Und falls es um die Ausschüttungen geht:

    Die liegen bei den klassischen World Indizes bei rund 2%. Das wären bei 30.000 Euro also gerade mal 600 Euro und damit weit unter allen Freibeträgen

  • Wenn ich zum Beispiel 15 000 Euro zur Geburt anlege und sich das Vermögen nach 15 Jahren auf etwa 30 000 Euro bei 5 % durchschnittlicher Verzinsung erhöht hat, dann wäre ein gutes Aktienjahr (30 % Gewinn) ausreichend um über die 10k zu kommen, die du erwähnt hast.

    Du musst den Gewinn ja nicht jedes Jahr realisieren.

    Wäre es dann besser frühzeitig in thesauriernde ETF's umzuschichten um die Ausschüttungen in den eigenen Händen zu haben oder sollte man von Anfang an auf thesauriernde ETF's setzen?

    Umschichtung ist so eine Sache, da du dann viele Gewinne auf einen Schlag realisieren musst. Beim Kind mit Nichtveranlagungsbescheinigung ist das an sich kein großes Problem, aber da läufst du sehr viel leichter in das Problem mit der KV.

    Grundsätzlich finde ich bei Kindern die Frage, ob Thesaurierer oder Ausschütter etwas schwieriger als bei Erwachsenen. Grund ist, dass die Neobroker keine Kinderdepots machen und Transaktionen bei Kindern entsprechend deutlich teurer sind. Gewinne eines Thesaurierers jährlich rollen (verkaufen und gleich wieder kaufen) ist entsprechend nicht so attraktiv und die Balance verschiebt sich. Auf der anderen Seite muss man auch nicht unbedingt jährlich rollen. So viel liegt im normalen Kinderdepot nicht und mit NV-Bescheinigung kann man auch nach 10 Jahren zum ersten Mal die Gewinne steuerfrei stellen.

  • Wenn ich zum Beispiel 15 000 Euro zur Geburt anlege und sich das Vermögen nach 15 Jahren auf etwa 30 000 Euro bei 5 % durchschnittlicher Verzinsung erhöht hat, dann wäre ein gutes Aktienjahr (30 % Gewinn) ausreichend, um über die 10k zu kommen, die du erwähnt hast.

    Es zählen nur realisierte Gewinne.

    Ein väterlicher Aktienstratege hätte bei nennenswerten Kurszuwächsen längst angefangen, die Depots seiner Kinder zum Jahresende zu rollen, um den Steuerfreibetrag auszunutzen. Er hätte somit die Entwicklung im Blick und würde passend reagieren.

    30% wäre ein Spitzen-Aktienjahr. Das gibts nicht so oft.

    Vorschlag: Du fängst erstmal an. Und wenn Du dann in 15 Jahren Probleme mit der Krankenkasse heraufziehen siehst, können wir ja nochmal besprechen, was man jetzt sinnvollerweise macht. Ein rechtzeitiges Auseinandersetzen mit der Frage Was wäre, wenn? ist sicher nicht verkehrt, aber man sollte dabei nicht unnötig weit in die Zukunft blicken wollen.

  • Danke euch allen für die sehr hilfreichen Kommentare! Da ich selbst bisher nur thesauriernde ETF's hatte, habe ich den Denkfehler (aus Unwissenheit) gemacht, dass ausschüttende ETF's alle Gewinne in einem Zeitraum (z. B. eines Jahres) komplett ausschütten. Da dem nicht so ist, wäre dann auch ein ausschüttender ETF eine gute Wahl, weil man die Realisierung der Gewinne dann doch weitgehend selbst in der Hand hat. Bis auf die genannten Nachteile beim Wiederanlegen in nicht 'Neo-Brokern'.

    Grüße und danke für die schnellen Antworten.

  • Danke euch allen für die sehr hilfreichen Kommentare! Da ich selbst bisher nur thesaurierende ETFs hatte, habe ich den Denkfehler (aus Unwissenheit) gemacht, dass ausschüttende ETFs alle Gewinne in einem Zeitraum (z. B. eines Jahres) komplett ausschütten. Da dem nicht so ist, wäre dann auch ein ausschüttender ETF eine gute Wahl, weil man die Realisierung der Gewinne dann doch weitgehend selbst in der Hand hat.

    Bei einem ausschüttenden ETF kommt die Ausschüttung ohne Dein Zutun, das steuerst Du eben gerade nicht.

    Typischerweise ist auch für Deine Anwendung ein thesaurierender ETF die bessere Wahl.