Börsennotierter Gaspreis

  • Hallo,


    unser Gas-Anbieter (Entstroga) hat uns einen neuen Vertrag angeboten. Der Gaspreis richtet sich nach dem monatlichen Mittelwert des Preises am EPEX-Spotmarkt. Werden Steuern und Abgaben erhöht, sind diese automatisch Vertragsbestandteil.


    Das klingt für mich nicht gerade günstig und sinnvoll. Wie ist das einzuschätzen? Was meint Ihr dazu?


    Danke für Eure Einschätzung.


    Gruß

    Chris

  • Ist im Prinzip das gleiche Spiel, wie bei dynamischen Strompreisen. Du wettest darauf, dass der Durchschnittspreis günstiger ist der Fixpreis, den dir ein Versorger bietet. Letztendlich nimmst du damit das Risiko von Preissteigerungen auf dich, hast aber auch die Chance, von Preissenkungen zu profitieren.


    Bei Strom ist das Thema dynamischer Preis schon für viele Kunden unattraktiv, da sich ohne E-Auto nicht genug Verbrauch verschieben lässt. Beim Gas sieht es noch schlechter aus. Statt Stundenpreisen wie beim Strom (die Wärmepumpe kann prinzipiell zum Spitzenpreis auch mal 2-3 Stunden abstellen und das Elektroauto später laden) hast du Monatspreise. Du kannst aber deine Heizung nicht vom Januar in den April verschieben, nur weil der Gaspreis da vielleicht günstiger ist. Dazu kommt, dass bei sehr kaltem Wetter und hohem Heizbedarf ziemlich sicher auch der Spotpreis steigt, du also das Preisrisiko genau dann hast, wenn dein Verbrauch hoch ist.


    Am besten du suchst dir mal die Spotpreise der letzten Jahre raus und vergleichst, wie sich gegen einen Fixpreis schlägt. Ich würde vermuten, dass das nicht besonders attraktiv ist

  • Hallo Pumphut,


    ja, das wird so sein;-).


    Merkwürdig ist, dass die Angebote in den Vergleichsportalen vor zwei Wochen noch ca. 20€ pro Monat günstiger waren! Woran kann das liegen? Schwanken die Preise so stark?

  • Unser Gas-Anbieter (Entstroga) hat uns einen neuen Vertrag angeboten. Der Gaspreis richtet sich nach dem monatlichen Mittelwert des Preises am EPEX-Spotmarkt. Werden Steuern und Abgaben erhöht, sind diese automatisch Vertragsbestandteil.

    Das klingt für mich nicht gerade günstig und sinnvoll. Wie ist das einzuschätzen? Was meint Ihr dazu?

    Für mein Verbrauchsverhalten lohnt sich das nicht für mich. Nicht beim Strom, nicht beim Gas.

  • Beim Gas bin ich skeptisch. Beim Strom ist das unter gewissen Voraussetzungen durchaus plausibel. Mit einem Elektroauto lassen sich größere Strommengen relativ einfach verschieben, auch über mehrere Tage. Wärmepumpen können um ein paar Stunden aus der Spitzenlast verschieben, bieten dabei aber nicht ganz die Strommengen und ist weniger flexibel.

  • Hallo Pumphut,


    ja, das wird so sein;-).


    Merkwürdig ist, dass die Angebote in den Vergleichsportalen vor zwei Wochen noch ca. 20€ pro Monat günstiger waren! Woran kann das liegen? Schwanken die Preise so stark?

    Gas ist in letzter Zeit im Großhandel teurer geworden. Ob das v.a. jahreszeitbedingt und damit in diesem Ausmaß normal ist, kann ich aber nicht sagen.

    Klar ist, dass Gas in der Heizperiode teurer ist. Wenn dein Gasverbrauch v.a. an der Heizung liegt - und nicht davon kommt, dass du das ganze Jahr über jeden Tag stundenlang Pizza oder Brot in einem Gasofen bäckst -, erschließt sich mir nicht, warum du einen Tarif wollen solltest, der vom Börsenpreis abhängig ist. Ausgeschlossen ist es nicht, dass du damit Geld sparst, denn die anderen Tarife beruhen auf Schätzungen der Anbieter hinsichtlich der Marktentwicklung, aber es ist ein Risiko, das bei einigen Leuten in den letzten drei Jahren zu horrenden Zusatzkosten geführt hat. Es ist Börsenspekulation.

    Zusätzliches Risiko: Du verstehst nix von Börsenpreisen bzw -indizes. Und kannst so besonders leicht über den Tisch gezogen werden. Dazu gibt es eine aktuelle Recherche:

    Medienhaus Correctiv legt Recherche zu Contracting vor: – Berliner Mieterverein warnt vor missbräuchlichen Wärmelieferverträgen

    Ein weiterer Berliner Fall, wo der Vermieter einer Siedlung den Heizungsbetrieb ausgelagert hat ("Contracting") und dabei einen Vertrag abgeschlossen hat, der den Gastarif an den Börsenpreis koppelt und somit den betroffenen Haushalten ungefragt eine Börsenspekulation auferlegt hat, die zu hohen Nachzahlungen für 2022 geführt hat:

    Immobilienmarkt: Im Namen des Herrn
    Kirchliche Immobilienunternehmen behaupten von sich, besonders sozial zu sein. Ein Blick auf Berlin zeigt das Gegenteil • Foto: Stefan Boness/IPON
    www.jungewelt.de