Beiträge von Achim Weiss

    Als Neuling bin ich jetzt komplett durcheinander.

    Das kann ich mir sehr gut vorstellen, ich bedaure das.

    Es wurde doch immer gepredigt, dass man einen ETF langfristig besparen soll, um vom Zinseszinseffekt (Ausschüttungen auf die immer höher werdenden Anteile) zu profitieren. Jetzt lese ich, es gibt diesen Effekt gar nicht.

    Den Effekt gibt es nach wie vor. Vergiß am besten dieses Video und die tolle neue Methode 3x10.

    Heißt das, ich kann 3 Töpfe machen, weil die Ausschüttungen und ggf Wiederanlagen pro Anteil sind und sich nicht auf den Gesamtbetrag beziehen?

    Ansonsten finde ich den Beitrag gut, die Sparraten aber utopisch. Mein Gehalt gibt es nicht her, 300 oder 400€ im Monat in einen ETF zu stecken. Im Angesicht von steigenden Kosten erhöhe ich lieber nebenbei noch meinen Notgroschen im Tagegeld und spare auch noch eine zweite Ration Festgeld an.

    Es ist nicht sinnvoll, zuviele Fragen in eine Anfrage zu packen.

    Wieviel Geld Du sparen willst oder kannst, ist Deine Sache. Es kann da keine externen Vorgaben geben. Klar ist natürlich: Wer monatlich viel sparen will und kann, bringt mehr Geld zusammen als einer, der weniger oder nichts sparen kann oder will.


    Bei dieser tollen 3x10 Methode geht es letztlich um folgendes: Wenn Du irgendwann mal anfängst zu entsparen, also beispielsweise durch Entnahmen aus Deinem Depot Deine Rente aufpeppst, wäre die für Dich günstigste Methode, daß Du die Anteile zuerst verkaufst, mit denen Du am wenigsten Gewinn gemacht hast.

    Warum ist das so?

    Wenn Du Anteile verkaufst, mußt Du Deinen Gewinn versteuern, aber nicht Deinen ehemaligen Einsatz (also den Kaufpreis des Anteils). Wenn wir mal vereinfachend davon ausgehen, daß Deine ETF-Anteile langsam, aber konstant gewachsen sind, sind sie zwar heute alle gleich viel wert, aber in dem heutigen Preis steckt unterschiedlich viel Gewinn. Im allgemeinen wird in den zuletzt gekauften Anteilen weniger Gewinn stecken als in den Anteilen, die Du vor 20 Jahren gekauft hast. Also müßtest Du weniger Steuer zahlen, wenn Du die letztgekauften verkaufen würdest, und mehr Steuer, wenn Du die zuerst verkauften ETF-Anteile verkaufen würdest.

    Angenommen, Du hast 100 Anteile des gleichen ETFs im Depot und wolltest die letzten 10 verkaufen, so geht das so einfach nicht. Denn wenn Du der Bank sagst: "Mach was mit x Anteilen ETF", so nimmt sie immer zuerst die ältesten. So ist es Vorschrift.

    Du kannst aber trotzdem gezielt die letzten 10 Anteile verkaufen, und zwar so: Du besorgst Dir ein zweites Depot bei einer anderen oder sogar bei der gleichen Bank und gibst der Bank den Auftrag, 90 Anteile zu übertragen. Dann nimmt sie dafür (siehe oben) die ältesten 90 Anteile und überträgt sie auf das andere Depot. 10 bleiben im alten Depot stehen, nämlich die neuesten. Und die verkaufst Du dann (mit niedrigem Gewinn mit relativ niedriger Steuerzahlung).

    Selbstverständlich erzielst Du den gleichen Effekt, wenn Du über die Jahre unterschiedliche ETFs besparst, bei denen Du dann gezielt den einen oder anderen Posten verkaufen kannst.

    Das oben beschriebene Verfahren ist aber flexibler.

    Du bist etwa nicht daran gebunden, das alle 10 Jahre zu machen (wie Saidi das vorschlägt), sondern kannst das etwa alle Jahre machen, wenn Du willst.

    Es führen also (wie so oft) mehrere Wege nach Rom.

