Die Grundidee beim passiv investieren ist doch
a) prognosefrei,
b) günstig und
c) breit gestreut zu investieren.
Für c) nimmt man am besten einen breiten Weltaktienindex. Dann hat man den Durchschnitt des Marktes.
Nun ist es nicht unüblich, dass man sich nicht mit dem Durchschnitt zufrieden geben will. Insbesondere, wenn man eine überdurchschnittliche Bildung und/oder überdurchschnittliches Einkommen hat und womöglich noch überdurchschnittliches Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen hat, dann sollten doch Erträge möglich sein, die zumindest etwas oberhalb des Marktdurchschnittes liegen, oder? Wenn ich weiß, dass Tech-Aktien über einen langen Zeitraum besser als der Weltaktienindex waren, dann ist das doch der Beweis, dass es leicht möglich ist, den Durchschnitt zu schlagen, oder?
Ich halte das alles für einen Trugschluss!
Zunächst sollte mir klar sein, dass das Übergewichten einer Branche ein Verstoß gegen Grundidee a) ist. Natürlich kann das super Ergebnisse bringen, aber eben auch schlechte Ergebnisse, wenn Deine Prognose (weiter überdurchschnittliche Ergebnisse bei Techaktien) falsch war. Im Durchschnitt verbessert sich das Ergebnis eben nicht.
Weiter sollte man sich m.E. davon verabschieden, dass der Durchschnitt nur mittelmäßig wäre! An den Märkten sind die Profis tonangebend. Die Order aller Privatkunden sind fast unbedeutend für die Kurse. Daraus folgt, dass der Weltindex der Durchschnitt der Profis ist. Besser kann ich also nur sein, wenn ich die Mehrzahl der Profis schlage. Wer sich das zutraut, sollte prüfen, ob er nicht an Selbstüberschätzung leidet!
Aktive Aktienfonds werden von Vollzeit-Profis gemanagt und schaffen es in den wenigsten Fällen, einen Index über eine längere Zeit zu schlagen. Warum sollte ich als Teilzeit-Möchtegernprofi besser sein?
Ich handele auch seit ca. 40 Jahren Aktien und kann tolle Erfolge aufzählen. Aber es gibt auch sehr viele Geschäfte, an die ich mich nicht gerne erinnern mag. Natürlich habe ich keine Statistik geführt, aber ich bin überzeugt, dass ich in Summe nicht an den MSCI World heranreichen kann. Daher ist es gut, dass ich heute kaum noch Einzelaktien und ebenso nur wenige Branchen-ETFs habe.