    Wie ich schon ediert habe. Zu 80 % durchgefallen. Ohne Gewichtung natürlich nur zu 66,667 %.

    Dies hier ist kein Quiz und auch keine Schule. Wenn Du andererseits danach fragst, ob Du mit Deiner Vermutung richtig liegst oder nicht, solltest Du auf diese Frage möglichst die richtige Antwort bekommen.

    Menschen sind wir alle, und deswegen vertun wir uns schon mal.

    Die Steuerkurve ist in dem Bereich ziemlich flach, heißt: Der Unterschied der Steuerzahlung zwischen Normalversteuerung und Normalversteuerung + Kapitalertragsteuer macht über eine erhebliche Variation der Kapitalerträge keinen großen Unterschied.

    Beispielrechnung (Steuerformel 2023):

    Bruttorente 1700 €/m ./. etwa 200€ Kassenbeitrag macht 1500€/m oder 18 T€/a. Macht 1453 € Steuer/a.

    Dazu nun zu versteuernde Kapitalerträge (echte Kapitalerträge also 1000€ höher):

    Kapitalerträge, Steuer normal, Steuer mit KESt

    5000€ 2739€ 2771,75€

    7000€ 3280€ 3299,25€

    9000€ 3836€ 3826,75€

    Du siehst, wie gering der Unterschied zwischen Normalversteuerung und Normalversteuerung der Rente + Abgeltungssteuer für die Kapitalerträge bei doch erheblicher Variation der Kapitalerträge ist.

    Wenn diese Kapitalerträge aus Aktien-ETFs kommen, kommt der Faktor 1,42 dazu, das heißt: 7000+1000 € Kapitalerträge sind 11.400 € Kapitalerträge aus ETFs. Das muß man erstmal haben.

    An der Stelle den Hinweis, dass Depotüberträge nicht unbedingt fehlerfrei vor sich gehen. Gerade die Übertragung von Einstandskursen bei (ehemaligen) Bruchstücken halte ich für nicht unproblematisch.

    Deshalb würde ich eher weitere Depots eröffnen und dort Sparpläne [besparen], als Anteile von einem Spardepot auf ein Haltedepot zu übertragen

    Wenns um die Steuer geht, setzen bei vielen Leuten Verstand und Augenmaß aus.

    Die Prinzipien, die hinter dieser tollen "3x10"-Strategie stecken, sind längst bekannt. Wie man sie umsetzt, kommt darauf an, wie es immer schon schön kalauernd heißt. Da sind dann die Leute, die fleißig über 30 Jahre ihren Sparplan bespart haben und dann mit irgendwelchen Superkonstruktionen hunderttausende Steuern sparen wollen.

    Nein, ich bin wahrlich kein begeisterter Steuerzahler, aber letztlich müssen Steuern sein, schließlich bezahlt der Staat davon nicht nur die zuvielen Politiker, sondern auch die zuwenigen Lehrer und die Straßen und die Krankenhäuser. Der im Video so reißerisch hochgedrehte Steuerspareffekt ist vorhanden, aber so groß letztlich dann auch wieder nicht.

    Wenns bei mir zum Tragen kommt, werde ich den Effekt schon zu nutzen wissen, aber ich werde keinen Abend mit Kalkulationen verbringen, damit ich auch noch den letzten Cent dabei heraushole. Wenns um Steuer geht, kann man schon denken: "Hm, ist ja eine ganze Menge - aber schau mal, was der Steuerzahlung an Gewinnen gegenübersteht."

    Ich zahle lieber viel Steuer auf viel Gewinn als keine Steuer auf keinen Gewinn oder sogar Verluste.

    Falscher Briefkasten. Hier ist das Forum und nicht die Redaktion von Finanztip.

    (Ich bezweifle übrigens, daß Dir die Redaktion in einem Einzelfall eine rechtlich tragfähige Auskunft geben wird.)

    Jetzt mal abseits von KFZ-Bedingungen und ohne Atlas oder Google hätte ich diese Frage so beantwortet:

    1) Wie heute Russland hatte auch die [Sowjetunion] einen europäischen und einen (größeren) asiatischen Teil

    Das stimmt.

    2) Als Abgrenzung zwischen [Europa] und [Asien] galt/gilt das Uralgebirge und ab dessen südlichen Ende die kürzeste Linie bis zum Kaspischen Meer.

    Das stimmt so nicht. Das ziemlich genau in Nord-Süd-Richtung verlaufende Uralgebirge ist ziemlich unstrittig, eine Linie, die vom südlichen Ende des Uralgebirges zum Kaspischen Meer führt, war eigentlich nie ein Thema. Die Mehrheit sieht heute den Ural-Fluß als Grenze.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Eurasien#…pe_and_Asia.png

    3) Alles westlich von Ural und Line zählt zum europäischen Teil; das gilt dann auch für den gesamten Kaukasus und mithin auch für Georgien.

    Nein. Die von Dir genannte Linie würde in SW-Richtung vom Uralgebirge zum Kaspischen Meer führen. Wie ginge die dann weiter? Einfach verlängert verliefe die quer durch den Kaukasus. Im Kaukasus werden verschiedene Linien als Grenze diskutiert (siehe Bild).

    Weiter westlich wird es dann wieder eindeutig: Der Bosporus gilt als Grenze. Unsereiner würde die Grenze ja mitten durch die Ägais ziehen und die Inseln je nach Entfernung zum jeweiligen Festland zu Asien oder Europa schlagen, aber laß das mal keinen Griechen hören!

    Ich lese ab und zu, dass der Kurs eines ETFs nicht so wichtig ist.

    So liest Du es vermutlich nicht.

    Der Kurs eines ETFs sagt erstmal wenig aus. Er ist die Division des Gesamtwerts aller Papiere, die der Fonds hält, durch die Anzahl der ausgegebenen Anteile.

    Es mag einen ETF auf den MSCI World geben, dessen Anteile heute zu 27 € gehandelt werden, und einen anderen, dessen Anteile heute zu 71 € gehandelt werden. Der Preisunterschied sagt nichts aus, der ETF zu 27 € ist nicht per se besser oder schlechter oder billiger oder teurer als der zu 71€. Du kannst nur fürs gleiche Geld mehr Anteile kaufen, was die Stückelung leichter macht.

    Sehr wohl interessant ist allerdings, wie der Kurs sich verändert. Am liebsten hat es der Anleger, wenn der Kurs möglichst schnell möglichst hoch steigt :)

    Aber, was ist, wenn ich zum Beispiel 1000 Anteile von einem ETF mit dem Kurs 3 Euro kaufe und diese 20 Jahre halte, diese 1000 Anteile dann wiederum zu einem Kurs von 30 Euro verkaufe. Was macht das mit meiner Rendite in dieser Laufzeit und dem Verkauf am Ende?

    Eine Verzehnfachung in 20 Jahre wäre natürlich eine ganze Menge, nämlich etwa 12% Kursgewinn pro Jahr. Das hätte jeder gern. Es ist aber egal, ob der EFT von 27€ auf 270€ geht oder der zu 71€ auf 710 €.

    Ich weiß nicht recht, worauf Du hinauswillst. Vielleicht formulierst Du Deine Frage einfach nochmal etwas anders.

    Meine Frau arbeitet seit letztem Jahr bei einer großen internationalen Unternehmen, was jährlich Aktien zum Vorzugspreis (-20%) anbietet. Die Anteile dürfen bis zum nächsten Jahresende nicht verkauft werden (in diesem Fall also 31.12.2024).

    Habe mir kurz im Internet nachgeschaut und der Titel hat:

    • Performance: -38% 5J, -11% 3J -5,5% 1J

    Trotz der schlechten Performance hört sich der Kauf mit einem Abschlagvon 20% immer noch in Ordnung, oder?

    Rechenexempel.

    Welche andere Faktoren sollte man berücksichtigen?

    Die Steuer und das Klumpenrisiko. Wenn man bei der gleichen Firma arbeitet und von ihr auch Aktien hat, erhöht man die Exposition. Geht es der Firma schlecht, wackelt der Arbeitsplatz und der Aktienkurs ist meist am Boden. Hängt natürlich von den Größenordnungen ab. Verliert man seinen Arbeitsplatz, an dem man z.B. 70 T€/a verdient hat und man hat Mitarbeiteraktien über 10 T€, so reißen die es auch nicht mehr heraus. Fatal ist diesbezüglich erst ein Fall wie Enron, der die Betriebsrentenkasse mit eigenen Aktien vollgestopft hatte.

    Ganz allgemein geht es um das Thema Aufbewahrungspflicht und Ordner- / Organisationsstruktur.

    Themen wie Verträge, oder wichtige Schreiben per Post, oder Relevantes für die Steuererklärung scanne ich alle und habe sie für mich digital zugänglich als PDF wegsortiert.

    Klar. Passende Ordnerstruktur d:\txt\... teilweise mit Unterordnern nach Jahren.

    Darüber hinaus hätte mich aber stark interessiert wie ihr das Thema Kontoauszüge, Kassenbons, etc. betrachtet. Wie habt ihr das für euch organisiert?

    Kassenbons scanne ich nur gelegentlich, wenn sie etwa garantierelevant sein könnten.

    Ich habe nicht viele Kontobuchungen; deren Daten übertrage ich manuell (na ja, meist cut-and-paste) in eine Exceldatei, die über die Jahre gewachsen und immer detailreicher geworden ist. Im Grundsatz ist sie ein Buchungsjournal. Ein Blatt pro Jahr.

    Meistens habe ich unter dem aktuellen Stand bereits die zu erwartenden Buchungen des nächsten Monats stehen. Zumindest bei mir kommt der Großteil der Buchungen wieder, da ändere ich nur Datum und Betreff (z.B. Rechnungsnummer).

    Wenn ich wirklich ein Schaubild haben will, wie sich irgendwelche Zahlungen über die Jahre verändert haben, mache ich mir eins. Eine "Bankingsoftware" glaube ich nicht zu brauchen.

    Anlagegeld notiere ich mir separat in einer anderen Exceldatei.

    Meine Banken stellen Kontoauszüge (monatlich oder quartalsmäßig) als PDF bereit und nerven rum, damit ich sie auch lese. Also lade ich sie herunter, bevor sie kostenpflichtig verschickt werden und speichere sie in die oben schon erwähnte Dateistruktur.

    Gesetzgebung ist mehr als ein Federstrich.

    Schön wäre es, wenn es das wäre.

    Beiträge sind steuerlich geltend zu machen, daher haben wir doch gewisse mittelbare Auswirkungen der Ausweitung der Bemessungsgrundlage von Pflichtversicherten.

    Ja, und? Die Versicherten müßten Beiträge auf ihre Kapitalerträge zahlen (am besten, das machen gleich die Banken, die sitzen ja an der Quelle), damit hätten die stets um Geld verlegenen Krankenkassen mehr Geld. Diese zusätzlichen Beiträge sind steuerlich absetzbar (heißt: weniger Geld in der Steuerkasse), aber die Kassen bekämen mehr Geld als der Staat Mindereinnahmen hätte. Könnte man als zusätzlichen Staatszuschuß sehen. Der Staat könnte ob dessen auch aufkommensneutral den Bundeszuschuß zur GKV kürzen. Schlichtes Rechenexempel.

    Daher würde ich da keine Veränderung über Nacht erwarten.

    Über Nacht sicher nicht, aber in kurzer Zeit (sagen wir mal: binnen eines halben Jahres) allemal. Gesetze werden gern zum Jahreswechsel wirksam oder zur Mitte eines Jahres, also zum 1.7.

    Bei den Kosten eines Girokontos müssen eigentlich der Fairness halber auch die Kosten für die Girocard einbezogen werden.

    Kann man machen. Was steht dagegen, daß Du es tust?

    Ich nutze Bankingsoftware (banking4) und ansonsten einen Webbrowser. Der Zugang erfolgt via ChipTAN. Das funktioniert zumindest bei der DKB nur mit girocard, die wiederum extra Kosten verursacht. Das müsste nach meiner Ansicht beim Vergleich daher mit aufgenommen werden.

    Auch die Bankingsoftware kostet Geld (40 €?). Sollte man das nicht auch berücksichtigen?

    Bei der Gelegenheit: Die „geographischen Grenzen Europas“ sind durchaus widersprüchlich definiert.

    Ja :)

    Auch wenn es für 99,99% der Autofahrer gegenstandslos sein wird, so als Testfrage: Gehört Georgien zu Europa oder nicht?

    Für mich nicht. Was ich aber in dieser Frage denke, ist in diesem Zusammenhang uninteressant.

    Als Autofahrer würde ich bei meiner Versicherung nachfragen, sobald diese Frage tatsächlich akut wird.

    Peleron hat geschrieben, dass der freiwilliges Mitglied der GKV ist. Daher die Annahme, dass er das nicht erst seit gestern ist.

    Dann sollte es ja kein Problem sein, als Rentner den Status KVdR zu erlangen.

    Nichtsdestoweniger: Es ist jetzt so, daß ein KVdR-Rentner in seiner Ruhestandszeit quasi "gesetzlich versichert" ist, also auf Kapitalerträge keine Beiträge zahlen muß, ein freiwillig versicherter Rentner aber wohl (das ist meines Wissens in der aktiven Zeit auch schon so, wenngleich es bei einem freiwillig versicherten Angestellten ja keinen Unterschied macht).

    Es kostet einen Federstrich, das zu ändern, und die GKV sucht bekanntlich immer Geld. Und wenn das dann noch bei den "Reichen" zu finden ist, ist es dann kein geradezu soziales Werk, es der Gemeinschaft zuzuführen, der solidarischen?

    user='26568']Peleron[/user] hat geschrieben, dass der freiwilliges Mitglied der GKV ist. Daher die Annahme, dass er das nicht erst seit gestern ist.

    Und ja, Gesetze können geändert werden. Aber deswegen sollte man nicht in Schockstarre verharren und nichts tun, sondern erstmal annehmen, dass die aktuellen Gesetze erstmal so bestehen bleiben.

    Wir sprechen von etwa 10 Jahren, bevor diese Überlegung für den Threadstarter überhaupt erst zum Tragen kommen.

    Was war vor 10 Jahren? Siehste. Gleiche Zeitspanne.

    Wir beide sind uns einig darin, daß es eine Überlegung ist, einen Anspruch an die gesetzliche Rente aufzubauen. Der Threadstarter hat uns nicht verraten, was er verdient; wenn er aber in 10 Jahren ein zusätzliches Vermögen von 400 T€ aufbauen will, kann sein Einkommen nicht gar so gering sein, was dann bedeutet: relativ hoher Steuersatz, bessere Rendite für eine Einzahlung in die gesetzliche Rentenkasse.

    Ich werde nächstes Jahr um diese Zeit voraussichtlich in folgender Situation sein:

    - 56 Jahre alt, Single, kinderlos
    - Selbstständig / Freelancer (seit 35 Jahren, wahrscheinlich noch 10 Jahre vor mir)
    - keine Schulden oder sonstigen finanziellen Verpflichtungen
    - 650.000 € verfügbar (davon 100.000 € derzeit in einem ETF auf den MSCI World)

    - 100 T€ in einem ETF, weitere 100 T€ so herumliegen, 450 T€ erwarteter Erlös aus einem Hausverkauf.

    - privater Finanzbedarf (nach Steuern & Krankenversicherung) ca. 2.000 € / Monat = 24.000 € / Jahr – ein Großteil davon Miete und Nebenkosten (ich will ... keine Wohnung kaufen).

    Gesetzliche KV? Private KV?

    - keine Einzahlungen in / Ansprüche an die Rentenversicherung.

    Staun! Klär das mal. Die meisten Leute haben doch irgendwelche Einzahlungen. Bundeswehr vielleicht?

    Ich werde wahrscheinlich noch zehn Jahre arbeiten (können) und hoffe, in dieser Zeit z.B. einen ETF-Sparplan bedienen zu können.

    Ich selbst bin (was Investments anlangt) sehr auf Aktien/ETFs. Hier im Forum sind alle für ETFs, ich wende dennoch regelmäßig ein, daß Aktien/ETFs nicht die komplette Anlagewelt sind. Wer ETFs kauft, muß es aushalten können, daß die Anlage auf z.B. die Hälfte zusammenschnurrt. Wer in einem solchen Moment die Reißleine zieht, hat die berühmte A-Karte gezogen. Sollte man vorher bedenken, bevor man sich hoch an der Börse engagiert.

    Wichtiges Kriterium: Was verdienst Du? (Und damit automatisch: Welchen Steuersatz zahlst Du?) Du mußt das hier nicht posten, aber in Deine Überlegungen mit einbeziehen. Ich halte eine freiwillige Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung für eine gute Idee, das lohnt sich aber nur dann, wenn Du die (übrigens ziemlich begrenzten, max 25 T€ im Jahr) Beiträge nennenswert von der Steuer absetzen kannst, denn die Rentenzahlung mußt Du später ja auch versteuern. Es bringt es nicht, aus versteuertem Einkommen freiwillige Rentenbeiträge zu leisten, deren Erträge Du hinterher nochmal versteuern mußt.

    Es mag sich durchaus rechnen, wenn Du Dir eine kleine Rente von sagen wir mal 500 oder 700 € aufbaust. Das reicht im Ruhestand natürlich nicht für den Lebensunterhalt, aber es gibt Dir Monat für Monat eine Basis.

    Das Ziel, später als Rentner ein KVdR-Mitglied zu werden, sollte auf jedem Fall angestrebt werden!

    https://www.finanztip.de/gkv/krankenver…ng-der-rentner/

    Auch dieser Spruch gehört zu den Mantras dieses Forum.

    Als KVdR-Mitglied spielt m.W. nach die Höhe der späteren Kapitaleinkünfte keine Rolle. Als freiwilliges Mitglied der GKV müssen hingegen auch auf Kapitaleinkünfte Beiträge gezahlt werden.

    So ist es heute. Wie lange diese Regelung wohl noch überleben wird? Es kostet nicht mehr als einen Federstrich, sie zu streichen.

    Die 60 Monate, sollte man doch hinbekommen. ;)

    Das sind zwei Paar Stiefel.

    60 Monate Beiträge braucht man, um überhaupt einen Anspruch auf eine gesetzliche Rente zu erwerben, und die ist in der Tat Vorausstetzung für den Status "KVdR".

    Dazu muß man halt die zweite Hälfte des Berufslebens zu 90% in der GKV gewesen sein.

    An Deiner Stelle würde ich mich nicht trauen, heute auf einen Schlag für 100.000 € den ETF zu kaufen, auch wenn das die rationale Entscheidung wäre.

    Der Threadstarter hat aktuell 100 T€ irgendwie herumliegen. Wenns meins wäre, würde ich es unbedingt auf ein Tagesgeldkonto legen, dafür bekommt man aktuell bis zu 3,5% Zinsen. Wenn klar ist, daß nächstes Jahr über einen Hausverkauf z.B. 400 T€ fließen, konnte man ja auch schon jetzt von den 100 T€ etwas anlegen, etwa dreimal 20 T€ alle 3 Monate. Was ist schon "nächstes Jahr"? Ist damit der 1.1. oder der 31.12. gemeint?

    Wir können hier nur Anstöße geben, zumal wir wesentliche Dinge nicht wissen (etwa das Einkommen des Threadstarters und den Grund dafür, daß er 100 Mille einfach so (wo?) herumliegen läßt).

    Wohlgemerkt: Das sind höchst private Daten, die niemand hier von sich posten muß. Aber ohne solche Info muß jeder Rat halt Stückwerk bleiben.

    Ich habe den Sonder-Newsletter mit der 3x10 Strategie gelesen.

    Dieser Tipp kommt leider für mich rund 30 Jahre zu spät! Ich bin nun 60 Jahre und habe nicht "die Zeit", diese Strategie weitere 30 Jahre durchzuführen. Wenn ich das vor 30 Jahren gewusst hätte ...

    ... hätte es Dir nichts gebracht, weil damals nämlich die steuerlichen Bedingungen noch ganz anders waren.

    Leider waren die Möglichkeiten damals nicht so gut und transparent und die Beratung, wie durch euch, nicht so offen. Musste mein Geld konservativer und mit weniger Rendite ansparen.

    Nein, das mußtest Du nicht. Du hättest damals möglicherweise sogar schon einen ETF kaufen können, auf jeden Fall aber einen Aktienfonds und hättest dessen Wertzuwachs nach 6 oder 12 Monaten Haltezeit steuerfrei gehabt. Vor etwa 30 Jahren standen wir vor der Dot-Com-Hausse, da hättest Du an der Börse eine Menge Geld verdienen können.

    [Ich bereite mich] nun auch schon auf die Rente vor. Ich habe vor 30 Jahren eine ETW gekauft, die bereits seit 10 Jahren schuldenfrei ist. Und habe Geld angelegt und vermehrt. Aber sicher nicht so viel und "leicht" wie mit ETFs. Schade. Aber jetzt noch in ETFs zu setzen ist sicher nicht so lukrativ, da dass Geld auch gebraucht wird.

    Jeder legt sein eigenes Geld so an, wie er selbst es für richtig hält - und hat auch alles Recht dazu. Wenn Du Dein Lebtag lang konservativ investiert hast (und das für richtig hieltest), dann wirst Du das jetzt auch nicht ändern wollen. Sicher hattest Du Deine Gründe dafür, in den vergangenen Jahren der Hausse an der Seitenlinie stehen zu bleiben.

    Daß jetzt andererseits "alles zu spät" sei, stimmt natürlich nicht. Du wohnst in Deiner ETW zwar nicht kostenfrei, aber immerhin mietfrei, hast also im Vergleich zu einem Mieter schon einmal diese Kosten weniger - bekommst aber die gleichen Alterseinkünfte wie ein Mieter. Das heißt: Du kannst Dir im Ruhestand vermutlich mehr leisten als ein Mieter. Andererseits läuft eine Rente im Durchschnitt 21 Jahre, das heißt: Nach dem Eintritt in den Ruhestand kommt in aller Regel noch eine ganze Menge Leben, und es bliebe auch Zeit genug, das Geld, was Du mit 85 zu verzehren gedachtest, jetzt mit 60 an die Börse zu tragen.

    Das muß aber jeder selber wissen.

    Wer ernsthaft vor der Frage steht (lange Jahre vor dem sog. regulären Rentenalter) auszusteigen und (dann meist ausschließlich) von den Entnahmen/Erträgen zu leben, hat in aller Regel zuvor sehr erfolgreich gearbeitet - und war eben kein Beamter, nicht im öffentlichen Dienst beschäftigt, kein "kleiner" Angestellter etc. (absolute Ausnahmen wie Erben und Lottogewinner mal ausgenommen). Und hat (daher) auch einen entsprechenden Lebensstil - und/oder will zumindest einen solchen pflegen.

    Diesem Irrtum unterliegt beispielsweise der berühmte Gerd Kommer auch.

    Vermögen bildet sich immer, wenn mehr reinkommt als rausgeht. Das ist mit höherem Einkommen leichter zu bewerkstelligen als mit einem kleinen (weil unter einem gewissen Basis-Lebensbedarf nichts läuft), aber es erfordert nicht zwangsläufig ein hohes Einkommen.

    Umgekehrt ist man mit hohem Einkommen nicht automatisch finanziell sorgenfrei, das hat uns beispielsweise unser Alt-Buprä Wulff vor Augen geführt, der in unser aller Augen ein recht hohes Einkommen hatte (in Deinen vielleicht ein kleines oder mittleres), aber dennoch mit seinem Geld nicht auskam.

    Ich kenne einen "kleinen Angestellten" im öffentlichen Dienst, der mit 40 ein Geldvermögen von etwa 40 Jahresgehältern aufgebaut hatte, obwohl er noch nicht einmal eine ganze Stelle hatte, also lediglich Teilzeit gearbeitet hat. Wie das ging? Er hat selbst ziemlich sparsam gelebt und dann in günstiger Zeit ein gutes Händchen an der Börse bewiesen, so daß er in verhältnismäßig kurzer Zeit sein Geld vermehrfacht hatte. Hätte der Mann damals aussteigen wollen, hätte ihm sein Geld vermutlich bis zum Lebensende gereicht. Nicht mit einem Lebensstil à la Maschmeyer, natürlich, aber mit unverändertem Lebensstil. Der Mann hängt aber an dem, was er tut und ist deswegen nicht ausgestiegen ( monstermania: Arbeit ist mehr als Geldverdienen). Und doch sagt er schmunzelnd: Zu wissen, daß er es jederzeit könnte, gebe ihm Sicherheit. Sollte der Mensch durch Zufall irgendwann einmal mit Gerd Kommer einen Kaffee trinken, und Gerd Kommer würde sagen: "Nur als Unternehmer kann man das Ziel 'finanzielle Freiheit' erreichen!" möchte ich gern Mäuschen spielen.

    Die finanzielle Unabhängigkeit ist und kann - nach meinem Dafürhalten - immer nur eine (rechnerische) Form bzw. Hülle sein - so wie ein leeres Glas, welches man dann eben erst mit Inhalt(en) füllen muß, kann bzw. darf. Das ist aber eigentlich doch eine Binsenweisheit ...

    Klar.

    Ein selbstgewählter (und selbstfinanzierter) Vorruhestand ist genau das: ein Ruhestand.

    Der eine finanziert sich den aus eigenen Mitteln, der andere wird mit gesetzlicher Rente zwangsweise in die Ruhestand geschickt und mag sich dann als "altes Eisen" fühlen. Psychisch mag beides durchaus ähnlich sein. Ok: Wenn ich selbst das wähle, dürfte ich meine Finanzen eher im Blick haben als wenn ich einfach in Rente geschickt werde und dann das habe, was die Deutsche Rentenversicherung mir überweist (und nicht mehr).

    Wenn jemand aber freiwillig seine Arbeitszeit reduziert, weil er sein Leben so bescheiden führt, daß ihm ein reduziertes Einkommen trotzdem reicht, ohne daß er der Gesellschaft zur Last fällt, so sollte ihm in einer freiheitlichen Gesellschaft eine solche Lebensführung freistehen.

    Grundsätzlich ja, die Sache hat aber zwei Haken:

    1. Krankenversicherung. Mit 550€ im Monat gibt es die Krankenversicherung quasi umsonst. Quersubventioniert vom Rest der Allgemeinheit. Von Minimalbeträgen leben und ein kleines bisschen arbeiten, um die KV mitzunehmen ist was vollkommen anderes als ein ordentlicher Privatier mit 3000€ Entnahme im Monat und selbst bezahlter KV

    2. Altersvorsorge: wenn mit 70 das Geld ausgeht, weil die Entnahmerate doch ein bisschen zu hoch war, springt wieder die Allgemeinheit mit Grundsicherung ein

    Es ist im allgemeinen zweckmäßig, die "Moral" vor der Tür zu lassen, und zwar nicht etwa deswegen, weil man keine haben sollte, sondern deswegen, weil jeder etwas anderes darunter versteht. Eine ganze Branche (nämlich die Steuerberater) lebt gut davon, in unserem Gesetzesgestrüpp Arbitragegewinne zu finden, und ein guter Steuerberater gilt in unserem Land als angesehener Mann.

    Der eine bezeichnet es als unmoralisches Abgreifen von Sozialleistungen, wenn ein reicher Mensch, der primär von seinen Kapitalerträgen lebt, sich einen kleinen, gerade sozialversicherungspflichtigen Job besorgt, dessen verhältnismäßig niedriger Krankenversicherungsbeitrag den vollen gesetzlichen Krankenversicherungsschutz bezahlt. Der gleiche Mensch macht sich dann möglicherweise für sich selbst Gedanken, wie er es hindengeln kann, daß er selbst in die KVdR rutscht, damit er auf seine eigenen Kapitalerträge keine Beträge zahlen muß.

    Wenn der Staat das anders will, soll er es anders regeln. Jeder Bürger darf sich im Rahmen der Gesetze frei bewegen. Und wenn diese Gesetze Arbitragegewinne zulassen, darf er auch diese nutzen.

    Sozialstaat heißt: Wir unterstützen den, der in Not ist. Nur in Grenzen wird gefragt, ob derjenige, der in Not ist, diese Notlage selbst verschuldet hat, am Ende noch absichtlich. Wenn sich der selbstgewählte Frührentner verkalkuliert hat und ihm mit 70 das Geld ausgeht, unterstützt ihn die Gemeinschaft. So funktioniert unser Staat und wir sollten nicht daran rütteln. Gut 20% der Bevölkerung tut das, mich versetzt das in Sorge.